Am Mittwochmorgen fuhren wir auf der Autobahn zum Flughafen. Ich wollte unbedingt noch mal unter die Landebahn, weil das, denke ich, einmalig auf der Welt ist. Der Sportpark sieht nicht mehr ganz so neu aus, dafür gibt es eine Reparaturwerkstatt für Boote, die eher an einen Schrottplatz erinnert. Aber die Straßen sind top und der Ausblick von unten auf die unzähligen Stelzen, dazu das Geräusch der startenden Flugzeuge ist einmalig.
Wir haben uns in diesem Urlaub vorgenommen vor allem dorthin zu fahren und zu gehen, wo wir noch nicht gewesen sind. Durch einen Reiseblog wurde ich auf einen Aussichtspunkt bei Machico aufmerksam, den wir noch nicht besucht hatten. Dorthin fuhren wir als nächstes. Es ging einmal quer durch den kleinen Ort am Meer und anschließend sehr steil den Berg rauf. Bei einer Straße hatte ich das Gefühl unser Auto würde jeden Augenblick nach hinten umkippen. Ich will gar nicht wissen, wie viel Prozent Steigung das waren. Obwohl wir früh dran waren, waren wir nicht die ersten. Ein paar Unerschrockene hatten sich schon die schmale Straße dort hoch gewagt. Der Ausblick ist gewaltig. Man sieht die Ortschaft mit dem Hafen und dem kleinen künstlich angelegten Strand und weiter auf dem nächsten Bergrücken den Flughafen. Es starteten immer wieder Flugzeuge die dann in Augenhöhe an uns vorbeiflogen. Sehr spektakulär. Das wissen die Touristenführer offenbar auch, denn kurz nach unserer Ankunft kamen zwei Minibusse mit Touristen angefahren und mehrere Mietwägen. Wir zogen uns diskret zurück, um weiter zur Ponto do Rosto zu fahren. Da kamen wir gar nicht erst hin, weil so viele Busse auf der schmalen Straße unterwegs waren, dass man mit dem Mietwagen gar nicht durchkam. Weiter hinten an der Halbinsel São Lourenço das gleiche Spiel. Die Mietwägen stauten sich schon Kilometerweit vor dem Parkplatz.
Desillusioniert kehrten wir um und fuhren nach Porto da Cruz. In dem Örtchen steht nur eine alte Rumfabrik und es ging dort in der Vergangenheit immer beschaulich zu. Aber auch hier Touristenbusse, die die Leute in die Fabrik karrten. Der Rundweg am Meer war teilweise abgesperrt, weil sich Teile des Geländers gelöst hatten. Die schönen Pools vom Schwimmbad waren leer und ungepflegt. Es ist ein Phänomen, dass ich schon von anderen Reisenden gehört hatte. Die öffentlichen Schwimmbäder sind fast alle leer und geschlossen. Dafür beobachteten wir eine Gruppe Wellenreiter, die gerade Surfen lernten. Seeschwalben flitzten umher und auf den Steinen am Wasser sonnten sich rote Krappen.
Unser Weg zurück ins Hotel führte wieder die Berge hoch, über einen Pass mit sensationeller Aussicht auf Porto da Cruz, zur Korbmacherstadt Camacha. Dort mussten wir erstmal an eine Tankstelle fahren, weil das Auto signalisierte, dass es einen Druckabfall im Reifen gäbe. Die Technik der hiesigen Reifenfüller ist ein bisschen anders als in Deutschland. Daher dauerte es etwas, bis wir die Reifen auf den richtigen Druck gebracht hatten. Ich sagte zu meinem Mann, dass es wahrscheinlich an dem vielen auf und ab lag, was wir gefahren sind.
Camacha hatten wir schon 2010 auf unserer Hochzeitsreise besucht, damals hatten wir das Korbmachermuseum nicht gefunden. 2024 erst recht nicht, weil es nach der Pandemie endgültig zu gemacht hat. Die wenigen alten Leute, die die Tradition noch fortgeführt hatten, sind zu alt, die jungen wollen sich die anstrengende Arbeit nicht mehr antun und die Kunden kaufen die Korbmöbel lieber aus China oder von den Philippinen, weil sie billiger sind. So ist aus dem ehemaligen Touristenort ein verschlafenes Dorf geworden, dessen schicker Dorfplatz noch von den alten Zeiten erzählt.
Wir fuhren nach Funchal zurück und tranken Kaffee in einer kleinen Konditorei in der Nähe vom Hotel. Die Kuchenauswahl ist dort gigantisch und die Stücke so groß, dass ich meins nicht geschafft habe.
Am späten Nachmittag gingen wir schwimmen und dann frühzeitig zum Abendessen. Wir saßen anschließend noch lange auf dem Balkon und schauten aufs Meer hinaus, immer in der Hoffnung Wale zu sehen wie 2010.