PERRY RHODAN NEO Nr. 114 »Die Geister der CREST« von Kai Hirdt
Man gibt sich Mühe bei NEO auch jüngere Leser abzuholen, ob man dafür unbedingt aus der Perspektive eines Achtjährigen schreiben muss, weiß ich nicht. Aber das war eines der Dinge, die mich an dem Roman gestört haben. Sicher, die Geschichte war so konstruiert, dass man sie nur aus der Sicht von Thomas erzählen konnte. Zumindest ist es Kai Hirdt gelungen, den Jungen auch wie einen Jungen denken und handeln zu lassen, im Gegensatz zu Susan Schwartz in Band Nr. 112. Dennoch wäre ich froh, in den nächsten Romanen erst einmal nichts mehr von Thomas und Bastet zu hören.
Und überhaupt: Bastet! Ich war ziemlich gespannt, was sich hinter der holographischen Katze verbergen würde und bin im Nachhinein etwas enttäuscht, dass es sich »nur« um ein Unterprogramm der Positronik handelte. Da hätte ich etwas Originelleres erwartet. Ansonsten war die Geschichte an Bord der CREST spannend, die unerwartete Wendung eingeschlossen. Das sich die Besatzung der BRONCO als trojanisches Pferd entpuppte, damit hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet, aber gerade das machte die Geschichte überraschend. Es sind die Kleinigkeiten, die mich störten. Ein Junge und ein Hologramm sind die einzigen, denen einfällt, die ausgefallenen Systeme ohne die Hauptpositronik zu überprüfen? Na gut, wenn ich mir die Technikhörigkeit einiger Mitmenschen so ansehe, dann kann ich mir das vorstellen. Eine Krankenschwester die Patienteninformationen ausplaudert und auf ihre Schweigepflicht hingewiesen werden muss? Apropos! Die medizinischen Behandlungsmethoden stehen in keinem Verhältnis zur Hochtechnologie der Schiffe. Die fliegen mit Hyperlichtantrieben und verwenden Infusionsnadeln? Hier hätte ich mir vom Autor ein bisschen mehr Kreativität gewünscht, bei den Waffen und Positroniken klappt es doch auch.
Die Erzählebene um Leyden, diesmal aus der Sicht von Luan Perparim, war wie immer der unterhaltsamere Teil des Romans. Luan als Unterhändlerin, die sich gegen die Sippenchefin der Mehandor durchsetzen muss, war überzeugend gezeichnet. Das der Grund ihrer Visionen nicht gleich aufgedeckt wird, ist gut, denn so bleibt genug rätselhaftes bis zum nächsten Roman. Leyden als Jammerlappen gefiel mir auch, zeigte es doch mal eine neue Facette des ansonsten unerschütterlichen Gemüts des Physikers. Ich kann ihn verstehen, Hermes zu verlieren war auch ein schwerer Schlag. Einzig auf einen erneuten Kampf gegen die Kalongs, hätte ich gut verzichten können. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Autor die Chronobrüche ein bisschen anders interpretierte als die Autoren zu vor. Zumindest spielten sie dieses Mal eine größere Rolle.
Neugierig bin ich darauf, wer sich hinter dem Arkoniden an Bord des Springerschiffes verbirgt. Ist da eventuell ein gewisser Zellaktivatorträger im Spiel? Wir werden es sehen.
Mein Fazit: Spannend geschrieben, wenn auch nicht handlungsrelevant, ist »Die Geister der Crest« nach meiner Meinung der bisher schwächste Roman von Kai Hirdt. Dafür gefiel mir das Cover umso mehr. Eines der Besten der letzten beiden Staffeln.