Als ich über die Feiertage meinen Schreibschrank aufräumte, fiel mir ein gelber Post-it in die Hände. Darauf ein paar mit Bleistift gekritzelte Textzeilen. Es war meine Schrift, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran, es geschrieben zu haben. Dennoch wusste ich sofort, was ich gefühlt habe, als ich die Worte niederschrieb:
Groß, herausragend, hektisch und laut
wie ein Wald aus Stein gebaut
Einer Landschaft gleich mit tiefen Schluchten
umrahmt vom Wasser der Ozeanbuchten
Milbengleich das Getümmel der Menschlein
fließt durch Straßen das gelbe Blut
in dem Biotop aus Blech und Stein
Und da sah ich mich plötzlich wieder vor 16 Jahren …
… draußen auf der Aussichtsplattform, den scharfen Wind im Gesicht und unter mir die Stadt, die niemals schläft. Nur Häuser und Meer so weit mein Blick reichte, eingerahmt in eine Kulisse unterschiedlichster Geräusche, die von weit entfernt zu mir aufstiegen. Darüber ein Himmel, der sich mit der einsetzenden Dämmerung von einem gelben Orange in ein violettes Blau verfärbte. Nach und nach gingen die Lichter an, und die Betonwüste, die zuvor noch starr und tot wirkte, schien plötzlich lebendig zu werden. Die Scheinwerfer der Autos verwandelten die Straßen in Arterien, in denen das Leben pulsierte. Leuchtreklamen flackerten verheißungsvoll wie ferne Sterne in der kalten trockenen Nachtluft.
Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen, um zu verdeutlichen, wovon ich in dem Gedicht schrieb.
Ein wenig sehne ich mich heute an diesen Ort zurück. Es war eine tolle Zeit.