Es war der Trailer zu Ghost in the Shell, der mich angefixt hatte und wegen dem wir ins Kino gingen. Optisch hatte mich die Vision der Zukunft überwältigt, und auch die Geschichte klang interessant und tiefgründig. Doch der Film entpuppte sich schnell als brutales und emotionsloses Actionkino. Sicher, es gab eine Vielzahl beeindruckender Effekte und guter Science Fiction, auch die Grundidee hinter der Geschichte, die sich erst im zweiten Teil des Filmes langsam heraus schält, ist nicht so platt, wie man anhand der Ballerei und des sinnlosen Gemetzels vermuten würde. Aber … und es ist ein großes aber … der Botschaft des Films mangelt es an Moral. Da ist ständig von Menschlichkeit die Rede, die verteidigt werden soll und doch handelt die Hauptfigur »Major« alles andere als das. Überhaupt, weder Protagonisten und Antagonisten handeln menschlich. Da wird erst geschossen und dann Fragen gestellt. Die einzig menschliche Szene kommt am Schluss als sich Mutter und Tochter gegenüberstehen. Doch danach macht Major weiter wie zuvor. Als wäre es ein legitimes Mittel, aus Rache oder Gerechtigkeit zu töten.
Der Film zeigt in durchaus beeindruckenden aber auch verstörenden Bildern eine Zukunft, in der ich nicht leben möchte. Einige Einstellungen waren richtig gruselig. Eine Welt in der Vernetzung und körperliche Optimierung erstrebenswert sind; eine Welt ohne Natur, die nur auf Technologie setzt; eine Welt die einerseits extrem fortschrittlich und andererseits zutiefst rückwärtsgewandt ist. Eine Welt in der der Mensch nichts mehr zählt. Im Grunde greift die Handlung die Tendenzen unserer Gegenwart auf und extrapoliert sie in die Zukunft – ein wahrer Alptraum von Cyberpunk. Manche sprechen von einem Vorläufer zu Matrix.
Überzeugt hat mich dagegen Scarlett Johansson. So viel Emotionslosigkeit muss man erst einmal rüberbringen als Schauspielerin und das mit einer Natürlichkeit, die ihres gleichen sucht. Auch die Visualisierungen sind hervorragend gelungen. Allein die Aussage des Films gegenüber der literarischen Vorlage geht in den bisweilen unnötigen Gewaltorgien unter, leider.
Wer Action mag und auf Mord & Totschlag steht, wird Gefallen an dem Film finden. Wer ein wenig mehr erwartet und auf eine Botschaft zwischen den Zeilen hofft, wird bei Ghost in the Shell vergeblich warten.
Hinzu kam, dass wir noch ein weiteres Problem mit dem Film hatten: das leidige Thema 3D. Umweltfreundlich wie wir sind, nehmen wir unsere 3D-Brillen immer wieder her. Warum soll ich mir bei jedem Kinobesuch eine neue Brille kaufen? So brachten wir auch dieses Mal unsere Brillen ins Kino mit. Schon beim Aufsetzen hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Aber ich dachte mir noch nichts dabei, weil die Cyberumgebung ohnehin etwas verwirrend war. Je länger der Film dauerte, desto unangenehmer wurde der Effekt. Da war der Hintergrund vorn und die agierenden Personen hinten. Ich nahm irritiert die Brille ab und fragte meinen Mann, ob er das auch so sehen würde. Er war sich nicht sicher. Da diese Brillen mit Polarisation arbeiten, stellte ich einige Versuche an und siehe da, wenn ich mir die Brille verkehrtherum aufsetzte, verschwand der irritierende Effekt und das Bild war gewohnt dreidimensional. Auch mein Mann setzte seine Brille verkehrt herum auf und bestätigte meine Wahrnehmung. Nach dem Kino berichteten wir an der Kasse von unserer Erfahrung und die junge Dame erklärte uns, dass man das »System« getauscht hat und die alten Brillen nicht mehr wirken. Sie entschuldigte sich vielmals und reichte uns kommentarlos zwei neue Brillen. Das fand ich gut. Ich bekam auch wieder eine, die man an die Brille heften kann, für Brillenträger optimal. So sind wir für den nächsten 3D-Streifen gerüstet. Hoffentlich ist der besser.