Aus der Schwimmhalle nach Tatooine

Wenn man schon ein Hotel mit angeschlossenem Schwimmbad bucht, dann muss man das auch benutzen. Der Spa-Bereich vom Aja ist riesig. Innen ein großes Schwimmerbecken, Wirlpoolbecken und Baby-Planschbecken. Draußen nochmal ein großer Pool in dem man gut schwimmen kann und in dem es auch Massagedüsen gibt. Blöd war eigentlich nur, dass ich meine Schwimmbrille vergessen hatte. Ohne die Brille (mit eingeschliffenen Gläsern) bin ich wie ein Maulwurf und kann mich schlecht orientieren. Ich klammere mich dann immer an die Geländer und mache kleine Schritte, damit ich ja nicht daneben trete. Die Leute müssen denken, ich bin behindert.

Jedenfalls fand ich es im Außenbecken am schönsten. Da ist das Wasser wärmer. Innen muss man sich schon bewegen, damit man nicht friert. Wir waren so gegen halb zehn Uhr Morgens da und waren fast allein im Becken. Erst nach zehn Uhr wurde es voller. Am Vollsten ist es früh um Sieben, wenn das Bad öffnet, dann sind all die Rentner da, die sich schon vor dem Frühstück bewegen wollen. Wir konnten das gut aus dem Hotelzimmerfenster beobachten. Wir lagen zwischenzeitlich mal drinnen auf Liegen vor den großen Fenstern und schauten aufs Meer hinaus. Eine große Fähre fuhr vorbei. Ja, so stellt man sich den perfekten Urlaub vor. Außerdem waren meine Füße froh, mal nicht gehen zu müssen.

Mittags sind wir dann ins Auto gestiegen und zur Fähre gefahren, mit der man von Travemünde über die Trave nach Priwall übersetzen kann. Ein bisschen war ich ja skeptisch, ob dass klappen würde, denn wir hatten Tickets für eine besondere Ausstellung gebucht. Dort sollten wir um 13:30 Uhr sein. Doch das mit der Fähre ging Ruck-Zuck. Rangefahren, bezahlt, aufs Schiff raufgefahren und schon ging’s los. Wenn man im Auto sitzt, merkt man gar nicht, dass man sich bewegt. Die Überfahrt hat keine fünf Minuten gedauert und schon konnten wir wieder runterfahren und unsere Fahrt fortsetzen. Dementsprechend früh kamen wir im Outpost One in Dassow an.

Von der Star Wars-Ausstellung »Outpost One« hatte ich im Fernsehen gehört und die Webseite versprach Außergewöhnliches. Beim Ticketpreis war ich jedoch skeptisch, ob es das wirklich wert ist. Auch das Gelände machte auf den ersten Blick keinen ermutigenden Eindruck. Vier große Backsteinscheunen ein verwittertes Hallendach ohne Wände und ein geschotterter Parkplatz. Hier und da wurde gerade gemauert. Nur am Eingang zur Kasse konnte man erkennen, dass es hier um Star Wars gehen würde. Denn man wähnte sich, als betrete man ein Gebäude in Mos Eisley. Drinnen wurden wir von den Droiden R2D2, C3PO und BB8 sowie von den Mitarbeiterinnen an der Kasse nett empfangen. Unsere Tickets, die ich ausgedruckt hatte (Man muss immer im Voraus einen Zeit-Slot buchen.) wurden gegen eine große Eintrittskarte und einen Flyer getauscht.

Da wir noch Zeit hatten, besuchten wir ersteinmal den Hangar. Dafür bekamen wir Scheckkarten, mit denen sich die automatische Tür in der Nachbarhalle öffnen ließ. Dahinter wird man in ein anderes Universum entführt und kann sich Star Wars-Raumschiffmodelle im Maßstab 1:1 anschauen. Es gibt einen Tie Fighter-Interceptor, einen X-Wing und den Naboo-Sternenjäger vom Mandalorianer. Dazu passend sind lebensgroße Figuren, Waffenschränke, Schränke mit Raumanzügen und Helmen ausgestellt. Alles ist so angeordnet, als sei man wirklich in einem Hangar. Über große LED Displays wird man von Rebellen und Imperialen begrüßt und auf die Mission vorbereitet. Draußen vor der Halle steht noch ein Panzer mit einem Sturmtruppler aus dem Film »Rouge One«.

Um 13:30 Uhr ging es dann im Gebäude mit der Kasse weiter. Hier wurden wir zusammen mit vier weiteren Besuchern auf eine Reise durch die Episoden 4-6 geschickt. Ein Audioguide erzählt mit der Stimme von Luke Skywalker die Geschichte aus dem Film Szene für Szene nach. Im Anschluss an jede Szene erklärt der Besitzer des Outpost One, woher die Figuren stammen, wer sie angefertigt hat und wie die Kulissen gebaut worden sind.

Alles was man hier besichtigen kann, wurde von Fans gebaut oder angefertigt. Die detailgetreuen Figuren und Props sind absolut perfekt. Die Kulissen sehen aus, als würde man tatsächlich an den jeweiligen Orten sein (sogar die Böden wurden den Filmszenen nachempfunden), egal ob auf Tatooine, dem Todesstern, in der Cantina Bar, auf Hoth, Bespin, Dagobah, in Jabbas Palast und Endor. Die Fotos geben nicht im Mindesten wieder wie es wirklich ist und wie es sich anfühlt. Das muss man live gesehen und erlebt haben. Die Tour dauert 75 Minuten und man muss gut zu Fuß sein, da man die ganze Zeit steht, geht oder Treppen steigt. Das Schöne ist, man kann so viele Fotos machen wie man will, man kann zwischen den Figuren umhergehen, sich daneben stellen oder davor legen. Man darf sie nur nicht anfassen.

Wir waren jedenfalls völlig geplättet, als wir wieder draußen waren und haben uns erstmal ein Eis gegönnt, weil es sehr heiß war. Dann sind wir in das Gebäude mit dem Shop und haben die Star Wars-Lego-Austellung angesehen. Dort bekamen wir unsere Scheckkarte für die Scale-Ausstellung. Die befindet sich in einem vierten Gebäude und besteht aus vielen, sehr detaillierten Dioramen. Das Highlight ist ein Millennium Falke mit einem Durchmesser von ca. fünf Metern inmitten der Startrampe 94 in Mos Eisley. Die Veranstalter haben die komplette Stadt aufgebaut, durch die man hindurchgehen und die vielen liebevollen Szenen entdecken kann.

Nachdem wir uns die Ausstellungen angesehen haben, kann ich nur sagen. Es lohnt sich. Wir waren total überwältigt. Das ist wirklich toll gemacht, und alles ausschließlich von Fans für Fans. Alle, die hier mitgeholfen haben, haben etwas Einmaliges geschaffen, dass vermutlich nicht mal Disney mit so viel Charme hätte bauen können. Übrigens ist das Projekt noch lange nicht fertig, die Ausstellungen werden ständig erweitert, der Besitzer und Organisator plant noch mehr. Auch der Außenbereich soll weiter ausgestaltet werden. Ich bin gespannt, wie das in zehn Jahren aussehen wird.

Noch völlig beeindruckt, fuhren wir zurück nach Travemünde mit einem kurzen Halt in Priwall. Hier verlief die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, wir gingen zum Strand und fotografierten unser Hotel von der anderen Seite der Trave. Anschließend warteten wir auf die Fähre, die uns sicher wieder nach Travemünde brachte.

Der Tag ging damit zu Ende, dass wir abends im Fernsehen Star Wars Episode VIII angesehen haben und mittendrin ausschalteten, weil wir die miese Kopie von Episode V nicht länger ertragen konnten.

Marzipantorte in Lübeck

Sandskulpturen überdacht

Bei der Herfahrt hatten wir gesehen, dass es in Travemünde eine Sandskulpturenausstellung gibt. Am Dienstagvormittag beschlossen wir sie zu besuchen. Verglichen mit dem Sandskulpturen-Festival in der Algarve ist die Ausstellung in Travemünde nicht so umfangreich. Von der Detaillierung sind die Skulpturen aber gleichsam beeindruckend. Interessanterweise gibt es hier wenig Figuren aus Comic und Film, sondern fast nur von Persönlichkeiten der Geschichte oder aus Sagen und Märchen. Wir waren in kurzer Zeit durch.

Bücher über Bücher

Direkt neben der Halle mit den Sandskulpturen gibt es eine Halle voller Bücher. Hier kann man Mängelexemplare und Restposten aus allen Genres erstehen. Der Anblick ist überwältigend. Da musste ich einfach rein. Ich sagte zu meinem Mann: »Wenn ich hier wieder rausgehe, ohne ein Buch gekauft zu haben, solltest du mir einen Orden verleihen.« Ich streifte durch die Tischreihen, betrachtete die Titel und staunte, über was alles so geschrieben wurde. Es gab sogar ein paar PERRY RHODAN-Taschenbücher aus den vergangenen Jahren. Letztendlich sind wir aber beide nicht schwach geworden und haben kein einziges Buch gekauft, auch wenn ich ein paar Mal in Versuchung geriet.

Auf dem Rückweg zum Hotel kauften wir noch etwas Wasser und ich holte mir am Hafen ein Fischbrötchen. Wenn ich schon mal an der Küste bin. Dann machten wir es uns im Hotelzimmer gemütlich.

Der Marktplatz von Lübeck

Am Nachmittag fuhren wir nach Lübeck. Wir wollten beim Niederegger Kaffee trinken und anschließend eine Bootsfahrt rund um Lübeck machen, bevor wir uns am Abend mit einem Bekannten trafen. Das mit dem Kaffee hat geklappt, das mit der Bootsfahrt nicht, weil die Bootstour-Betreiber im September nur von Mittwoch bis Sonntag fährt. Dafür war es ungewöhnlich heiß. Das Auto meldete 29 Grad. Die Hitze staute sich in den Straßen der Hansestadt und mir rann der Schweiß in Strömen den Rücken hinab. Beim Niederegger, einem berühmten Caféhaus mit Marzipanproduktion, war es angenehm kühl. Ich bestellte ein Stück Nuss-Sahne-Torte mit Marzipandecke. Entgegen aller Erwartungen, war die nicht zu süß und schmeckte ganz hervorragend. Wir blieben noch ein wenig länger sitzen, weil es so angenehm kühl war und wir noch reichlich Zeit hatten.

Viele schmale Häuser

Im Anschluss spazierten wir eine große Runde durch die Lübecker Altstadt, die fast vollständig erhalten ist. Später erfuhren wir, dass die Stadt nur einmal im II. Weltkrieg bombardiert worden ist und anschließend als Lazarett-Stadt unter Schutz stand. Es gibt sehr viele alte Gebäude zu bewundern, die meisten sind sehr schmal und aus Klinkern gebaut, typisch hanseatisch eben. In manchen Gassen wachsen Blumen vor den Häusern oder im Rinnstein. Bei einigen hatte man Schilder angebracht, dass die Pflanzen nicht rausgerissen werden dürfen. Lübeck hat sieben Kirchen, von denen wir mindestens sechs gesehen haben. Zwischenzeitlich zog sich der Himmel zu und es wurde richtig schwül.

Malerisch

Am sogenannten Malerwinkel setzten wir uns auf eine Bank direkt an die Trave, die übrigens den kompletten Stadtkern umfließt. Lübeck ist quasi auf einer Insel erbaut, die in der Mitte mit Sand aufgeschüttet worden ist. Deswegen geht es zum Stadtkern leicht bergauf. Der Sand hat aber hin und wieder dafür gesorgt, dass die Häuser abgesackt sind. Viele der Häuser, Türme und Tore stehen ein bisschen schief, so auch das berühmte Holsten Tor, das im Mittelalter eigentlich nur ein Innentor war. Davor gab es noch einen Wall und ein weiteres Tor. Durch diese Kombination von Wall, Wasser und Toren, war Lübeck im Mittelalter quasi wie eine Festung, die nie eingenommen wurde. Nur Napoleon hat man sich freiwillig ergeben.

Der einzige Amphibienbus der Stadt

Am Holsten Tor hatten wir uns mit Thomas verabredet. Er wohnt in Lübeck und zeigte uns ein paar Besonderheiten der Stadt. Zum Beispiel die vielen kleinen Durchgänge, die durch die Häuserzeilen führen und die mindestens so breit sein müssen wie ein Sarg. Hinter mancher Häuserzeile verbergen sich weitere Häuser und wunderschöne Innenhöfe. Alles nicht sehr groß aber sehr idyllisch. Zum Abschluss gingen wir in die Mühle zum Abendessen, wo es Pasta und leckeren Flammkuchen gab. Als wir am Abend wieder zurückfuhren, fing es an zu regnen. Über dem Meer blitzte es sogar. In Travemünde war aber alles trocken.

Im Hotel musste ich dann die Füße hochlegen, da ich kaum noch gehen konnte. Ein Blick auf mein Smartphone offenbarte, dass ich einen neuen Rekord aufgestellt hatte mit knapp 22.000 Schritten am Tag. Nicht schlecht.