Samstags auf der Leipziger Buchmesse … das ist nichts für Leute mit Agoraphobie. Man muss diese Menschenmassen schon abkönnen. Normalerweise bin nicht so empfindlich, aber das war selbst für mich »to much«. Ich fühlte mich wie ein Zombie, als ich nach fünf Stunden durch die Gänge zum Ausgang geschoben wurde und die Messe fluchtartig durch die dröhnende Haupthalle verließ.
Doch von vorn. Normalerweise ist ja Freitag mein Messetag. Aus persönlichen Gründen konnte ich am Freitag nicht und so wagte ich das Experiment, die Leipziger Buchmesse am Samstag zu besuchen. Neu waren die Taschenkontrollen schon weit vor dem eigentlichen Eingang. Die Frage nach Pfefferspray und Messern fand ich etwas seltsam und auch inkonsequent, denn nach Schusswaffen wurde nicht gefragt und wenn man verneinte, wurde man ohne weitere Kontrolle durchgewunken. Da hätte ich sonst etwas in meinem Rucksack haben können. Wie sinnvoll eine solche Aktion in dem Fall ist, muss jeder selbst entscheiden.
Meine Liste der zu besuchenden Verlagsstände war heuer recht klein, und so war ich zum Glück schnell rum. Da die Sonne schien, konnte man sich draußen zwischen den Messehallen aufhalten, wo Tische und Bänke aufgestellt waren und an diversen Ständen Essen verkauft wurde. Ich saß eine halbe Stunde in der Sonne und genoss den großzügigen Platz und die frische Luft, denn in den Hallen selbst, kam man stellenweise kaum durch. Eigentlich wollte ich mir die Manga und Comic Con in Halle 1 geben, aber nach zehn Minuten Gedrängel und Geschubse brach ich das Unternehmen ab und kehrte lieber an den PERRY RHODAN-Stand zurück, die Basis für mich an diesem Buchmessetag.
Auch hier war richtig was los, denn die Zahl der anwesenden PERRY RHODAN-Autoren war größer als in den Jahren zuvor. (Vielleicht kam mir das auch nur so vor, weil ich sonst immer nur Freitags dagewesen bin.) Neben den signierenden Autoren Madeleine Puljic, Kai Hirdt, Verena Themsen und Oliver Fröhlich, gaben sich auch Michael Marcus Thurner, Robert Corvus und Wim Vandemaan ein kurzes Stelldichein. Der Signiertisch war stets dicht umlagert. Ich wurde Zeuge, wie Dirk Schulz einen Drachen zeichnete, plauschte mit Fans und Autoren und versuchte Bernd Robker alias Robert Corvus auszuweichen, der mit dem iPad einen Kurzfilm für die PR-Facebookseite drehte. Das ist mir wahrscheinlich nicht ganz gelungen.
Ich finde die Kontakte zwischen Fans und Autoren wichtig und wenn es nur dazu dient, die Serie zu präsentieren oder Feedback zu bekommen. Ganz viele junge Leute kamen vorbei und ließen sich Hefte für die Väter oder Großväter signieren, denen drückte Oliver Fröhlich meist noch einen Flyer der E-Book Miniserie TRIVID in die Hand, die sich an junge Leute richtet. Viele Frauen holten sich am Stand ein Mitbringsel für ihre Männer, in Form eines signierten Heftromans oder einer Zeichnung. Einer kam mit dem Blauband »Die dritte Macht« für einen Freund vorbei und bat um eine Signatur der Autoren. Was Verena und Oliver gern taten, aber gleichzeitig darauf hinwiesen, dass die eigentlichen Autoren dieses Bandes schon längst nicht mehr leben.
Als angenehm empfand ich, dass in diesem Jahr die Leseinsel nicht direkt vor dem Stand positioniert war, sondern weiter vorn, so das man sich beim Unterhalten nicht anschreien musste. Ebenfalls aufgefallen ist mir die Zusammenstellung der Messestände. In den vergangenen Jahren waren die Klein- und Kleinstverlage dicht an dicht in einer Messehalle zusammengedrängt, während die Branchenriesen mit ihren großen Ständen andere Messehallen dominierten. In diesem Jahr kam mir die Anordnung ziemlich ausgewogen vor. Da waren die Kleinen zwischen den Großen. Und man hatte weniger das Gefühl der Dominanz einzelner großer Verlage. Vielleicht bescherte das den kleinen Verlagen mehr Laufkundschaft, aber vielleicht täusche ich mich da auch. Und immer wieder dachte ich darüber nach, wie groß nach wie vor die Faszination für das Medium Buch ist. Denn es müssen Hunderttausende gewesen sein, die heute in Leipzig waren.
Zu sehen gab es wieder viele junge Leute in originellen Kostümen. Wer so etwas noch nie erlebt hat, sollte sich das zumindest mal ansehen. Leider kamen viele der Cosplayer auf Grund der schieren Anzahl nicht so richtig zur Geltung. Was ich ein bisschen schade finde. Denn in den Kostümen stecken meist viele Stunden Arbeit.
Trotz der vielen Menschen und des Gedränges habe ich meinen diesjährigen Besuch auf der Leipziger Buchmesse keine Minute lang bereut, obwohl ich nicht so »beschäftigt« war, wie in den beiden Jahren zuvor. Es ergaben sich dennoch genug nette und interessante Gespräche und ich nehme auch wieder ein paar Anregungen zum Lesen und Schreiben mit. Dafür hat es sich gelohnt.
Je nachdem wie das Programm im nächsten Jahr aussieht, möchte ich dann aber doch lieber wieder am Freitag kommen.
Ich hab es ja erst am Sonntag geschafft und da war es richtig entspannt. Man konnte schlendern, wurde nirgendwo geschoben und so war es ein Genuss.