Bevor ich wieder sorgenvolle E-Mails bekomme, warum sich hier so lange nichts rührt: Ich lebe noch, auch wenn ich noch etwas angeschlagen bin.
Aber von vorn. Wir waren über Ostern bei meinen Eltern in Thüringen. Es war wieder einmal stressig, so wie immer, wenn man wenig Zeit hat, um viele Dinge zu erledigen. Die Hinfahrt war mit sieben Stunden auch reichlich lang. Da waren uns diverse Umleitungen, Baustellen und vor allem LKWs auf der Autobahn im Weg. Mein Mann fährt nicht mehr mit der Bahn, eine nachvollziehbare Reaktion auf das Chaos aus den letzten Jahren.
Angekommen, herrschte in der Küche meiner Mutter das totale Chaos. Der Gasherd war kaputt gegangen und der Monteur war noch am Arbeiten (eine Geschichte, die ich mal separat erzählen muss). Deshalb hatte sie kein Mittagessen kochen können. Jetzt bekomme mal halb Zwei nachmittags in der Saalfelder Innenstadt noch etwas Anständiges zu essen. Am Ende gab es es Indisch, das sogar meiner Mutter geschmeckt hat. Anschließend fuhren wir erst mit meinem Vater zum Sanitätshaus, um seinen Rollator abzuholen und danach einkaufen. Den Elektriker musste ich auch rufen, weil nach dem Herdeinbau das Licht im Flur und auf der Treppe nicht mehr ging. Der kam aber erst diese Woche Mittwoch.
Karfreitag waren wir mit den Nachbarn zum Essen und anschließend im Wochenendhaus. Da legte schon der Saharastaub los. In der Nacht bekam ich plötzlich Durchfall, der sich aber morgens wieder beruhigt hatte. Ich nahm an, dass ich etwas Falsches zum Abendbrot gegessen hatte. Es sollte sich aber als etwas anderes herausstellen.
Samstag früh beim Einkauf der restlichen Sachen waren es 22 Grad, dann wurde es immer trüber und trüber, die Wolken zogen sich zusammen und mittags hatte es sich auf 18 Grad abgekühlt, die Berge versanken in gelblichem Dunst. Wir kochten, ich machte eine Rhabarbertorte, nachdem ich Freitag schon einen Schweizer Rüblikuchen gebacken hatte. Wir gingen nachmittags spazieren, was wegen des Wetters aber nicht so schön war, wie erhofft.
Sonntagvormittag wurde wieder gekocht und ich kümmerte mich um allerlei Papierkram von meinen Eltern. Ich bin ja froh, dass das mit der Pflegestufe endlich erledigt ist. Einen Pflegedienst habe ich aber immer noch nicht auftreiben können. Dafür kommt am 15.4. jemand vorbei und macht uns ein Angebot für einen Treppenlift. Aber bei den ganzen Anträgen und Bescheinigungen blicke teilweise ich schon nicht durch. Wie soll das ein über Achtzigjähriger begreifen? Nachmittags war Arbeitseinsatz im Wochenendhaus angesagt. Ich bin kein Freund von Gartenarbeit. Aber so kamen meine Eltern wenigstens mal raus, auch wenn sie nicht mehr viel tun können.
Am Montagmorgen sind wir gleich nach dem Frühstück zur Rückreise aufgebrochen. Zum einen um der Hauptreisewelle zu entgehen und natürlich dem Gedränge an den Ladesäulen. Das ist ein zunehmendes Problem, vor allem weil viele Anbieter die Preise für die Kilowattstunde so extrem angehoben haben, das kaum ein E-Autofahrer noch bei ihnen lädt. In Greding unserem bevorzugten Ladestopp, ging mal wieder der zweite Ladepunkt nicht (inzwischen schon seit mindestens vier Monaten) also sind wir bis Langenbruck gefahren, da stehen sechs neue Ladesäulen zwischen einem Burger King und einem McDonalds. Auf der Fahrt fühlte ich mich schon müde und bin auch ein paar mal fest eingeschlafen, schob es aber auf die Erschöpfung vom Wochenende.
Am Dienstag sind wir beide wieder auf Arbeit gegangen, aber am Nachmittag fühlte ich mich dann irgendwie komisch. Das Mittagessen lag mir im Magen, und ich bekam starke Gliederschmerzen. Zu Hause übergab ich mich mehrfach, fror, legte ich mich ins Bett und stand bis morgens nicht mehr auf. Ich hatte sogar erhöhte Temperatur, nicht viel, aber da ich nie Fieber bekomme, reicht das schon, um mich auszuknocken. In meinem Bauch rumorte es, ich fühlte mich hundeelend und rannte alle halbe Stunde auf die Toilette. Ich rief bei unserer Hausärztin an und ließ mich für den Rest der Woche krankschreiben. Zum Glück geht das bei ihr telefonisch, ohne, dass man vorbeikommen muss. Das hätte ich an dem Tag körperlich auch nicht geschafft.
Den kompletten Mittwoch verbrachte ich im Bett, tatsächlich habe ich die meiste Zeit geschlafen, weil ich nicht mal ein Buch halten konnte. Mein Mann brachte mir Kamillen- und Pfefferminztee vom Einkaufen mit. Den trank ich, aber essen konnte ich nichts, weil mir schon der Tee im Magen Schmerzen bereitete. Donnerstag ging es etwas besser, der Durchfall kam nicht mehr stündlich, sondern nur noch hin und wieder. Aber ich fühlte mich schlapp und hatte Rückenschmerzen vom vielen Liegen. Ich zog mich also auf die Couch im Wohnzimmer zurück und las den NEO 326 in einem Rutsch weg. Mittags machte ich mir eine Hühnerbrühe und aß ein bisschen Zwieback. Abends blieb ich sogar für zwei Episoden Deep Space Nine auf der Couch sitzen.
Heute ist der erste Tag, an dem ich mich einigermaßen wieder normal fühle. Mir tut zwar immer noch der Rücken weh, und ich bin etwas kraftlos, aber ich habe zumindest Mittags wieder etwas Kartoffel mit Quark gegessen und nicht nur Kamillentee und Brühe getrunken. Außerdem habe ich ein paar Dinge am Computer erledigen müssen.
Ganz ehrlich, so ein Magen-Darm-Infekt wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. So schlimm wie dieses Mal hat es mich zuletzt vor vielleicht zwanzig Jahren erwischt. Es war auch das erste mal seit zwölf Jahren, dass ich mich übergeben musste.
Übrigens meine Mutter hatte es inzwischen auch, aber nicht so schlimm. Zum Glück.