Prisenkommandos in Serie

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 341 – »In der Zeit verloren« von Dietmar Schmidt

Die EUPHORION mit Perry Rhodan an Bord wird von Piraten geentert. Die Exilarkoniden unter dem Kommando von Avina da Jacinta nehmen die Besatzung der EUPHORION gefangen und wollen sie auf dem nächsten Planeten als Sklaven verkaufen. Doch während der Überführung taucht ein Raumschiff der Vitalier auf. Das waffentechnisch überlegende Raumschiff zerstört die Kugelraumer der Piraten und schickt ein Enterkommando an Bord der EUPHORION. Die Vitalier entpuppen sich als genetisch mutierte Menschen, die zwar technisch überlegen, aber durch Missbildungen körperlich und geistig stark beeinträchtigt sind. Ihr Anführer Stroke ist für Perry Rhodan kein Unbekannter. Es ist Ronald Tekener, der sich einst den Vitaliern angeschlossen hat und dessen DNA beim vielfachen Aufenthalt in einer Dunkelwolke in der Nähe des galaktischen Zentrums verändert wurde. Ihm fehlen die Intelligenz und die Souveränität des einstigen Smilers. Aber er freut sich, Perry Rhodan und der Besatzung der EUPHORION mit Ersatzteilen helfen zu können, damit diese ihre Reise nach Rumal fortsetzen kann. Die Vitalier nehmen das Enterkommando der Arkoniden gefangen, bis auf Avina da Jacinta. Die schmeichelt sich bei Rhodan mit dem Versprechen ein, dass sie ihm auf Rumal die Koordinaten der Smaragdgruft von Atlan da Gonozal geben wird.
Im Algolsystem angelangt, erlebt die Crew der EUPHORION ein Déjà-vu. Wieder werden sie geentert und festgesetzt. Dieses Mal sind es die einstigen Kolonisten von Rumal, die die Crew als menschliche Ressource benötigt. Denn laut ihren Aussagen hat einst Perry Rhodan mit einer Flotte das System heimgesucht, die Siedlungen auf Rumal so gut wie zerstört und 90 Prozent der Bevölkerung ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden kämpfen seit Jahrhunderten mit dem Mangel an Wasser und Kohlenstoff, einer versagenden Technik und den Täuschungen durch eine Mehandorsippe, die den Rumalern unter vorspielen falscher Tatsachen ihre wertvollen Rumalinquarze abluchst.
Die Crew der EUPHORION wird getrennt und auf Rumal ihren Kenntissen entsprechen eingesetzt. Rhodan landet in den Gypsgärten, tappt aber nach wenigen Wochen in die Falle von Avina da Jacinta, die zur »Polizistin« aufgestiegen ist. Sie möchte, dass Rhodan sie zum Zeitbrunnen von Rumal bringt. Damit Rhodan mit ihr kommt, nimmt sie Naumann von Silikor und seine Tochter Cleo als Geißeln mit. Ihr Plan, Silikor als Versuchskaninchen durch den Zeitbrunnen zu schicken, damit sie selbst gefahrlos hindurch kann, um nach Arkon zu gelangen, geht schief. Sie stirbt durch den Einfluss von entarteten Gypspflanzen, die sich mit der Flora von Rumal verbunden haben.
Rhodan und Silikor entdecken in der Nähe des Zeitbrunnens eine weitere Gruft mit einem Smaragdsarkophag.

In Avina da Jacinta trifft Perry Rhodan eine junge Arkonidin, die aussieht wie Thora. Zuerst hegte ich die Hoffnung, dass es eine umgewandelte Thora ist, verjüngt und ohne Erinnerungen. Doch im Laufe der Geschichte entpuppt sich die Arkonidin als falsche Schlange, die nur die eigenen Zielen folgt. Ihr Tod geht Perry Rhodan überraschend wenig zu Herzen. Da hatte ich angesichts ihrer ersten Begegnung etwas mehr erwartet.

Die ständigen Überfälle auf die EUPHORION sind spannend umgesetzt und werden trotz der Häufung nie langweilig. Es ist ein ständiges Hin und Her, dass zeitweise sogar amüsant ist, wenn auch nur für den Leser. Dietmar Schmidt gelingt es die Nöte und Ängste der Besatzung anschaulich zu demonstrieren und gleichzeitig dennoch mit einer gewissen Leichtigkeit zu versehen, damit beim Lesen keine depressive Stimmung aufkommt. Da der Autor auch Chemiker ist, lässt er uns in vielen detaillierten Beschreibungen an der Zusammensetzung der Mineralien und anderen Elementen im Algolsystem teilhaben. Besonders spannend finde ich die Beschreibung des Mangels an Wasser und Kohlenstoff auf Rumal. Wie wichtig das ist und was alles zusammenpassen muss, damit ein Planet über diese Ressourcen verfügen kann, sind sehr interessant hergeleitet.

Der Roman zeigt ein gutes Beispiel, wie sehr Ereignisse über lange Zeiträume missinterpretiert, verfälscht und am Ende als unumstößliche Wahrheit erachtet werden. Vermutlich war es Primats Flotte aus Nachtschiffen, die den Planeten Rumal bzw. das ganze System zerstört haben. Und obwohl es keinerlei Aufzeichnungen oder Augenzeugenberichte mehr gibt, woher die Schiffe kamen und wer sie befehligt hat, wird Perry Rhodan die Schuld dafür gegeben. Gut, dass sich Rhodan den Kolonisten unter einem Tarnnamen vorstellt. Dass niemand seine Identität erkennt, mag glücklicherweise an der gleichen Tatsache liegen, dass die meisten Aufzeichnungen aus der Zeit vor und während der Symaios durch die Temporale Trübung (was immer das auch gewesen sein mag) verloren gegangen sind.

Der Roman endet mit einem fiesen Cliffhanger, bei dem man auf der Stelle wissen will, wen Perry Rhodan in dem Smaragdsargophag gefunden hat.

Mit »In der Zeit verloren« liefert Dietmar Schmidt einen starken Roman ab. Es ist sehr gut zu beobachten, wie sich der Autor seit seinem ersten Einsatz für PERRY RHODAN von Roman zu Roman gesteigert hat. Trotz des dystopischen Settings macht die NEO-Serie gerade riesigen Spaß. Das Titelbild von Dirk Schulz zeigt übrigens das Raumschiff der Vitalier. Einer Vereinigung von der wir in dieser Staffel sicherlich noch mehr hören werden.

Perry in Dystopia

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 340 – »Kosmische Genesis« von Rüdiger Schäfer

Naumann von Silikor erwirbt ein Artefakt, dass ihm und seiner Crew den notwendigen Schatz bringen könnte, den er für die Ertüchtigung seines Schiffs EUPHORION benötigt. Doch die Karte mit dem Weg ins Solsystem führt die EUPHORION in ein Sonnensystem mit nur einem Planeten. Zudem wird das Schiff von einem Energiestrahl getroffen und stürzt ab. Auf der Suche nach Ressourcen, die bei der Reparatur der EUPHORION helfen könnten, stößt Naumann in einer Höhle auf einen Smaragdsarkophag mit einem Menschen. Durch eine Berührung setzt Naumann einen Prozess in Gang, bei dem der in Stasis liegende Körper erwacht.
Als Perry Rhodan zu sich kommt, findet er sich in einer Höhle auf einem fremden Planeten wieder. Die Raumfahrer, die ihn aus der Stasis geweckt haben, sind ein bunter Haufen mit einem Raumschiff, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Schlimmer als das, ist jedoch die Information, dass etwa 321 Jahre seit der Symaios vergangen sind. Das Raumgebiet um das Solsystem ist durch Granulen in der Raumzeit unpassierbar geworden, die Erde nur noch ein Mythos. Interstellare Raumfahrt ist nur erschwert und über kurze Distanzen möglich. Von außerhalb der lokalen Blase gibt es keinerlei Informationen.
Perry Rhodan hilft der Crew bei der Reparatur, dafür nehmen sie ihn mit nach Imago, einem Handelsposten auf dem kargen Planeten Nimbus. Die dortigen Zustände erinnern ans Mittelalter: Die Technik ist veraltet oder defekt, viele Menschen vegetieren in Armut dahin, Recht und Gesetz gibt es nicht, jeder ist sich selbst der Nächste. Naumann will in Imago einen neuen Auftrag für die EUPHORION an Land ziehen, wird aber von seinen Gläubigern festgenommen. Rhodan kann fliehen und kommt in Kontakt mit dem Paragon-Orden, der in Imago einen Tempel erbaut hat. Bruder Oberon, das Oberhaupt des Ordens, möchte Perry Rhodan zu seinem Nachfolger erklären und bittet ihn, die Entität Paragon zu erforschen, die im Zentrum der Milchstraße steht und für das Raum-Zeit-Chaos verantwortlich zu sein scheint. Doch Oberons Ordensbrüder sind anderer Meinung und greifen ihn und Rhodan an. Zusammen mit Oberons Tochter Zina gelingt Rhodan die Flucht. Oberon übergibt Rhodan eine Geminga-Druse mit deren Hilfe Rhodan Naumann von Silikor von seinen Schulden freikaufen und genügend Ersatzteile bekommen kann, um die EUPHORION wieder flugtauglich zu machen. Er beschafft sogar ein Medikament, mit dem Naumann von Silikons todkranke Tochter Cleo geheilt werden kann.
Auf dem Weg nach Rummel im Algolsystem wird die EUPHORION jedoch von Piratenschiffen aufgebracht.

Das nenne ich mal einen Cut. Zunächst erinnert die Handlung an den Beginn des Mythos-Zyklus der PERRY RHODAN-Hauptserie. Nur das der NEO-Perry auf sich allein gestellt ist. Thora, seine Familie, alle seine Freunde scheinen tot zu sein, oder sind verschollen. Die Terranische Union ist zerbrochen, die meisten Kolonien abgeschottet, die Menschen, Akonen und Arkoniden, denen er begegnet, schlagen sich mehr schlecht als recht durch und das betrübt ihn am meisten. Sein Traum von einer Menschheit, die in Freiheit und Wohlstand lebt, ist Geschichte. Doch Perry Rhodan, wäre nicht Perry Rhodan, wenn er nicht jedem Funken Hoffnung hinterher jagen würde. Und so schließt er sich kurzerhand Naumann und seiner bunten Raumfahrertruppe an, um herauszufinden, was passiert ist und um irgendwie nach Terra zu gelangen.

Es ist erstaunlich, mit welcher Empathie es Rüdiger Schäfer gelingt, die Schicksale der Protagonisten an mich als Leserin heranzuführen. Innerhalb kurzer Zeit wurde ich von den Charakteren und ihrer Geschichte vereinnahmt. Dabei ist es gar nicht die Tatsache, wie und warum der Terraner hierher gekommen ist, die mich beeindruckt, sondern der phantastische Weltenbau. Gypsblüten, die verdammt nach den Blumen aussehen, die JOEL – der Bruder von NATHAN – erblühen ließ, helfen den Raumfahrern innerhalb der veränderten Raumzeit überlichtschnell zu reisen. Außerdem gibt es eine geheimnisvolle Entität, die im Zentrum der Milchstraße sitzt. Da darf man schon mal spekulieren. Welche Rolle spielt das Nonagon, was Rhodan einst im Compariat entdeckt hat? Ist er, als er den Zeitbrunnen betreten hat, in einem alternativen Universum gelandet, oder ist dies die Zukunft seiner realen Welt, in der die Dinge tatsächlich so geschehen sind? Sehen wir die Auswirkungen eines Universum dass geheilt wurde? Und was ist mit den anderen Charakteren: Reginald Bull, Gucky, Icho Tolot, Atlan. Und ist Thora wirklich tot? Wird Rhodan eine Zeitreise machen müssen, um sie wiederzusehen? Das sind viele Fragen, die hoffentlich in dieser oder der nächsten Staffel beantwortet werden.

»Kosmische Genesis« ist eine Staffelauftakt, der es in sich hat, mit einer spannenden Geschichte und einem großartigen Weltenbau, aber besonders mit Charakteren, deren Geschichten ans Herz gehen. Ich habe nicht nur einmal geweint.