»Sterne und ihre Spektren« von James B. Kaler
Vor und während des Abiturs hatte ich kurzzeitig überlegt, Astronomie zu studieren, weil mir das Fach in der zehnten Klasse großen Spaß gemacht hatte. Am liebsten wäre mir gewesen, wenn es so etwas wie »Astrochemie« gegeben hätte, weil Chemie neben Deutsch und Kunst, mein Lieblingsfach war. Doch ich kam zu dem Schluss, dass ein solches Studium vor allem aus Mathematik besteht und ich kein Mathe-Ass war. Außerdem drängten mich meine Kunsterzieher, lieber meinem gestalterischen Talent zu folgen. Dass ich besser Journalistik hätte studieren sollen, wurde mir erst Jahrzehnte später klar.
Mit der Kunst wurde es leider nichts, dafür begann ich 1995 nach meiner Ausbildung als Druckvorlagenherstellerin, Elektrotechnik in der Fachrichtung elektronische Medientechnik zu studieren, wofür ich letztendlich doch Mathematik benötigte. Das Interesse an der Astronomie blieb bestehen.
Gegen Ende meines Studiums widmete ich mich vorwiegend der Licht- und Farbmessung. Anfang der 2000er arbeitete ich für Firmen, die Farbmessgeräte herstellten oder sich mit Farbmanagement beschäftigten. Außerdem wurde ich Mitglied in der Deutschen farbwissenschaftlichen Gesellschaft (DfwG), in der ich für den, drei Mal jährlich erscheinenden, Report zuständig war. Auf einer der Jahrestagungen der DfwG erfuhr ich, wie jemand versucht hatte, den Nachthimmel farblich korrekt abzubilden. Das hörte sich spannend an und war der Ausgangspunkt, an dem ich anfing, mich intensiv mit Sternenspektrografie zu befassen.
Im Rahmen der Recherche stieß ich auf das Buch »Sterne und ihre Spektren« vom James B. Kaler, das bis heute zu meinen absoluten Favoriten unter den Fachbüchern zählt. Der Autor war Universitätsprofessor an der University of Illinois, inzwischen ist er im Ruhestand.
Seine Fachbücher sind allgemeinverständlich geschrieben und er weiß sowohl Laien als auch Sachkundige mit seinen Texten zu begeistern. Mir war nie klar gewesen, wie viele Informationen im Licht fremder Sterne enthalten sind. Dass man aus den Punkten am Himmel mehr als nur ihre chemische Zusammensetzung herauslesen kann, wenn man ihr Licht zerlegt. Man kann zum Beispiel Aussagen über die Prozesse in ihren Hüllen machen, ob sie Magnetfelder besitzen und vieles mehr.
Kurzum, nach der Lektüre des Buches war es um mich geschehen. Ich hatte gefunden, was ich gesucht hatte: Chemie in Verbindung mit Astronomie. Von da ab konsumierte ich in meiner Freizeit eine Menge Fachliteratur zu Astronomie und Kosmologie, vor allem zu Sternen und Gasnebeln. Mitunter waren das hochwissenschaftliche Abhandlungen, beispielsweise über solare Magnetfelder, die ich ohne das mathematische Wissen aus meinem Studium, wahrscheinlich nie verstanden hätte. Weil ich meine Begeisterung weitergeben wollte, hielt ich sogar Vorträge über das Thema, einer wurde im DfwG-Report abgedruckt. Das PDF kann man sich hier herunterladen.
Inzwischen hat sich in der Forschung von Sternenatmosphären viel getan. Heute sind die Wissenschaftler in der Lage, die Atmosphären extrasolarer Planeten zu analysieren. Dabei spielt das ganze elektromagnetische Spektrum und nicht nur das sichtbare Licht die Hauptrolle. Ich verfolge noch immer gespannt, was sich da tut, denn wer weiß, welche Überraschungen noch auf uns warten.