Sie hielt mich wohl für eine Schwester im Geiste, die ältere Dame, die heute im Zug neben mir saß.
Ich las Band 4 der PERRY RHODAN Miniserie »Jupiter« und als ich zur Toilette musste, fragte ich sie, ob sie auf meinen Koffer achten könnte. Nachdem ich zurückkam und mich wieder in meine Lektüre vertiefte, stieß sie mich an und hielt mir ein Romanheft hin.
»Hier, den habe ich schon zwei Mal gelesen«, sagte sie.
Ich guckte erstmal verdattert aus der Wäsche. Auf dem goldenen Rand des Covers stand »Adelsroman«. Es war einer dieser Heftromane für Frauen, die sich laut der Kioskbesitzerin, mit der ich mich vergangenes Jahr unterhalten hatte, ziemlich gut verkaufen – neben Arzt- und Heimatromanen.
Ich schenkte der Frau neben mir ein Lächeln und klappte das Cover des Jupiterbandes nach vorn. »Vielen Dank«, sagte ich, »aber ich lese lieber das hier« und hielt ihr meinen Heftroman hin.
»Oh«, meinte sie verstehend, »sowas lesen sie also.« Dann steckte sie ihren Adelsroman wieder weg.
»Aber ich finde es schön, dass es noch Menschen gibt, die Heftromane lesen«, sagte ich zu ihr und sie nickte lächelnd zurück.
Ist doch toll, was man in Zügen der Deutschen Bahn alles erleben kann.