Aus bekannten Gründen mussten in diesem Jahr auch die Schlosslichtspiele in Karlsruhe ausfallen. Zumindest in der realen Welt. Die Veranstalter haben aber keine Kosten und Mühen gescheut, um die Schlosslichtspiele virtuell stattfinden zu lassen. Dazu haben sie vom Schlossensemble und dem umgebende Gelände ein 3D-Modell erstellt. Auf dieses Modell wurden dann die Shows projiziert. Man muss sich das klar machen: Eine Computeranimation wurde auf etwas Computergeneriertes projiziert. Das ist schon irre und war sicher viel Arbeit.
Das Ergebnis konnte man sich vom 5. August bis zum 13. September jeden Abend ab 20 Uhr im Livestream ansehen. Es gab verschiedene Sitzpositionen zur Auswahl.
Wir haben am Donnerstag mal reingeschaut und die ersten beiden Shows angesehen. Zuvor gab es noch eine Ansprache von Frau von der Leyen und Erklärungen zu der diesjährigen Show, auf Deutsch und Englisch. In diesem Jahr geht es um Umweltschutz und die Frage, auf was für einer Welt wir leben möchten. Ich fand das gut gemacht, wenn auch etwas deprimierend, wenn man sieht, dass den meisten Regierungen wegen der Pandemie die Umwelt völlig egal geworden ist. Vielleicht begreifen zumindest die Zuschauer der virtuellen Schlosslichtspiele, dass wir kurz vor der Apokalypse stehen, gegen die Corona ein Mückenschiss ist. Wenn auch nur, damit die Mühen der Veranstalter nicht umsonst gewesen sind.
Das ist alles sehr löblich. Aber beim Zuschauen stellte ich schnell fest, dass die Simulation einen realen Besuch der Schlosslichtspiele nicht im mindesten aufwiegt. Die Sitzpositionen sind nicht gut gewählt und die Detailschärfe lässt zu wünschen übrig. Man sieht zwar von der Animation auf der Schlossfassade im Video ungleich mehr als vor Ort, aber man erkennt vieles nicht genau. Außerdem ist es nicht annähernd so eindrucksvoll, wie wenn man direkt davor steht und glaubt, dass sich tatsächlich die Fassade bewegt oder transformiert. Das finde ich schade.
Ich hoffe sehr, dass es die Schlosslichtspiele auch in Zukunft geben wird, mit neuen beeindruckenden Shows. Und vor allem, dass ich wieder in der Realität auf der Wiese vor dem Schloss sitzen und staunen kann.
Im Gegensatz zum tristen Samstag überraschte uns der Sonntag mit strahlend blauem Himmel. Ich machte gleich ein paar Fotos aus dem Hotelzimmer.
Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Rückweg. Schnell waren wir aus Karlsruhe heraus und auf der A8. Die war schon recht bevölkert. Zwar kamen wir bis Stuttgart gut durch, standen aber anschließend mehrere Kilometer im Stau.
Weil wir noch Zeit hatten, schlug ich vor, von der Autobahn abzufahren und in Blaubeuren Mittagessen zu gehen. Die Parkplatzsuche gestaltete sich schwierig, wir fanden erst einen am Ortsausgang. Dafür war in der Stadt trotz schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen erstaunlich wenig bis gar nichts los. Fast alle Restaurants oder Gaststätten hatten entweder Urlaub oder waren geschlossen. Die Touristen und Ausflügler irrten durch die Straßen. Das einzig offene Lokal, was wir fanden, war ein Italiener der mit kreativer Küche warb. Hier ergatterten wir die letzten freien Plätze. Die vegetarische Pasta war schmackhaft und auch die Preise waren moderat, man kann das Lokal also weiterempfehlen. Warum die anderen Gaststätten an einem Sonntagmittag im Hochsommer nicht offen hatten, wissen wohl nur sie selbst. Denn der Andrang an Gästen bei dem Italiener war so groß, das viele weggeschickt werde mussten. Denen blieben nur die Imbissbuden rund um den Blautopf.
Nach dem Essen bewunderten wir das türkisfarbene Wasser des Blautopfs. Die Quelle des Flüsschens Blau sollte man einmal mal besucht haben. Wenn möglich bei Sonnenschein, damit die Farben richtig zur Geltung kommen. Ich machte eine Menge Fotos, weil ich mich nicht sattsehen konnte. Von dort spazierten wir zurück zum Auto und fuhren ins wenige Kilometer entfernte Ulm, die Verwandtschaft besuchen.
Die Heimfahrt über die Autobahn und die baustellengeplagte B304 zog sich am Abend scheinbar ewig hin. Bei Wasserburg stauten sich die Autos sogar auf der Gegenspur über mehrere Kilometer. Das hatte ich auch noch nicht erlebt. Aber wir kamen heil daheim an und das ist das Wichtigste.
Der Samstag begann trist, außerdem hatten wir verschlafen. Wir gingen – für unsere Verhältnisse ziemlich spät – erst nach neun Uhr frühstücken. Wie immer war das Frühstück im Hotel reichhaltig und schmackhaft. Dieses Mal schmeckte auch der Kaffee. Da hat sich die Investition in eine neue Kaffeemaschine gelohnt.
Ich fühlte mich, analog zum tristen Wetter draußen, ein wenig deprimiert. Da hilft meist ein ausgedehnter Spaziergang. Mein Mann wollte sich den Campus des KITs (Karlsruher Institut für Technologie) ansehen und so schlenderten wir quer durch die Südstadt nach Norden. Trotzdessen es immer wieder leicht nieselte, war es ziemlich warm. Ich hatte die Regenjacke übergezogen und schwitzte die ganze Zeit.
Es gibt eine Menge sehr schöner Ecken in Karlsruhe, Parkanlagen zwischen den Häuserfronten, durch die schmale Wege führten. Viele alte Bäume und auch sonst viel Grün. Dann wieder weite Anlagen mit großen modernen Betonbauten, Springbrunnen und glänzenden Fassaden, ein Brücken-Restaurant und Gassen wie in einer Kleinstadt. Wir ließen uns durch die Stadt treiben.
Ich marschierte wie immer zielstrebig voran und stieß dabei unbeabsichtigt auf die Rotlichtmeile der Stadt. Ehrlich, ich war völlig verblüfft, als wir plötzlich in die Brunnenstraße abbogen und mitten zwischen Laufhäusern und Erotic-Bars standen. Es war Samstagvormittag und das einzige, was sich in der Straße bewegte, waren die Lieferwagen. Dennoch saßen ein paar Damen in den Schaufenstern der Etablissements und warteten auf Kundschaft. Wir stiefelten hindurch, als wäre es nur eine von vielen Straßen. Auf der Kreuzung dahinter waren schon die ersten Gebäude des KITs zu sehen, doch in dem Moment hattet mein Mann nur Augen für … nein, nicht das was jetzt manchen denken … das Autohaus auf der anderen Straßenseite. Dort standen ein paar Old- und Youngtimer im Schaufenster, die mussten genauer betrachtet werden. Die freizügigen Damen in der Brunnenstrasse, waren für ihn hingegen nicht so interessant gewesen. Sehr brav!
Vom KIT-Campus steuerten wir das Schloss an. Die Fassade ist auch tagsüber beeindruckend, nicht nur wenn die Projektoren auf sie gerichtet sind. Das Gelände rund ums Schloss war nur mäßig besucht, einige wenige Touristen drängten ins Museum für Kulturgeschichte. Wir saßen ein Weile davor und bewunderten die Anlagen. Als es anfing stärker zu regnen, gingen wir weiter.
Wir wollten etwas nachholen, was wir beim letzten Mal nicht geschafft hatten – einen Besuch im »Cats Café« in der Kaiserpassage. Das Münchner Katzen-Café haben wir bereits zweimal besucht und wollten uns nun das Katzen-Café mit den meisten Katzen in Deutschland ansehen. Es ist überraschend groß, es gibt 13 Katzen und außer lecker aussehendem Kuchen auch veganes und vegetarisches Essen. Kurz nach zwölf war es schon ziemlich voll, die meisten Tische waren reserviert. Da wir nicht vor hatten, allzu lange zu bleiben, setzten wir uns an einen Tisch, der ab 13 Uhr reserviert war. Die Einrichtung des Cafés ist recht originell und man sieht, dass dabei viel von Hand selbst gestaltet wurde. Überall gibt es Schlafplätze für Katzen und sogar eine kleine Terrasse, wo Gäste essen und die Vierbeiner frische Luft schnappen können. Das Desinfizieren der Hände vor dem Eintreten ist Pflicht und ein Regelwerk auf jedem Tisch klärt die Besucher über das richtige Verhalten auf. Die Bedienung war ausgesprochen freundlich. Wir bestellten eine Flasche Wasser und »Schwäbische Lasagne«. Das einzige, was mich störte, war die Wärme. Ich schwitzte und fühlte mich wie in den Tropen. Den Katzen schien es nicht zu warm zu sein, sie spazierten unter den Tischen hindurch und ließen sich von den Besuchern streicheln. Manch ein Gast spielten mit ihnen, andere machten Fotos oder filmten. Es waren vor allem sehr viele junge Leute da. Ich glaube, wir fielen wegen unseres Alters schon auf.
Kurz vor ein Uhr gingen wir wieder. Draußen waren die Temperaturen angenehmer und es hatte auch aufgehört zu regnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im »Füllhorn«, einem riesigen Bioladen, spazierten wir zum Hotel zurück. Ich duschte ausgedehnt und am späten Nachmittag genehmigten wir uns noch einen Kaffee im »Tante Emma«. Anschließend organisierten wir uns im Hauptbahnhof noch eine Kleinigkeit zum Abendessen.
Der Abend zeigte sich verregnet, so dass wir nicht, wie geplant, nochmal zu den Schlosslichtspielen gingen.
Den sonnigen Vormittag nutzen wir in Heidelberg zu einem Spaziergang durch den Schlossgarten. Der Schlossberg ist zwar steil, aber so kurz, dass wir binnen fünf Minuten oben waren. Die ausgedehnte Parkanlage ist kostenlos, wohingegen man für den Besuch des Schlosses und des Schlosshofs Eintritt zahlen muss. Wir verschoben das auf einen späteren Zeitpunkt und bummelten lieber durch den in Terrassen angelegten Schlossgarten, der eine unglaubliche Aussicht auf Heidelberg bietet. Man versteht, warum die Stadt bei Touristen so beliebt ist. Es ist die Lage im engen Flusstal, das sich zu einer weiten Ebene öffnet, die bemerkenswert anmutet.
Für den Abstieg vom Berg nutzen wir einen verschlungenen Waldweg und standen alsbald in der historischen Altstadt. Hier jedoch dominierten wie scheinbar überall in Deutschland Baustellen das Bild. Am Neckar entlang bummelten wir zurück zum Bismarckplatz, von wo uns die Straßenbahn bis zum Hotel zurückbrachte.
Punkt 12 Uhr Mittags starteten wir zur nächsten Etappe unseres Kurzurlaubs. Es ging nach Karlsruhe. Wie immer um diese Jahreszeit. Die Schlosslichtspiele lockten und auch das Treffen mit dem Autor des Totengräber-Tagebuchs.
Überrascht davon, dass die beiden Städte so nahe beieinander liegen, kamen wir schon 40 Minuten später am Hotel AVISA an. Drehten hier aber drei Ehrenrunden, bis wir einen Parkplatz gefunden hatten. Nett, das uns die Dame an der Rezeption anbot, ihr Fahrzeug umzuparken, damit wir einen Stellplatz bekommen. Zum Glück fuhr aber gerade jemand weg. So nah am Bahnhof ist es nicht leicht einen Parkplatz fürs Auto zu bekommen. Ehrlich gesagt, war dies eine meiner größten Sorgen vor der Reise gewesen. Normalerweise reisen wir immer mit dem Zug an.
Nach einer Stärkung in unserem Lieblingscafé »Tante Emma« und einer längeren Ruhepause war es auch schon soweit, in Richtung Marktplatz aufzubrechen. Dort hatten wir uns u.a. mit Volker Langenbein verabredet, dessen »Totengräbers Tagebuch« ich unlängst hier rezensiert habe. Organisiert hat das Treffen Lektor und Mitautor Klaus N. Frick, der ebenfalls vor Ort war.
Es wurde ein lustiger Abend, mit leckerem Essen und spannenden Geschichten. Volker beantwortete mir noch die eine oder anderer Frage, die nach der Lektüre seines Buchs noch übrig geblieben war. Es blieb Zeit für ein Foto und die Signatur des Romans. Volker hatte sich extra auf einem Zettel notiert, was er mir ins Buch schreiben wollte. Das fand ich sehr nett und ich bedanke mich an dieser Stelle nochmal für seine lieben Worte.
Die Vorführung hatte längst begonnen, als wir zum Karlsruher Schloss aufbrachen. Wie immer saßen und standen viele Leute auf dem Platz vor dem Schloss. Leider war es schon so dunkel, dass man es nicht genau schätzen konnte, wie viele es wirklich waren. Mir kam es jedoch so vor, als wären es mehr gewesen, als in den Jahren zuvor.
Die ersten drei Präsentationen hatten wir verpasst, gerade aber begann »300 Fragments« von Maxin10sity, das für die ersten Schlosslichtspiele 2015 entworfen wurde. Es ist immer wieder ein Erlebnis die Show live auf der Fassade des Schlosses zu sehen und nicht nur als Clip bei YouTube. Dieses Mal standen wir ziemlich weit vorn im Schlosshof, also ganz nah dran. Die darauffolgende Präsentation »Noise3« hatten wir in den vergangenen Jahren auch schon gesehen, aber das anschließende »Our only blue One« von Maxin10sity war neu. Es ging um nichts Geringeres als die Geschichte des Universums vom Urknall bis heute, mit einem Ausblick auf die Zukunft. Eigentlich zwei Ausblicken: einem der eine vermüllte Erde zeigt und einem, in dem die Menschen in Harmonie mit der Natur leben, ohne das sie auf Wohlstand und Technik verzichten. Die Show entstand in Zusammenarbeit mit dem KIT (Karlsruher Institut für Technologie) und enthält eindrucksvolle Bilder aus unserem Kosmos.
Kurz bevor wir gingen, projizierte man noch eine Aufnahme von Alexander Gerst auf die Schlossfassade. Bei seiner Rede vom November 2018 von der Internationalen Raumstation an die zukünftigen Generationen – bei denen er sich entschuldigt, dass seine Generation, also wir, die Erde in keinem guten Zustand hinterlassen – bekam ich wiederholt Gänsehaut. Den Astro- oder besser Kosmonauten so überlebensgroß zu sehen, war echt beeindruckend und ein würdevoller Abschluss eines wirklich gelungenen Tages. Danke an alle indirekt Beteiligten!
Das Wetter zeigte sich am Sonntag in einem für Karlsruhe ungewöhnlich kühlen Grau. Ich zog mir seit Wochen das erste Mal wieder eine Regenjacke über. Es blieb aber fast den ganzen Tag über trocken. Vormittags spazierten wir durch den Zoo, der gegenüber vom Hotel liegt. Es waren viele Familien mit kleinen Kindern unterwegs, aber es verlief sich auf dem großen Gelände.
Mein persönliches Highlight war wieder die Besteigung des Lauterberg. Von dem kleinen Hügel hat man einen tollen Blick über Karlsruhe und das Umland. Der Laubwald am Berg zeigte sich schon herbstlich, die Wege mit Eicheln und Kastanien bedeckt.
Am Nachmittag besuchten wir das »Café Kongress« gleich hinter dem Zoo. Während mein Mann sich etwas von der gut bestückten Kuchentheke bestellte, genehmigte ich mir einen Eisbecher. Der erste übrigens in diesem Sommer. Sowohl Eis und Kuchen, als auch der Cappuccino waren erstklassig und überraschend günstig. Da waren wir sicher nicht das letzte Mal.
Auf dem Rückweg zum Hotel setzte ein leichter Nieselregen ein und hörte auch gleich wieder auf, dennoch beeilten wir uns. An der Rezeption plauderten wir noch mit dem Rezeptionisten. Wo ich mal wieder feststellte, wie klein die Welt ist. Der Herr hatte ein paar Jahre in meiner Heimatstadt gelebt und kannte sich bestens aus.
Ich kann das Hotel AVISA übrigens nach wie vor wärmstens empfehlen. Nicht nur wegen des sensationellen Frühstücksbüffets und dem Blick auf die Zootiere, sondern auch wegen der Sauberkeit und der netten persönlichen Atmosphäre.
Hier ein paar Fotos von der City und den Schlosslichtspielen, leider nur in Handyqualität. Wir hatten zwar das Ladegerät eingesteckt, aber die Kamera vergessen. In Lanzerote letztes Jahr war es umgekehrt.
Man könnte Karlsruhe als die ideale Kombination ansehen. Städtisches Flair, ganz viel Grün und beinahe unbegrenzte kulturelle Möglichen. Würde man mich, die schon in großen und kleinen Städten gewohnt hat, vor die Wahl stellen, wo ich meinen Lebensabend verbringen möchte, würde ich mich wahrscheinlich für Karlsruhe entscheiden. Nicht das es mir nicht da gefiele, wo ich gerade lebe, aber es wäre tatsächlich eine denkbare Alternative.
Bei unseren ausgedehnten Spaziergängen am Freitag und Samstag beeindruckten mich die Parks und Bäume. Wobei die Grünflächen selbst durch den heißen trockenen Sommer schwer gelitten haben. Dennoch, der alte Baumbestand, die vielen Parks, die baumgesäumten Straßen sind schon eine besondere Form der Lebensqualität. Dabei muss man auf die Vorzüge einer Großstadt nicht verzichten, wie den Nahverkehr und die vielseitigen Einkaufsmöglichkeiten. Und auch kulturell hat man die Qual der Wahl. Wie wir bei den Schlosslichtspielen wieder feststellen konnten.
Der Samstagvormittag führte uns durch den Botanischen Garten in den Schlossgarten. Wo wir die Eichhörnchen beobachteten und die Aufbauten der Bierbörse besichtigten. Zurück ging es durch die Innenstadt mit dem Mix aus alten und modernen Häusern, den Museen und Einkaufszentren. (Die Baustellen sind im Vergleich zum vergangenen Jahr tatsächlich weniger geworden.) An jeder Ecke gibt es etwas Ungewöhnliches zu entdecken. Sowas gefällt mir.
Am Abend standen die Schlosslichtspiele auf dem Programm. Dieses Mal setzten wir uns weiter nach vorn und hatten auch Sitzkissen dabei. Schließlich sollte es kühl werden. Irgendwie schien es mir, dass noch mehr Besucher da waren, als im vergangenen Jahr, was wahrscheinlich der Bierbörse geschuldet war, die hinter dem Schloss stattfand. So wankten ständig einige nicht mehr ganz nüchterne Zeitgenossen an uns vorbei. Was ich teils faszinierender fand, als die Projektionen am Schloss. Die Auswahl der Shows an diesem Wochenende, war leider nicht so spektakulär wie im vergangenen Jahr. Einige hatten wir schon gesehen. Beeindruckend fand ich die Vorführung »Cleansing« bei der immer mehr Wasser aus den Fenstern des Schlosses zu strömen schien, bis das ganze Schloss in den Fluten unterging, um am Ende in neuem Glanz wieder auf zu erstehen. Die aktuelle Show von Maxin10sity »I’MMORTAL« lief leider erst sehr spät, so dass wir sie nicht mehr mitbekamen. Zum Glück kann man sie sich auch bei YouTube ansehen.
Müde und Fußlahm (wir waren den ganzen Tag zu Fuß unterwegs) fielen wir dann spät ins Bett. Ach ja, gut essen gehen, kann man hier übrigens auch.
Einst wurde hier das Fahrrad erfunden, heute zählt sie zu den Radfahrerstädten Deutschlands und angesichts der vielen Fahrrädern, die hier herumstehen, glaubt man es auch sofort. Die Rede ist von Karlsruhe.
Es sind mal wieder Schlosslichtspiele, was meinen Mann und mich veranlasst hat, hierherzufahren, um dem Event beizuwohnen. Bei unseren Spaziergängen gestern und heute ist mir dann aufgefallen, dass sich viele Fahrradfahrer fast schon Rambohaft durch die Innenstadt bewegen. Da wird kreuz und quer auf den Gehwegen gefahren, in der Fußgängerzone sowieso. Manche fahren wiederum auf der Straße, obwohl ein Radweg vorhanden ist. Andere fahren auf den Gehwegen obwohl daneben eine Fahrradstrasse verläuft. Autos die dort eigentlich nur mit 30 fahren dürfen, fahren teils schneller. An den Ampeln und Kreuzungen herrscht Chaos weil sich Radfahrer und Fußgänger einen Streifen teilen müssen und irgendwie gegenseitig im Weg stehen, oder Radler sich vor der Kreuzung vom Radweg auf die Straße einfädeln müssen. Wenn man um eine Hausecke biegt, kann es leicht passieren, dass man mit einem Fahrradfahrer zusammenstößt. Durch die Vielzahl an Möglichkeiten ist alles irgendwie etwas unübersichtlich angelegt.
In München ist das eindeutig geregelt. Es gibt Radwege und Gehwege, beide sind auffällig voneinander getrennt. Die Radwege dürfen nur in Fahrtrichtung benutzt werden. Es gibt Ampeln für Fußgänger und Radfahrer, sowie klar abgegrenzte Abbiegespuren.
Erschwerend kommt hinzu, dass Karlsruhe eine einzige Baustelle ist. Kaum eine Hauptstraße, die nicht gerade untertunnelt wird. Bauzäune und Absperrungen sorgen dafür, dass sich keiner mehr so richtig auskennt, wo man als Radfahrer entlang fahren kann und wo nicht. Ich glaube, dass dieses Gemisch aus Alternativen dazu führt, dass keiner klarsieht und jeder fährt, wie er lustig ist. Was für Fußgänger in brenzligen Situationen enden kann. Ständig blickt man sich um, ob sich nicht gerade von hinten ein Radfahrer nähert, der einem gefährlich werden kann. Jedenfalls ist uns das heuer extrem aufgefallen.
Aber wer weiß, vielleicht setzen die Stadtväter absichtlich auf ein bisschen Anarchie, um das Leben ihrer Bürger spannender zu machen oder die Leute zu mehr Aufmerksamkeit zu erziehen. Vielleicht steckt aber auch die Absicht dahinter, dass gefälligst mehr mit dem Auto fahren sollen. Damit die teuren Straßen und Tunnel die gerade entstehen, später auch genutzt werden.
Nachdem wir seit Montag wieder daheim sind, möchte ich doch noch ein paar Gedanken über unseren Urlaub und zu Karlsruhe im allgemeinen loswerden.
Wie immer wenn wir Städteurlaub machen, erkunden wir vieles zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Letzteres haben wir in Karlsruhe nicht gebraucht, weil die Sehenswürdigkeiten nicht so weit auseinander liegen und das Hotel strategisch günstig positioniert ist. Vom Hotel bis zum Schloß brauchten wir nicht mal 20 Minuten. Trotz der schönen Parks und der Fußgängerzone ist Karlsruhe nicht wirklich Fußgängerfreundlich. Schon allein wegen der unglaublich vielen Baustellen, die wohl noch die nächsten Jahre die Stadt »schmücken« werden. Jeglicher Verkehr scheint aufs Auto ausgerichtet, was mich am allermeisten wunderte. Gerade an jenem Ort, an dem das Fahrrad erfunden wurde, sind richtige Radwege selten. Das finde ich schade, denn dadurch nimmt man der Stadt viel von ihrem Reiz. Wahrscheinlich bin ich einfach aus meiner Zeit in München verwöhnt, wo es streng getrennte Rad- und Fußwege gibt und man von Radfahrern auf dem Gehweg oder an der Ampel nicht über den Haufen gefahren wird. Da gibt es auch keine dieser Pseudo-Radwege, die auf die Straße gepinselt wurden und auf der meist Autos parken und man als Radfahrer kaum vorankommt.
Besonders sportlich muss man sein, wenn man eine der Hauptstraßen überquert. Am Ettlinger Tor beispielsweise kamen wir während der Grünphase maximal bis zur Mitte der Straße, dann war wieder Rot und die stehenden Autos legten schon mal den Gang ein. Da ist Schnellsein angesagt – ältere Leute oder kleine Kinder haben da wenig Chancen. Ich glaube jedoch, das dies kein alleiniges Problem von Karlsruhe ist, sondern eines das viele größere Städte haben.
Begeistert bin ich nach wie vor von den vielen Grünanlagen und Parks mit dem alten Baumbestand. Eine solche Vielfalt an Baumarten und vor allem an sehr alten Bäumen habe ich in einer Stadt selten zu Gesicht bekommen. Auch die Sternförmige Anordnung der Straßen rund um das Schloss sieht man selten. Einen mittelalterlichen Stadtkern sucht man in Karlsruhe vergebens, doch es ist gerade diese klassizistische Moderne, welche der Stadt einen besonderen Reiz verleiht.
Mein persönlicher Höhepunkt waren jedoch die Schlosslichtspiele und der Lauterberg, auf dem übrigens nach seiner Einweihung eine Fahrradrennstrecke angelegt wurde. Man stelle sich vor, die jungen Männer von damals, haben sich dort mit ihren Hochrädern vom Berg gestürzt – wahrscheinlich im wahrsten Sinnes des Wortes.
Wenn wir schon vis-a-vis vom Zoo übernachten, dann müssen wir ihn auch besuchen. So mein Argument.
Um zehn Uhr am Sonntagmorgen war noch wenig los. Doch das änderte sich schnell, und alsbald war der städtische Garten voller Leute. Meist Familien mit Kindern. Die Sonne schien, doch im Schatten war es so kühl, dass ich eine Jacke anziehen musste.
Die weitläufige Anlage ist mehr Park als Zoo, mit uralten Bäumen, Blumenrabatten und vielen lauschigen Plätzchen zum Verweilen. Die Gehege der Tiere sind nicht so großzügig wie im Leipziger Zoo, aber man spürt die Bemühungen um eine Artgerechte Haltung. Der Zoo in Karlsruhe beherbergt den Altersruhesitz indischer Elefantendamen. Die Älteste, die hier ihr Gnadenbrot bekommt, ist stolze 62 Jahre. Neben Raubkatzen, Menschenaffen, Giraffen und Zebras gibt es sogar Eisbären, Pinguine und kalifornische Seelöwen, die sich in der Sonne aalten. Der Zoo ist stark auf Familien mit Kindern ausgerichtet, denn überall sind Spielplätze und andere Aktivitäten, bei denen sich die Kleinen austoben können. Auf den beiden Teichen schippern überdachte Gondeln dahin, begleitet von Karpfenschwärmen, die bettelnd die Mäuler aus dem Wasser reckten. Das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt. Kaum, dass wir auf der Seebühne standen, kamen fünf bis sechs Tiere angeschwommen und streckten das Maul aus dem Wasser. Viele Besucher geben dem nach, weshalb das Wasser des Sees nicht so sauber ist, wie es sein könnte.
Besonders begeistert war ich von einer Attraktion, die von den meisten Zoobesuchern gemieden wurde, obwohl sie eigentlich nicht zu übersehen ist – der Lauterberg. Die Anhöhe wurde im neunzehnten Jahrhundert errichtet, im Inneren befand/befindet sich der Hochspeicher der Stadt. Heute ist der Tank mit Schaumbeton verfüllt. Zwischen den Bäumen schlängelt sich ein steiler Weg nach oben, der in einer Plattform mündet, von der man einen tollen Überblick über die Stadt hat. Außer einer Tai-Chi-Lady, die in Ruhe ihre Übungen ausführte, waren wir über eine halbe Stunde lang die einzigen hier oben. Gedämpft drang das Geschrei der Pinguine und das Lachen von Kindern herauf. Ein frischer Wind brachte den Geruch nach Sommer mit. Wir saßen da und ließen den Anblick auf uns wirken. Ein schöner ruhiger Ort inmitten des Getümmels. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man viele kleine Dinge in der Ferne, ob nun das Atomkraftwerk Phillipsburg im Norden, die Raffinerien vor dem Pfälzerwald im Westen, dem Hauptbahnhof im Süden oder die Ausläufer des Schwarzwald im Osten, man kann ziemlich weit blicken. Besonders abends muss das ein toller Anblick sein, leider schließt der Zoo bereits um 18 Uhr. Abwärts wählten wir den kurzen aber steilen Pfad durch den Wald, als Bergeher sind wir solche Wege gewohnt. Für Familien mit Kinderwagen gibt es einen langen allmählich ansteigenden Weg, aber der scheint kaum genutzt zu werden. Mein Fazit: für mich gehörten die Augenblicke auf dem Lauterberg zu den schönsten in Karlsruhe, von den Schlosslichtspielen mal abgesehen. Allein deswegen würde sich ein zweiter Besuch lohnen.
Übrigens fand ich den Eintrittspreis von zehn Euro ziemlich moderat. Leute, die hier wohnen, können bereits für 40 Euro eine Jahreskarte erwerben, das finde ich so gut wie geschenkt.
Auf dem Rückweg zum Ausgang haben wir uns noch einen Imbiss gegönnt, wenn ich Biertrinker wäre, hätte ich auch mal das legendäre Alpirsbacher Klosterbräu probiert, so blieb es bei einem Wasser.