Die vereinigten Staaten zählen zu den reichsten Ländern der Welt. Hier leben die reichsten Menschen wie Elon Musk oder Bill Gates. Nirgendwo gibt es so viele vermögende Menschen, so viele Banken und so viel Geld auf einem Haufen wie hier. Und dennoch leiden sehr viele Menschen, vor allem Kinder und alte Leute, an Hunger.
Der Hunger hat viele Gründe. Vergangenes Jahr las ich einen Bericht über den mittleren Westen der USA. Dort wo große Farmen das Bild der Landschaft prägen. Hier wird vorwiegend Mais und Soja angebaut. Man sollte meinen, dass die Leute dort ausreichend mit gesunden Nahrungsmitteln versorgt werden, doch das Gegenteil ist der Fall. In den meisten der kleinen Ortschaften gibt es keine Lebensmittelgeschäfte mehr, in denen man frisches Obst & Gemüse oder Fleisch kaufen kann. Die Leute versorgen sich dort an der Tankstelle, wo es nur Tiefkühlware und ungesunde Fertiggerichte zu kaufen gibt. Wer selbst keinen Garten hat, muss auf Obst und Gemüse verzichten oder sehr lange Strecken bis zum nächsten größeren Einkaufszentrum fahren.
Und dann sind da noch die hohen Lebensmittelpreise. Ich erinnere mich an meine Zeit in New York City Ende der Neunziger. Damals lebte ich dort mehrere Monate fast nur von Reis und Tomatensoße, weil ich im Chinaladen um die Ecke günstig einen Sack Reis gekauft hatte und pürierte Tomaten aus der Dose nur 49 Cents kosteten. Manchmal kaufte ich mir im Supermarkt Wurst, Käse und Butter. Doch das kostete mich stets ein kleines Vermögen. Ich war die niedrigen Lebensmittelpreise aus Deutschland gewohnt und konnte über vier Scheiben Käse für 3,50 $ und ein paar Scheiben Salami für 4 $ nur staunen (damals kostete ein Dollar 1,76 DM). Das Vollkornbrot aus dem Supermarkt war übrigens ungenießbar ebenso wie der Jogurt. Weißbrot hatte ich irgendwann über, also fuhr durch halb Manhattan, um in einer französischen Bäckerei genießbares Brot zu kaufen. Fragt lieber nicht, was das gekostet hat. Auf der anderen Seite war ich oft versucht, einfach zu Mc Donalds oder Burger King zu gehen. Dort bekam man für 2,22 $ zwei Cheeseburger und zweimal Pommes inklusive Getränk. Das Dilemma wird sichtbar: gesunde Lebensmittel kosten in den USA viel Geld, während Fast Food spottbillig und jederzeit verfügbar ist.
Nun hat sich das in den vergangenen zwei Jahrzehnten wahrscheinlich nicht groß geändert. Vielleicht haben die Preise in den Fast Food Ketten etwas angezogen. Billiger wird das Leben nicht geworden sein, im Gegenteil. Durch die Corona-Pandemie trifft es jetzt auch Haushalte, die zuvor geradeso über die Runden gekommen sind. Ein Bericht in den Nachrichten zeigte unlängst lange Autoschlangen in denen Menschen um Lebensmittelspenden anstanden.
Umso wichtiger ist es, wenn sich Menschen mit Geld und Einfluss gegen solche Missstände einsetzen und ihre Kraft in Projekte stecken, die Menschen in der Nachbarschaft vor Hunger bewahren oder ihnen zumindest zu einer Mahlzeit am Tag verhelfen. Einer dieser Menschen ist der Schauspieler John Billingsley, bekannt durch seine Rolle als Dr. Phlox aus Star Trek: Enterprise. Wir lernten uns 2012 kennen, als ich ihn und seine Frau durch München führen dufte. Er und seine Frau Bonnie unterstützen seit Jahren die Hollywood Food Coalition (hofoco).
Seit 1987 verteilt die Wohltätigkeitsorganisation Lebensmittel und Mahlzeiten an Bedürftige und das 365 Tage im Jahr. Zuerst waren es nur Sandwiches, heute sind es ca. 65.000 Mahlzeiten im Jahr zuzüglich Lebensmittel- und Hygienepakete. Man sollte meinen, dass es in Hollywood keine Armut gibt, aber das ist falsch. Gerade hier gibt es mehr hungernde Menschen als sonstwo im Großraum Los Angeles. In einem Flyer der hofoco heißt es:
»Wir helfen Überlebenden von häuslicher Gewalt, ausgerissenen Jugendlichen, Jugendlichen in der Übergangsphase, Senioren, Mitgliedern der LGBTQ+-Gemeinschaft, Menschen mit Behinderungen, Veteranen, Familien, ehemaligen Häftlingen oder auch Menschen mit psychischen Erkrankungen und Drogenabhängigkeit. Einige unserer Gäste sind gezwungen, zwischen Miete und Essen wählen. Keiner wird abgewiesen.«
Die Mitglieder der Hollywood Food Coalition wollen den Menschen Hoffnung machen und zu einem humanerem Dasein verhelfen. Niemand ist vergessen und jeder ist wichtig – das ist die Philosophie hinter dem Anliegen. Das beinhaltet nicht nur Essen, sondern auch medizinische Versorgung und Beratung. Inzwischen sammelt die Hollywood Food Coalition mehr Lebensmittel, als sie für ihren Bezirk benötigt, diese Überschüsse fließen an andere Hilfsorganisationen im Großraum Los Angeles, damit jeder, der es notwendig hat, Hilfe erhält.
»Wir glauben, dass das Schmieden von Allianzen mit Gleichgesinnten der schnellste Weg ist, um sinnvolle Veränderungen innerhalb unserer Gemeinschaft zu bewirken. Aus diesem Grund bauen wir aktiv Partnerschaften mit anderen sozialen Einrichtungen, Gemeindegruppen, kleinen und großen Unternehmen, Kirchen aller Konfessionen, Nachbarschaftsräten, sowie Städten und gewählten Führungspersönlichkeiten der Stadt und des Bezirks. Wir teilen Lebensmittel, Wissen und Ressourcen mit Dutzenden von Gruppen mit dem Ziel, die Qualität und Quantität der Dienstleistungen für die Bedürftigen in der ganzen Stadt zu erhöhen.
Wir sind ein „barrierefreier“ Koalitionsbauer über programmatische und geografische Grenzen hinaus.«
Die Corona-Pandemie erleichtert ihnen die Arbeit nicht gerade, weil jetzt nicht nur 63 Prozent mehr Mahlzeiten ausgegeben werden müssen, sondern die Menschen nicht vor Ort verköstiget werden können und Essen nur zum Mitnehmen angeboten werden kann. Unterstützer werden daher ständig gesucht, ob als Volunteer oder finanziell. Firmen und Privatleute können Sachspenden wie Lebensmittel, Hygieneprodukte und Kleidung einreichen. Mehr informationen zur Hollywood Food Coalition gibt es auf deren Homepage, und in den sozialen Netzwerken, dort finden regelmäßig Spendenaufrufe statt, an denen man sich beteiligen kann. Man kann auch mittels PayPal oder Kreditkarten spenden, was von Europa aus, die sinnvollste Alternative darstellt.
Mir ist klar, dass auch in Deutschland jeden Tag Menschen Hunger leiden, dass die Zahl der Bedürftigen, die von den Tafeln versorgt werden, jedes Jahr ansteigt. In den kommenden Wochen und Monaten wird es da noch größeren Zulauf geben. Aber dies ist nichts, verglichen mit den Zuständen in den USA. Wo es kein engmaschiges Netz staatlicher Absicherung gibt, das Menschen auffängt, die durch Krankheit, Arbeitslosigkeit und Trennung ins Straucheln geraten sind. Daran sollten wir immer mal wieder denken, wenn wir uns über die deutsche Politik ärgern.
Hier noch zwei Bilder mit Statistiken, die ich sehr spannend finde: