Wie sehr sich Erinnerungen gleichen, entdeckte ich am Wochenende im aktuellen Amtsblatt meiner Heimatstadt. Dort schrieb der amtierende Landrat in seiner Kolumne über die Grenzöffnung 1989. Landrat Marko Wolfram und ich sind nicht nur ein Jahrgang, wir haben auch gemeinsam das Abitur gemacht und gingen in eine Klasse. Wenn es jemanden gibt, den ich für den Landratsposten geeignet halte, dann ihn.
Er sprach in seiner Kolumne über die Tage Anfang November in der DDR und wie er den Mauerfall erlebt hat. Seine Sicht deckt sich mit meinen Erinnerungen, nämlich, das man als Fünfzehnjähriger die Dimension bzw. die Tragweite eines solchen Ereignisses nicht bemessen kann. Da gibt es zu viele Dinge, die einem in diesem Alter wichtiger erscheinen.
Bei Marko kam noch ein besondere Umtand hinzu. Er lebte im Sperrgebiet, also innerhalb der fünf Kilometerzone zur Grenze. Für DDR-Bürger quasi am »Ende der Welt«. Die Bewohner des Grenzstreifens waren abgeschnitten vom Rest der Republik, konnten sie doch keinerlei Besuch empfangen und mussten durch Personenkontrollen, wenn sie das Gebiet verlassen wollten. Ich hatte eine Brieffreundin in Probstzella, die ich in einem Ferienlager kennengelernt hatte, die ich aber nie besuchen durfte. Der Zugang zum Sperrgebiet war ausschließlich mit Passierschein erlaubt und den bekam man nur in ausgesprochen seltenen Fällen, zum Beispiel wenn man dort arbeitete. Die Grenzöffnung brachte den dort lebenden Menschen Freiheit in mehrfacher Hinsicht.
Aus der Kolumne weiß ich nun zumindest, dass man schon ab 10. November 1989 mit dem Zug nach Bayern fahren konnte, und dies auch viele Saalfelder genutzt haben. Außerdem wurde der Grenzübergang Probstzella doch schon eher freigegeben, als ich in Erinnerung hatte.
Ich hänge Markos Kolumne hier als Bild an. Wer sich für die gesamte Ausgabe des Amtsblattes interessiert kann es unter diesem Link downloaden.