Wie jedes Allerheiligen startet in den, vorwiegend von Katholiken bevölkerten Landstrichen, die so genannte „Friedhofsrallye“. Da strömen die Massen auf die Friedhöfe, wie an keinem anderen Tag im Jahr. Zuvor werden die Gräber auf Hochglanz geputzt und kleine Vermögen für Blumen und Kerzen ausgegeben.
Ich frage mich dabei stets: Für wen machen die Leute das?
Den Toten ist es egal, die haben ganz sicher am wenigsten davon. Mir kommt es derweil so vor, als ginge es hier eigentlich mehr ums Sehen und gesehen werden. Oder einfach nur um zu urteilen, wie sich der Nachbar oder die Bekannten ins Zeug gelegt haben. Für mich fühlt sich das irgendwie scheinheilig an.
Ich brauche keinen besonderen Tag, um mich an Verstorbene zu erinnern, ich bräuchte nicht mal einen besonderen Ort. Ganz so, wie es mein Großvater postuliert hat, in dem er auf einen Grabstein verzichtete. Für ihn ging es keinen was an, wer da liegt. Und die Blumen, die sollte man sich zu Lebzeiten schenken, nicht erst auf dem Friedhof. Getreu dem Spruch meiner Mutter: „Viel mehr Blumen während des Lebens, denn auf dem Friedhof sind sie vergebens.“
Ach übrigens, ich nehme uns Protestanten da nicht aus. Wir machen es nur an einem anderen Tag und nennen es Totensonntag.
Unsere Verstorbenen liegen alle auf der grünen Wiese. Man kann mal eine Blume hin bringen, aber sonst sind sie doch in unseren Herzen. Was braucht man da aufgetakelte Gräber.