Nicht nur aus beruflichen Interesse fand ich eine Meldung interessant, die ich heute gelesen habe. In Belgien haben Studenten und Mitarbeiter einer Universität zum ersten Mal ein zweistöckiges Wohnhaus mittels eines 3D-Druckers gebaut. Statt mehrerer Monate hat der Bau nur ein paar Wochen gedauert. Wer sich das Video ansieht, kann sehen wie der Beton Schicht um Schicht aufgetragen wird.
Das Konzept halte ich durchaus für zukunftstauglich. Vielleicht nicht in den nächsten zehn Jahren, aber darüberhinaus kann ich mir gut vorstellen, dass so gebaut werden kann. Die 3D-Technik hat in der Planung von Gebäuden schon längst Einzug gehalten. Ich plane beispielsweise die Haustechnik von Häusern in 3D. Das Zauberwort heißt Building Information Modeling, kurz BIM. Der BIM-Standard soll bis 2022 für alle öffentlichen Bauten vorgeschrieben sein. Das heißt, die Architekten müssen für eine Baugenehmigung ein 3D-Modell einreichen. Das Problem, viele sind noch nicht so weit. Vorreiter sind da eher die Planungsbüros.
Das tolle an BIM ist, dass jedes Gewerk mit demselben Modell arbeitet, man also schon in der Planungsphase checken kann, ob es Kollisionen zwischen Abwasser und Stromleitungen oder Lüftungskanälen und Trinkwasserleitungen gibt. Man kann damit ein Haus inklusive Leitungen komplett durchplanen. Anhand des Modells lässt sich beispielsweise auch ausrechnen, wieviel Energie für die Heizung benötigt wird, oder man kann simulieren wie warm die Zimmer im Sommer werden, um Verschattung oder Klimaanlagen richtig auszulegen. Das ist alles heute schon möglich.
Viele werden jetzt aufschreien, dass diese Technologie Arbeitskräfte kosten wird. Ich kann da beruhigen, wenn die Entwicklung des Arbeitskräftemangels so weitergeht, werden wir um 3D-Drucker auf dem Bau nicht umhinkommen. Erstens will die Arbeit keiner mehr machen und zweitens, bei dem Pfusch, den ich in den letzten Wochen auf den Baustellen live erlebt habe … wird das irgendwann zwingend notwendig sein. Natürlich ist keine Technologie fehlerfrei. Es wird auch hier Menschen geben müssen, die koordinierend eingreifen müssen.
Ist das Programm Nemecek auch für BIM geeignet? Weißt du das?
OpenBIM ist eine universelle Methode mit einem offenen Dateiformat, das von vielen Herstellern eingelesen bzw. verarbeitet werden kann. Nemetschek ist nur eines der Unternehmen. Ich arbeite mit DDS CAD, was auch zur Nemetschek Group gehört. Was für ein Programm meinst Du denn genau?
Das weiß ich gar nicht genau. Ich weiß nur, dass mein Vater als Architekt schon seit vielen, vielen Jahren Nemecek benutzt, aber was genau, das weiß ich nicht. Hätte ich nur witzig gefunden, wenn das für 3D-Druck-Vorlagen auch schon geeignet gewesen wäre.
Der Vater wird mit Allplan arbeiten. Das ist ein Architekturprogramm, mit dem viele Architekten arbeiten. Und ja, das ist BIM-fähig. :-)
Geht der Pfusch aber nicht Hand in Hand mit der Bezahlung und damit einhergehendem Mangel an Menschen die die Arbeit noch machen wollen?
Der Pfusch kommt nach meinen Erfahrungen vor allem daher, dass nicht mehr mitgedacht wird. Wenn der Kollege (Deutscher und gut bezahlt) den Duschkopf der Badewanne so befestigt, dass das Fenster darüber nicht mehr aufgeht, kommt man schon ins Grübeln. Oder die Duschtrennwand so installiert wird, dass sie sich nur einen Spaltweit öffnen lässt, weil das Waschbecken im Weg ist. Oder die im Plan eingezeichneten Steckdosen einfach nicht installiert werden, weil … ich weiß es nicht. Das sind nur einige der Sachen, über die ich in den vergangenen Wochen den Kopf schütteln musste.
Der schlimmste Pfusch kommt aber daher, dass viele Bauherren und Architekten nicht wissen, was sie wollen, aber schon mal mit dem Bau anfangen. Ohne Plan! Das führt regelmäßig ins Chaos. Ausbaden müssen es schließlich die Handwerker, nach dem Motto: »Wir bauen auf und reißen nieder, Arbeit gibt es immer wieder.« Problem ist, dass man die Mehrarbeit meist nicht bezahlt bekommt, weil der Anwalt des Millionenschweren Bauherren einfach cleverer argumentiert.