Ich und die PHANTASTISCH!

Quelle: phantastisch.net

Das Jahr geht gut los.

Gerade ist die neue phantastisch! erschienen und es steht mein Name auf dem Titel. Wie cool ist das denn?!

In der phantastisch! Nr. 69 berichte ich von der Eschbach-Tagung in Wolfenbüttel. Zunächst wollte ich ja nur einen kleinen Text für den Newsletter der PRFZ schreiben, doch dann wurde ich lieb gefragt, ob ich nicht einen längeren Artikel schreiben wolle. Was für eine Frage … klar wollte ich das.

Dies ist mein allererster Artikel in einer Zeitschrift, die man am Kiosk kaufen kann. Also jedem der daran interessiert ist, was ich denn so auf der Tagung in Wolfenbüttel erlebt habe, lege ich dieses Magazin ans Herz. Außerdem bietet die phantastisch! dem Fan des Genre noch viele weitere spannende Artikel und Rezensionen zu Büchern und Filmen, Interviews und eine Geschichte von PERRY RHODAN NEO-Autorin Madeleine Puljic.

Und wer das Magazin am Kiosk nicht bekommt, kann es hier bestellen.

Das Alien auf der Schlosstoilette

Seminar im Schloss

Bei zwei meiner Aufenthalte in Wolfenbüttel fand das Seminar im Hofsaal des Schlosses statt. Im vergangenen Jahr war es das Kurzgeschichtenseminar. Daran erinnerte ich mich wieder, als ich am Freitag in der Pause zu den Toiletten hinunter in den Keller stieg.

In der Seminarwerkstatt mit Uwe Anton und Klaus N. Frick hatte damals einer der Teilnehmer eine Geschichte geschrieben, in der jemand ein totes Alien entdeckte, das auf dem Boden einer Toilette lag und den Zugang zu den Toilettenbecken versperrte. Irgendwie hatte sich in meinem Hirn das Bild von der Kreatur mit der Toilette im Schloss vermengt. Und jedes Mal wenn ich am Wochenende der Toilette ein Besuch abstattete, musste ich an die Geschichte mit dem Alien denken. Das sich später gar nicht als tot herausstellte, sondern das dort nur seinen Drogenrausch ausschlief, weil es zu viel Gummibärchen gegessen hatte.

Es ist schon schräg, welche Verbindungen das Gehirn herstellt und wie sich diese Erinnerungen festsetzen. Denn ich bin mir fast sicher, dass ich auch bei meinem nächsten Besuch im Wolfenbütteler Schloss wieder dem Alien auf den Schlosstoilette begegnen werde.

Von Null auf Hundert

So sieht es aus, wenn man aus vielen Ideen den Handlungsstrang eines Romans zusammenstellt.

Ich glaube, ich brauche noch ein paar Tage, um die Tatsache zu verdauen. Ich fuhr zum Plot-Seminar nach Wolfenbüttel mit nicht mehr als dem Klappentext und einer einzigen Szene. Zurück komme ich mit einer kompletten Geschichte. Der Stapel Karteikarten ist kaum dicker als einen Zentimeter und enthält doch die Handlung für einen ausgewachsenen Roman.

Wie ich hier schon beschrieb, bestand mein Problem, weshalb ich am Seminar teilgenommen hatte darin, dass ich einfach zu lange brauche, um eine Geschichte zu entwickeln. Bisher passierte das bei mir weitgehend im Kopf. Kathrin Langes Methode »Plotten für Chaoten« hat mir innerhalb von wenigen Stunden zu einem funktionierenden Plot über 40 Kapitel verholfen. Damit hatte ich nie im Leben gerechnet und es fühlt sich immer noch ziemlich unwirklich an.

Gut, die Szenen sind noch nicht vollständig ausgearbeitet. Außerdem muss ich die Figuren noch richtig charakterisieren und auch die Facetten der Welt, in der die Geschichte spielt, sind mir noch nicht in allen Details klar. Aber das Wichtigste – der Handlungsfaden – ist festgetackert

Womit ich während des Seminars zunächst etwas gehadert habe, dass ich das alles weitgehend allein entwickeln musste. Wenn, dann war es vor allem der Input der anderen Teilnehmer/innen, der mich bei dem einen oder anderen Punkt auf den richtigen Weg geführt hat. Bei 16 Teilnehmern war es Kathrin Lange und Klaus N. Frick verständlicherweise nur schwer möglich, sich um jeden ausführlich zu kümmern. Im Nachhinein empfinde ich den Umstand aber als positiv. Die Erfahrung gibt mir die Zuversicht, dass ich das jederzeit daheim im stillen Kämmerlein wiederholen kann.

Was mir aber niemand abnehmen kann, ist eine strukturierte Arbeitsplanung, bei der ich jeden Tag schreiben kann, um in Zukunft auch die Schreibzeit zu verkürzen. Damit der nächste Roman nicht wieder drei bis vier Jahre dauert.

Im Zeichen des Plots

Klaus N. Frick stellt die Snowflake-Methode vor, im Vordergrund Olaf Kutzmutz und Kathrin Lange

Am Sonntagmorgen winkten viele Pinnwände im Hofsaal des Wolfenbütteler Schlosses mit bunten Zetteln. Und nicht wenige Teilnehmer scharrten bereits mit den Hufen, um an ihren Projekten weiterarbeiten zu können.

Dazu bekamen sie zunächst nochmals Input in Form eines Vortrags von Klaus N. Frick zur sogenannten Snowflake-Methode oder auch Bläh-Methode, wie er es nennt. Das ist eine weitere Möglichkeit einen Roman zu plotten, die dem Autor die Möglichkeit bietet, ziemlich schnell mit dem Schreiben anzufangen und auch mal nicht-chronologisch zu schreiben. Ich muss zugeben, dass ich mir nicht vorstellen kann, auf diese Art und Weise zu arbeiten – da bin ich doch eher Fan der Plot-Methode von Kathrin Lange – aber einige andere Teilnehmer kamen damit gut zurecht.

So ging der Sonntagvormittag wie immer viel zu schnell zu Ende. Ehe man es sich versah, rief Olaf Kutzmutz zur Schlussrunde. Ich war noch so von der Tatsache überwältigt, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, in wenigen Stunden einen kompletten Plot auf die Beine zu stellen, weshalb ich nur wenig zur Schlussrunde beitragen konnte. Dabei lag mir eigentlich ganz viel auf dem Herzen, was ich an dieser Stelle nachholen möchte.

Zunächst einmal vielen Dank an die Bundesakademie und an Olaf Kutzmutz, dafür, dass ich an dem Seminar teilnehmen durfte. Weiterhin großen Dank den beiden Dozenten Kathrin Lange und Klaus N. Frick, die manch schwierige Situation mit großer Professionalität gemeistert und das Seminar für jeden Teilnehmer zu einem positiven Erlebnis gemacht haben. Vor allem danke ich meinen Mitstreitern für die gegenseitige Hilfe. Bis zum Samstagvormittag hatte ich noch Bedenken, dass die Gruppe nicht richtig funktionieren würde. Ihr habt mich eines Besseren belehrt.
Ganz besonderen Dank von dieser Stelle an die Teilnehmerin Esther Schmidt, die ihr eigenes Projekt zurückgestellt hat und stattdessen denjenigen zur Seite stand, die mit Problemen kämpften. Letztendlich konnte jedem geholfen werden und wenn man den Aussagen der Teilnehmer in der Schlussrunde glauben schenken darf, so hat jeder zumindest einen Teil seiner Geschichte plotten können. Einige sind, wie ich, mit einer vollständigen Geschichte abgereist.

Traditionsgemäß ging das Seminar beim Vietnamesen in großer Harmonie zu Ende. Anschließend schwelgten einige von uns noch bis zum Braunschweiger Bahnhof in gemeinsamen Erinnerungen an die vergangenen Tage.

Von den vier Seminaren, die ich bereits an der Bundesakademie für kulturelle Bildung absolviert habe, war dieses sicher das Intensivste und Forderndste. Aber auch dasjenige, das mir am meisten gebracht hat. Was mich wiederum darin bestärkt, dass ich Wolfenbüttel sicher nicht zum letzten Mal besucht habe.

Arbeitsintensiver Seminarsamstag

Olaf Kutzmutz und Kathrin Lange

Normalerweise besteht ein Romanseminar in Wolfenbüttel aus dem Besprechen der Texte aus dem Reader und ein bis zwei Übungen. In diesem Jahr war das anders. Es war das erste Mal, das sich an der Bundesakademie ein Phantastika-Seminar nur ums Plotten drehte. So gesehen war das Seminar eine echte Premiere. Nachdem am Freitagabend und Samstagvormittag nur vier Texte besprochen wurden, war klar, dass wir es auf diese Weise nicht schaffen würden, alle Texte ausführlich zu besprechen und an unseren Plots zu arbeiten. So wurden die verbliebenen Texte im Schnelldurchlauf nur auf den Plot, nicht aber auf den Stil durchleuchtet. Stets fachkundig kommentiert von Kathrin Lange und Klaus N. Frick, die jedem Teilnehmer Ideen lieferten und auf Probleme hinwiesen.

Nach dem Mittagessen beim Italiener (wie immer sehr lecker), hielt Kathrin einen kurzen Vortrag zu ihrer Plotmethode »Plotten für Chaoten«. Hier stellte sie die grundlegende Vorgehensweise beim Skizzieren einer Handlung vor, deren Kernelement die sogenannte »Herzblutszene« ist. Von dieser aus, lässt sich die Handlung nach vorn und nach hinten Schritt um Schritt erweitern.

An dem Vortrag fand ich besonders spannend, die Kategorisierung in Drauflosschreiber und in Planer. Anhand weniger Stichpunkte konnte jeder für sich herausfinden, in welche der beiden Kategorien er fällt. Hatte ich mich bisher eigentlich für einen Drauflosschreiber gehalten – weil ich bisher nie ein richtiges Exposé gemacht hatte – musste ich nun feststellen, dass ich eher zum Planer tendiere. Und tatsächlich, als Kathrin uns eine ihrer MindMaps mit dem Plot eines ihrer Romane zeigte, entdeckte ich Parallelen zur MindMap meines letzten Romans, den ich ähnlich strukturiert hatte.

Danach waren wir gefragt. Jeder schnappt sich ein paar Karteikarten und schrieb alle Ideen zu seiner Geschichte auf, die ihm gerade einfielen. Manche tippten es in den Computer. Ich entschied mich trotz der MindMap-App auf meinem iPad für die Karteikartenvariante. Und dann ging es los. Die Zeit verging wie im Flug und noch vor dem Abendessen, gab es jede Menge vollgepinnter Wände im Schloßsaal.

Nach dem Abendessen wurde anhand zweier Teilnehmergeschichten gezeigt, wie die Methode im einzelnen funktioniert, wie jede Szene auf die andere aufbaut und die nächste bedingt. Als wir dann um halb zehn Schluss machten, war ich so Feuer und Flamme, dass ich am liebsten noch weiter gemacht hätte.

Zurück in der Mühle merkte ich dann allerdings doch, wie anstrengend der Tag gewesen war. Trotzdem ging ich halb Elf runter ins Mühlenfoyer, wo wir noch lange bei Wein, Bier und faszinierenden Geschichten zusammensaßen.

Elbenstifte und hard boiled Helden

Wolfenbüttel! Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat es mich an die Stadt an der Oker gezogen. Nach der Eschbachtagung im September ist es dieses Mal ein Seminar über das Plotten von Romanen.

Dass ich mich damit einigermaßen schwer tue, habe ich bei der Arbeit an meiner zweiten FanEdition gemerkt. Es hat 13 Exposéversionen gebraucht, bis die Geschichte stand. Grund genug, mich mal genauer damit zu befassen, wie man eine Handlung baut und strukturiert.

Die Gruppe ist wie immer gemischt, vielleicht ein bisschen Journalisten und Dozenten-lastig, aber okay. Dafür haben mich viele der Geschichten aus dem Reader überzeugt. Überraschenderweise wenig Fantasy. Das hatte ich angesichts der hohen Frauenquote befürchtet. Und obwohl ich keine Fantasy mag, hat mich ausgerechnet eine Geschichte aus diesem Genre überzeugt. Nun möchte ich zu gern wissen, wie es mit Farim und den Elbenstiften weitergeht.

Und da man bei einem Seminar immer wieder etwas Neues lernt, stelle ich hier mal den Begriff hard boiled Krimi vor. Den musste ich mir zunächst vom Autor erklären lassen. Im Grunde ist es nichts anderes als ein Krimi, in dem der Ermittler ein abgebrühter Kerl ist. Man sieht, ich kenne mich in dem Genre nicht wirklich gut aus.

Heute geht es weiter mit praktischen Übungen und zwei verschiedenen Plot-Verfahren, an denen wir unsere Geschichten ausprobieren können. Ich bin schon sehr gespannt.

Von Baustellen und schlingernden Zügen

Mein Karma war an den letzten beiden Tagen wohl nicht das Beste. Ich war mal wieder mit der Bahn unterwegs und es lief alles andere als glatt.

Das begann schon damit, dass ich in Traunstein meinen Zug um zwei Minuten verpasste. Warum muss der auch ausgerechnet an diesem Tag pünktlich abfahren? Weil auf der Strecke gebaut wird, ging an diesem Tag auch nur alle zwei Stunden ein Zug. Somit verbrachte ich die Wartezeit in einem Café und laß den NEO 160.

Als der nächste Zug dann kam, hatte er selbstverständlich Verspätung. Unterwegs standen wir dann auch noch an der Baustelle und ich hatte in München ganze vier Minuten zum Umsteigen. Das hieß: einmal sportlich durch die Haupthalle des Münchner Bahnhofs gerannt. Das ist dann immer so wie bei einem Jump’n Run Spiel: Rennen, links Ausweichen, Springen, weiterlaufen, Springen, rechts ausweichen, sich zwischen zwei Reisenden hindurchquetschen und dann atemlos in den Zug hüpfen. Ich hasse es! Vor allem wenn der Zug dann wegen einer Störung nicht losfahren kann, und man sich völlig umsonst verausgabt hat.

Am Fahrtziel hatte der Zug gestern Abend dann glatt zwanzig Minuten Verspätung. Immerhin musste ich zwischendrin nicht umsteigen und konnte mit meiner komplizierten Fahrkarte noch die Zugbegleiterin verblüffen. Die machte nämlich große Augen, als sie meinen Fahrschein sah und fragte mich ernsthaft, wie so was geht. Also wenn die das nicht wissen, woher soll es dann der Bahnkunde wissen …?

Heute Morgen fuhr der Zug fast schon überpünklich ab. Und ich wunderte mich schon. Kurze Zeit später, dann die Durchsage: »Wegen einer Triebfahrzeugstörung müssen wir einen kleinen Umweg fahren. Die Verspätung beim nächsten Halt wird voraussichtlich zehn Minuten betragen.« Wahnsinn! Das hatte ich auch noch nie.

Ich mach’s kurz, wir fuhren in einen Bahnhof auf einer Nebenstrecke, bekamen eine neue Lok und setzten die Fahrt in entgegengesetzter Fahrtrichtung fort. Das Ganze hat tatsächlich nicht mehr als zehn Minuten gedauert. Ich war nachhaltig beeindruckt. Das habe ich schon anders erlebt.

In Halle hatte ich dann das Vergnügen zum ersten Mal in einen dieser Doppelstock IC’s zu steigen. Aus weißer Voraussicht setzte ich mich lieber unten rein. Das war auch gut so. Das Ding schwankt schlimmer als ein Fischkutter auf Hoher See. Echt! Wenn man geht oder steht, wird man nach rechts und links geschubst. Da wird ein Toilettenbesuch zum Balanceakt. Ich möchte nicht wissen, wie das oben schlingert. Zumindest war der Zug pünktlich in Braunschweig. Ich bekam meinen Anschlusszug und bin heil in Wolfenbüttel angekommen.

Jetzt freue ich mich auf ein aufregendes Wochenende.

Plotprobleme

Ui! Das hätte ich jetzt fast übersehen. Ich wollte gerade meine Schreibaufgabe für das Roman-Seminar in Wolfenbüttel abschicken. Da entdecke ich auf dem Aufgabenzettel, dass nicht nur die Romanzusammenfassung und eine 5-seitige Szene gefordert sind, sondern dass man zudem auf einer Normseite beschreiben soll, welche Probleme einen am Weiterschreiben hindern. Puh! Eigentlich ist ja heute Abgabetermin und ich bin für meine Verhältnisse eh schon spät dran. Normalerweise reiche ich mindestens vier Tage vorher ein, aber mein Urlaub hat dieses Mal alles durcheinander gebracht.

Nachdem ich also heute den Text von Zusammenfassung und Szene nochmal mit Papyrus-Autor gegengecheckt habe, dachte ich, dass war’s. Leider ist dem nicht so und ich musste auf die Schnelle noch eine Seite zu meinen Plotproblemen schreiben. Aber da ich sowieso noch meinen Blogeintrag schreiben wollte, lag es nahe, beides miteinander zu verbinden. Es sind ja keine Geheimnisse, die ich hier ausplaudere und vielleicht entspinnt sich hier ja auch eine Diskussion darüber, was andere Autoren daran hindert weiterzuschreiten. Wer weiß!

Meine übliche Herangehensweise dauert zu lange, um einen Roman in einer angemessenen Zeit fertigzustellen. Ich brauche mindesten 3-5 Jahre, von der Idee bis zum fertigen Manuskript. Sofern mir kein Schreibcoach oder Abgabetermin im Nacken sitzt.

Wenn ich eine Idee habe, dann trage ich diese zunächst lange mit mir herum und überlege, wie ich sie möglichst treffend umsetzen kann. Das ist ein gedanklicher Prozess, der Monate, manchmal auch Jahre dauern kann. Erst wenn ich die Geschichte komplett im Kopf zusammengefügt habe, schreibe ich eine kurze Zusammenfassung. Anschließend skizziere ich die einzelnen Szenen und notiere sie in einer Mind-Map. Zu jeder Szene schreibe ich Stichpunktartig, was zwischen wem passiert.

Irgendwann sehr viel später beginne ich mit dem ersten Satz. Ich schreibe chronologisch, so wie es die Szenenplanung vorgibt. Ein Versuch, zunächst nur die Lieblingsszenen zu schreiben, scheiterte, weil ich irgendwann keine Lust mehr hatte, auch die Kapitel dazwischen zu schreiben.

Da ich nicht jeden Tag schreiben kann, fallen mir oft nachträglich Situationen ein, die ich dann in den Szenenplan übernehme. Die Geschichte wird also immer umfangreicher, je länger ich daran schreibe. Und es damit natürlich auch immer schwerer, sie zu beenden.

Das ließe sich wahrscheinlich vermeiden, wenn ich die Geschichte hintereinander wegschreiben könnte. Aber dazu müsste man mich drei Wochen lang bei Wasser und Brot in einen Raum einzusperren. Oder eine Woche lang mit dem Zug durch Deutschland schicken, weil ich da nämlich am besten schreiben kann. Ach ja, im Flugzeug klappt es auch gut.

Per Auto durch die Republik

Normalerweise fahre ich lieber mit dem Zug. Das ist für mich stressfreier und ich kann dabei schreiben. Gerade auf lange Strecken versuche ich das Auto zu vermeiden, auch der Umwelt wegen.

Nach Wolfenbüttel war ich dieses Mal mit Sandra unterwegs und die liebt Autofahren. Also nahmen wir das Auto. Ich hatte ja zunächst Bedenken, eine so weite Strecke und dann noch auf der A9. Am Samstag war es dann vormittags bis Nürnberg auch ziemlich voll. Dann ließ der Verkehr langsam nach und wir rollten mit Sandras Hybrid dahin. Ich bin ja nach wie vor begeistert, wie gut sich die Hybrid-Autos auf Autobahnfahrten machen. Man fährt so sparsam, das hätte ich nie erwartet. Überlandfahrten auf denen es bergauf und bergab geht, mag so ein Hybrid im Gegenzug gar nicht, da verbraucht er deutlich mehr.

Fasziniert war ich auch von Sandras Navi, eigentlich nutzt sie nur die Navigation von Google Maps. Einfach iPhone an und los geht’s. Ich bin ja kein Freund von Navigationsgeräten, weil ich immer denke, dass man damit sein Gehirn nicht mehr genügend fordert, aber … wie uns das Navi auf der Rückfahrt um einen Stau herumgeleitet hat, der noch nicht mal im Radio angekündigt war … das hat mir imponiert.

Und dann konnte ich auf der Fahrt noch so ein paar Beobachtungen machen. Je weiter wir gen Norden kamen desto bunter wurden die Wälder. Der Herbst ist im Norden deutlich fortgeschrittener als bei uns im Süden, was vor allem an den häufigen Niederschlägen am Alpenrand liegen mag. Außerdem stellte ich hinter Leipzig fest, das die Frontscheibe voller Insektenleichen war. In dem Ausmaß kenne ich das nur von früher. In den letzten Jahren hatten wir auf unseren Fahrten durch Bayern kaum mal eine Mücke auf der Scheibe. Es scheint als sei der Osten ökologischer, was die Landwirtschaft angeht.

Wir sind jedenfalls gut mit dem Auto nach Wolfenbüttel und zurück gekommen. Mein Dank geht an Sandra für die schöne Fahrt. Und wer wissen will, wie ihr das Wochenende und die Eschbach-Tagung in Wolfenbüttel gefallen haben, dem empfehle ich ihren Blog. Dort gibt es auch jede Menge Fotos.

Ein König für Deutschland …

… Ich weiß nicht, ob die Veranstalter der ersten weltweiten Andreas Eschbach-Tagung dem letzten Vortrag mit Absicht dieses Thema gegeben haben, oder ob es Zufall war. Der Roman »Ein König für Deutschland« handelt von einer Gruppe von Menschen, die durch Manipulation der Bundestagswahl aus Deutschland eine Monarchie machen wollen. Nur um nach der Wahl zu zeigen, dass die Wahl gefälscht war. Ich glaube, es erging mir wie den meisten der Tagungsteilnehmer: ich wünschte mir, das Wahlergebnis des 24.9.2017 sei nur ein Gag, eine Manipulation und gar nicht wahr. Es machte betroffen und holte mich an diesem Montag gnadenlos in die Realität zurück, aus der ich mich seit Samstag ausgeklinkt hatte.

Eine Tagung in der das literarische Werk eines großartigen deutschen Schriftstellers analysiert und gewürdigt wurde und der dazu noch selbst anwesend ist, war ein Novum an der Bundesakademie für kulturelle Bildung. Olaf Kutzmutz der Initiator dieser Veranstaltung erfüllte sich nach eigenen Worten einen Traum. Das er damit nicht allein steht, bewiesen die 55 Teilnehmer, die nach Wolfenbüttel gereist waren, um dem Ereignis beizuwohnen.

Es wird noch lange dauern, bis ich die vielen Eindrücke und Informationen verarbeitet habe, aber ich kann schon jetzt sagen, dass sich jede Minute gelohnt hat. In sechs sehr unterschiedlichen Vorträgen nahmen sechs ebenso unterschiedliche Dozenten das Lebenswerk Andreas Eschbachs unter die Lupe. Von Zeitreisen, über Hörspiele und Ölkrise bis hin zu PERRY RHODAN gab es viel zu erfahren. Höhepunkt war jedoch eine Lesung des Autors selbst und das anschließende Gespräch zwischen Andreas Eschbach und dem Programmleiter Literatur der BA Olaf Kutzmutz. In seiner unnachahmlich ruhigen Art und der ihm eigenen Zurückhaltung plauderte der Autor über seine Jugend, seinem Weg zum professionellen Schriftsteller und über die Art, wie er schreibt. Das Eschbach nicht nur als Autor unberechenbar ist, sondern auch bei seinen Antworten, machte das Gespräch umso faszinierender. Ich hätte noch Stunden zuhören können.

Noch völlig entrückt prasselten wenig später die ersten Hochrechnungsdaten der Bundestagswahl auf mich ein. Die Teilnehmer, die sich bei Bier und Wein versammelt hatten und den Tag eigentlich in Harmonie ausklingen lassen wollten, reagierten mit Bestürzung und Fassungslosigkeit. Die Zahlen waren so erschreckend, so unwirtlich, dass die Hochstimmung, die den Nachmittag geprägt hatte, plötzlich dahin war. Ich versuchte es so gut wie möglich zu verdrängen, denn ich wollte mir nicht den Abend verderben lassen. Und ich glaube, dass ich nicht die einzige war, der es so erging. Wir redeten über privates und weniger privates, über Literatur und Genre, über Männer die Frauenromane schreiben und Frauen die Science Fiction schreiben. Eigentlich war es ein Abend wie immer im Mühlenfoyer und doch war es dieses Mal anders. Düsterer und irgendwie hoffnungsloser.

Der Montag begann mit zwei unterhaltsamen und informativen Vorträgen. Man vergaß fast das Unheil vom Sonntag. Doch der Vortrag von Regula Venske vom PEN-Verband über »Ein König von Deutschland« entriss die Teilnehmer der heilen Welt der Literatur, die an diesem Wochenende eigentlich im Vordergrund stehen sollte.

Wir schieden letztendlich nach dem Mittagessen mit einem Knoten im Bauch. Zusätzlich zum üblichen »Seminarblues« nach einer sehr gelungenen Veranstaltung schwang noch etwas anderes mit. Etwas, das diese Tage in Wolfenbüttel noch denkwürdiger erscheinen lässt. Es war eine großartige Tagung mit einzigartigen Menschen, für den wahrscheinlich genialsten Autor der deutschen Gegenwartsliteratur. Ich sage das, auch wenn Andreas Eschbach selbst diese »Heiligsprechung« lieber von sich weisen würde.

Trotz der beklagenswerten Hintergründe gehört das Wochenende zu denjenigen, die ich wohl nie vergessen werde. Danke an die Bundesakademie und Danke an Olaf Kutzmutz für die Idee und ihre perfekte Umsetzung.