Wenn wir schon vis-a-vis vom Zoo übernachten, dann müssen wir ihn auch besuchen. So mein Argument.
Um zehn Uhr am Sonntagmorgen war noch wenig los. Doch das änderte sich schnell, und alsbald war der städtische Garten voller Leute. Meist Familien mit Kindern. Die Sonne schien, doch im Schatten war es so kühl, dass ich eine Jacke anziehen musste.
Die weitläufige Anlage ist mehr Park als Zoo, mit uralten Bäumen, Blumenrabatten und vielen lauschigen Plätzchen zum Verweilen. Die Gehege der Tiere sind nicht so großzügig wie im Leipziger Zoo, aber man spürt die Bemühungen um eine Artgerechte Haltung. Der Zoo in Karlsruhe beherbergt den Altersruhesitz indischer Elefantendamen. Die Älteste, die hier ihr Gnadenbrot bekommt, ist stolze 62 Jahre. Neben Raubkatzen, Menschenaffen, Giraffen und Zebras gibt es sogar Eisbären, Pinguine und kalifornische Seelöwen, die sich in der Sonne aalten. Der Zoo ist stark auf Familien mit Kindern ausgerichtet, denn überall sind Spielplätze und andere Aktivitäten, bei denen sich die Kleinen austoben können. Auf den beiden Teichen schippern überdachte Gondeln dahin, begleitet von Karpfenschwärmen, die bettelnd die Mäuler aus dem Wasser reckten. Das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt. Kaum, dass wir auf der Seebühne standen, kamen fünf bis sechs Tiere angeschwommen und streckten das Maul aus dem Wasser. Viele Besucher geben dem nach, weshalb das Wasser des Sees nicht so sauber ist, wie es sein könnte.
Besonders begeistert war ich von einer Attraktion, die von den meisten Zoobesuchern gemieden wurde, obwohl sie eigentlich nicht zu übersehen ist – der Lauterberg. Die Anhöhe wurde im neunzehnten Jahrhundert errichtet, im Inneren befand/befindet sich der Hochspeicher der Stadt. Heute ist der Tank mit Schaumbeton verfüllt. Zwischen den Bäumen schlängelt sich ein steiler Weg nach oben, der in einer Plattform mündet, von der man einen tollen Überblick über die Stadt hat. Außer einer Tai-Chi-Lady, die in Ruhe ihre Übungen ausführte, waren wir über eine halbe Stunde lang die einzigen hier oben. Gedämpft drang das Geschrei der Pinguine und das Lachen von Kindern herauf. Ein frischer Wind brachte den Geruch nach Sommer mit. Wir saßen da und ließen den Anblick auf uns wirken. Ein schöner ruhiger Ort inmitten des Getümmels. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man viele kleine Dinge in der Ferne, ob nun das Atomkraftwerk Phillipsburg im Norden, die Raffinerien vor dem Pfälzerwald im Westen, dem Hauptbahnhof im Süden oder die Ausläufer des Schwarzwald im Osten, man kann ziemlich weit blicken. Besonders abends muss das ein toller Anblick sein, leider schließt der Zoo bereits um 18 Uhr. Abwärts wählten wir den kurzen aber steilen Pfad durch den Wald, als Bergeher sind wir solche Wege gewohnt. Für Familien mit Kinderwagen gibt es einen langen allmählich ansteigenden Weg, aber der scheint kaum genutzt zu werden. Mein Fazit: für mich gehörten die Augenblicke auf dem Lauterberg zu den schönsten in Karlsruhe, von den Schlosslichtspielen mal abgesehen. Allein deswegen würde sich ein zweiter Besuch lohnen.
Übrigens fand ich den Eintrittspreis von zehn Euro ziemlich moderat. Leute, die hier wohnen, können bereits für 40 Euro eine Jahreskarte erwerben, das finde ich so gut wie geschenkt.
Auf dem Rückweg zum Ausgang haben wir uns noch einen Imbiss gegönnt, wenn ich Biertrinker wäre, hätte ich auch mal das legendäre Alpirsbacher Klosterbräu probiert, so blieb es bei einem Wasser.
Ha!,auf dem Lauterberg war ich vor einigen Jahren auch mal. Man glaubt ja nicht, dass es so etwas mitten in der Stadt gibt …