Raketengeschichte

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»Kulturaufgabe Weltraumschiff« – hinter diesem Titel verbirgt sich ein großartiges Buch über den »Verein für Raumschiffahrt«, das ich in den vergangenen Wochen gelesen habe. Dass ich mehrere Wochen dafür gebraucht habe, liegt unteranderem am Umfang des Sachbuchs. 340 Seiten geballte Informationen lesen sich nicht so einfach weg.

Der »Verein für Raumschiffahrt« wurde 1927 gegründet. Das Buch beginnt aber bereits im Jahr 1923, als Hermann Oberths Raketentheorien erstmalig verlegt werden und in Deutschland auf großes Interesse stoßen. Allerdings nicht unbedingt bei allen Wissenschaftlern und Ingenieuren. Einige halten seine Theorien für Unsinn und behaupten, es sei nicht möglich, einen Menschen mittels einer Rakete ins All zu schicken. Allein diese ersten Kapitel offenbaren, wie schwer es sein kann, neue wissenschaftliche Ideen zu etablieren. Es wird immer Gegner einer neuen Theorie geben. Dies hat sich bis heute nicht geändert.

Auch nicht geändert hat sich die Vereinsmeierei. Nach Gründung des Vereins ging es oft drunter und drüber. Wenige Aktive machen die Arbeit für viele Mitglieder. Es wird um Posten im Vorstand geschachert, Geld veruntreut oder sich darüber gestritten, wer etwas zu sagen haben darf und wer nicht. Dazu kommt ein stetiger Geldmangel und die Mühe, die Mitgliedsbeiträge pünktlich einzuziehen. Das läuft bei manchen Vereinen in Deutschland wahrscheinlich bis heute so. Da stehen den Zielen mitunter die Egos des einen oder anderem im Weg. Nichtsdestotrotz kann der Verein Erfolge verbuchen, vor allem in der weiteren Verbreitung der Idee der Rakete. Anfangs nur belächelt, soll ihre Entwicklung später zum Problem für die Mitglieder und den Verein werden.

Zwischen 1929 und 1933 sind Mitglieder des Vereins maßgeblich an der Entwicklung von Raketenprototypen beteiligt. Es wird dafür sogar ein eigener Raketenflugplatz in Berlin gegründet. Doch auch bei der Raketen-Entwicklung stehen sich die Egos der Entwickler, Ingenieure und Wissenschaftler im Weg. Statt sich zusammenzuschließen und gemeinsam an den Problemen zu arbeiten, forscht jeder mehr schlecht als recht vor sich hin. Die meiste Zeit geht dabei fürs Sammeln von Geldern drauf. Dabei wäre man einfacher und schneller ans Ziel gekommen, wenn jeder ein bisschen über seinen Schatten gesprungen wäre.

So richtig spannend sind die letzten Kapitel ab 1932. Hier erlebt man das Aufkeimen des Nationalsozialismus hautnah mit. Nachdem das Heereswaffenamt Interesse an der Raketentechnik bekundet, werden den Vereinsmitgliedern Steine in den Weg gelegt, die die zivilen Verwendungsmöglichkeiten der Rakete priorisieren. Man erfährt, wie Briefe abgefangen, Wohnungen durchsucht, Leute diffamiert und sogar verhaftet werden. Es geht soweit, dass nicht mal mehr das Wort Rakete öffentlich ausgesprochen oder darüber geschrieben werden darf.

So endet das deutsche Kapitel früher ziviler Raumfahrtforschung in Deutschland 1934. Der Autor Wolfgang Both hat unzählige Dokumente, Publikationen und Briefe zusammengetragen und die Geschichte des Vereins systematisch aufgearbeitet. Außerdem hat er zu jedem wichtigen Mitglied biografische Fakten zusammengetragen und das Ganze mit seltenen Fotoaufnahmen dokumentiert. Darunter auch Fotos von Raketentests und technischen Details. Leute, die sich für die Geschichte der Raumfahrt interessieren, finden hier eine detaillierte Zusammenfassung der Ereignisse.

Ich weiß nicht, wie lange der Autor für dieses epochale Werk gebraucht hat, aber es wird wohl Jahre in Anspruch genommen haben. Allein den Rechercheaufwand vermag ich mir kaum vorzustellen. Hilfreich waren die Privatarchive der Hinterbliebenen damaliger Mitglieder sowie Museen und Archive. Dafür ist das Buch mit dreißig Euro ein wahrhaftiges Schnäppchen. Herausgegeben vom Kellner-Verlag ist das Buch bestellbar beim Raumfahrt-Archiv-Bremen oder bei ausgesuchten Onlinehändlern.

Ein Roman über Oberth

Quelle: dtv.de

Ich habe an dieser Stelle schon häufig über den Raketenwissenschaftler Hermann Oberth geschrieben. Den Namen Oberth hörte ich das erste Mal 2008, als ich mit meinem Mann seine Heimatstadt Mediasch besuchte. Die Stadt liegt in Siebenbürgen/Rumänien und hier lebte Herrmann Oberth eine Zeit lang mit seiner Familie und unterrichtete Schüler in Mathematik und Physik. Nachdem ich die großartige Biografie von Hans Barth über Hermann Oberth gelesen hatte, dachte ich, dass dies ein Stoff wäre, den man verfilmen müsste. In dem Schicksal des Physikers stecken so viele Konflikte, so viele Hoffnungen und Rückschläge, so viel Dramatik, dass man damit wahrscheinlich eine ganze Serie füllen könnte.

Genau das dachte wohl auch Daniel Mellem, ebenfalls Physiker, der aber auch dem Schreiben zugeneigt ist. Er recherchierte und schrieb schließlich einen Roman über das verkannte Genie. »Die Erfindung des Countdown« ist sein Erstlingswerk, das bereits viele gute Rezensionen bekommen hat.

In Form von elf Kapiteln (von Zehn bis Null) beleuchte er in Streiflichtern das Leben von Hermann Oberth. Angefangen von seiner Kindheit in Schäßburg mit dem dominanten Vater, über seinen Kriegseinsatz und die Verwundung im Ersten Weltkrieg, seine ersten Versuche eine Rakete zu bauen, dem Studium, der Dissertation in Göttingen und Heidelberg, für die er keinen Doktorvater fand und daher nie als Doktorarbeit einreichen konnte. Die aber schließlich von einem Münchner Verlag gedruckt wurde und zu einem wahren Raketenboom in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts führte. Mellem schreibt weiter über Oberths Verhältnis zu den Nazis. Dass er als nicht in Deutschland geborener Deutscher immer wieder an Grenzen stieß, und dennoch den Nationalsozialisten hinterherlief, um sie von seiner Raketenidee zu überzeugen. Er verkaufte quasi seine Seele dafür, um seine Erfindung fliegen zu sehen. Aber er erhielt nie den Preis, der ihm dafür zustand.

Der Roman endet mit dem Start von Apollo 11, bei dem Oberth mit seiner Frau Tilla auf der Tribüne des Kennedy Space Centers stand. Überhaupt ist Tilla die Figur im Roman, mit der man am meisten mitfühlt. Der Charakter Hermann Oberth selbst bleibt streckenweise rätselhaft und unnahbar. Der Autor schreibt zwar aus Oberths Perspektive, bleibt aber dennoch auf Distanz. War es Absicht oder nicht? Man weiß es nicht. Vielleicht liegt es am Respekt vor der Person, die der Autor nicht persönlich kannte (Mellem ist Jahrgang 1985, Oberth starb 1989) und ihn daher auch nicht so richtig zu fassen bekommt. Biografische Romane sind schwierig, vor allem, wenn die Person, über die man schreibt, bereits tot ist. Einerseits muss man einen echten Menschen exakt so charakterisieren wie er war, andererseits muss man dem Leser diesen Menschen näherbringen, ohne zu wissen, was in ihm vorging. Bei Oberth ist das ein noch schwierigeres Unterfangen, da er selbst zu Lebzeiten ein schwer fassbarer sehr ambivalenter Mensch war. So erscheint er auch im Roman stets als der verschlossene, etwas vertrottelte »Professor«. Heute würde man ihn wahrscheinlich als Nerd bezeichnen. Das gefiel mir nicht so gut. Immerhin wird er als jemand dargestellt, der nie aufgegeben hat.

Mir persönlich ist der Roman zu kurz. Nicht nur, weil der Schreibstil sehr flüssig und gut zu lesen ist. Mir fehlen einige wichtigen Eckpunkte aus Oberths Biografie. Zu Anfang wird nicht richtig herausgearbeitet, welch mathematisches Genie Hermann Oberth bereits als Kind war. Seine Mathelehrer waren schnell überfordert und gaben ihm Aufgaben, die eigentlich für Gymnasiasten gedacht waren und nicht für Grundschüler. Außerdem fehlen weitere wichtige Stationen aus Oberths Karriere, zum Beispiel seine Zeit in Italien.

Trotz dieser Kritikpunkte ist »Die Erfindung des Countdowns« ein sehr schöner biografischer Roman, der sehr leicht zu lesen ist. Er zeigt einen deutschen Erfinder, dessen theoretische Grundlagen für Weltraumflüge bis heute gelten. Anhand Oberths Formeln werden noch heute Raketen ins Weltall geschossen. Ein Mensch, der in Deutschland trotzdem so gut wie unbekannt ist, und der trotz seiner Tätigkeiten während des Dritten Reichs es wert ist, wahrgenommen zu werden. Allein wenn Daniel Mellems Roman es schafft, mehr Menschen auf Hermann Oberth aufmerksam zu machen, ist sein Buch als Erfolg zu werten.

Erschienen ist der Roman 2020 beim dtv-Verlag und ist dort oder überall im Buchhandel erhältlich.

Wer mehr über Hermann Oberth erfahren will, dem empfehle ich einen Besuch im Hermann-Oberth-Museum in Feucht bei Nürnberg, sofern es denn mal wieder öffnen darf.

Auto vs. Zug

Ich hätte nicht gedacht, dass ich Bahnfahren mal vermissen würde. Aber als ich kreuzlendenlahm am Sonntag nach gut sechs Stunden Fahrt aus dem Auto gestiegen bin, fühlte ich mich verspannt und hundemüde.

Eigentlich hatten wir vorgehabt mit der Deutschen Bahn nach Thüringen zu fahren, doch dann meinte mein Mann, dass er lieber das Auto nehmen möchte. Außerdem mussten wir am Montag vergangene Woche sowieso nach München. Da konnten wir anschließend auch gleich weiterfahren.

Die Autobahnen waren voll. Vor den unzähligen Baustellen auf der A9 bildeten sich lange Staus. Wir wichen hinter München auf die B13 aus, um zumindest einen der Baustellenstaus zu umfahren. Das Schöne war, man kam an Ortschaften vorbei, die man nur von der Landkarte kennt oder von den Bahnhöfen, wenn man mit dem Zug vorbeifährt. Pfaffenhofen zum Beispiel. Das Hinterland von München hat durchaus seine Reize, vor allem ist es weniger flach, als man annehmen würde. Die Bundesstraße war frei und führte meist durch Wald und Feld, es gab kaum Ortsdurchfahrten. So kamen wir relativ schnell vorwärts.

Auf der A9 mieden wir die Raststätten und hielten wie immer in Plech beim McDonalds neben der Autobahn. Doch der Wachdienst an der Tür und das Corona-Theater mit Zettel ausfüllen usw. (selbst wenn man nur etwas mitnehmen wollte) schreckten uns ab. Also holten wir unseren Kaffee beim Bäcker im danebenliegenden REWE, ganz ohne Türsteher und Listeneintrag. Beim KFC am Mittag in München hatte sich auch keiner drum geschert, wenn man nur etwas mitnehmen wollte. Außerdem haben wir festgestellt, dass beim KFC das Wrap besser schmeckt als beim McDonalds, die Hühnchenteile sowieso. Die normalen Parkplätze sind seit Corona stärker frequentiert, weil sich keiner in die Raststätten traut. Obwohl man sagen muss, dass die Toiletten bei Sanifair schon deutlich sauberer sind. Zum Glück haben wir Desinfektionsmittel im Auto.

Die Rückfahrt am Sonntag verlief ähnlich. Obwohl wir schon ziemlich früh losfuhren und noch einen kurzen Abstecher nach Feucht machten, um unsere Spende an das Hermann-Oberth-Museum abzugeben. Die dürfen leider nicht öffnen, weil die Räumlichkeiten nicht groß genug sind, um die Corona-Regeln einzuhalten.

Mittags wurde es dann auf der A9 richtig voll und hinter Ingolstadt gab es zudem einen Unfall, so dass es sich staute. Wir fuhren wieder ab und schlugen uns über die Umleitungsstrecke durch. Jetzt wissen wir zumindest, wie der Tower des Flughafens Manching aussieht.

Die A8 zwischen München und Salzburg war wie immer dicht. (Ich frage mich, wie lange das noch gutgehen wird. Seit Jahren streitet man sich wegen des sechsspurigen Ausbaus.) Wir nahmen wie immer die B304 und waren fast allein auf der Straße.

Was mich am Autofahren aber am meisten stört: Ich kann dabei nicht lesen oder schreiben. Im Zug nutze ich die fünf bis sechs Stunden, um meist ein ganzes Buch zu lesen oder ein bisschen an meinem Roman zu schreiben. Während des Autofahrens geht das nicht, da wird mir schon beim Blick aufs Smartphone schlecht. Deshalb gibt es jetzt noch keine NEO-Rezension.

Das nächste Mal fahre ich wieder allein und nehme den Zug. Die Bahn zeigt an, welche Züge zu 50 Prozent ausgelastet und welche weniger frequentiert sind. Das hilft, sich die richtige Verbindung herauszusuchen. Außerdem muss ich noch meine nicht genutzten Fahrkarten aus dem Frühjahr aufbrauchen.

Das Triebwerk im Wintergarten

Auf der Rückreise von Thüringen konnten wir am Sonntag einen Museumsbesuch realisieren, den wir uns schon seit Jahren vorgenommen hatten. Bei Feucht fuhren wir von der A9 ab und steuerten das Hermann-Oberth-Museum an.

Hermann Oberth war ein Raketenwissenschaftler, der unteranderem mit der Erfindung der Kegeldüse der Raumfahrt »Schub« gegeben hat. Außerdem gilt er als Begründer der Weltraummedizin. Der in Siebenbürgen geborene Deutsche, verbrachte seinen Lebensabend in Feucht, wo er im Dezember 1989 im hohen Alter starb. Seine Familie hat dafür gesorgt, dass aus seinem Nachlass ein kleines Museum entstehen konnte. Hier kann man Modelle, Schriften, Geschenke von bekannten Persönlichkeiten der Raumfahrt sowie Auszeichungen besichtigen, die Hermann Oberth im Laufe seines Lebens erhalten hat. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der bemannten Raumfahrt und in einem Nebengebäude gibt es eine Sonderausstellung zum Apollo-Programm der NASA. Inklusive eines Holzmodels der Apollo-Landekapsel. Der Wintergarten, in dem auch ein echtes Raketentriebwerk steht, ist leider aus Sicherheitsgründen geschlossen, ebenso wie die zweite Ebene eines der Ausstellungsräume.

Der Herr an der Kasse, Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild, gab sich unglaublich viel Mühe und erklärte den anwesenden Erwachsenen und Kindern viele Details. Man merkt, dass er in der Materie drin steckt. Auch die Ausstellung ist für die einfachen Verhältnisse liebevoll hergerichtet. Allein die Räumlichkeiten sind zu klein geworden. Das fränkische Bauernhäuschen aus typischen Sandstein ist zwar restauriert, aber kein wirklich passender Ort für eine solche Ausstellung. Das Museum hat Fördermittel für einen Erweiterungsbau beantragt. Leider gibt es in der Stadt negative Stimmen die fürchten, der Bau könnte der Stadt Feucht Millionen kosten. Das dem nicht so ist, hat der Museumsdirektor auf der Internetseite des Museums nochmal klar gestellt. Der wurde übrigens erst im Dezember vom Bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder ausgezeichnet, für seine langjährigen ehrenamtlichen Verdienste um das Museum.

Mal sehen, was sich in den nächsten Jahren tut und ob den verantwortlichen Geldgebern die Würdigung von Hermann Oberth ein paar Euros wert ist.

»Es ist auf der Welt nichts unmöglich, man muß nur die Mittel entdecken, mit denen es sich durchführen läßt!«
Hermann Oberth

Das unbeachtete Genie

»Hermann Oberth – Begründer der Weltraumfahrt« von Hans Barth

Ich habe einen Traum – das Drehbuch zu einem biografischen Spielfilm über Hermann Oberth zu schreiben. Seit ich eine Biografie über den Wissenschaftler gelesen habe, bin ich fasziniert. Der Mann war ein Genie. Ich wage es sogar, ihn mit Albert Einstein auf eine Stufe zu stellen. Leider bekamen er und sein Werk in Deutschland nie die Beachtung, die sie verdient hätten.

Hermann Oberth war Deutscher aus Siebenbürgen. Er wurde 1894 geboren und erregte bereits als Kind und Jugendlicher durch seine mathematischen Fähigkeiten Aufmerksamkeit. Mit großem Vergnügen las er die Geschichten von Jules Verne. Nachdem er dessen »Die Reise zum Mond« gelesen hatte, dachte er ernsthaft darüber nach, ob es realistisch ist, jemanden zum Mond zu schießen. Sein Interesse war geweckt. Er berechnete, dass die Andruckkräfte die Passagiere in Jules Vernes Roman glatt zerquetscht würden. Da war er dreizehn Jahre alt und der Gedanke sollte ihn zeitlebens nicht mehr loslassen.

Mit vierzehn entdeckt er die Rakete – ebenfalls aus einer Geschichte von Jules Verne – als des Rätsels Lösung. Und er entwirft mit fünfzehn eine Andruck-Zentrifuge (wie sie noch heute in der Raumfahrt zum Einsatz kommt) um herauszufinden, wie viel Andruck ein Mensch aushält.

Mit siebzehn folgt die erste Flüssigkeitsrakete. Nach dem Abitur beginnt er auf Wunsch des Vaters, einem Arzt, mit einem Medizinstudium in München. Doch der junge Hermann besucht lieber Vorlesungen in Physik und Aerodynamik an der technischen Hochschule und stellt weitere Formeln für seine Raketentheorie auf.

Da bricht der Erste Weltkrieg aus. Hermann Oberth muss sein Studium unterbrechen und an die Front. Er wird verwundet und kommt im Lazarett zu dem Schluss, dass ein Mensch Schwerelosigkeit ertragen kann. Im Anschluss stellt er im Schwimmbad Selbstversuche an und wird damit zum Begründer der Weltraummedizin.

Weiterhin arbeitet er an seiner Raketentheorie. Nach dem Krieg beginnt er ein Physikstudium und reichte 1922 seine Arbeit »Die Rakete zu den Planetenräumen« als Dissertation ein. Sie erscheint ein Jahr später als Buch im Münchner Oldenbourg Verlag und ist die weltweit erste wissenschaftliche Arbeit zum Weltraumflug. Nach den Formeln aus diesem Buch werden heute noch die Flugbahnen aller Raketen berechnet.

Ich bin im Besitz einer Ausgabe des Buches (mit Widmung) und kann nur sagen, dass da sehr viele Formeln drin stehen, die mein Ingenieurgehirn nicht durchschaut.

Ausgerechnet dem Kino verdankte es Oberth, dass er als Raketenforscher arbeiten darf. Für den Ufa-Film »Die Frau im Mond« wird er als wissenschaftlicher Berater verpflichtet.

Oberth lernt den russischer Raketenforscher K. E. Ziolkowski kennen, beide verbindet über viele Jahre eine intensive Brieffreundschaft. Doch in Deutschland will niemand Geld für Raketenforschung ausgeben. So kehrt er 1925 nach Siebenbürgen zurück und wird Lehrer am Gymnasium in Mediasch (dem Geburtsort meines Mannes).

Oberth gibt nicht auf, mit eigenem Geld und mit Hilfe der Ufa entwickelt er eine richtige Rakete und macht mehrere wichtige Entdeckungen während der Brennversuche. 1930 ist bei seiner Präsentation der Kegeldüse ein junger Student anwesend. Sein Name: Wernher von Braun. Er wird es sein, der der Raketenforschung in Deutschland zum Durchbruch verhilft.

Die Nationalsozialisten erkennen das Potential der Rakete und holen Oberth nach Deutschland. Mit schlimmen Folgen: Er ist zwar nur als Berater tätig und hat keinen Einfluss auf die Entwicklungen in Peenemünde, dennoch wird ihm nach Kriegsende die Rückkehr in die rumänische Heimat verweigert.

Während von Braun in Amerika zu Ruhm und Ehre kommt, kämpft Oberth in Europa um Einkommen und Anerkennung, das er nur zögernd bekommt. Er veröffentlicht Bücher über »Menschen im Weltraum«, »Why the race to the Moon?« und »Das Mondauto«.

Als er 1962 in den Ruhestand geht, planen die Amerikaner, den Mond zu erreichen. Oberth schreibt ein Buch über die »Zukunftsaufgaben der Raumfahrt«,darin enthalten sind Entwürfe zu Raumstationen und zum elektrischen Raumschiff.

1969 steht er auf der Ehrentribüne um dem Start von Apollo 11 beizuwohnen. Erst 1972 darf er nach 34-jähriger Abwesenheit seine alte Heimat Siebenbürgen besuchen. In den Jahren bis zu seinem Tod widmet er sich philosophischen Fragen und alternativen Technologien (»Das Drachenkraftwerk«) zu Atomkraftwerken.

Im Dezember 1989 stirbt Hermann Oberth in seiner Wahlheimat Feucht bei Nürnberg. Wo ihm heute ein Museum gewidmet ist.

Ich finde das alles ziemlich spannend und kann nur schwer verstehen, warum er in Deutschland ein Unbekannter geblieben ist. Ohne seine Berechnungen oder seine Selbstversuche hätte die Menschheit innerhalb so kurzer Zeit nicht ins All fliegen können. Ich bin der Meinung das jeder, der sich für Raumfahrt interessiert, sich auch mit Hermann Oberth beschäftigen muss. Der Mensch, Hermann Oberth, sollte gerade uns Deutschen ein wenig mehr Anerkennung wert sein.

50 Jahre Mondlandung

Größenvergleich

Eigentlich wollte ich am Mittwoch etwas über die Mondlandung schreiben, aber ein Seminar nach Feierabend machte mir einen Strich durch die Rechnung. So beschäftigte ich mich anstatt mit dem Mond mit den neuesten Vorschriften für Zählerschränke.

Dafür sahen wir uns gestern auf ARTE den dritten Teil einer Dokumentation zur Mondlandung an. Es ist erstaunlich. Eigentlich glaubt man inzwischen alles über die Mondlandung der Amerikaner zu wissen, aber die Doku lieferte Informationen, die mir bisher unbekannt waren. Außerdem wurden bisher unveröffentlichte Filmaufnahmen gezeigt. Das fand ich schon ziemlich spannend.

Interessant ist nach wie vor die Rolle deutscher Raketenwissenschaftler. Wernher von Braun ist nicht der einzige, der an dem Projekt beteiligt war, seine Qualifikation ist nach wie vor genauso umstritten, wie seine Zusammenarbeit mit den Nazis. Hermann Oberth, der Vater der deutschen Raketenwissenschaft, hat als Lehrer von Brauns gleichfalls Anteil an dem Projekt. Schließlich hat er in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Berechnungen entwickelt, die heute noch gelten, wenn man eine Rakete in den Weltraum schießen möchte.

Ernüchternd war am Ende der Sendung allerdings, wie schnell die Amerikaner das Interesse an der zivilen Raumfahrt verloren. Das Weltraumprogramm von Kennedy war auf zehn Jahre angelegt. Bereits kurz nach der Rückkehr der Apollokapsel haben die meisten Mitarbeiter ihr Kündigungsschreiben bekommen. Die Mondflüge wurden Jahre später eingestellt. Das ist ungefähr so, wie wenn nach Christopher Kolumbus keiner hätte den Mut oder das Geld aufgebracht hätte, den neu entdeckten Kontinent zu erforschen. Nicht auszudenken, wo wir heute stünden, wenn die Raumfahrt mit dem damaligen Enthusiasmus fortgesetzt worden wäre, und welche Kriege der Erde erspart geblieben wären, wenn das Geld stattdessen in die Forschung und die Bekämpfung der Armut geflossen wäre.

Zumindest gingen die meisten der gekündigten Ingenieure und Wissenschaftler in die Industrie und nahmen die Erkenntnisse über Mikroelektronik und Computertechnik mit. Man stelle sich vor, die Mondlandung hätte nicht stattgefunden, bzw. es hätte kein Raumfahrtprogramm gegeben. Wir stünden heute ohne Smartphone und Co da und würden noch aus Telefonzellen telefonieren. Barcodes gäbe es übrigens auch nicht, die wurden für das Shuttle-Programm erfunden.

Was ich persönlich mit der Mondlandung verbinde? – Da ich erst fünf Jahre später geboren wurde, konnte ich dem Ereignis natürlich nicht beiwohnen. Aber ich habe Ende der Neunziger bei einem Besuch des Kennedy Space Centers in Florida die Saturn V besichtigen dürfen. Es gibt ein Bild von mir, wie ich unter den fünf Triebwerken stehe und von denen eines doppelt so groß ist wie ich. Diese Größe hat mich damals total überwältigt. Gleichfalls beeindruckend ist das Vehicle Assembly Building, die Halle, die für den Bau der Rakete gebaut wurde und deren Größe man gar nicht richtig abzuschätzen vermag, bis man wirklich davor steht. Die amerikanische Flagge an der Fassade ist mit 63 mal 33 Metern größer als ein Eishockey-Spielfeld. Vor dem Einbau riesiger Ventilatoren, bildeten sich innerhalb des Gebäudes regelmäßig Wolken aus denen es regnete.

Es ist schon erstaunlich, was Menschen erreichen können, wenn sie gewillt sind, Risiken einzugehen. Letzteres ist eine Eigenschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten leider verloren gegangen scheint.

Die Saturn V im Kennedy Space Center 1999

Maus auf dem Mond – Ein Bilderbuch

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Ich freue mich wie ein kleines Kind über das Bilderbuch, das ich heute geschenkt bekommen habe. Tatsächlich ist es ein Kinderbuch und es geht um eine Maus, die zum Mond fliegt. Die schön gezeichneten Illustrationen sind einfach überwältigend.

Autor und Illustrator Torben Kuhlmann hat nach »Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus« mit »Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond« ein weiteres Kunstwerk geschaffen, an dem man sich nicht sattsehen kann. Die detailreichen großformatigen Zeichnungen sind so lebensecht, dass man glauben könnte, die kleine Maus käme jeden Augenblick aus dem Buch gesprungen. Originell ist das Cover im Vintage-Look, das mit den abgestoßenen Kanten aussieht, als habe es schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Auch die vielen Skizzen auf den Umschlaginnenseiten in weiß auf schwarz sind spannend.

Die Geschichte selbst beschränkt sich auf wenige Seiten und ist in verständlichen kurzen Sätzen gehalten. Sie ist sowohl zum Vorlesen als auch zum Lesen geeignet. Im Vordergrund stehen jedoch die Bilder. Eigentlich sind sie es, die die Geschichte erzählen. Die Abbildungen sind aussagekräftig, lassen aber dennoch Spielraum für Phantasie. Nebenbei können Kinder noch englische Begriffe lernen, die in den Zeichnungen auf kleinen Zetteln oder auf Zeitungsausschnitten zu sehen sind. Die Reise der Maus beginnt nämlich in New York City und zwar bereits 1955 fast 14 Jahre vor der ersten Mondlandung. Wer wissen will, wie die kleine Maus mitgeholfen hat, dass Menschen zum Mond flogen, der sollte sich das Buch kaufen.

Am Ende gibt Torben Kuhlmann noch einen kleinen Einblick in die Geschichte der Raumfahrt. Wobei er zwar Konstantin Ziolkowski und auch Robert Goddard erwähnt, aber den eigentlichen Vater der modernen Raumfahrt Hermann Oberth vergisst. Ein Zeichen dafür, wie wenig Wertschätzung der Deutsche aus Siebenbürgen in Deutschland erfahren hat, dass die Wenigsten sein bedeutendes Werk kennen.

Dennoch ist das Buch ein gelungener Bildband, von dessen Illustrationen sich nicht nur Kinder immer wieder gerne verzaubern lassen. Jetzt möchte ich auch noch »Lindbergh« lesen.

Die Rakete an der Autobahn

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Die Saturn V an der Raststätte Nürnberg-Feucht in Richtung Berlin

Das habe ich noch gar nicht erzählt. Als wir vorletztes Wochenende nach Thüringen gefahren sind, machten wir eine Pause an der Raststätte in Feucht. Dort steht ein Modell der Saturn V, weil sich in Feucht das Hermann Oberth-Museum befindet.

Seit ich eine Biografie über den deutschen Wissenschaftler und Raketenforscher gelesen habe, bin ich von ihm fasziniert. Der Mann war ein Genie und ohne seinen Einfluss hätte Wernher von Braun vielleicht keine Raketen gebaut. Den richtigen Impuls bekam er nämlich nach einem Treffen mit Oberth.

Wir haben schon lange vor, dass Museum einmal zu besuchen. Leider ist es nur am Sonntagnachmittag geöffnet. Zu einer Zeit, an der wir meistens nicht an Feucht vorbeifahren. Jetzt habe ich aber gelesen, dass man auch einen Termin vereinbaren kann. Das werden wir das nächste Mal bestimmt tun. Vielleicht schon im August. Bis dahin freue ich mich über das Bild mit dem Saturn V Modell.

Das Original habe ich auch schon gesehen und war tief beeindruckt. Eine Freundin hat damals im Kennedy Space Center ein Bild gemacht, wie ich unter den fünf Triebwerken stehe. Wenn ich mal Zeit habe, suche ich das Bild mal heraus und scanne es ein.

Hermann Oberth – das unbeachtete Genie

Ich habe einen Traum! – Das Drehbuch zu einem biografischen Spielfilm über Hermann Oberth zu schreiben. (Falls jemand vom ZDF oder von Arte das hier lesen sollte … meine E-Mail Adresse steht im Impressum.) :)

Aber Scherz beiseite. Seit ich eine Biografie über den Wissenschaftler gelesen habe, bin ich völlig fasziniert. Der Mann war ein Genie. Ich wage es sogar, ihn mit Albert Einstein auf eine Stufe zu stellen. Leider bekamen er und sein Werk in Deutschland nie die Beachtung, die sie verdient hätten.

Hermann Oberth war Deutscher aus Siebenbürgen. Er wurde 1894 geboren und machte schon als Kind und Jugendlicher durch seine mathematischen Fähigkeiten auf sich aufmerksam. Mit großem Vergnügen las er die Geschichten von Jules Verne. Als er dessen „Die Reise zum Mond“ gelesen hatte, machte er sich ernsthaft Gedanken darüber, ob es wirklich möglich ist, jemanden zum Mond zu schießen. Sein Interesse war geweckt. Er machte Berechnungen und stellte fest, das die Andruckkräfte die Passagiere in Jules Vernes Roman glatt zerquetscht würden. Da war er 13 Jahre alt und der Gedanke sollte ihn zeitlebens nicht mehr los lassen. Mit 14 entdeckt er die Rakete (ebenfalls aus einer Geschichte von Jules Verne) als des Rätsels Lösung und entwirft mit 15 eine Andruck-Zentrifuge (wie sie noch heute in der Raumfahrt zum Einsatz kommt) um herauszufinden, wie viel Andruck ein Mensch aushält. Mit 17 folgt die erste Flüssigkeitsrakete. Nach dem Abitur beginnt er auf Wunsch des Vaters mit einem Medizinstudium in München, besucht jedoch lieber Vorlesungen in Physik und Aerodynamik an der TH. Er stellt weitere Formeln für seine Raketentheorie auf. Der erste Weltkrieg unterbricht das Studium. Er wird verwundet und kommt im Lazarett zum Schluss, dass ein Mensch Schwerelosigkeit ertragen kann. Er stellt Selbstversuche an und wird damit zum Begründer der Weltraummedizin. Weiterhin arbeitet er an seiner Raketentheorie. Nach dem Krieg beginnt er ein Physikstudium und reicht 1922 seine Arbeit „Die Rakete zu den Planetenräumen“ als Dissertation ein. Sie erscheint ein Jahr später als Buch im Münchner Oldenbourg Verlag und ist die weltweit erste wissenschaftliche Arbeit zum Weltraumflug. Nach den Formeln aus diesem Buch werden heute noch die Flugbahnen aller Raketen berechnet. (Ich bin selbst im Besitz einer Ausgabe des Buches (sogar mit Widmung) und kann nur sagen, das da sehr sehr viele Formeln drin stehen, die auch mein Ingenieurgehirn nicht alle durchschaut.)

Ausgerechnet dem Kino verdankt es Oberth, das er als Raketenforscher arbeiten darf. Für den Ufa-Film „Die Frau im Mond“ wird er als wissenschaftlicher Berater verpflichtet.
Oberth lernt den russischer Raketenforscher K. E. Ziolkowski kennen, beide verbindet über viele Jahre eine intensive Brieffreundschaft. Doch in Deutschland will niemand Geld für Raketenforschung ausgeben. So kehrt er 1925 nach Siebenbürgen zurück und wird Lehrer am Gymnasium in Mediasch (das ist übrigens der Geburtsort meines Mannes). Doch Oberth gibt nicht auf, mit eigenem Geld und mit Hilfe der Ufa entwickelt er eine richtige Rakete und macht mehrere wichtige Entdeckungen während der Brennversuche. 1930 ist bei seiner Präsentation der Kegeldüse auch ein junger Student anwesend, sein Name: Wernher von Braun. Ausgerechnet er wird es sein, der der Raketenforschung in Deutschland ein Gesicht verleiht. Die Nationalsozialisten erkennen das Potential der Rakete und holen Oberth nach Deutschland. Mit schlimmen Folgen: Er ist zwar nur als Berater tätig und hat keinen Einfluss auf die Entwicklungen in Peenemünde, dennoch wird ihm nach Kriegsende die Rückkehr in die rumänische Heimat verweigert.

Während von Braun in Amerika zu Ruhm und Ehre kommt, kämpft Oberth in Europa um Einkommen und Anerkennung, das er nur zögernd bekommt. Er veröffentlicht Bücher über Menschen im Weltraum, Why the race to the Moon? und Das Mondauto. Als er 1962 in den Ruhestand geht, planen die Amerikaner den Mond zu erreichen. Oberth schreibt ein Buch über die Zukunftsaufgaben der Raumfahrt, darin enthalten sind Entwürfe zu Raumstationen und zum elektrischen Raumschiff. 1969 steht er auf der Ehrentribüne um dem Start von Apollo 11 beizuwohnen. Erst 1972 darf er nach 34jähriger Abwesenheit seine alte Heimat Siebenbürgen besuchen. In den Jahren bis zu seinem Tod widmet er sich philosophischen Fragen und alternativen Technologien (Das Drachenkraftwerk) zu Atomkraftwerken. Im Dezember 1989 stirbt Hermann Oberth in seiner Wahlheimat Feucht bei Nürnberg. Wo ihm heute ein kleines Museum gewidmet ist.

Ich finde das alles ziemlich spannend und kann nur schwer verstehen, warum er in Deutschland ein Unbekannter geblieben ist. Ohne seine Berechnungen oder seine Selbstversuche hätte die Menschheit innerhalb so kurzer Zeit nicht ins All fliegen können. Das sollte uns doch ein wenig mehr Anerkennung wert sein.

Übrigens die umfangreiche Biografie: Hermann Oberth. Begründer der Weltraumfahrt Gebundene Ausgabe – 1991 von Hans Barth, gibt es leider nur noch im Antiquariat.