Ich dachte mir, ich stelle hier mal Orte vor, an die ich einzigartige Erinnerungen habe. Den Anfang macht das Verzascatal, und zwar weil ich in dieser Woche eine Dokumentation dazu gesehen habe.
Das Verzascatal liegt im südlichen Teil der Schweiz und zwar im Tessin. Das zirka 35 km lange Alpental ist eng und die steilen Hänge mit dichten Wäldern bewachsen. Das Flüsschen Verzasca mündet bei Locarno in einem Delta in den Lago Maggiore. Gleich am Anfang des Tals begrenzt eine Talsperre, die den Fluss auf 6 Kilometern anstaut. Die über zweihundert Meter hohe Mauer ist vor allem deshalb bekannt, weil sie die Kulisse zu einem Bond-Film stellte. Im Film Goldeneye springt James Bond (gespielt von Pierce Brosnan) an einem Seil von der Staumauer. Besonders Mutige können das nachmachen und an dieser Stelle einen Bungeesprung buchen.
Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich schon in dem Tal war, aber so vier bis fünf Mal werden es gewesen sein. Das bemerkenswerte ist tatsächlich das Flussbett mit dem klaren grün schimmernden Wasser und den riesigen glattpolierten Felsen. Die Dörfer am oder besser über dem Fluß sind aus grauen Felssteinen gebaut, sogar die Dächer bestehen aus dem Material. Das verleiht ihnen etwas urwüchsiges. Die Straßen sind meist eng und steil. Von den wenigen Brücken über den Fluss hat man eine tolle Aussicht auf die vom Wasser geschliffenen Felsen. Bei Lavertezzo gibt es eine schmale gemauerte Brücke, die zwar Römerbrücke heißt, aber erst im 18. Jahrhundert gebaut wurde. Hier ist immer was los, weil der Ort viele Touristen anlockt. Weiter oben im Tal gibt es eine große Brücke, von der man die riesigen Felsblöcke im Flussbett bewundern kann.
Überall an der Verzasca gibt es schöne Badestellen. Das Wasser bildet immer wieder kleine Pools in denen es sich gut schwimmen lässt. Sogar tauchen kann man hier, weil manche Stellen bis zu zehn Meter tief sind. Doch Vorsicht, das Wasser ist eiskalt. Im Höchstfall erwärmt es sich auf 18 Grad, meist ist es aber kälter.
Im Juni 2005 war ich hier baden. Es herrschten Temperaturen von über 30 Grad im Schatten, die Sonne brannte. Wir parkten das Auto auf einer Wiese neben der Straße. Das grüne Wasser funkelte verlockend zwischen den Granitfelsen. Ich traute mich zunächst nur mit den Füßen ins kalte Nass. Später lag ich auf einem flachen Felsen und hörte dem Gurgeln des Wassers und den Vögeln in den Wäldern auf der anderen Flussseite zu. Später ließ ich mich dann doch noch von meinem Begleiter ins drei bis vier Meter tiefe Wasser locken. Es war eine echte Erfrischung, auch wenn ich es in der Kälte nicht lange aushielt. Dieser Nachmittag am Fluss gehört zu den Erinnerungen, die ich nicht vergessen werde. Sommerhitze, in grüner Alpenlandschaft und ein Fluss wie aus einer anderen Welt, das vergisst man nicht so schnell.
Das Verzascatal ist jetzt bei GoogleMaps auch in der Streetview verfügbar. Wer Lust hat kann dort eine virtuelle Tour durchs Tal machen. Und wer sich die schöne Dokumentation über das Verzascatal ansehen möchte, findet sie noch in der 3sat-Mediathek.
Von mir gibt es hier noch ein paar Bilder.