Nachdem unser Ausflug in die Entenlochklamm am Donnerstag buchstäblich ins Wasser gefallen war, zogen wir am Freitag los. Es war schon am Morgen schwül und die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel, als wir in Richtung Kössen fuhren. Für einen Freitag kurz vor Pfingsten war auf den Straßen erstaunlich wenig los. Genauso wie auf den Parkplätzen am Durchbruch der Tiroler Ache. Hier verläuft die Grenze zu Österreich mitten durch einen Straßentunnel. Ob deshalb eine Seite des Tunnels betoniert ist und die andere aus Fels besteht, kann ich nicht sagen. Es ist aber auffällig. Optimal sind die Parkplätze nicht, wegen der engen Straße direkt am Berghang geht es wahrscheinlich nicht besser. Dafür gibt es zwei Bushaltestellen, eine auf deutscher und eine auf österreichischer Seite. Das einzige was es nicht gibt, ist ein Fußweg dazwischen. Es ist schon ziemlich nervig, wenn die Autos gefühlt einen halben Meter an einem vorbei rauschen.
Der Wanderweg nach unten ist relativ verborgen und recht steil bzw. steinig. Zuerst kommt eine Kapelle und anschließend eine Gaststätte, die just Freitags geschlossen hat. Unterhalb beginnt der Rundwanderweg und der Schmugglerweg, der offensichtlich bis Kössen reicht. Am Grund der Schlucht angekommen hat man ein großartigen Blick auf zwei enge Felsdurchbrüche die von Hängebrücken überspannt werden. Dazwischen weitet sich der Fluss und fließt gemächlich dahin. Ganz oben thront eine Aussichtsplattform über der Schlucht. Selbst für verwöhnte Alpenländler wie uns ist das ein wirklich schönes Fleckchen.
Wir beschlossen uns dem Rundwanderweg anzuvertrauen. Doch dazu musste ich mich erstmal überwinden, über die Hängebrücke zu gehen. Zuerst stand ich nur da und hielt mich krampfhaft fest. Unter uns schwammen zwei Schlauchboote mit Rafftern vorbei, die von einem Mann auf der Brücke fotografiert wurden. Erst als niemand mehr auf der Brücke war, tastete ich mich vorwärts. Höhenangst ist doof und wenn dann auch noch die Brücke schwankt, ist das noch schlimmer. Mein Mann machte Fotos und war gleich drüben. Nur ich hing ans Geländer geklammert und traute mich nicht weiter. Er sprach mir Mut zu, aber irgendwann wollte ich eigentlich nur noch umkehren. Da war ich aber schon auf der Hälfte. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich so ein Angsthase bin, also riss ich mich zusammen und ging auf die andere Seite, dabei immer den Blick das Ende der Brücke gerichtet. Den Ausblick von der Brücke würde ich mir dann halt auf den Fotos ansehen müssen.
Der schmale Weg führt in Serpentinen steil bergauf. An einer Abzweigung beschlossen wir zu der Aussichtsplattform zu gehen, obwohl der Boden der Plattform nur aus löchrigem Metall war und ich sicher nicht draufgehen würde. Nun, ich schaffte es zumindest bis kurz vors Geländer. Anschließend setzten wir uns auf eine Bank und erholten uns von dem anstrengenden Anstieg, bevor wir wieder bis zur Abzweigung abstiegen.
2017 ist der Weg angelegt oder ausgebaut worden. Er ist relativ gut gesichert und auch mit Kindern zu begehen. Wir folgten dem Pfad an den Felsen entlang bis zum zweiten Felsendurchbruch. Die zweite Brücke führt zwar etwa doppelt so hoch über die Schlucht, ist aber keine Hängebrücke. Ich machte es wie zuvor und konzentrierte mich auf das Ende des Übergangs und ging einfach ohne hin- oder herzusehen (geschweige denn nach unten) drüber. Das klappte ganz gut.
Hinter der Brücke kann man eine Gletschermühle bewundern. Das ist ein Loch im Felsen, in dem ein Stein durch Wasser rundgeschliffen wurde. Es gibt auch Tische und Bänke zum Rasten. Wir beobachtete Angehörige der Wasserwacht, bei einer Übung zur Rettung von Leuten aus dem Fluss. An dieser Stelle ist man etwa in Höhe der Straße, leider gibt es keinen direkten Weg dorthin. Man muss erst wieder nach unten zum Beginn des Rundwegs, um dann wieder über die Gaststätte und die Kapelle nach oben zu steigen.
Am Auto angekommen war ich ziemlich fertig. Die Hitze und die starke Sonneneinstrahlung machte mir zu schaffen. Zum Glück hatten wir genug zu Trinken im Auto und eine kühlende Klimaanlage. Wir fuhren zurück in Richtung Unterwössen, wo wir in dem Restaurant Mittagessen wollten, in dem wir vergangenes Jahr bei OldieCon waren. Leider haben die wie die meisten Gaststätten erst abends geöffnet. Also fuhren wir weiter und fanden schließlich in Staudach-Egerndach ein Lokal das Mittagstisch anbot. In einem großzügigen Biergarten unter großen Bäumen wurden wir gut und günstig bewirtet. Es war so viel, das ich mir einen Teil einpacken lassen musste.
Also wer auf Bergwandern mit einem bisschen Nervenkitzel steht, dem kann ich den Ausflug zur Entenlochklamm nur empfehlen. Das schaffen selbst ungeübte Stadtmenschen. Bergschuhe sollte man aber anhaben.