Ungefähr vier Stunden bekam ich an den vergangen zwei Wochenenden von der Deutschen Bahn geschenkt. Also vier Stunden extra Zeit bei meinen gebuchten Fahrten. Man muss das positiv sehen – mehr Bahnfahren fürs gleiche Geld.
Am Freitag den 20.10. fuhr ich um 12:44 Uhr in Traunstein los und sollte eigentlich kurz nach 18 Uhr in Frankfurt am Main sein. Es ging schon so los, dass die Regionalbahn wegen der obligatorischen Passkontrollen in Freilassing zu spät kam. Dann werden gerade auf der Strecke zwischen Traunstein und Rosenheim die Oberleitungen getauscht (zum gefühlt einhundertsten Mal seit ich dort lang fahre), was einen weiteren Aufenthalt und Verzögerung hervorrief. Außerdem waren alle Toiletten im Zug kaputt. Ja, alle! Deshalb blieb der Zug in Rosenheim stehen und ein Fäkalien-Fahrzeug kam längsseits und pumpte nach und nach jedes Klo aus. In der Hoffnung die Toiletten würden dann wieder funktionieren. Gebracht hat die Aktion, außer einer saftigen Verspätung gar nichts. Zum Glück hatte ich eine Stunde zum Umsteigen. Was mir aber nicht half, weil der ICE mit dem ich fahren wollte, erst eine halbe Stunde nach dem er abfahren sollte, bereitgestellt wurde. Ich war versucht einen anderen ICE zu nehmen, der in Richtung Frankfurt fuhr, traute mich das aber wegen der Zugbindung nicht. Das nächste Mal mache ich das aber, dass ist mir komplett egal. Jedenfalls schien an diesem Tag am Münchner Hauptbahnhof jeder Zug der ankam und abfuhr 30 bis 90 Minuten Verspätung zu haben. Inklusive meinem. Ich kam also erst fünfundvierzig Minuten zu spät aus München weg. Wegen diverser Baustellen und anderer Hindernisse wurde daraus eine Stunde. In Frankfurt hatten der ICE dann keine Einfahrt in den Hauptbahnhof und stand nochmal eine Viertelstunde herum. Ich war also erst nach 19:15 Uhr und damit 75 Minuten später in Frankfurt als geplant. Leider konnte ich keine Entschädigung beantragen, weil es ein kostenloses Ticket von meinen BahnBonus Punkten war.
Die Rückfahrt am Sonntagmorgen war nicht weniger aufregend. Erstmal Gleiswechsel in Frankfurt, dann Verspätung, die sich wegen einer Streckensperrung im Frankfurter Süden und einer Umleitung noch vermehrte. Ich verstehe echt nicht, wie man während des Buchmessewochenendes den Tunnel am Südbahnhof wegen Bauarbeiten sperren kann. Da gibt es doch sicher bessere Zeitpunkte. Jedenfalls zog sich die Bahnfahrt bis München wieder einmal so in die Länge, dass ich meinem Anschlusszug nur noch zuwinken konnte, als ich im München Hauptbahnhof einfuhr. Weil Sonntag war und wegen der Bauarbeiten, fuhren die Regionalbahnen nach Salzburg nur alle Stunde, was für mich wieder warten bedeutete. Mit mehr als einer Stunde Verspätung kam ich dann endlich in Traunstein an.
Am Freitag den 27.10. hatte ich eigentlich alle Hoffnung aufgegeben, dass meine gebuchte Fahrt geplant verlaufen würde. Schon allein wegen der Passkontrollen und der Baustelle. Aber siehe da. Ich musste mich beim Umsteigen in München zwar ein bisschen beeilen, aber ich bekam den Anschluss-ICE. Meinen Hoffnungen, dass ich an diesem Tag tatsächlich mal pünktlich in Saalfeld ankommen könnte, wurde ein abruptes Ende gesetzt, als ich kurz vor Nürnberg, beim Blick auf den Fahrtenmonitor im ICE ein fettes rotes Kreuz über meiner Anschlussverbindung entdeckte. Was war jetzt schon wieder? Die Navigator-App (ohne die Bahnfahren eigentlich nicht mehr geht) bestätigte den Ausfall der Regionalbahn von Nürnberg nach Saalfeld. Super! Der Zug war gleich in Nürnberg, jetzt noch Zugpersonal zu finden, was einem helfen konnte, unmöglich. Ich befragte meine App und ließ mir diverse Verbindungen anzeigen. Ich konnte Aussteigen und eine Stunde warten, ich konnte mit dem ICE weiter bis Erfurt fahren und dort auf den Zug nach Saalfeld warten oder ich konnte mit dem ICE bis Erfurt fahren und von dort in die RB nach Gera steigen und in Jena-Göschwitz in den RE nach Saalfeld wechseln. Da würde ich nur 35 Minuten verlieren. Ich entschied kurzerhand im ICE sitzen zu bleiben und bis Erfurt durchzufahren. Kurz vor Erfurt checkte ich nochmal die Verbindung – zum Glück – denn die RB nach Gera war zwar pünktlich, aber der Zug von Jena-Göschwitz nach Saalfeld fiel aus. Mein Karma war an diesem Tag offensichtlich besonders schlecht. Ich blieb also in Erfurt und wartete fast eine Stunde auf die Erfurter Bahn nach Saalfeld. Die fuhr, wie konnte es anders sein, zehn Minuten später als im Fahrplan. Irgendwann kam ich dann doch in Saalfeld an, aber eben nicht pünktlich. Vielleicht sollte ich mich freuen, überhaupt angekommen zu sein.
Heute – neues Spiel neues Glück bei der Bahnlotterie. Ihr erratet es schon, ich zog mal wieder die Niete. Dieses Mal war es die Regionalbahn von Saalfeld nach Nürnberg, die genau fünf Minuten nach der Abfahrt meines ICEs Richtung München ankam und nicht neun Minuten vorher wie geplant. Außerdem war der Zug so voll, wie ich es zuletzt bei der Einführung des Neun-Euro-Tickets erlebt habe. So strandete ich erstmal in Nürnberg, und wartete auf den nächsten Zug nach München. Und hier hatte ich dann die Qual der Wahl. Etwa eine halbe Stunde nach meinem geplanten ICE fuhren drei, nochmal zum mitschreiben, DREI ICEs innerhalb von drei Minuten in Richtung München. Frage: Kann man die nicht irgendwie besser verteilen? Wenn der eine nur eine Viertelstunde früher gefahren wäre, hätte ich meinen Anschluss in München bekommen. So allerdings nicht. Wir hatten zwar fünf Minuten Verspätung, aber das war ohnehin egal, die Regionalbahn nach Traunstein fuhr erst wieder fünfzig Minuten später. Wobei die dann schon später kam, pünktlich fuhr, um dann kurz vor Rosenheim wegen einer Signalstörung erstmal Pause zu machen. Ich kam also wieder mehr als eine Stunde später als geplant in Traunstein an. Dort gab es dann noch einen kleinen Tumult, weil der Zug ungeplant in zwei Zugteile getrennt wurde, einer blieb in Traunstein, ein anderer fuhr weiter nach Salzburg. Das hatten viele Reisende, mich eingeschlossen, nicht auf dem Schirm. Schön, dass es zumindest beim Einfahren in den Bahnhof kommuniziert wurde und nicht erst nach der Weiterfahrt.
In zwei Wochen fahre ich wieder, mal sehen, was mich dann so erwartet. Vielleicht bekomme ich wieder mehr Zeit in den Zügen der Deutschen Bahn geschenkt … auf alle Fälle, denn ich bekam schon eine nette Service-E-Mail, dass meine Rückfahrt nicht wie geplant stattfinden kann und ich mir eine Alternative suchen muss. Das geht doch schon gut los.
Alles kein Problem, denn laut dem aktuellen Werbespot der DB muss es erstmal schlimmer werden, bevor es besser wird. Allein mir fehlt der Glaube an eine positive Entwicklung noch zu meinen Lebzeiten.
Die Bahn ist leider absolut am Ende. Jahrzehnte der unterlassenen richtigen Investitionen plus seltsame Planungsentscheidungen bedeuten Chaos.
Mir graut vor 2024, wenn uns die Mannheimer Strecke gesperrt wird und die ICE über Heidelberg umgeleitet werden. Gleichzeit will man wohl die Riedbahn sanieren, womit Mannheim faktisch vom Bahnverkehr nach Norden abgeschnitten wird.
Ach ja, und nun fällt noch das Cityticket weg. Da will man wirklich Leute für die Schiene begeistern?
2021 und 2022 waren schon schlimm, aber 2023 setzt wirklich allem die Krone auf. Was vor allem auffällt: Zugausfälle „wegen kurzfristigen Personalmangels“ sind in diesem Jahr so häufig wie nie zuvor. Positiver Nebeneffekt: Praktisch jeden Freitag kriege ich 25 bis 50 Prozent des Fahrpreises wegen Verspätungen zurück.