Neuanfang nach Pleite

Gestern war mein letzter Arbeitstag. Es fühlt sich noch ein bisschen komisch an, zu wissen, dass man die Kollegen nicht mehr regelmäßig sehen wird, und ich auch keinen »Kampf gegen das Chaos« mehr zu führen habe, wie ich meine Arbeit immer bezeichnet habe. Ich bin jetzt noch bin Ende September im Urlaub, dann fange ich einen neuen Job an. Das ist zumindest die erfreuliche Aussicht nach all dem Stress der letzten Zeit.

Die vergangenen Monate waren nicht einfach. Es ist schlimm mitanzusehen, wie eine Firma den Bach runter geht. Da spielt sich jeden Tag ein neues Drama ab, teilweise so absurd, dass man sich an den Kopf greift. Irgendwann werde ich mal einen Roman darüber schreiben. Die Abläufe werden in einem Artikel der Wirtschaft Woche sehr gut beschrieben, auch wenn es sich bei mir nicht um einen großen Konzern gehandelt hat, sondern nur um einen mittelständischen Handwerker, aber es passt alles. Man glaubt gar nicht, welches Spektrum an Gefühlen man da durchlebt. Ich war verärgert, frustriert und fühlte mich oft hilflos. Gleichzeitig staunte ich über die absurden Geschehnisse (manches erträgt man tatsächlich nur mit Humor) und hegte immer die Hoffnung, es würde schon wieder werden, aber das war ein Irrtum. Die Problematik war, dass am Ende jeder nur für sich kämpfte, aber nicht für die Firma. Die wenigen, die sich noch engagierten, waren die Dummen. Wobei ich nicht sicher bin, ob man die Insolvenz mit eigenem Engagement noch hätte abwenden können. Zumindest nicht in den letzten sechs Monaten, da war eigentlich alles schon gelaufen.

Ich habe bereits im Mai begonnen, mir eine neue Arbeit zu suchen und auch recht schnell einen neuen Arbeitsvertrag in einem Ingenieurbüro unterschrieben. Auf Grund der langen Kündigungsfrist konnte ich aber nicht gleich wechseln. Mich für die Zeit krankschreiben, wie es andere getan haben, widersprach meinen Prinzipien und es kann dazu führen, dass man kein Geld bekommt. Außerdem hätte ich dann das Spannendste verpasst. Daher blieb ich bis kurz vorm bitteren Ende. Am 1.10. wird das Insolvenzverfahren eröffnet und die Firma abgewickelt. Ich hoffe, dass ich zumindest bis dahin meine aussehenden Gehälter bekomme, wie es der Insolvenzverwalter versprochen hat.

1 thought on “Neuanfang nach Pleite

  1. Oh ja, die Kündigungsfrist. Das vermisse ich überhaupt nicht. Schade, dass du dir eine neue Stelle suchen musstest, aber alles Gute für das neue Abenteuer!

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