Kriminalfall ohne Todesopfer

Auch diese Woche waren wieder »Die Spezialisten« im Einsatz. Doch der Fall, in dem sie ermittelten war komplex. Ein Knochenfund auf dem Berliner Flughafen Tempelhof stellte die Ermittler vor ein Rätsel, handelte es sich doch nur um einen abgetrennten Unterschenkel. Die Frage, ob hier ein sadistischer Killer einen Menschen zerstückelt und auf dem Flugfeld vergraben hat, erübrigte sich, als man anhand von DNA-Spuren das Opfer identifizierte – ein junger Deutschtürke, der vor einigen Jahren in Pakistan als Gotteskrieger ermordet wurde. Doch wie kamen die Leichenteile nach Deutschland und wieso interessiert sich der Nachrichtendienst so brennend dafür. Das waren die Fragen, denen Hauptkommissar Mirko Kiefer und Dr. Katrin Stoll auf den Grund gehen mussten. Am Ende erwartete sie eine faustdicke Überraschung.

»Der heilige Krieger« ist eine spannende Folge mit überraschendem Ausgang und das nicht nur in Sachen Kriminalfall, denn das Team erleidet einen dramatischen Verlust.  Kriminaltechnikerin Inga Biel, gespielt von Henriette Richter-Röhl, steckt sich mit einem tödlichen Erreger an und stirbt. Warum die talentierte Schauspielerin so früh aus der Serie ausgestiegen ist, kann man nur spekulieren. Hatte sie ein besseres Angebot oder fühlte sie sich in der Rolle des Mauerblümchens unterfordert? Vielleicht passte es auch den Serienschöpfern nicht ins Konzept, weil ihre Rolle nicht genügend Konfliktpotential bot. Wer weiß. Es ist ein wenig schade, nicht nur weil ich Henriette Richter-Röhl sehr gern sehe, sondern auch, weil mir ihr Charakter in der Serie gut gefiel und man gerade begonnen hatte, ihr mehr Farbe zu verleihen.

Eine Tatsache hat mich verwirrt. Am Anfang hieß es, dass die Eltern des jungen Mannes aus der Türkei stammen. Vom Auftreten wirkten sie, aber eher arabisch. In einer Szene liest der Vater auch einen arabischen Text vor. In der Türkei wurde 1928 nach einer Sprachreform das lateinische Alphabet eingeführt. Kann sein, dass der Mann arabisch kann, aber so richtig stimmig war der Hintergrund des Opfers für mich nicht.

David Rott und Valerie Niehaus als verhindertes Pärchen haben wieder Gelegenheit ihr schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen und wirken sehr ausgelassen. In den vergangenen Folgen deutet sich ja an, dass der Hauptkommissar ein Problem mit Aggressionen hat. Das wurde auch in dieser Folge eindrucksvoll gezeigt, als er den Behinderten gewaltsam ins Auto verfrachtet. Man kann erahnen, wohin das führen soll.

Randbemerkung: Es sieht tatsächlich so aus, als hätte nicht nur Mirko Kiefer mit dem Rauchen aufgehört, sondern auch sein Darsteller.

Ein neuer Fall der Spezialisten

Austrahlungen von TV-Filmen und Serien mit David Rott bescheren meinem Blog regelmäßig hohe Zugriffszahlen. Grund genug auch heute wieder ein wenig über die gestrige Folge »Der Spezialisten« zu schreiben.

Mit der Folge »Party« schickt das ZDF das Ermittlerteam um Hauptkommissar Mirko Kiefer und Rechtsmedizinerin Dr. Katrin Stoll zum zweiten Mal ins Rennen. Die Geschichte beginnt mit dem Fund von DNA einer vermissten Frau im Körper eines toten Mannes. Das weckt Interesse und macht neugierig. Obwohl ich nicht so ganz glaube, das es tatsächlich möglich ist, fremde Stammzellen noch nach mehreren Jahren nachzuweisen. Aber darum geht es ja auch nicht. Geht es neben der Äufklärung des aktuellen Todesfalls, doch hauptsächlich um das Umfeld der Vermissten. Eine junge Frau, die 2006 während der Loveparade plötzlich verschwand und ihren Mann und ihre Tochter zurückließ, um es ordentlich krachen zu lassen. Da werden viele gesellschaftliche Klischees bedient, vom tiefgläubigen Katholiken aus Bayern und einer jungen Ostdeutschen ohne Zukunft, die vor der Wahl steht, entweder heiraten oder von Stütze leben. Ich selbst habe relativ früh mitbekommen, wer der Täter war. Und fand alles, inklusive des Drogenunfalls des männlichen Opfers, zu vorhersehbar und wenig originell.

Am interessantesten finde ich immer noch das Ermittlerteam, wobei es dieses Mal verstärkt um die beiden Hauptcharaktere ging. Das es ein Fehler war, die beiden bereits in der ersten Folge zusammen ins Bett steigen zu lassen, zeigt sich in dieser Folge ziemlich offensichtlich. Denn Katrins abweisende Art wirkt nun weniger glaubwürdig. Und ein Lächeln von Mirko reicht aus, um ihr das Geheimnis über ihren vermissten Bruder zu entlocken. Da hatte mir die knisternde Spannung beim letzten Mal besser gefallen.

Valerie Niehaus und David Rott leisten trotz der Schwächen im Drehbuch eine solide Arbeit. Und ehrlich, wer wird beim Anblick eines so smarten Hauptkommissars schon abschalten.

David Rott in Serie

Foto: ZDF / Richard Huebner

Und wieder eine Krimiserie im Deutschen Fernsehen. Ich frage mich ja ernsthaft, warum alle Welt so scharf auf Krimis ist. Ich schreibe gerade einen und kann das, trotzdem oder gerade erst recht, nicht nachvollziehen. Aber egal. Selbstverständlich hätte ich auch »Die Spezialisten – Im Namen der Opfer« genauso links liegen gelassen, wie alle anderen Serien des Genre. Das ich es dennoch nicht getan habe, liegt an – richtig – David Rott.

Normalerweise verkörpert er in Krimis meist den Bösen, was oft herausfordernder ist, als den Helden zu mimen. In der neuen ZDF-Produktion spielt er den Hauptkommissar einer Spezialeinheit, was recht unterhaltsam ist. Doch so ganz kann er das Sunnyboy-Image auch hier nicht ablegen. Und so schimmert sein Charme oft genug durch die harte Schale des Ermittlers, der mit einer sehr guten Beobachtungsgabe ausgestattet ist. Schön ist die Reibung zwischen ihm und der neuen Kollegin, gespielt von Valerie Niehaus. Leider wird der Konflikt überraschenderweise bereits am Ende der ersten Folge in ein Liebesverhältnis verwandelt. Das finde ich persönlich nicht gut und hätte es frühestens in der letzten Folge der ersten Staffel erwartet. Aber womöglich haben die Serienschreiber andere Pläne mit den beiden.
Übrigens Niehaus und Rott spielten schon einmal ein Paar und zwar im Udo Jürgens Film »Der Mann mit dem Fagott«.

Der Fall »Der verlorenen Sohn« verlief, wie die meisten Fälle in einem Krimi, nach Schema F. Eine Leiche wird gefunden, Familie und Angehörige befragt, ein bisschen im Umfeld ermittelt. Irgendwann gesteht einer, um einen anderen zu schützen und am Ende ist es jemand, den keiner auf der Rechnung hatte. In dieser Folge bewegte man sich zwischen Fußballplatz und Schwulenmilieu, was zwar nicht originell, aber ganz unterhaltsam war. Der Hauptkonflikt bestand eh zwischen den beiden Hauptdarstellern, die sich zunächst ablehnend gegenüberstehen, um am Ende zusammen im Bett zu landen.

Allgemein hat mir die Auswahl der Darsteller gut gefallen. Valerie Niehaus als Gerichtsmedizinerin, die sich gern in die Ermittlungen des smarten Hauptkommissars einmischt und deswegen auch mal einen Anschiss von der Chefin riskiert, merkte man die Freuden am Spielen an. Auch Henriette Richter-Röhl als unterkühlte Kriminaltechnikerin im flotten Kurzhaarschnitt spielte ihren Part großartig und wirkt in dieser Rolle mindestens zehn Jahre jünger. Und Katy Karrenbauer, die aus dem Frauenknast von »Hinter Gittern« bekannt sein dürfte, nahm man die resolute Chefin sofort ab.

Und so werde ich insoweit auch die nächste Folge einschalten, einfach weil ich die Spannungen zwischen den Figuren des Ermittlerteams interessant finde. Und natürlich David Rott beim schauspielern zusehen möchte. Sicher hat er noch die eine oder andere Überraschung für die Zuschauer auf Lager.

Rührendes Nachkriegsdrama

»Kleine Große Stimme« – so heißt der neue Film mit David Rott.

In dem Nachkriegsdrama geht es um den farbigen Benedikt der nach dem Tod der Mutter unter unwürdigen Bedingungen bei den Großeltern in der österreichischen Provinz aufwächst. Gehetzt und gedemütigt von Schulkameraden und Erwachsenen beschließt er eines Tages wegzulaufen und seinen Vater (einen GI der US-Army) zu suchen. Ausschlaggebend für seine Flucht ist ein Bericht der Wochenschau über die Amerikareise der Wiener Sängerknaben. Singen kann Benedikt wie kein zweiter und auf so einer Reise könnte er seinen Vater suchen, den er noch nie gesehen hat. Was Benedikt nicht weiß, sein Vater ist noch in Wien und auch bei den Wiener Sängerknaben ist er wegen seiner Hautfarbe nicht willkommen. Mit seiner Stimme und seiner couragierte Art schafft er es, den Kapellmeister Max Goldberg (David Rott) auf seine Seite zu ziehen. Doch auch der ist bei dem rassistischen und antisemitischen Chor-Präfekten Roschek nicht gern gesehen, so das Benedikt bald zwischen die Fronten der beiden Widersacher gerät …

Auch wenn mir am Ende vor Rührung die Tränen in den Augen standen, so würde ich den Film nicht als kitschig bezeichnen. Dafür gibt es zu viele klar definierte Aussagen. Die Geschichte des Jungen ist nur eine von vielen kleinen, mitunter dramatischen, Geschichten. Zum Beispiel die vom Vater des jüdischen Kapellmeisters, der seine Frau in den Wirren der Nazizeit verloren hat und noch immer jeden Tag vorm ehemaligen Wohnhaus auf ihre Rückkehr wartet, oder die Liebesgeschichte zwischen Max und Sekretärin Elsa als klassische Romanze, auf die sich beide anfangs nur widerwillig einlassen. Oder die der Großeltern, die sich nicht mit der Schmach abfinden können, dass sich ihre Tochter von einem farbigen US-Soldaten schwängern ließ, wo doch der Vater im Krieg durch eine amerikanische Granate sein Bein verlor.

Es ist dieses kritische Beleuchten der Umstände der Fünfzigerjahre, das den Film zu mehr macht als zu einem kitschigen Familienfilm für die Weihnachtszeit.

Das Darstellerensemble, allen voran der junge Wainde Wane gibt alles und bringt die Geschichte in alle ihren Teilen so herzergreifend rüber, dass man als Zuschauer nicht wegsehen kann. David Rott brilliert in der Rolle des jüdischen Kapellmeisters mit Wiener Akzent und erfrischender Natürlichkeit. Man nimmt ihm die Begeisterung mit der Arbeit der jungen Sängerknaben ab. Und auf dem Klavier spielt es ihm in die Karten, dass er vor Jahren für seine Rolle des Udo Jürgens Klavierspielen gelernt hat.

Hervorzuheben ist auch die Musik des Films, da ist vom »Heideröslein« über Boogie Woogie bis zum Rock’n’Roll alles dabei, was die fünfziger Jahre zu bieten hatten. Gesungen von den Wiener Sängerknaben, die ebenfalls sichtlich Spaß an der Produktion hatten.

Im ORF lief der Film schon gestern, diejenigen, die den österreichischen Sender nicht via Kabel empfangen können, müssen sich noch bis zum 30. Dezember gedulden, denn da läuft er auch in der ARD. Als kleinen Vorgeschmack gibt’s hier schonmal den Trailer zum Film.

Zwischen den Fronten

In dieser Woche waren im TV zwei Beiträge zu sehen, die dieselbe Thematik ansprachen. Es ging um die Spionage der DDR-Staatssicherheit in Westdeutschland, um das Anwerben von Agenten und ihr Leben zwischen den Systemen mitten im Kalten Krieg.

Während es im Fernsehfilm »Unsichtbare Jahre« um das Porträt einer junge Frau aus dem Westen geht, die Mitte der Siebzigerjahre von der Stasi angeworben wird, steht in der RTL-Serie »Deutschland 83« ein junger Mann aus der DDR im Mittelpunkt, der als Spion Widerwillen in Westdeutschland agieren muss.

Mich faszinierte die unterschiedliche Herangehensweise an das Thema. Im sehr ruhig erzählten TV-Film wird die Geschichte anhand einer psychisch auffälligen Person erzählt. Die junge Frau rebelliert gegen das konservative Elternhaus und findet in der Ideologie der radikalen Linken ihre Erfüllung. Doch entgegen ihrer Kommilitonen findet sie nicht das private Glück und stellt sich voll in den Fokus ihrer Überzeugung. Die Stasi-Offiziere haben leichtes Spiel, zumal der smarte Ulrich (David Rott in einer kleinen, aber überzeugenden Rolle), ihr gehörig den Kopf verdreht. Mit welchen unfairen Mitteln die Stasi in diesem Fall agiert, wird ihr erst klar, als man ihr sagt, dass sie Ulrich nie wiedersehen wird. Über all die Jahre bleibt sie eine Getriebene. Sie erfüllt ihre Spionageaufgaben, zahlt aber einen hohen Preis dafür. Einsam, von Abhängigkeit bedroht und nicht liebesfähig, bestreitet die ein Leben ohne Höhen und Tiefen. Unsichtbar eben. Es endet vorhersehbar und abrupt mit der Wiedervereinigung 1990.

Ganz anders dagegen die TV-Serie. Hier wird ganz im Sinne moderner Agentenserien agiert. Der junge Spion, der eigentlich nur nach Hause in die DDR zu Mutter und Freundin zurück möchte, wird in knifflige Aufträge verstrickt, aus denen er sich oft nur mit Improvisation und Köpfchen befreien kann. Die Darstellung eines DDR-Bürgers, den es unvermittelt in den Westen verschlägt, fand ich gut inszeniert. Besonders die Szene in der er zu fliehen versucht und zwischen den Regalen eines Supermarktes landet, wo er völlig überwältig stehen bleibt. Das erinnerte mich an meinen ersten Besuch in einem westdeutschen Supermarkt im Dezember 1989. Ich habe damals auch den Mund nicht zu bekommen. Das war gut gemacht. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte in »Deutschland 83« weiter erzählt wird.

Zwei Filme, eine Geschichte und doch auf völlig unterschiedliche Weise präsentiert. Das beides innerhalb derselben Woche ausgestrahlt wurde, war sicher kein Zufall.

Franz-Josef und der Spiegel

David Rott als Conny Ahlers  /Quelle: BR
David Rott als Conny Ahlers /Quelle: BR

Dieser Tage jährte sich der Geburtstag von Franz-Josef Strauß zum hundertsten Mal. Aus diesem Anlass lief im Deutschen Fernsehen der Spielfilm „Die Spiegel-Affäre“ von 2014. Das war auch für mich ein Grund mal wieder nach der DVD im Regal zu greifen.

In dem auf Tatsachen basierenden Film geht um Spiegel-Gründer Rudolf Augstein und den damaligen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß, die sich ab 1957 eine Privatfehde auf dem Rücken von Angestellten und Parteifreunden lieferten. Augstein haderte mit der Einstellung von Strauß, dass die Bundesrepublik unbedingt atomar bewaffnet sein sollte, und er als Verteidigungsminister nicht zögern würde, den „Roten Knopf“ zu drücken. Außerdem waren ihm Strauß‘ intrigante Machenschaften ein Dorn im Auge. Im Film wird deutlich wie sich Augstein nach und nach immer weiter in den Hass gegen Strauß hineinsteigert, mitunter gegen den Willen seiner Verlagsangestellten und Freunde. Als in der Spiegel-Ausgabe vom 10. Oktober 1962 der Artikel „Bedingt abwehrbereit“ von Conrad Ahlers und dem Bonner Spiegelredakteur Hans Schmelz zu den Resultaten des NATO-Manövers „Fallex 62“ erschien, ist dass der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Nach Anzeige wegen Landesverrats veranlasst Strauß die Durchsuchung und Besetzung der Spiegelredaktion, tagelang werden die Räume durchsucht und einige der Mitarbeiter festgenommen. Darunter auch Conrad Ahlers, der mit seiner Frau in Spanien Urlaub macht. Seine Festnahme wäre aus rechtlichen Gründen eigentlich nicht möglich gewesen und ist nur durch Überschreitung von Befugnissen durch Strauß persönlich zustande gekommen. Auch Augstein wurde für 103 Tag in Haft genommen, bevor das Verfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde.
Die Besetzung der Spiegel-Büros tritt in Deutschland eine Welle an Protesten los. Vor allem junge Menschen, die die Hitler-Diktatur und den Krieg noch miterlebt haben, sehen die Pressefreiheit gefährdet. Auch wenn die Spiegel-Affäre eigentlich eine Farce war, so wurde sie doch zu einer politischen Affäre, die im Nachhinein zur Entlassung zweier Staatssekretäre führte und den Rückzug Franz-Josef Strauß nach Bayern nach sich zog.

Ich fand den Film auch beim zweiten Mal unheimlich spannend und das nicht nur, weil David Rott mitspielt. Mir gefällt wie lebendig hier Geschichte aufgearbeitet wird. Für jemanden der mehr als zehn Jahre nach Handlungszeit des Films geboren wurde, ist der Eindruck, verglichen mit heute, ein wenig befremdlich, aber ungeheuer interessant. Auch wenn vielleicht nicht alles genau so wiedergegeben wurde, wie es seinerzeit war, so bekommt man als Zuschauer doch einen recht guten Eindruck. Vor allem, wenn man sieht, wie abfällig die Frauen in jener Zeit behandelt wurden. Da gab es schon mal vom Chef einen Klaps auf den Hintern und den Spruch „… dass weibliche Ressortleiter nicht infrage kämen …“. Davon, das überall gequalmt wurde, ganz zu schweigen. Beides ist heute ein Ding der Unmöglichkeit. So ändern sich die Zeiten.

Die Darsteller sind allesamt hervorragend ausgewählt. Besonders hervor sticht Francis-Fulton Smith als Franz-Josef Strauß, der für diese Rolle mindestens zwanzig Kilogramm zugenommen haben muss. Aber auch Sebastian Rudolph als Rudolf Augstein, Gerald Alexander Held als Siegfried Buback, Otto Mellies als Konrad Adenauer und „der letzte Bulle“-Henning Baum als Oberst Alfred Martin glänzen in ihren Rollen. Man spürt förmlich die Spielfreude aber auch die Ernsthaftigkeit, mit der die Mimen bei der Sache waren. David Rott als Conrad Ahlers (auch als der „schöne Conny“ bezeichnet) spielt den aalglatten Journalisten mit diesem überlegenen Gebaren, das er so brillant beherrscht. Und natürlich darf er auch in diesem Film wieder uneingeschränkt rauchen und sich mit hübschen Frauen umgeben.

Fazit: Nicht nur für David Rott-Fans sondern für alle Geschichtsinteressierten ist dieser deutsche Politikthriller ein unbedingtes Muss. Selten habe ich Politik und Geschichte so unterhaltsam aufgearbeitet gesehen. Mein Tipp: Unbedingt anschauen!

In einem interessanten Artikel in der Süddeutschen Zeitung kommentiert Franziska Augstein den Film und zeigt seine dramaturgischen „Verdrehungen“ auf.

Die Spiegel-Redaktion: Leo Brawand (Max Hopp), Conny Ahlers (David Rott), Rudolf Augstein (Sebastian Rudolph), Hans Detlev Becker (Johann von Bülow), Claus Jacobi (Franz Dinda) und Josef Augstein (André M. Hennicke). Quelle: BR
Die Spiegel-Redaktion: Leo Brawand (Max Hopp), Conny Ahlers (David Rott), Rudolf Augstein (Sebastian Rudolph), Hans Detlev Becker (Johann von Bülow), Claus Jacobi (Franz Dinda) und Josef Augstein (André M. Hennicke). Quelle: BR
Francis-Fulton Smith als Franz-Joseph Strauß /Quelle: BR
Francis-Fulton Smith als Franz-Josef Strauß /Quelle: BR

Talentierter Charakterdarsteller

Quelle: kimkeibel.de

Am heutigen 1. September hat ein Mann Geburtstag, dessen Rubrik in meinem Blog die meistens Klicks bekommt. – David Rott

Grund genug den deutschen Schauspieler einmal kurz vorzustellen, für all jene, die ihn noch nicht kennen.

1977 in Leverkusen geboren, wächst er in einer Patchworkfamilie auf und entdeckt schon früh seine Passion fürs Schauspiel. Als er sich am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien bewirbt, wird er sofort angenommen und von Klaus Maria Brandauer persönlich unterrichtet.

Seine Leistungen überzeugen auch die Verantwortlichen des Wiener Burgtheaters, die ihn nach seiner Ausbildung ins Ensemble aufnehmen. Eine Theaterfachzeitschrift nominiert ihn zum Besten Nachwuchsdarsteller 2000/2001. Während er in Berlin und Zürich weitere Theatererfahrung sammelt, spielt er im Jahr 2003 in seinem ersten Kinofilm „Ganz und Gar“ (den ich demnächst hier besprechen werde). Für seine Rolle des Torge wird David Rott mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet. Weitere kleine Film- und Fernsehrollen folgen. Vor allem in Krimiserien wie dem Tatort gibt sich der Schauspieler gern ein Stelldichein.

Der große Durchbruch aber gelingt ihm mit der Darstellung des Udo Jürgens in „Der Mann mit dem Fagott“. Jürgens höchstpersönlich sucht ihn aus vielen potentiellen Kandidaten heraus. Vier Wochen hat David Rott Zeit, um noch vor den Dreharbeiten Klavierspielen zu lernen; eine bemerkenswerte Leistung für einen Schauspieler. Für seine Darstellung gewinnt er den Bambi, den Deutschen Fernsehpreis sowie den Golden Panda Award.

Auch wenn ihn die Zuschauer am liebsten in der Rolle des netten, smarten Liebhabers sehen, so lässt sich David Rott nicht gern in ein Korsett pressen. Oftmals spielt er außergewöhnliche Charaktere, auch wenn die Rollen eher klein sind und jedes Mal gibt er alles.

Demnächst wird er in der Krimi-Serie „Schnitt für Schnitt“ im ZDF zu sehen sein.

Privat hält sich der Schauspieler verständlicherweise bedeckt. Er wohnt mit seiner Frau und seinen fünf Kindern in Wackernheim bei Mainz.

Miniauftritt mit Anspruch

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David Rott als Philip Coosen

Kurz war er, der Auftritt von David Rott in der Folge „Der Tote an der Elbe“ aus der Reihe „Einsatz in Hamburg“. Aber die wenigen Minuten hatten es in sich. Der Schauspieler gibt einen Drogenabhängigen auf Entzug und spielt das so perfekt, dass die Szene zu einem Highlight der Episode wird. Einen Moment lang glaubt man, der Charakter habe eine gespaltenen Persönlichkeit, weil die Reaktionen so widersprüchlich sind. Das ist genial gespielt, nur Schade das der Auftritt so kurz ist.

Der Rest der Folge kann ebenfalls überzeugen, auch wenn die Ermittler eindeutig zu ziellos agieren und sich der Humor auf niedrigem Niveau bewegt. Ein schmuggelnder Flugbegleiter, ein überengagierter Privatdetektiv, ein Pornoproduzent (Halt! Es heißt „Entertainment für Erwachsene“) und eine alteingesessene Juwelierfamilie bilden den Rahmen für eine verzwickte Geschichte um Rache und Diamanten, die erst sehr spät aufgeklärt wird.

Die forsche Kommissarin Jenny Berlin, deren Name im Laufe der Handlung immer wieder für komische Situationen sorgt und wahrscheinlich ein Running Gag in der Serie ist, kann sich im Team gegen die zwei kauzigen männlichen Kollegen durchsetzen. Für meinen Geschmack befassen sich die Ermittler wie in den meisten deutschen Krimiserien jedoch zu sehr mit ihrem Privatleben, das mit ihrer Ermittlungsarbeit in Konflikt gerät.

Fazit: Die Handlung ist durchaus spannend und für eine Krimiserie diesen Kalibers überraschend gut durchdacht. Wer Krimis mag und einen David Rott in Perfektion sehen möchte, sollte sich die Folge ansehen.

Den Ausschnitt mit David gibt es auch hier zu sehen.

Schwestern im Brautkleid

Quelle: Amazon

Der Film „Im Brautkleid meiner Schwester“ ist eigentlich eine moderne Interpretation von Kästners „doppeltem Lottchen“. Dass man aus dem Stoff einer so alten Geschichte immer noch etwas Neues zaubern kann, spricht für seine Genialität.

Im Fall der Sat1-Produktion gehen Gefühl und Humor wahrlich eine harmonische Ehe ein. Aufsehenerregend gut spielt Alissa Jung die Doppelrolle von Sina und Sophie, den Zwillingen, die nach der Geburt durch eine Kindesentführung getrennt wurden und sich erst zwei Tage vor Sophies Hochzeit kennenlernen. Während Sophie noch ein kleines Problem mit ihrem Ex – Xavier – in Paris ausräumen will, muss Sina unfreiwillig in die Rolle von Sophie schlüpfen, um deren Hochzeit zu retten. Keiner außer Sophies bester Freundin bemerkt den Tausch, auch nicht Bräutigam David, zu dem sich Sina zunehmend hingezogen fühlt. Doch als Sophie kurz vor der Hochzeit immernoch nicht wieder aufgetaucht ist, steht Sina vor der Entscheidung: Soll sie den Bräutigam ihrer Schwester heiraten oder allen die Wahrheit sagen und somit sowohl David als auch ihre neuen (richtigen) Eltern vor den Kopf stoßen.

Die gefühlvolle Komödie ist die Art „Gute Laune“-Film, den man manchmal einfach braucht. Mit einem soliden Plot in authentischen Dialogen, ohne Hau-drauf-Humor und einer Darstellerriege die überzeugt, wird der Film zu einem federleichten Fernsehgenuss.

David Rott in der Rolle des sympathischen Jungen von nebenan, zeigt sich einmal von seiner komischen Seite. Unbefangen und mit viel Körpereinsatz (Die Szene im Bad wird bei vielen seiner weiblichen Fans zu kurzzeitiger Atemlosigkeit geführt haben.) spielt er sich durch die Geschichte und sorgt zusammen mit Alissa Jung dafür, dass der Film stets glaubhaft bleibt und nicht ins Kitschige abrutscht. Ein swingender Soundtrack und tolle Aufnahmen vom Dach des Berliner Olympiastadions runden die sehenswerte Komödie ab.

Fazit: Die romantische Komödie ist ein Muss für alle die einfach mal zwei Stunden abschalten wollen und für David Rott Fans sowieso.

Der Film läuft übrigens wieder mal am 21.7. um 20:15 Uhr in Sat1. Und wer sich bis dahin nicht gedulden kann, darf sich hier schon mal an der heißen Bad-Szene erfreuen.

Goethe im 21. Jahrhundert

wertherIm Rahmen meiner Begeisterung für den Schauspieler David Rott sah ich den Film „Werther“.

Für den 2008 gedrehten Film wurde die Geschichte von Goethes erstem Bestseller in die Neuzeit übertragen. Einige Figuren im Film tragen die Namen der Charaktere aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und auch der Schauplatz der Handlung hat einen Bezug zum Dichterfürsten. Ein Großteil des Films entstand in der Nähe von Ilmenau, wo Goethe eine Zeit lang lebte und für die Wiederaufnahme des Bergbaus in der Region verantwortlich zeichnete. Auch wenn das Projekt scheiterte, zog es den Dichter immer wieder in die Stadt am Fuße des Kickelhahn. Dort oben auf dem Hausberg von Ilmenau spielt ein Großteil der Filmhandlung, auch wenn der Berg im Film als „Großer Beerberg“ bezeichnet wird. Das berühmte Jagdhaus in Gabelbach, das als Museum zu besichtigen ist, bildet ebenfalls einen Teil der Kulisse.

Der in der Gegenwart spielende Film lehnt sich an Goethes Werk an und interpretiert es neu. Der junge Werther ist Fotograf aus Berlin mit einem eher unstetem Lebensstil. Als er auf die hübsche Lotte trifft, verliebt er sich Hals über Kopf. Doch Lotte ist mit dem gut aussehenden Verleger Albert liiert, der Werthers Fotos für einen Bildband abgelehnt hat.  Als Lotte Werther zu einer Party in einer einsamen Jagdhütte einlädt, findet Albert das Auftreten Werthers zunächst noch amüsant. Als dessen Zuneigung für Lotte offensichtlich wird, versucht Albert den Nebenbuhler loszuwerden. Werthers Freunde – Wilhelm und Onkel Bernd – unterstützen ihn auf ihre eigene Weise und finden indes selbst ihr Glück, wobei es für Onkel Bernd ein versöhnliches aber tragisches Ende ist. Tragisch ist auch das Ende von Werther. Wie in Goethes Roman scheidet Werther freiwillig aus dem Leben auch wenn, im Gegensatz zur literarischen Vorlage, seine Liebe von Lotte erhört wurde. Das ist einer der dramaturgischen Punkte, den ich im Film nicht so recht nachvollziehen konnte. Ebenso zweifelhaft fand ich die Bruchstückhaft eingespielten vom Hauptdarsteller gesprochenen Originaltexte Goethes, die meiner Meinung nach, nicht so richtig zu der modernen Inszenierung passen. Für einen depressiven Charakter wie Werther, redete er sich manchmal zu sehr um Kopf und Kragen.

Das Darstellerensemble, allesamt erfolgreiche Nachwuchsschauspieler, ist gut gewählt und kann mit einigen echten Typen aufwarten (z. B. Onkel Bernd). David Rott in der Rolle des versnobten Jungunternehmers hat sichtlich Freude daran, den Bösen zu mimen. Aber auch Hannah Herzsprung als Lotte macht sowohl optisch als auch schauspielerisch eine, wenn auch düstere, aber gute Figur. Einzig Stefan Konarske bleibt in der Rolle des Werther ein wenig blass. Sein Spiel ist zu ambivalent, als das es bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätte.

Erwähnenswert ist die musikalische Untermalung des Streifens mit rockiger Musik von Chris Bremus & Miss Kenichi.

Fazit: Sehenswert für David Rott-Fans oder Liebhaber Thüringischer Landschaften.