Als langjährige Zugreisende habe ich schon die haarsträubendsten Geschichte mit der Deutschen Bahn erlebt, deshalb machte mich der Untertitel des Buchs neugierig. Ich hatte es in einer Bahnhofsbuchhandlung entdeckt, als ich mal wieder eine längere Wartezeit am Bahnhof überbrücken musste. Ich blätterte darin herum, las zwei Seiten und dachte mir, dass es ein witziges Lesevergnügen würde.
Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Statt witziger Geschichten über Bahnpersonal und -reisende bekam ich die rührselige Lebensgeschichte einer jungen Frau vorgesetzt. Das mag Menschen, insbesondere Frauen, die gern Cora-Romane lesen durchaus gefallen, den Lesern, die mit dem Buch angesprochen werden sollen aber eher nicht. Von dem was mir auf dem Buchdeckel versprochen worden war, bekam ich nur einen Bruchteil. Endlose zwei Kapitel schleppt ich mich durch die klischeebeladene Erzählung einer Lebens(Liebes)Geschichte, bevor im dritten Kapitel die erste halbwegs interessante Episode in der Bahn auftauchte. Kapitel vier, jenes was ich im Buchladen gelesen hatte, enthielt die beste Geschichte des ganzen Romans. (Ja, es ist eigentlich ein Roman, obwohl man das dem Klappentext nicht entnehmen kann.) Die weiteren Kapitel versumpfen immer wieder zwischen Beschreibungen familiärer Probleme und den Lehrbuchhaften Erklärungen zu den Vorgängen bei der Deutschen Bahn. Das ist ärgerlich und entzieht den wenigen gut erzählten Anekdoten die Grundlage.
Ich finde, die Autorin hätte sich im Vorfeld auf eines festlegen müssen; entweder auf einen autobiografischen Liebesroman oder eine Sammlung witziger Geschichten. Wobei ihr simpler Schreibstil Letzteren mehr entgegengekommen wäre. Für einen Roman, der eine Lebensgeschichte erzählt, ist die verwendete Sprache zu platt und nicht gut genug.
Schade! Die »abgefahrenen Erlebnisse einer Zugbegleiterin« hätten das Zeug zu einem richtig unterhaltsamen Buch gehabt. Leider geht der Gedanke zwischen Sentimentalitäten und Klischees verloren. Von mir gibt es deshalb keine Kaufempfehlung.