»How to take over Earth« von Paul Hawkins
Das musst du lesen! – So das Urteil meines Mannes, dem das Buch beim einschlägigen Onlinehändler in die Hände gefallen bzw. empfohlen worden war.
Ich blieb erst einmal an einem Wort im Untertitel hängen und brauchte tatsächlich eine Weile bis ich verstand, was da geschrieben stand. »GELEAKTE« – das könnte Gel- oder Geleeakte oder alles mögliche bedeuten, heißt aber neudeutsch »geleakt« also aufgedeckt. Da soll einer drauf kommen. Nach dem ich diese Hürde genommen hatte, entpuppte sich das Buch aber als eine echte Offenbarung.
Worum geht’s? Nun ja … Zum einen ist es die Geheimakte eines Außerirdischen, der vom Mond aus die Erde beobachtet und dabei mit seinem Vorgesetzten per Q-Mail (quantenverschränkte Nachrichten) kommuniziert. Zum anderen ist es gleichzeitig die Geschichte des Imperiums von Splorta, das ständig und gern fremde Planeten erobert und versklavt. In letzter Zeit dafür aber vom »Zunehmend ironischen Zusammenschluss der Isolationisten« und vom »Intergalaktischen Gerichtshof für Alienrechte und Ansprüche« häufig einen auf die Finger bekommt.
Der Außerirdische Leutnant Zinfluu berichtet seinem Vorgesetzten Xarge von den Menschen und ihren eigenartigen Bräuchen und mit welcher Verrücktheit sie sich und ihren Planeten zerstören. Xarge ist ein typischer Splortaner (eigentlich kein bisschen anders als die Menschen). Er wittert das Potential der Erde und beschließt aus der Ferne umgehend ihre Eroberung. Während Zinfluu immer weiter über die skurrilen Eigenschaften der Erdbewohner berichtet, muss Xarge seine Pläne einer Invasion immer wieder unterbrechen und anpassen. Denn Zinfluu hat Gefallen an den Bewohnern der Erde und ihren Verrücktheiten gefunden und die Aufnahme der Erde in die NAAOTA beantragt und darüberhinaus noch den Intergalaktischen-Erbe-Fond um UNIVERSCO-Unterstützung zur Klimawiederherstellung angerufen. Was sich natürlich mehr oder weniger mit den Zielen von Xarge beißt. Doch Zinfluu findet immer wieder Worte, um die neue Situation seinem Vorgesetzten schmackhaft zu machen. Bis Donald Trump unwissentlich den Planeten an Xarge verkauft und dieser sich auf den Weg zur Erde macht …
Was witzig klingt, ist es auch, bis … Ja, bis man die Berichte Zinfluus genauer in Augenschein nimmt. Da wird nämlich die Idiotie der Menschheit bis zu ihrer Wurzel entblößt. Man begreift wir blöd wir eigentlich sind, dass wir das tun, was wir tun. Und das Lachen bleibt einem im Hals stecken. Autor Paul Hawkins hält uns einen Spiegel vor, der nicht deutlicher zeigen kann, wie unsere Welt tickt und in welch perfidem System wir eigentlich leben. Das ist auf seine witzige Art irgendwie auch unfassbar traurig.
»How to take over Earth« steckt voller versteckter Anspielungen und satirischen Anmerkungen über die Bewohner der Erde aus der Sicht eines Außerirdischen. Die geschwollene Sprache mit der Zinfluu und Xarge kommunizieren, ist manchmal etwas anstrengend, passt aber wunderbar zu den Charakteren. Abbildungen und witzig formulierte Formulare ergänzen die schriftlichen Kommunikationsaufzeichungen, die aussehen, als kämen sie frisch aus dem Kopierer. Leider sind nicht alle Grafiken ins Deutsche übersetzt, was ich persönlich schade finde.
Das Buch ist eine echte Satire, die einem aufgeklärten Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts das Gruseln lehrt. Am Ende wünscht man sich fast, das Zinfluus Bericht an die Menschheit echt wäre und nicht nur die Geschichte eines amerikanischen Autors, der in Berlin lebt.
»How to take over Earth« erschien im Februar 2018 im Ullstein Verlag und ist als Taschenbuch überall im Buchhandel und bei allen Onlinehändlern erhältlich.