
PERRY RHODAN NEO Band 347 – »Die Waffe der Labori« Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser
Während Perry Rhodan, seine Frau Thora und Reginald Bull auf Gäa gemeinsam mit den Oxtornern Omar Hawk und Powlur Ortokur versuchen das Katarakt-Gyps zu retten und den schwindenden Margor-Schwall zu stabilisieren, versuchen Atlan und Roi Danton mittels eines Tricks die gefangene Labori Imara Tugh zu einer Aussage zu bewegen. Das gelingt zunächst. Sie gibt Atlan die notwendigen Informationen, um zumindest die Versorgungsbasis von Amtranik anzuvisieren. Zu Hilfe kommt ihnen der Azaraq Tagrep Kerrek, der den Arkoniden auf ein Seuchenschiff der Blues-Flotte lockt und zusammen mit ihm und Roi Danton einen Plan ausheckt.
Dieser läuft zunächst nicht so, wie gedacht und das Seuchenschiff wird zerstört. Atlan und Danton werden von einem Vitalierschiff aufgebracht und können mit deren Hilfe dann doch noch den Planetoiden mit dem Versorgungsstützpunkt sprengen und rechtzeitig nach Gäa zurückkehren, bevor ihnen Amtraniks Flotte ernsthaft schaden kann.
Perry Rhodan gelingt es derweil Imara Tugh daran zu hindern, eine Maschine der Loower zu benutzen, um das Katarakt-Gyps und damit auch den Margor-Schwall final zu vernichten. Rhodan kann die Positronik der Maschine überzeugen, das Gegenteil dessen zu tun. Das Gyps erholt sich und der Margor-Schwall regeneriert sich, auch wenn es Rhodan und den anderen Unsterblichen des Teams fast das Leben kostet. Am Ende wird das Schiff von Imara Tugh in einem Lichtblitz zerstört. Die Frage, die über alledem schwebt: Ist die Labori tatsächlich tot und ist Gäa vor Amtranik in Sicherheit?
Manchmal ist weniger definitiv mehr. Das zeigt dieser Roman ganz deutlich. Dem Negativbeispiel mangelt es zwar nicht an Ideen, dafür aber an Logik und Stringenz. Die vielen Einzelgeschichten verlieren in ihrer Fülle an Bedeutung. Sie sind zum einen aus Platzgründen zu oberflächlich geschrieben, als dass sie mich als Leser tatsächlich berühren. Zum anderen frage ich mich, ob die Protagonisten wirklich wissen, was sie da tun.
Die vielen Fehler im Lektorat fallen da weniger ins Gewicht, als die unzähligen Informationen, die mir ständig unter die Nase gerieben werden. Die Blues-Staffel liegt fast 200 Bände zurück. Selbst ich weiß nicht mehr, was damals passiert ist (und ich habe ein gutes Gedächtnis). Einem Neueinsteiger wird die Informationsflut schnell überfordern. Und da bei der Handlungsfülle zu wenig Platz bleibt, um die einzelnen Charaktere richtig auszuarbeiten, fällt es schwer, sich an sie zu binden. Ich hatte stellenweise das Gefühl ein Telefonbuch zu lesen aber keinen Roman.
Nein, da wollten die Autoren mehr als notwendig gewesen wäre. Bei mir kam angesichts des ständigen Hin und Her keinerlei Spannung auf. Wenn man sich auf zwei Handlungsebenen geeinigt und diese ohne viel Drumherum erzählt hätte, wäre das für die Geschichte besser gewesen. Allein die Szenen auf dem Seuchenschiff können mich für einen kurzen Moment abholen, bevor die Geschichte durch das Auftauchen der Vitalier wieder zunichte gemacht wird. Zu viele Handlungsorte, zu viel Personal und zu viel notwendiges Hintergrundwissen – so schreibt man keine überzeugende Geschichte und so holt man langfristig keine Neuleser in die Serie.
Das Handlungskudelmuddel ist zu verkopft und emotional zu distanziert. Da helfen auch die Szenen mit Gucky und Ortokurs Schwester nicht. Da spüre ich weniger die Bindung an die Charaktere, sondern bemerke eher die handwerklichen Tricks und Kniffe, um die Handlung spannender zu machen. Manch ein Charakter wird zwischendrin gar vergessen oder wirkt wie schmückendes Beiwerk ohne Bedeutung.
»Die Waffe der Labori« ist im wahrsten Sinne des Wortes konstruiert. Ein Zufall jagt den nächsten. Die Autoren versuchen künstlich Spannung zu erzeugen, indem sie Probleme heraufbeschwören, die nicht glaubhaft und vor allem nicht notwendig sind. Kaum ein Handlungspart liest sich wie organisch gewachsen und auch die Figuren können mich trotz aller Mühe nicht überzeugen. Inwieweit der Roman für den Fortschritt der Staffelhandlung notwendig ist, wird sich noch zeigen. Ich fürchte, mehr als die Stabilisierung des Margor-Schwalls war nicht drin.