Wenn ich die Augen schließe, dann zieht sie an mir vorbei, die zerklüftete schwarze Landschaft neben der Straße. Es sieht aus als hätten LKWs abertausende Ladungen Geröll abgeladen, schwarze Steine mit Durchmessern von einigen Metern bis wenigen Zentimetern. Manche türmen sich zu kleinen Hügeln neben der Straße auf, stechen mit scharfen Kanten in den blauen Himmel. Scheinbar endlos ziehen sich die Lavafelder hin. Am Horizont wachsen rostrote Vulkankegel empor, wirken harmlos und bedrohlich zugleich.
Den gestrigen Vormittag verbrachten wir im Timanfaya Nationalpark, fuhren an einer Saline vorbei die Küste entlang, beobachteten die Wellen, die gegen die Basaltfelsen schlugen und spazierten über einen schwarzen Strand, auf dem ich tatsächlich ein paar Olivinsteine fand. Zurück fuhren wir über enge Straßen und kleine Dörfer, deren strahlend weiße Häuser von Mauern aus Lavasteinen gesäumt sind. Dazwischen immer mal wieder eine Palme oder ein paar niedrige Hecken. Vor allem schwarze Felder mit Trichtern, die von halbkreisförmigen Steinmauern geschützt werden. In den Vertiefungen wachsen Weinstöcke mit gelbbraunen Blättern.
Zurück an der Küste schlage ich vor, zu den Papagayo Stränden zu fahren. Ohne Auto kommt man dort nicht hin, weshalb ich bisher auch noch nie dort war. Wir nehmen im Kreisverkehr die Ausfahrt mit dem Schild Playa de Papagayo, doch nach fünfzig Metern endet die Asphaltstraße und geht in eine holprige Geröllpiste über. Wir werden im Auto wie Cocktails durchgeschüttelt und wären wir das einzige Auto auf der Straße, wären wir auf der Stelle umgekehrt. Doch sowohl vor, als auch hinter uns reiht sich ein Mietwagen an den anderen. Die Idee mit den einsamen Stränden hatten eben auch andere. Fünfzehn Minuten später halten wir an einem Schlagbaum. Der Parkwächter – die Strände gehören zu einem Nationalpark – kassiert drei Euro bevor wir weiterfahren dürfen. Dafür ist die Straße jetzt nicht mehr ganz so schlecht, zumindest besteht diese aus halbwegs festgefahrenen Sand. Durchgeschüttelt wird man trotzdem. Als wir auf dem riesigen Parkplatz ankommen, ist mir entsprechend schlecht. Wir stehen zwischen einhundert bis zweihundert Autos und es kommen immer mehr dazu. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Die Strände sind entsprechend überfüllt. Kaum das man den Sand zwischen den Handtüchern und Sonnenschirmen sieht. Die Sonne versteckt sich gerade hinter einer Wolke und es weht ein frischer Wind vom Meer, ansonsten würde man es bei fast 29 Grad hier nicht aushalten. Wir spazieren über die Klippen und bewundern die Segelboote und das Meeresblau. Ein paar hundert Meter weiter liegt versteckt noch ein Strand. Seltsamerweise ist der nicht so voll wie die anderen. Ein Blick durch den Sucher der Kamera bringt Klarheit, wir haben den FKK-Strand gefunden.
Uns ist gerade nicht nach Baden. Wir gehen zurück zum Auto. Mir ist immer noch schlecht von der Autofahrt und mir graut schon vorm Zurückfahren. Hinter dem Schlagbaum schlage ich meinem Mann vor, links abzubiegen und auf der Staubpiste Richtung Küste zu fahren. Und siehe da, kaum erreichen wir die ersten Häuser gibt es auch wieder asphaltierte Straßen. Von hier aus ist der Weg zum Hotel nur ein Klacks. Wir haben uns und dem Auto mehrere Kilometer Geschüttel erspart.
Den Nachmittag verbringen wir im Pool und auf dem Balkon. Ich schreibe an meinem Roman und lese. Beim Spaziergang nach dem Abendessen wird es nochmal romantisch. Über dem Meer glitzern die Lichter von Fuerteventura und der Strand vorm Hotel ist in grünliches Licht getaucht. Menschen flanieren auf der Strandpromenade, von Fern blitzt und kracht das allabendliche Feuerwerk über dem Ort und vom, wie ein Vulkankegel aussehenden Dach eines Hotels, fließt Lava in Form roter und gelber Lichterketten. Ein sehr reizvoller und spektakulärer Tagesausklang.
Ich möchte nicht wissen, wie es dann an dem Strand zur Hochsaison aussieht O.o