Düsternis der Seelen

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PERRY RHODAN NEO Band 230 – »Ruf des Dunkels« von Oliver Plaschka

Die MAGELLAN und die CREST II kehren ins Solsystem zurück. Von hier bricht Perry Rhodan und seine Familie gleich wieder auf, um seine Tochter Nathalie zu besuchen, die sich hinter der Identität des Kaisers von Olymp versteckt.
Auf Terra durchlebt derweil Reginald Bull eine Unsterblichen-Krise. Erst als Rhodan von Olymp zurückkehrt, kann er den Freund daraus befreien. Doch die gemeinsame Zeit ist nicht von Dauer.
Der Oproner Merkosh ist mit dem Dunkelleben infiziert und möchte zurück in seine Heimat. Die CREST II mit Perry Rhodan und Thora bricht zu einer Reise ins Zentrum der Milchstraße auf. Merkoshs Zustand und ein paar Versäumnisse an Bord führen dazu, dass das Raumschiff havariert und auf einem scheinbar unbewohnten Planeten im Compariat notlanden muss.
Zuerst wird die CREST II von den Resten einer Zivilisation bedroht, dann kommen auch noch Piraten um das beschädigte Schiff der Terraner zu entern. Die erste Handlung des aggressiven Anführers der Druuwen ist, Perry Rhodan zu erschießen.

Oliver Plaschkas Romane sind eigentlich immer ein Highlight. Bei diesem kamen einige Dinge zusammen, die mein Lesevergnügen trübten. Der Autor erklärte bei Twitter, dass er Corona bedingt Schwierigkeiten beim Schreiben hatte und das merkt man dem Roman an. Wobei ich ihm da nicht mal die Schuld geben möchte, da lag bereits im Exposé einiges im Argen.

So unbefriedigend wie der Roman endet, so beginnt er bereits mit einem überflüssigen Prolog. Ohne Frage, die Szene aus dem Kontrollraum eines Stützpunktes auf dem Pluto ist lebhaft und humorvoll geschildert. Sie wirkt fast, als würde sie aus einer TV-Serie stammen. Genau das macht sie für Leser kompliziert. Ich bekomme auf den wenigen Seiten kein Bild von den mehr als fünf Personen. Die Namen sagen mir nichts und ich kann sie schlecht den Personen zuordnen. Viel schwerer wiegt, dass der einzige Zweck dieses Prologs darin besteht, dem Leser die Information über die gleichzeitige Änderung der Impulsfrequenz des Geminga- und des Vela-Pulsars zu vermitteln. Die Charaktere aus der Szene tauchen im Laufe des Romans nicht wieder auf und ich frage mich, wie sinnvoll ein solcher Prolog ist. Zur Steigerung der Spannung beim Einstieg eines Romans kann man die Kernszene des Romans als Prolog voranstellen. Das ist ein Stilmittel, das ich auch schon verwendet habe. So aber wirkt der Prolog wie ein loses Anhängsel. Als bezeichnend kann man die Tatsache nennen, dass der Prolog nicht in der Leseprobe der PR-Redaktion enthalten ist.

Die anschließenden Kapitel reißen den unbefriedigenden Beginn aber wieder heraus. Besonders die Schilderung von Bullys Problemen mit seiner Unsterblichkeit und der Doppelbelastung als Protektor und Systemgeneral, trieben mir nicht nur einmal die Tränen in die Augen. Auch der Familienausflug der Rhodans nach Olymp und Thoras offensichtlicher Ärger darüber, dass ihre Söhne Nathalies Tarnidentität die ganze Zeit über kannten und die Eltern in Unwissenheit ließen. Das war großartig geschrieben und ich hätte mir gewünscht, dass man den Protagonisten bis zum Ende des Romans Zeit gegeben hätte, ihre Konflikte zu lösen. Gerade Bully wäre es wert gewesen. Der Charakter wurde in den letzten Staffeln sehr stiefmütterlich behandelt, dabei gehört er zu den wichtigsten Figuren. Er hätte es verdient, dass man ihm einen ganzen Roman gönnt. Gerade die Tatsache, dass er mit seiner Unsterblichkeit hadert, dass er zusehen muss, wie langjährige Freunde altern und sterben, während er jung bleibt, dass er absichtlich den Zellaktivator ablegt, um sich betrinken zu können. Das alles, hätte man über den ganzen Roman in epischer Breite erzählen können. So bleibt es nur eine kurze Episode, die viel zu schnell wieder beendet ist, als die CREST II ins Zentrum der Milchstraße aufbricht.

Da beginnen nämlich die Probleme, nicht nur die für die Besatzung des Flaggschiffs, sondern vor allem für die Leser. Logiklöcher, klischeehafte Figuren, eine holpernde Handlung, die billige Schockeffekte benötigt, um Spannung zu erzeugen. Das kenne ich eigentlich von Oliver Plaschka nicht. Ich behaupte an dieser Stelle, dass dieser Teil auf das Konto der Exposéautoren geht. Da bleibt unentdeckt, dass der Oproner, der auf der Medo-Station unter Beobachtung liegt, stundenlang verschwinden und seiner Kleptomanie frönen kann. Ein Oberleutnant ist so unsympathisch beschrieben, dass man schon im Voraus erahnt, dass er den Einsatz nicht überleben wird.

Das Auftauchen der Druuwen, bei denen ich immer an die Druuf denken musste, ist dann der krönende Abschluss. Weil Rhodan derjenige ist, der mit den Piraten kommuniziert, wird er von deren Anführer erschossen. Jeder Leser weiß, dass Rhodan es überleben wird. Das ist an dieser Stelle weder schockierend noch überraschend. Bei jeder anderen Figur hätte das viel besser funktioniert. Bei Thora zum Beispiel, da wäre den Lesern sicher das Herz in die Hose gerutscht, aber so … Sorry, ich empfinde den Cliffhanger einfach nur als Effekthascherei.

Wieder endet der Flug eines terranischen Raumschiffes in einer Havarie. Das passiert jetzt das dritte Mal hintereinander bei einem Staffelauftakt. Überhaupt gleicht der Plot von Band 230 fast exakt dem von Band 220. Rhodan kehrt ins Solsystem zurück, es gibt ein paar Vorkommnisse auf der Erde. Dann rüstet man sich zur einer neuen Expedition, fliegt weg und landet prompt in Schwierigkeiten. Bitte, liebe Exposéautoren, das Muster möchte ich in Band 240 nicht noch einmal lesen. Besinnt euch mal wieder auf die Erde und auf die politischen Verhältnisse und auf Personen wie Reginald Bull, dass hat in der Vergangenheit doch schon mal gut geklappt.

»Ruf des Dunkels« beinhaltet einige wunderbare Szenen, die den Roman wertvoll machen. Leider wird die Chance zu einem genialen Charakteroman vergeben, weil man in meinen Augen zu sehr auf Action und das Vorantreiben der Staffel drängt. Dazu kommt der ähnliche Plot, wie beim letzten Staffelauftakt. Nein, das hat ein so großartiger Autor wie Oliver Plaschka nicht verdient.

Wer den Ilt killt 2

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Das Echo der Fans hallt durchs Netz und es ist lauter und aufgeregter, als das viele gedacht haben. Angesichts der Aufregung habe ich mir den PR 3072 heute mal genauer angesehen. Ja, das liest sich schon ziemlich glaubhaft und endgültig. Aber … was ist bei PERRY RHODAN schon endgültig. Wie oft sind Personen dort schon gestorben und später wieder auferstanden. Das beste Beispiel ist doch Roi Danton. Der Sohn von Perry Rhodan wurde schon mehrfach »totgeschrieben« und ist immer noch quicklebendig. Derzeit ist er eine der Hauptfiguren in der Miniserie »Mission SOL II«, über die ich hier länger nicht gebloggt habe, weil mir einfach die Zeit fehlt, sie zu lesen.

Zurück zu Gucky. Manche Reaktionen von Altfans finde ich schon ziemlich extrem. Kündigung des Abos, Ausstieg aus der Serie, wahrscheinlich sind schon die ersten Morddrohungen an den Autor und die Exposéautoren rausgegangen. (Ich hoffe nicht.) Wobei ich den Frust der Leser durchaus nachvollziehen kann. In der NEO-Staffel »Die Meister der Sonne« war ich wegen der Sitarakh-Invasion ebenfalls kurz davor, mit dem Lesen aufzuhören. So viel Gewalt und negative Energie wollte ich nicht mehr lesen. Die Exposéautoren haben sich aber eines Besseren besonnen und die Handlung wieder positiver gestaltet. Etwas ähnliches passiert jetzt in der Erstauflage. Gewalt, Tod, Trauer und Katastrophen scheinen der Grundtenor des Zyklus‘ zu sein. Inwieweit dies sein muss, um spannenden Geschichte zu erzählen … nun darüber lässt sich bekanntlich streiten. Ich sage, dass es auch ohne Mord und Totschlag geht. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass wir momentan in unserer Realität eine genauso düstere Grundstimmung erleben. Wenn uns dann die Fluchtliteratur auch noch deprimiert, dann reicht ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Genau das ist jetzt durch den Tod Guckys in der Serie geschehen.

Exposéautor Wim Vandemaan hat im Forum bereits eingestanden zwei Fehler gemacht zu haben. Zum einen habe er im Vorgängerroman nicht darauf geachtet, dass Informationen, die für die Handlung in PR 3072 essentiell sind, enthalten waren. Und zum Zweiten habe er Leo Lukas gebeten, den Tod des Mausbibers möglichst realistisch und glaubhaft zu schildern. Ich gehe noch weiter und sage, die Exposéautoren haben noch einen dritten und vielleicht den fatalsten Fehler begangen. Sie haben den falschen Zeitpunkt gewählt.

Der 100. Geburtstag von Gucky-Erfinder Walter Ernsting liegt noch nicht lange zurück, viele Fans werten den Tod Guckys als eine direkte Missachtung des Lebenswerkes des Autors. Diesen Fakt hätte man schon im Voraus berücksichtigen können. Warum man das nicht getan hat? … Ich weiß es nicht, aber ich vermute, weder die Exposéautoren noch die Redaktion hatten das bei der Planung des Zyklus‘ auf dem Schirm. Und dann ist da noch die Corona-Pandemie mit all ihren schlimmen Auswirkungen. Das konnte natürlich niemand vorhersehen, aber es spielt meiner Meinung nach die entscheidende Rolle. Die letzten Monaten haben die Menschen dünnhäutig gemacht, viele sorgen sich um ihre Gesundheit und die Zukunft. Der Altersdurchschnitt der Leserschaft ist hoch und gerade diese wünscht sich einen Sonnenstrahl, an dem sie sich festhalten können. Stattdessen wird die Lieblingsfigur von vielen Lesern auf bestialische Weise zerstückelt und gemeuchelt. Das trifft die Menschen tief ins Herz, tiefer noch als zu jedem anderen Zeitpunkt.

Dabei besteht Hoffnung. Offensichtlich liegt die Antwort in PR 3067. Irgendwo versteckt zwischen den Zeilen finden sich Hinweise, auf das was passiert sein könnte, denn zwischen den Ereignissen aus PR 3071 und 3072 sind sieben Tage vergangen. Nehmen wir mal an, dass der sterbende Gucky nur ein Klon gewesen ist und oder dass der Mausbiber seinen Körper verlassen und zu etwas Nichtstofflichen transformiert ist. Selbst diese Lösung wäre gelinde gesagt nicht wirklich originell. Wenn das alles nur ein Täuschungsmanöver ist, um die Cairaner oder wen auch immer an der Nase herumzuführen (die Leser eingeschlossen), hätte man das weniger glaubhaft schreiben müssen. Vielleicht wäre es sogar notwendig gewesen, die Leser in den Plan einzuweihen. Es gibt genug fesselnde Geschichten, bei denen der Leser einen Wissensvorteil gegenüber den Protagonisten hat. Ich persönlich empfinde solche Romane als genauso spannend, vielleicht sogar noch spannender.

Nun, die nächsten Romane werden Aufschluss geben. Es ist nur schade, dass man mit einer solchen Aktion viele Leser verprellt hat, die die Auferstehung Guckys wahrscheinlich nicht mehr erleben werden, weil sie nicht wieder zurückkommen. Ausgerechnet jetzt, wo durch die Umstrukturierungen bei Bauer, die Existenz von PERRY RHODAN ohnehin bedroht ist, also auch die Zukunft von NEO. Da hängen einen Menge Menschen daran, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Da ist so eine Geschichte fast schon als fahrlässig zu bezeichnen.

Wie gesagt, es ist mieses Timing in mehrfacher Hinsicht. Da hat meines Erachtens bei den Verantwortlichen der Blick aus der Sicht des Lesers gefehlt. Wenn es schlimm kommt, kann es den Anfang vom Ende der Serie bedeuten. Guckys Tod als Sargnagel für die PERRY RHODAN-Serie, das wäre der Supergau, den sicher keiner der Beteiligten gewollt hat. Hoffen wir, dass es nicht so kommt.

Vom hinter dem Horizont des Universums

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PERRY RHODAN NEO Band 229 – »Die schwarze Flut« von Rüdiger Schäfer

Perry Rhodan, Atlan und Mirona Thetin versuchen unter Einsatz ihres Lebens die Manifestation eines dunklen Intellekts im Arkonsystem zu verhindern. Die Aufgabe ist nicht leicht, denn sie werden immer wieder von Zeitphänomenen getäuscht und landen in einer potenziellen Zukunft von Arkon 1. Auf der völlig kristallisierten Welt suchen sie nach dem Zeitbrunnen und finden ihn nur mit Hilfe von Quiniu Soptor.
Die »Schwester der Tiefe« nimmt Perry Rhodan mit in die Quantenrealität des Zeitbrunnens, um ihm zu zeigen, welche Bedrohung sich dort formiert. Die Wesenheit Tihit stammt aus einem Prä-Universum, also einem Universum was unserem vorangegangen ist. Durch irgendwelche Umstände überlebte die quasivirale Intelligenz das Ende ihres Universums und hat im schwarzen Loch Sagittarius A in der Milchstraße Schutz gefunden. Jetzt nach gut 14 Milliarden Jahren erwacht es und versucht ihre neue Umgebung in Besitz zu nehmen. Da es in ihrem Universum kein biologisches Leben gab, weiß sie nicht, was sie mit ihrer Präsenz anrichtet.
Doch bevor Soptor Perry, Atlan und Mirona helfen kann, die Entität am Erwachen zu hindern, stirbt die Halbarkonindin. Da taucht die junge Mehandor Wini auf. Wie Soptor gehört auch sie zu den »Schwestern der Tiefe«, die Tihit aufhalten wollen. Zu viert schaffen sie es, die Entität vorerst zurückzudrängen und den Untergang von Arkon 1 zu verhindern. Aus lauter Dankbarkeit verzichtet Imperator Gonozal VII. auf eine Invasion der Solaren Union. Im Gegenteil, er lässt zu, dass Terra und Arkon über ein Beistands- und Handelsabkommen verhandeln.
Auf der CREST II geht es Thora nach dem Bad im Zeitbrunnen immer schlechter. Nur eine Aktivierung ihres Extrasinns könnte sie retten. Man bringt sie ins Faehrlinstitut auf Iprasa, doch es bleibt ein Risiko, weil Thora die Ark Summia nicht absolviert hat. Thora steht vor der Entscheidung, ihren Extrasinn zu aktivieren oder an einer Schädigung ihres Frontallappens zu sterben.

In einer wahren Flut an kosmologischen Zusammenhängen schlägt Rüdiger Schäfer einen Bogen über alle Staffeln. Er lässt einen Aha-Effekt nach dem anderen folgen. Vieles, was in der Vergangenheit noch unklar geblieben ist, erklärt sich und dennoch bleibt genug Spielraum für weitere Spekulationen. Das ist großartig gemacht und man kann sich beim Lesen kaum vom Text lösen. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich den Roman durch.

Bei der Beschreibung der potenziellen Zukunft, bringt er viele bekannte Elemente zusammen, die man in der einen oder anderen Weise schon mal im Fernsehen oder Kino gesehen hat. Dennoch erschafft er eine eigenständige Geschichte. Geschickt vergleicht er Tihit mit Superintelligenzen wie METEORA, ANDROS und ES. Das klingt alles ziemlich abgedreht und hört sich dennoch logisch an. Mir gefällt die Theorie, dass das Universum »stirbt« und immer wieder neu geboren wird in einem endlosen Ablauf.

Es steckt viel Philosophisches in der Handlungsebene mit Perry Rhodan. Der Gegenpart dazu ist nicht weniger philosophisch. Die Aktivierung von Thoras Extrasinn, ihre Bedenken und die Überlegungen über die archaische Prozedur sind Rüdiger Schäfer ebensogut gelungen. Damit ist die Kommandantin der CREST II jetzt nicht nur unsterblich, sondern hat auch noch einen aktivierten Extrasinn.

Ich war im Vorfeld skeptisch. Nachdem Rüdiger Schäfer sich über die Schwierigkeiten geäußert hat, die ihn beim Schreiben des Romans behindert haben, befürchtete ich, dass man es dem Text anmerken könnte. Zum Höhepunkt der Corona-Krise hatten viele Autoren nicht den Nerv zum Schreiben, viel zu sehr lenkte sie die Wirklichkeit ab. Es war wohl das erste Mal, dass der Autor den Abgabetermin weit überzogen hat. Auch wenn man es der Geschichte nicht angemerkt hat, Auswirkungen hatte die verspätete Abgabe wohl auf die Nachbearbeitung. Denn ich stieß auf einige Patzer, die im Lektorat hätten auffallen müssen. Es scheint als hätte jemand ziemlich unter Zeitdruck gestanden. In Kapitel 17 beispielsweise spricht der Imperator die Kommandantin der CREST II mit Thora Rhodan da Gonozal an. Aber bei den vielen arkonidischen Namen kann man schon mal durcheinander kommen.

»Die schwarze Flut« macht ihrem Namen alle Ehren, denn die Flut an Informationen über den Kosmos und seine Geschichte ist wahrlich beeindruckend. Da haben die Expokraten viel nachgedacht. Gleichzeitig wird mit diesem Roman ein neuer Handlungsstrang eröffnet. Denn die Bedrohung durch die prä-universale Entität Tihit und das sie umgebende Dunkelleben ist noch nicht vorüber. Perry und seine Freunde müssen ins Zentrum der Milchstraße aufbrechen, um eine Lösung der Probleme zu finden.

Das Titelbild von Dirk Schultz zeigt die Schwierigkeiten mit denen Perry, Atlan und Mirona auf der kristallisierten Welt Arkon 1 zu kämpfen haben. Ich finde das großartig visualisiert.

Wer den Ilt killt

Quelle: Perrypedia

Zur Zeit kochen die Emotionen der Fans hoch. Und das, wegen einer der beliebtesten Figuren der Serie. Der nächste Roman der PERRY RHODAN-Serie trägt den Titel »Der Ilt muss sterben«. Und wie es scheint, findet der Mausbiber Gucky tatsächlich sein Ende, nach mehr als 3000 Heftromanen.

Ich bin mir ja sicher, dass die Exposéautoren nur bluffen, dass sie Gucky nur kurz aus dem Verkehr ziehen und er ein paar (vielleicht auch ein paar mehr) Heftromane später, quietschfidel wieder auftauchen wird. Das kann nur ein Marketing-Gag sein. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass man zu einem solchen Schritt tatsächlich bereit ist. Aber auszuschließen ist das angesichts der derzeitigen Situation im Verlag natürlich nicht.

Klar Gucky bewegt die Gemüter, er polarisiert und er ist für Autoren eine ganz fürchterliche Figur, eben weil er alles kann. Telepathie, Telekinese, Teleportation – er ist quasi ein Zauberer und sieht auch noch kuschelig wie eine Maus mit Biberschwanz aus. Eine spannende Handlung kann man mit ihm nur schreiben, wenn man ihn seiner Fähigkeiten beraubt. Auch das haben die Expokraten bereits getan. Sie haben ihn sogar schon mal ins Koma versetzt, wo er einen halben Zyklus lang dahindämmerte. Er kam wieder, ohne Fähigkeiten und erlangte sie erst nach und nach wieder zurück. Denn ein Gucky, der nicht teleportieren, oder Gedanken espern kann, ist eigentlich kein richtiger Gucky. Insofern wäre es in der Tat bemerkenswert konsequent, wenn man ihn töten würde.

Ich bin mal gespannt, was aus der ganzen Geschichte wird. Die Reaktionen der Fans sind zum Teil jetzt schon überbordend. Von »Das war’s. Dann steige ich sofort aus der Serie aus« bis hin zu »Ja, macht ihn kalt.« ist eigentlich alles vertreten. Ich finde die Diskussionen deshalb so spannend, weil quasi über ungelegte Eier spekuliert wird. Am Schlimmsten wird es den armen Autor treffen, der Gucky in die ewigen Jagdgründe schickt. Das war schon bei Michael Marcus Thurner so, der Ronald Tekener dem Serientod überantworten durfte. Und mit Leo Lukas ist es wieder ein Österreicher. Hm! Was soll uns das sagen? Jedenfalls stelle ich mir das bei Gucky nochmal eine Nummer schlimmer vor. Wird es Morddrohungen hageln, oder Boykotte geben? Zumindest wurde heute schon mal eine »Rettet Gucky«-Kampagne ins Leben gerufen. Initiiert von Roman Schleifer, auch ein Österreicher. Das fühlt sich fast schon nach einer Verschwörung »Made in Austria« an.

Sollte sich die Befürchtung tatsächlich bewahrheiten, kann ich den Gucky-Fans nur raten: Lest NEO! Da gibt es einen richtig tollen Gucky und im Gegensatz zur Erstauflage ist der Ilt nicht der Letzte seiner Art. Im Gegenteil. Da gibt es ganzes Imperium; Planeten voll von bösen und guten Mausbibern. Das wird in der bevorstehenden Staffel »Sagittarius« bestimmt richtig spannend. Die neue Staffel startet übernächste Woche, also der richtige Zeitpunkt zum ein- und umsteigen.

Noch ein Grund warum ich nicht glaube, dass man Gucky sterben lassen wird, ist die Tatsache, das sein literarischer Vater Clark Dalton in diesem Monat seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Wenn man zu diesem Zeitpunkt seine erfolgreichste Figur aus der Serie schreiben würde, hätte das schon einen ziemlich bitteren Nachgeschmack. Soweit ich die Mitarbeiter in der Redaktion und die Exposéautoren kenne, glaube ich nicht, dass sie zu so einer Niedertracht fähig wären. Aber man weiß ja nie. 2020 hat uns schon so manche unangenehme Überraschung bereitet.

Arkon in Aufruhr

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 228 – »Das Elysische Fragment« von Rainer Schorm

Aus den Trümmern der Elysischen Welt mitten im Arkon-System wird ein Signal empfangen. Absender scheint Nathalie Rhodan, die Tochter von Perry und Thora, zu sein.
Atlan leitet die Nachricht an die CREST II weiter und sorgt dafür, das Perry Rhodan und Thora zum Ursprung des Signals fliegen können. Das Raumgebiet rund um die Reste der Elysischen Welt wird von hyperphysikalischen Phänomenen erschüttert, die sich weder den arkonidischen Wissenschaftlern, noch dem Terraner erschließen.
Auf einem Asteroiden entdecken Rhodan und seine Frau ihre Tochter neben einem Zeitbrunnen. Nathalie bittet ihre Mutter in den Zeitbrunnen zu steigen, was deren Zellaktivator überflüssig machen würde. Quiniu Soptor versucht derweil das Dunkelleben aufzuhalten, welches versucht, durch den Zeitbrunnen zu dringen. Doch sie scheitert, was vor allem an Thoras Bad im Zeitbrunnen liegt. Die Situation eskaliert und Perry Rhodan muss mit seiner Frau vor der schwarzen Flut flüchten, die aus dem Brunnen quillt.
Ein Arkonide von einer nahen Raumstation kann Perry und Thora im letzten Moment mit einer Rettungskapsel aus dem schwarzen Nichts herausholen, das auf Arkon I zustrebt und alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Imperator Mascudar da Gonozal muss einsehen, dass er Perry Rhodans Hilfe braucht, um die Gefahr von der Kristallwelt und dem arkonidischen Imperium abzuwenden. Und nicht nur das, die Zeitträger Atlan und Mirona Thetin werden ebenfalls gebraucht, um die Flut aus Dunkelleben aufhalten zu können. Die finale Schlacht um das Universum beginnt.

Wow! Nachdem man in den vergangenen Romanen den Eindruck gewinnen konnte, die Staffelhandlung dümpele so vor sich hin, überrascht Rainer Schorm mit einem wahren Feuerwerk an Ereignissen. Vieles passiert parallel. Die Informationen prasseln auf einen ein, so dass man kurzzeitig den Überblick zu verlieren droht. Ist es nun das Dunkelleben oder ist es etwas anderes, was auf den Resten der Elysischen Welt freigesetzt wird? Einseits spricht Nathalie davon, dass das Dunkelleben nur ein Nebeneffekt ist und die wahre Bedrohung exponentiell größer zu sein scheint, andererseits reden die meisten Beteiligten von einem Angriff des Dunkellebens. Die Wahrheit wissen selbst Rhodan und seine Mannen nicht genau, dennoch wollen sie dagegen in den Kampf ziehen. Es bleibt ihnen auch keine Wahl, denn laut Nathalie sind sie die einzigen, die es aufhalten können.

Nathalie ist der unbekannte Faktor in dieser Gleichung. Sie verkalkuliert sich gleich mehrfach und beschleunigt dadurch sogar das Geschehen, ohne es selbst wieder in den Griff zu bekommen. Wer sagt denn, dass ihre Annahme, die drei Zeitträger könnten das Phänomen aufhalten, stimmt? Es ist eine etwas vage Aussage, auf die Rhodan, Atlan und Mirona ohne Bedenken eingehen. Die Enthüllung das Nathalie nicht nur Nathalie ist sondern auch Anson Argyris, der Kaiser von Olymp, hat mich echt überrascht. Sie hatte ich nicht auf dem Schirm, obwohl es naheliegt, denkt man an den Freihändler Roi Danton, dem verlorenen Sohn von Perry Rhodan aus der Erstauflage.

Ebenfalls überraschend ist die Tatsache, dass es vor den Memetern bereits eine Zivilisation gegeben haben muss. Die »Vorläufer« haben die Zeitbrunnen gefasst und die Planetenmaschinen wie auf Gorrawahn, Siga oder der Elysischen Welt gebaut, um das Kreell einzufangen. Es ist schon verblüffend, wie die beiden Exposéautoren die Fäden zwischen den Handlungsstaffeln verknüpfen. Auch wenn manches ein wenig weit hergeholt scheint.

Was mir nicht so recht eingehen will, dass Atlans Vater Rhodans Einsatz einfach so gebilligt hat und auch später seine Hilfe sucht. Wenn auch nicht öffentlich. Ich bin davon ausgegangen, dass er den Terraner für den Ausbruch des Dunkellebens verantwortlich machen würde. Denn es gibt keinen Beweis, dass es ohne Rhodans Anwesenheit nicht viel länger gedauert hätte, bis sich das Dunkelleben etabliert hätte.

Rainer Schorm hat  mit »Das Elysische Fragment« einen spannenden Roman geliefert und Rüdiger Schäfer für seinen Abschlussband die Bühne bereitet. Der Inhalt steckt voller Lösungen für die laufende Staffel und man erahnt, das der Titel »Arkon erwacht« mehrere Bedeutungen in sich trägt. Erfreulich sind die vielen amüsanten Dialoge, die die Romane des Autors auszeichnen und natürlich seine ausgefallenen Figuren, in diesem Fall der Arkonide Tirako Gamno.

Ein Müllmann in Not

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PERRY RHODAN NEO Band 227 – »Samfonnan, der Gefallene« von Ben Calvin Hary

Die Masgar Skoa, die Müllwerkergilde von Arkon, sind nicht besonders angesehen. Kein Arkonide möchte sich mit den Leuten abgeben, die den Dreck wegräumen, deshalb steht dem jungen Antigrav-Ingenieur Samfonnan auch keine goldene Zukunft bevor. Doch genau er, der nach einem selbstverschuldeten Unfall bei den Masgar Skoa gelandet ist, findet sich kurzerhand im Zentrum des Geschehens wieder.
Die Besatzung der LORK will Perry Rhodan, Thora, Mitglieder seines Einsatzteams und die ehemalige Imperatrice aus dem Kristallpalast auf Arkon I befreien, der für sie zunehmend zu einem gefährlichen Ort wird.
 Die LORK hatte die Terraner schon bei der Befreiung der MAGELLAN unterstützt. Auf wessen Befehl der Arkonide Sofgart und der Naat-Albino Kephlomm handeln ist nicht klar, aber mittels der Müllwerker kontaktieren sie Atlan an Bord der FAMA’ARK und erhalten von ihm die Codes, um das Himmelfahrtsunternehmen auszuführen. Denn Rhodan soll sich unbedingt anschauen, was in Cabra-Cel, der geheimen Basis von Mascudar da Gonozal, auf Arkon III vorgeht. Es wird das Schicksal des Sol-Systems entscheiden.
Die Befreiungsaktion gelingt unter anderem durch die Kenntnisse von Samfonnan. Und auch in Cabra-Cel hilft sein Wissen, die dort gefangenen Posbis zu befreien. Cabra-Cel wird zerstört und die LORK kann mit Perry Rhodan und den Posbis an Bord entkommen. Der Müllwerker Samfonnan ist von Rhodan so beeindruckt, dass er sich den Terranern anschließt.

Ich erwähnte bereits, dass es mir bei dem Roman schwerfallen würde, eine objektive Meinung abzugeben. Nicht nur weil ich mit dem Autor gut befreundet bin, sondern auch, weil ich als Testleserin fungieren durfte. Ich hielt das Manuskript also schon in Händen, als gerade mal Band 221 erschienen war. Weswegen mir die Dopplung: die Flucht aus dem Kristallpalast – Rhodan flüchten in Band 221, 226 und 227 durch den Gos’Khasurn – besonders auffiel. Es wird ohnehin viel geflüchtet in dieser Staffel. Die Terraner bekommen wenig Zeit zum Durchatmen und nun droht auch noch die erneute Invasion der Erde durch die Arkoniden.

Besonders gut gefiel mir die Figur des Müllwerkers Samfonnan. Der junge Mann hat einen psychologischen Defekt durch ein traumatisches Erlebnis erlitten, nachdem er durch einen Unfall tagelang am Boden eines Antigravschachts eingequetscht war. Seine Phobie vor engen Räumen finde ich gut beschrieben und auch wie er sich ihr am Ende erfolgreich stellt, das war sehr sympathisch und sehr menschlich. Ebenfalls fasziniert die Beschreibung der »Müllabfuhr« von Arkon. Wobei ich nicht glaube, dass nach 40 Jahren die Trümmerstücke des alten Kristallpalastes noch nicht recycelt wurden.

Das ist übrigens jenes, was mich in den vergangenen Romanen am meisten genervt hat: der im Bau befindliche Kristallpalast. Ich habe es schon in Band 221 geschluckt, dass zwischen dem Kristallpalast und dem Berliner Flughafen anscheinend gewisse Parallelen vorhanden sind. In fast jedem der vergangenen Romane wird das Thema mal mehr oder mal weniger offensichtlich wiedergekäut. Ich kann nicht mehr hören, dass der Kristallpalast eine Baustelle ist. Da mag die Technik, wie dort Wände hochgezogen werden, noch so phantastisch klingen, es ist einfach zu oft und zu viel angesprochen worden. Diese Baustelle musste so häufig als Ausweg und Problemlösung herhalten, dass es für mich einfach nicht mehr glaubhaft ist.

Das Atlans Einsatz für die Terraner auffliegen könnte, erwarte ich eigentlich längst. Obwohl der Arkonide bisher nicht den Eindruck machte, ihm würde viel an den Terranern liegen. Deshalb verwundert es mich, dass er so bereitwillig seine Codes an Sofgart weitergibt. Er muss damit rechnen, dass das auf ihn zurückfallen wird. Hier bin ich von der Staffelhandlung noch nicht so richtig überzeugt. Welches Spiel spielt Atlan und warum scheint ihm die Beziehung zu seinem Vater wichtiger, als die zu Mirona Thetin? Da möchte ich am Ende der Staffel eine glaubhafte Erklärung hören.

Mit »Samfonnan, der Gefallene« darf Ben Calvin Hary seinen Einstand bei NEO feiern. Nicht nur durch die Figur des Müllwerkers gelingt ihm das auch richtig gut. Dennoch werde ich froh sein, wenn die Staffel zu Ende ist und sich das Augenmerk der Handlung wieder auf einen anderen Schauplatz und andere Charaktere richtet.

Von Imperatoren und Arkoniden

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PERRY RHODAN NEO Band 226 – »Erbe des Kristallthrons« von Lucy Guth

Auf Arkon I bereitet man sich auf die Inthronisierung von Mascudar da Gonozal vor. Atlans Vater stößt mit seinem traditionellen Ansichten bei vielen Arkoniden auf Zustimmung. Sie sehnen eine harte ordnende Hand regelrecht herbei. Kaum jemandem kommen Zweifel, ob der zukünftige Herrscher seine Macht nicht missbrauchen könnte. Mirona Thetin scheint die einzige im Kristallpalsat zu sein, die Mascudars Pläne durchschaut. Sie redet Atlan ins Gewissen, doch der ist völlig geblendet von der plötzlichen Zuneigung seines Vaters. Nach einem Streit flieht Mirona mit ihrem Schaltschiff aus dem Arkon-System.
Die Terraner rund um Perry Rhodan sehen ebenfalls die drohende Gefahr und wollen sich vom arkonidischen Imperator nicht nur die MAGELLAN zurückholen, sondern auch noch Theta befreien. Zwar ist die ehemalige Imperatrice schuld an der Beinahezerstörung der CREST II und trägt Verantwortung für den Tod von Conrad Deringhouse sowie weiterer Besatzungsmitglieder, dennoch möchten die Menschen sie vor der Vollstreckung der Infiniten-Todesstrafe bewahren.
Während der Feierlichkeiten zur Inthronisierung sind die Arkoniden im ganzen System abgelenkt, so dass die Terraner ihre Pläne durchführen können. Zwar gelingt der Coup mit der MAGELLAN, Rhodan und sein Team geraten jedoch in die Falle. Atlan rettet sie im letzten Augenblick vor der Entdeckung der Palastwachen.
Nun stecken sie erst einmal fest. Ausgerechnet als der wütende Imperator Gonozal VII. beschließt, eine Invasionsflotte zusammenzustellen, um das SOL-System dem Arkonidischen Imperium ein für alle Mal einzuverleiben.

Die Arkon-Saga geht weiter. Lucy Guth beschreibt das Katz- und Mausspiel zwischen den Terranern und den Arkoniden sehr lebendig. Dafür schreibt sie meist aus der Sicht von Thora. Man bekommt einen schönen Einblick, wie die Arkonidin über die Menschen und über Ihresgleichen denkt.

Ebenfalls lesenswert sind die Kapitel mit dem Zeremonienmeister Truk Drautherb. Seine Mühen mit der korrekten Einhaltung der Rituale und die Auseinandersetzungen mit seiner nervigen Assistentin Dirah, sind ausgesprochen unterhaltsam zu lesen. Wobei mir Dirah zu klischeehaft gezeichnet ist. Ja, es gibt wahrscheinlich solche Frauen, aber ich habe in den Kapiteln mit ihr echt schlucken müssen, ob die Präsentation einer solchen Figur zeitgemäß ist. Mich würde interessieren, was die Feministinnen unter den Autorinnen, Influenzerinnen und Bloggerinnen von einer Figur wie Dirah halten. Wenn ich bedenke, welchen Anfeindungen ich wegen meinem Frauenbild in meiner ersten FanEdition ausgesetzt war, kann ich mir gut vorstellen, dass da viele kritisch ihre Stimmen erheben würden.

Eines hat Lucy Guth geschafft, was sonst nur Rüdiger Schäfer gelingt. Die Erinnerungen von Thora an ihre Kindheit sind so emotional verfasst, dass mir Tränen in den Augen standen. Das war sehr schön geschrieben und ich finde es jammerschade, dass der Charakter Nira da Trigulon diesen Roman nicht überlebt und natürlich Lurka, die Version eines arkonidischen Einhorns – mit rosa Mähne und dem Duft von Zuckerkaramell. Das finden aber wahrscheinlich nur Frauen gut oder Menschen, die die zauberhaften Geschichten von »Maiglöckchen Samtnüster« kennen.

»Erbe des Kristallthrons« ist ein lesenswerter Roman, auch wenn mich diese arkonidischen Adelsgeschichten immer noch nicht so recht zu begeistern vermögen. Für die Besprechung des nächsten Romans muss ich mir etwas einfallen lassen, weil ich aus verschiedenen Gründen nicht objektiv darüber schreiben kann.

Adelsroman trifft Formel 1

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 225 – »Der neue Imperator« von Susan Schwartz

Mit der MAGELLAN und einer Flotte aus 200 Raumschiffen trifft Mascudar da Gonozal im Arkon-System ein und beansprucht den Thron des Imperators. Der ist nach dem Putsch auf Emthon V. nach wie vor unbesetzt. Die Imperatrice befindet sich auf der MAGELLAN im Koma und soll nach ihren Aufwachen verurteilt werden.
Mascudars Sohn Atlan verhilft seinem Vater auf dem Thron, unteranderem weil er die Intrigen von Haushofmeister Gemlin da Hozarius zu durchkreuzen weiß. Seiner Partnerin Mirona Thetin gefällt Atlans Wandlung nicht. Sie übt Kritik und wirft ihm vor, mit seinem Vater jenes totalitäre Regime auf Arkon zu errichten, was er ihr zuvor in Andromeda entrissen hat.
Ein Gleiterrennen entscheidet über den Erfolg der beiden da Gonozals.

Wahrscheinlich gibt es niemanden, der diese Geschichte treffender hätte erzählen können als Susan Schwartz. Bereits in Band 117 »Exodus der Liduuri« zeigte sie, wie gut sie Familiengeschichten erzählen kann. Ihre langjährige Erfahrung in der Erstauflage hilft ihr sicher auch, sich in das »Spiel der Kelche« auf Arkon hinzuversetzen. Manch hartgesottener Science-Fiction-Fan wird aber bei dem Roman an seine Grenzen kommen. Denn so gut wie die Intrigen am arkonidischen Hof auch erzählt werden, desto weniger schreitet die kosmische Handlung voran.

Es las sich stellenweise schon ziemlich zäh. Da ich ohnehin nicht so viel mit der arkonidischen Kultur anzufangen weiß, musste ich mich mitunter durch den Text kämpfen. Ohne Frage, das ist alles gut erzählt – stellenweise vielleicht ein bisschen zu detailverliebt – aber es ist nicht das, was ich mir unter einem NEO-Roman vorstelle. Dieses ganze höfische Brimborium, die Intrigen, Affären und Rituale, vor allem aber die vielen Namen … so stellt man sich eher einen Adelsroman vor, als eine SF-Geschichte. Abwechslung verspricht das Gleiterrennen, das in all seinen Klischees zu sehr an ein Formel 1-Rennen erinnert, nur eben in drei Dimensionen.

Mein größtes Problem ist allerdings ein anderes. Ich begreife nicht, wie Atlan mit seiner zehntausendjährigen Erfahrung das Auftauchen seines Vaters und dessen Beweggründe den Thron zu besteigen, so vorbehaltlos hinnimmt. Ihn dabei sogar aktiv unterstützt. Kann jemand wirklich von seinen Gefühlen so geblendet sein? Das Wiedersehen mit seinem Vater hat den Arkoniden buchstäblich auf links gekehrt. Er denkt zwar hin und wieder darüber nach, was seine terranischen Freunde Perry oder Gucky dazu sagen würden, aber er hinterfragt sein eigenes Tun nicht. Er nimmt sogar den Konflikt mit seiner geliebten Mirona in Kauf. Die Liduuri ist die einzige, die sich Fragen stellt und die nicht gut findet, was Atlans Vater plant. Und das nicht nur, weil Mascudar keine Frauen in Ämtern mag, sondern weil sie auf lange Sicht ihr eigenes Imperium in Andromeda gefährdet sieht. Da fehlt mir einfach ein bisschen mehr Informationen über Atlans Motivation.

Ist es ja nicht so, dass im Roman nicht gefragt wird, woher das Duplikat von Mascudar da Gonozal stammt. Da es zu seiner Inthronisierung weder die Elysische Welt gab und noch wie damals eine Schablone angefertigt worden sein kann. Es muss später geschehen sein, denn Atlans Vater erinnert sich daran bereits viele Jahre Imperator gewesen zu sein. Es stellt sie die Frage, ob da nicht doch die Allianz (oder zumindest das, was davon übrig ist) dahinter steckt, oder ob sich hier ein neuer-alter Feind verbirgt. Obwohl Mascudar alles andere als wie eine Marionette daherkommt. Wir werden sehen, wohin sich das im Laufe der Staffel entwickeln wird.

Überraschend war zumindest das Auftauchen eines weiteren bekannten Arkoniden. Ich bin gespannt, ob wir im jungen und spielsüchtigen Gaumarol da Bostich nicht schon den zukünftigen Herrscher Arkons erleben durften.

»Der neue Imperator« ist der erste Adelsroman innerhalb der NEO-Serie. Wobei das jetzt nicht abwertend gemeint ist. Wen das »Spiel der Kelche« fasziniert, dem wird die Geschichte sicher gut gefallen. Sie bietet mal nicht das gewohnte kosmische Abenteuer.

Arglistige Täuschung in Thantur-Lok

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 224 – »Besuch aus Andromeda« von Rüdiger Schäfer

Die MAGELLAN zerstört, die CREST II kurz vor ihrer Vernichtung, so endete Band 222. Doch nichts ist so wie es scheint.
Die MAGELLAN konnte sich mittels eines geschickten Täuschungsmanövers aus der misslichen Lage befreien. Aber es droht weiter Gefahr von der arkonidischen Flotte. Da greift die GARTAVOUR mit Atlan und Mirona Thetin in den Kampf ein und schlägt die Flotte von Mascudar da Gonozal in die Flucht. Atlan ist kaum zu bremsen, als er hört, dass sein Vater am Leben ist.
In der Nähe einer stillgelegten Werftwelt kommt es zum erneuten Showdown zwischen den Terranern und der arkonidischen Flotte. Atlan setzt sich bei seinem Vater und künftigen Imperator für die Terraner ein. Es werden Friedensverhandlungen geführt. Doch alle Beteiligten haben die Rechnung ohne Imperatrice Emthon V. gemacht.
Die kapert kurzerhand die FERNAO und richtet deren Transformkanone auf die CREST II. Conrad Deringhouse gelingt es zwar unter Einsatz seines Lebens die FERNAO noch zu bewegen, damit der Schuss die CREST II nur streift, doch es werden viele Terraner und ein Teil der arkonidischen Delegation getötet.
Der überlebende Mascudar da Gonozal fordert von den Terranern als Wiedergutmachung nicht nur die Herausgabe der Attentäterin Theta und die MAGELLAN, sondern auch, dass die Menschen umgehend ins SOL-System zurückkehren.

Obwohl ich die NEOs von Rüdiger Schäfer sehr schätze, fiel mir dieser Roman unheimlich schwer. Das mag an den stetigen Tempiwechseln gelegen haben, oder an manch zu ausschweifenden Absatz. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass ich den plötzlichen Gesinnungswandel von Atlans Vater nicht so recht nachvollziehen konnte. Zuerst will er die Terraner in einer Schlacht vernichten. Dann schwenkt er um, und bietet sogar an, sich auf der Erde bei den Menschen für die arkonidische Besatzung zu entschuldigen. An der er nicht mal schuld ist. Nach dem Attentat jagt er die Menschen dann (verständlicher Weise) doch zum Teufel, nicht jedoch ohne sich eines ihrer Schiffe zu nehmen. Ganz ehrlich, ich habe keine Sekunde lang geglaubt, dass Atlans Vater diese Verhandlungen ernst meint. Ich habe jederzeit damit gerechnet, dass er oder einer seiner Getreuen aufsteht und Perry Rhodan nebst Crew über den Haufen schießt.

Dagegen war mir Imperatrice Theta schon immer unsympathisch und zwar wegen ihres oft dümmlichen Verhaltens. Das Rhodan ihr so viel Vertrauen schenkt, habe ich ohnehin nie verstanden. Aber dass sie ihm derartig in den Rücken fällt und sogar seinen Tod in Kauf nimmt, hatte ich dann doch nicht erwartet. Die Frage ist, was bezweckt sie damit? Glaub sie wirklich, mit dem Tod des angehenden Imperators würde sie auf den Thron zurückkehren können? Wie gesagt, so dumm hatte ich sie dann doch nicht eingeschätzt.

Noch weniger einschätzen konnte ich die Episode um Rufus Darnell und dem aus dem Kälteschlaf erwachten Maahk. Ohne Frage, es war sehr spannend erzählt, aber irgendwie fehlte mir hier der Bezug. Wobei ich mir fast sicher bin, dass diese Episode noch weitereichender Bedeutung haben wird. Rüdiger Schäfer schreibt nichts Unüberlegtes. Insofern wird das im Laufe der nächsten Staffeln sicher noch eine Rolle spielen.

Für einen Schäfer-Roman habe ich dieses Mal unheimlich lange gebraucht. Ich geriet beim Lesen nie so richtig in den Sog. Was wahrscheinlich daran lag, dass die spannenden Kapitel zwar mit einem Cliffhanger endeten, aber darauf meist ein Kapitel mit langsam erzählten Reflexionen folgte. Eigentlich mag ich Rüdigers »Geschwafel« sehr, dieses Mal war es mir oft zu viel. Vor allem weil man das meiste davon schon in den Romanen zuvor auf die eine oder andere Weise gelesen hatte. Da steckte nicht wirklich viel Neues drin. Außer vielleicht die Schwangerschaft von Mirona Thetin. Da bin ich echt gespannt, wie Atlan reagiert, wenn er es erfährt.

»Besuch aus Andromeda« ist ein guter NEO, aber kein Glanzlicht. Da hat der Autor in der Vergangenheit schon Besseres geliefert. Dennoch überrascht die Geschichte mit vielen Wendungen und dem Tod einer Hauptfigur. Bei dem sehr emotionalen Abschied hatte ich am Ende doch Tränen in den Augen. Das kann Rüdiger Schäfer halt besonders gut.

Ein Planetenroman für zwischendurch

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 223 – »Die Planetenmaschine«

Auf dem Mond wird der Kreell-Block mit dem Leyden-Team gestohlen. Die Spur des Diebs führt nach Siga. Hinter dem Ganzen steckt Iratio Hondro. Er plant auf Siga eine sogenannte Planetenmaschine in Gang zu setzen.
Der durch den Zeitbrunnen gefallene Ronald Tekener kann zusammen mit dem Kaiser von Olymp, Anson Argyris, sowie weiteren Unterstützern den Plan Hondros vereiteln und seine Helfershelfer festsetzen. Doch der Schaden den Hondros »Links« auf Siga hinterlassen haben, ist katastrophal für die Kolonie.

Was hinter der uralten Anlage tief im Inneren von Siga steckt, auf welchen Planeten es weitere Anlagen gibt und wo Hondro das nächste Mal zuschlagen wird, bleibt ungewiss. Ebenso wie die wahre Identität des Kaisers.

Es ist buchstäblich ein Planetenroman, den Rainer Schorm hier abliefert. Fast die komplette Handlung spielt sich auf Siga ab. Man lernt die Kolonie und ihre Bewohner kennen, aber auch die Probleme, die Bewohner anderer Kolonien mit der genetischen Umwandlung haben. Zu Beginn dürfen wir noch einem kleinen Geplänkel zwischen Leibnitz, Doktor Brömmers und seiner Frosch-KI beiwohnen. Das ist amüsant, wenn man Gefallen an dem spitzzüngigen Wortwitz des Autors findet.

Im weiteren Verlauf der Handlung gleicht der Roman wie NEO 204 – ebenfalls geschrieben von Rainer Schorm – einem Thriller. Da werden Tatorte entdeckt, es gibt eine Art Verfolgungsjagd und am Ende einen spannenden Cliffhanger. Das ist gut geschrieben und fesselnd zu lesen. Allerdings hatte ich meine Probleme mit der zeitlichen Einordnung der Geschichte. Der Anfang spielt offensichtlich zu dem Zeitpunkt, als Rhodan noch im Sol-System weilt. Zumindest scheint die MAGELLAN noch nicht nach Arkon aufgebrochen zu sein. Das Ronald Tekener kurze Zeit später auf Siga aus einem Zeitbrunnen krabbelt, kann ich irgendwie noch verstehen. Das Ding heißt ja Zeitbrunnen. Aber Rhodan muss vor seinem Abflug mit der MAGELLAN mitbekommen haben, dass der Kreell-Block mit Leyden gestohlen worden ist. Davon war aber nie die Rede.

Was mich ebenfalls etwas irritiert hat, dass Gorrawaan der Planet aus NEO 217 ebenfalls eine Planetenmaschine gewesen ist. Das ist bei mir nicht hängengeblieben. Im entsprechenden Roman war nur die Rede von einem Konstrukt, das jetzt als Bergbauwelt ausgeschlachtet wird. Ich kann mich weder an eine riesige Schlucht erinnern, die es dort gegen haben soll, noch daran, dass der Begriff Planetenmaschine gefallen wäre. Das es noch weitere solcher Planeten mit jenem uralten geheimnisvollen Innenleben gibt, überrascht mich. Wieso ist das niemandem zuvor aufgefallen? Weder den Memetern (die ja offensichtlich nicht die Erbauer sind), noch den Liduuri und auch nicht den Arkoniden. Zumindest scheint zu jedem dieser Planetenmaschinen ein Zeitbrunnen zu gehören. Was signalisiert, das beides miteinander in Verbindung steht. Das Dunkelleben scheint ebenfalls darin verwickelt zu sein.

Den Sprung von Arkon zurück in die Solare Union finde ich von den Exposé-Autoren ein bisschen gemein. Wartet man doch nägelkauend auf die Auflösung des Cliffhangers aus Band 222: Wird die CREST II zerstört? Wer von den Hauptfiguren findet sein Ende? Stattdessen bekommt man mit der Geschichte um Siga und Iratio Hondro am Ende einen weiteren Cliffhanger serviert, obwohl es im nächsten Roman wieder zurück nach Arkon geht. Das sind ja fast schon Borschsche (Schreibt man das so?) Verhältnisse. Zwischen NEO 1 bis 100 musste man oftmals mehrere Romane abwarten, bis ein Handlungsstrang weitergeführt wurde. Ich weiß nicht so recht, ob das für eine zweiwöchig erscheinende Serie eine so gute Idee ist. Warten wir es mal ab.

Die Geschichte reizt vor allem wegen ihrer skurrilen Charaktere. Darin hat es Rainer Schorm inzwischen zur Meisterschaft gebracht. Bei mir kamen Erinnerungen an Melbar Kasom und Lamy Danger hoch. Dieses mal heißen die zwei Cobol und Semper. Wobei? Wer kommt eigentlich auf die Idee einen Ertruser nach einer Programmiersprache zu benennen? Und es taucht zum ersten Mal bei NEO ein Oxtorner auf. Ich hatte schon sowas vermutet. Ich glaube immer noch, dass das Tier aus dem abgestürzten Mehandorfrachter in NEO 215 ein Okrill war.

Eine spannende Geschichte und ungewöhnliche Charaktere zeichnen »Die Planetenmaschine« aus. Nur die zeitliche Einordnung fand ich nicht so überzeugend. Dafür hat mir gut gefallen wie prophetisch der Text bisweilen war. Die Situation auf Siga zeigt viele Parallelen zur derzeitigen Corona-Krise.

Mein Lieblingsabsatz ist folgender: »Ich glaub nicht an eine Verschwörung … nur an eine Vertuschung. Oder das Bemühen, die Leute vor beunruhigenden Tatsachen zu schützen. Ich unterstelle keine negativen Gründe. Falsch ist es trotzdem. … Und die Taktik, Leute, die unangenehme Fragen stellen, die vielleicht nicht ins Weltbild passen, als Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen, ist nicht neu. Damit versucht man nur, jemanden zu diskreditieren. Nennen wir’s einfach Rufschädigung. Man erspart sich eine sachliche Diskussion, die man eventuell verlieren würde.«

Großartig! Danke dafür.