Ich habe Disneys neueste Star Wars-Serie gesehen und das, obwohl ich zuvor gewarnt wurde.
Letztendlich hatte ich es mir schlimmer vorgestellt, aber so richtig toll fand ich weder die Geschichte noch die Darsteller. Ich glaube zu verstehen, was man mit der neuen Serie bezwecken bzw. zeigen wollte, aber so richtig hinbekommen haben es die Produzenten, Regiesseure und Darsteller meiner Meinung nach nicht. Ich habe unlängst gelesen, dass die bei Disney+ als Serien erscheinenden Konzepte ursprünglich mal als Kinofilme angedacht waren. Das würde erklären, warum der Plot so ausgewalzt wirkt. Trotz der beiden Rückblenden-Episoden hätte man die Geschichte kürzer und knackiger erzählen können.
Doch zunächst zur Einordnung: »The Acolyte« spielt 100 Jahre vor »Episode Eins«, quasi zur Hochzeit der Republik und des Jediordens. Das ist optisch ganz gut gelungen, denn die bekannten Orte wie Courusant schauen weniger entwickelt aus, als später (weniger Hochhäuser). Es wird die Geschichte von Zwillingsschwestern erzählt, die von Hexen aufgezogen wurden und in deren Macht-Kult aufgenommen werden sollen. Kurz davor werden sie aber von einer Gruppe Jedis entdeckt, die die machtsensitiven Kinder lieber selbst ausbilden wollen. Es kommt zur Auseinandersetzung zwischen den Hexen und den Jedis bei denen die Mutter der Mädchen von einem Jedi getötet wird, und eines der Mädchen scheinbar ebenfalls stirbt.
Die verbliebene Schwester wird von den Jedis mitgenommen und erhält eine Ausbildung zur Jedi, die sie aber nicht abschließt. Viele Jahre später werden die Jedi, die bei den Ereignissen um die beiden Schwestern dabei waren, einer nach dem andern ermordet. Es stellt sich heraus, dass auch die andere Schwester überlebt hat, von einem Sith ausgebildet wurde und sich nun an den Jedis rächt.
Wie die Geschichte nach acht Folgen endet, erzähle ich an dieser Stelle nicht, das mag jeder für sich selbst herausfinden. Ich fand die Lösung ungewöhnlich, wenn auch nicht befriedigend.
Die Problematik der Serie stellt sich folgendermaßen dar: Bisher galten die Jedis als Heilige. Sie waren immer die Guten, die Helden ohne Fehl und Tadel, die sich selbstlos opferten. Nach ihrer Auslöschung durch Darth Vader wurden sie zu einem Mythos, der sie beinahe zu Göttern werden ließ, vor allen bei jenen Star Wars-Fans, für die bei einem Star Wars-Film immer ein Jedi dabei sein muss. »The Acolyte« kratzt nun an diesem Image. Die Jedis hier sind selbstzufrieden und überheblich. Sie wirken allesamt unsympathisch und berechnend. Es wird gezeigt, das auch Jedis nicht unfehlbar sind, was ja an sich nicht schlecht sein muss. Aber … die Geschichte mit den Hexen wirkt reichlich konstruiert. Woher kommen sie? Warum wurden sie zuvor nie erwähnt (außer bei der vorletzten Star Wars-Serie »Ashoka«)? Es scheint, als wolle man hier das Universum erweitern und gezielt auf Fantasy-Elemente setzen. Da Star Wars eher Fantasy als Science Fiction ist, mag das in Ordnung gehen. Mein Fall ist es aber nicht.
Wesentlich schlimmer finde ich, dass in der Serie viel zu viel gekämpft und viel zu wenig geredet wird. Eine Action-Sequenz reiht sich an die nächste, ein Lichtschwertkampf an den anderen. Ich habe diesen Lichtschwertgemetzeln nie etwas abgewinnen können. Wem das gefällt, der kommt bei »The Acolyte« voll auf seine Kosten, denn manche Episode besteht ausschließlich aus Kampfhandlungen.
Mein ganz persönliches Highlight sind die Landschaftsaufnahmen. Im Gegensatz zu Serien wie »The Mandalorien« wurde »The Acolyte« nicht ausschließlich im Studio gedreht, sondern an Schauplätzen auf Madeira. Hier drehte man sogar an meinem Lieblingsort im Ribeira da Janela, den ich dieses Jahr erst wieder besucht habe. Jetzt weiß ich auch, warum da plötzlich ein Geländer ist, das ist in der Serie nämlich sehr präsent. Außerdem wurde oberhalb im Feenwald und in Porto Moniz gedreht. Ich finde es cool, wenn man in Filmen Orte wiederentdeckt, die man kennt.
Fazit: Man muss »The Acolyte« nicht gesehen haben. Die Serie kommt dramaturgisch und intellektuell nicht annähernd an meine Lieblings-Star-Wars-Serie »Andor« heran. Wer sich an Action-Szenen und choreografierten Lichtschwertkämpfen sattsehen möchte, ist hier genau richtig. Aber Achtung! Die Jedis kommen in der Serie ziemlich schlecht weg.