Am Freitag fuhren wir morgens zu einem Aussichtspunkt oberhalb Funchals. Es herrschte zwar schon reger Betrieb, aber nachdem die Touristenbusse weg waren, waren wir fast alleine. Vom Miradouro Pico do Barcelos hat man einen wunderschönen Blick über Funchal und den Hafen. Die Anlage wurde seit unserem letzten Besuch um ein Café und einen Park erweitert. Beim letzten Mal hatten wir von hier oben beobachtet, wie ein Kreuzfahrtschiff rückwärts im Hafen einparkte. Dieses Mal blieb das Hafenbecken leer.
Nach einem kurzen Stop an einer Tankstelle (das Auto hat wieder wegen des Reifendrucks gewarnt) und einem Toilettenbesuch in einem Shopping Center ging’s ins Nonnental. In dem Talkessel, der Jahrhundertelang nur über schmale Wege zugänglich war, lebten und arbeiteten Nonnen, die hier Schutz gesucht hatten. Irgendwann wurde eine Straße an den steilen Felsen hinunter ins Tal gebaut, heute ist der abgeschiedene Ort über einen Autotunnel erreichbar. Die Straße ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Wer möchte, kann aber über Wanderwege ins Tal hinunter und auch wieder hinauf wandern, was allerdings Kondition und Schwindelfreiheit erfordert.
Wir besuchten ein kleines Museum, das zeigt, wie die Nonnen gelebt haben und spazierten durch den kleinen Ort. Die Berge rundum sind beeindruckend hoch und sie legen Teile des engen Tals je nach Tageszeit in den Schatten. Der Ort ist zumindest nicht so überrannt wie die anderen Sehenswürdigkeiten der Insel.
Nachdem wir im Tal waren, fuhren wir auf einen der Aussichtspunkte oberhalb des Berges. Hier war schon mehr los, aber da es noch früh war, hielt sich der Ansturm in Grenzen. Wir genossen den großartigen und beängstigenden Blick in die Tiefe. (Ich wagte mich nicht bis vor ans Geländer.) Zurück am Auto kamen die ersten Busse über die enge gewundene Straße und entließen die Touristen ins Freie. Dabei stürzte eine Frau auf dem Weg zum Aussichtspunkt und musste medizinisch versorgt werden. Auf Madeira sollte man immer auf den Weg achten, da der Untergrund nicht eben ist und es jede Menge Stufen gibt. Von der Steilheit mancher Straßen und Fußwege ganz zu schweigen. Für Leute mit körperlichen Einschränkungen ist die Insel nur bedingt zu empfehlen, obwohl wir schon einige auf Krücken und mit Rollator gesehen haben. Ich möchte nicht wissen, was hier täglich passiert.
Wir entschlossen uns vom Berg runter in Richtung Westen zu fahren und dabei am Cabo Girão vorbeizusehen. Die höchste Klippe Europas wurde vor ein paar Jahren um eine transparente Aussichtsplattform erweitert und ist seitdem zum Hotspot auf Madeira geworden. Das Areal wurde umgebaut und seitdem gibt es dort nur noch wenige Parkplätze für Autos und fast nur noch Busparkplätze. Dementsprechend groß war das Chaos auf den umliegenden Straßen, bei der Vielzahl an Mietwägen, die parken wollten, während auf dem großen Parkplatz gerade einmal ein Bus stand. Übrigens kostet der Besuch des Cabo Girão Skywalk inzwischen zwei Euro. 2015 war er noch kostenlos gewesen.
Weil wir keinen Parkplatz fanden, fuhren wir weiter über enge kurvenreiche Straßen zurück zur Autobahn in Richtung Ribeira Brava. Die Schlucht ist sehr grün, die steilen bewaldeten Berge rechts und links erinnern ein bisschen an Hawaii. Als wir 2010 hier waren, hatte wenige Wochen zuvor eine Flutkatastrophe das Tal und die Menschen heimgesucht. Damals führte die Straße stellenweise über eine Geröllpiste. Von den Auswirkungen war 2015 schon nichts mehr zu sehen gewesen, jetzt gab es neue Tunnel und ein schickes Stadion zu sehen. Wir fuhren das Tal bis zum Ende und durch den großen Tunnel auf die andere Seite der Insel nach São Vicente. Ganz Madeira ist von Tunneln durchlöchert. Nur auf den engen steilen Bergstraßen käme man einfach nicht vorwärts.
Da wir uns vorgenommen hatten, Dinge anzusehen und Wege zu gehen, die wir noch nicht gegangen sind. Spazierten wir in São Vicente über den Fluss zu einem Weg der in die Felswand geschlagen wurde. Wir waren zwar nicht die einzigen Besucher, aber es verlief sich und wir hatten sogar einen Parkplatz bekommen. Auf der Strandpromenade beobachteten wir die Seeschwalben beim Fischen und sahen den Wellen zu. In einer kleinen Bäckerei kauften wir uns etwas zum Kaffee und machten uns auf den Rückweg.
In São Vicente gibt es ein interessantes Museum über Vulkanismus, was wir 2010 entdeckt hatten und von dem wir schwer begeistert waren. Laut Google ist das Museum aber seit einem Jahr wegen Reparaturen geschlossen. Leider teilen das die Betreiber auf ihrer Internetseite den Besuchern nicht mit, so das viele vergeblich hierher kommen.
Zurück im Hotel genossen wir ein ausgiebiges Bad im Wirlpool.