Der Blick auf die Karte war ernüchternd. Im Umkreis von 50 Kilometern gab es nur zwei Geschäfte, die beim Gratis-Comic-Tag 2017 mitmachten: die Stadtbibliothek in Rosenheim und die Bahnhofsbuchhandlung in Bad Reichenhall. Weil Letzteres näher lag, fuhren wir heute morgen in die Kurstadt an der Saalach. In der Buchhandlung war es um neun Uhr morgens erstaunlich ruhig. Ich hatte mit großem Andrang, Familien mit Kindern und einem Stand gerechnet, an dem die Comics präsentiert wurden. Zumindest aber mit einem Werbeschild. Stattdessen standen zwei Kartons am Boden neben dem Comicregal. So als hätte der Buchhändler vergessen sie wegzuräumen. Doch dann sah ich das kleine Schild vom Gratis-Comic-Tag. Der junge Mann hinter dem Tresen rief uns zu, das wir diese Comics heute umsonst mitnehmen können. Na, wenigstens wusste er bescheid. Wir sagten ihm, dass wir extra deswegen gekommen waren, und das sie das einzige Geschäft in der Gegend sind, das an der Aktion teilnahm. »Tatsächlich«, sagte er verwundert, schien aber nicht sonderlich interessiert.
Eigentlich darf man beim Gratis-Comic-Tag nur einen Comic pro Person mitnehmen, aber wenn ich die vielen Hefte in den beiden Kartons betrachtete, würden die bis heute Abend niemals weggehen. Zumindest nicht, wenn sie so lieblos rumstanden. Also fragte ich, ob man auch mehr als ein Heft nehmen kann. Er sagte, dass er kein Problem damit hat und so deckten wir uns mit den unterschiedlichsten Comics ein. Weil wir aber nicht einfach so aus dem Geschäft gehen wollten – ich wäre mir ziemlich schäbig vorgekommen – kaufte ich noch das aktuelle Perryheft und mein Mann einen Donald Duck-Comicband. Damit hat sich die Aktion für den Buchhändler auch ein bisschen gelohnt.
Ich glaube nicht, dass sich noch viele Comicliebhaber aus der Gegend nach Bad Reichenhall verirrt haben. Dafür hätte man das anders aufziehen müssen. Zumindest mit einem Werbeplakat über der Tür und einer Aktion für Kinder und Familien. Wobei ich im Nachhinein feststellte, dass sich die Comics eher an ein erwachsenes Publikum richten. Zumindest die Hefte, die ich mitgenommen haben.
Obwohl ich kein Comic-Fan bin, hatte ich heute Nachmittag viel Spaß mit dem Comic »Herbst in der Hose« von Ralf König, dessen »Barry Hoden« mir schon so gut gefallen hatte und war beeindruckt von einem Comic aus der Djinn-Reihe. Den schicken Sherlock-Manga hebe ich mir für den Schluss auf.
Ehrlich! Die Gratishefte haben mein Interesse geweckt, vielleicht doch mal in den einen oder anderen Comic zu gucken. Und damit hat die Aktion genau das erreicht, was sie sollte. Schöne Idee!
Warum man allerdings auf den Heften die Überschrift »Gratis Comic Tag« mit Deppenleerzeichen geschrieben hat und nicht mit Bindestrich oder zusammen, wird wohl das Geheimnis der Marketingprofis bleiben.
Woher hast du die Info, dass man nur einen Comic mitnehmen darf? Im offiziellen Flyer steht wohl, dass man nicht traurig sein soll, wenn man nicht alle bekommt.
Im Geschäft bei mir in der Nähe durfte ich fünf mitnehmen. Ich habe auch schon mal erlebt, beim Marvel-Tag, dass man in einem Geschäft erst für 20 Euro kaufen sollte, um die Gratisgimmics zu bekommen. Das geht natürlich gar nicht und das habe ich auch gemeldet!
Mein Mann hat es auf der Webseite von »Robots and Dragons« gelesen.