Gruslige Black-Metal Erzählung

»Hella im Black Metal Land«

Mit Musik kenne ich mich nicht so richtig gut aus, insbesondere was Black-Metal angeht. Deshalb musste ich mich erst einwenig in das Thema einlesen, bevor ich den Roman von Abo Alsleben zur Hand nehmen konnte. Schließlich wollte ich all die Anspielungen auf Metal-Bands und ihre Songs nicht verpassen.

»Hella im Black-Metal-Land« ist ein ungewöhnliches Buch. Nicht nur das es komplett im Selfpublishing also ohne Verlag entstanden ist, es erzählt auch eine ungewöhnlich dramatische Geschichte, die definitiv als Phantastik durchgeht.

Hellgard, genannt Hella, ist eine typische Jugendliche in der Pubertät. Sie ist es leid, immer das zu tun, was ihre Eltern von ihr erwarten. Nach dem Umzug von der Stadt aufs Land langweilt sie sich und beginnt zu rebellieren. Schwarz gefärbte Haare und die Freundschaft zu Markus, dem Mitglied einer Metal-Band, sind nur die Anfänge einer Entwicklung an dessen Ende Hella komplett verwandelt sein wird. Unterwegs wird sie gleich mehrere Familiengeheimnisse aufdecken.
Der Konsum eines Joints schickt sie auf einen Höllentrip und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn als sie erwacht, sind ihre Eltern bei einem Unfall gestorben. Von da ab ist sie auf der Flucht vor der Polizei und dem Jugendamt. Sie versteckt sich in der Jagdhütte ihrer verstorbenen Großeltern kommt aber auch da nicht zur Ruhe. Immer wenn sie denkt, jetzt wird alles gut, kommt es noch viel grausamer. Ein Nachbar und ein LKW-Fahrer nutzen die Hilflosigkeit des Mädchens aus und versuchen sie zu vergewaltigen, doch Hella wehrt sich erfolgreich. Sie irrt durch die Gegend bis sie zurück im Haus der Großmutter die Form eines Amuletts und Silber findet. Sie beschließt das Metall zu schmelzen und das Amulett zu gießen. Von da ab geht das Abenteuer erst richtig los.
Sie wechselt in eine Schattenwelt an einen verwunschenen Ort im Mittelalter. Hier gibt es Hexen und Trolle, Menschen, die mit Satan im Bunde stehen und eine Blutgräfin, die über das Land herrscht. Die fängt systematisch junge Mädchen ein und foltert sie zu Tode, um sich mit deren Blut zu verjüngen. Ehe sich Hella versieht, landet sie im Kerker der Gräfin und entkommt der Folter nur dadurch, dass sie einen Mikropenis besitzt und als Satansgeburt auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. Als das Feuer dann brennt, gerät die Welt aus den Fugen und Hella landet wieder in ihrem vertrauten zu Hause im Hier und Heute zusammen mit einem Zauberbuch mit teuflischen Versen. Doch das ist längst nicht das Ende ihrer Reise …

Die Irrwitzige Reise von Hella wird in vielen starken Bilder erzählt, die mitunter sehr drastisch sind. Die Erzählung ist die perfekte Geschichte zu Halloween oder für einem Gruselabend am Lagerfeuer. Die Triggerwarnung auf dem Titel bräuchte es eigentlich nicht, denn das Covermotiv verrät, um was es in dem Buch geht, aber heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein.

Letztendlich braucht man nicht viel über Black-Metal zu wissen, um die Geschichte zu verstehen, hin und wieder sind Zeilen aus Liedtexten eingestreut und auch der Grundton der Story erinnert an die Texte von Black- oder Death-Metal Songs. Herausragendster Zusammenhang ist aber der Name der Blutgräfin Bathory. Dies ist nicht nur der Name einer Band sondern auch eine tatsächlich existierenden Person aus dem Mittelalter. Die jungverheiratete Elizabeth Bathory stammte aus Ungarn und stieg zur mächtigsten Herrscherin ihrer Region auf. Sie lebte auf einer Burg in der heutigen Slowakei und wurde Anfang des siebzehnten Jahrhunderts als Serienmörderin verurteilt. Um sie ranken sich viele Legenden und mit »Hella im Black-Metal-Land« ist eine originelle Geschichte hinzugekommen.

Die angenehm kurze Erzählung ist im Präsens verfasst, was mir persönlich gut gefällt, weil man so nahe an der Hauptfigur und das Tempo hoch ist. Stilistisch hätte der Text noch etwas Feinschliff vertragen können, mitunter fehlten mir hin und wieder die Verben in den Nebensätzen, während es ein paar Adjektive weniger hätten sein können. Auch die Zeichensetzung war nicht immer perfekt. Obwohl ich mich sonst an sowas stoße, hat es mich hier nicht so sehr gestört, weil mich die Geschichte mitgerissen hat. Ich bin kein großer Horrorfan und mit Black-Metal habe ich schon gar nichts am Hut, die Geschichte hat mir aber dennoch gefallen, gerade wegen ihrer dichten Atmosphäre und der glaubhaften Charakterisierung ihrer Hauptfigur.

Das schicke Hardcover mit Lesebändchen kann man unteranderem hier bestellen.

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