PERRY RHODAN NEO Band 313 – »Zeitfraß« von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm
Die Mitglieder der Organisation Guter Nachbar (OGN) suchen nach der Möglichkeit den Hyperperforator nach den Plänen NATHANs bauen zu lassen. Dazu begibt sich Reginald Bull zunächst in einer getarnten Space-Disk zusammen mit Leibnitz zum Titan um dort ein privates Konsortium zum Bau anzuheuern. Doch der Firma ist nicht zu trauen, auch weil sie versuchen Monade positronisch zu infiltrieren.
Erfolglos fliegen sie weiter zum Kupiergürtel, dort haben die Posbis auf dem Planetoiden Ixion eine uralte Werft der Liduuri instandgesetzt und bereiten verborgen vor den Aphilikern bereits die Teile für den Hyperperforator vor. Als Bull ihnen die Pläne NATHANs überreicht, kann die Produktion sofort beginnen. Es fehlen nur noch Hyperkristalle, über die jedoch nur die Aphiliker verfügen und die sie wie einen Schatz hüten. Nun dreht Monade den Spieß um und erzeugt großes Chaos in den Positroniken der Aphiliker-Werft. In dem Durcheinander können Bull und Leibnitz zusammen mit einem Einsatzteam die Hyperkristalle aus dem geheimnisvollen Topf entwenden und sich mittels eines Posbiraumers unbemerkt zum Kuipergürtel absetzen. Auf Ixion kann der Hyperperforator zusammengesetzt und in Betrieb genommen werden. Er reißt tatsächlich kurzzeitig ein Loch in den Sperrschirm und hält es zumindest so lange offen, bis die PERLENTAUCHER ins Solsystem eingeflogen ist. Danach schließt sich der Schirm wieder. Das Vorhaben, die komplette Hilfsflotte ins Solsystem zu holen, ist jedoch gescheitert. Außerdem bleibt die Aktion nicht unbemerkt. Die Flotte der Aphiliker eilt herbei und attackiert die PERLENTAUCHER. Reginald Bull muss zähneknirschend die OGN-Flotte enttarnen, um das Beiboot der SOL mit Thora an Bord zu schützen. Die OGN ist damit bloßgestellt, der offenen Kampf gegen die Aphiliker hat begonnen.
Perry Rhodan, Sylvia Demmister, Sergio Percellar und Roi Danton versuchen derweil in einer Positronikstation auf dem Mars an Daten zu kommen, die ein Geheimnis der Aphiliker lüften. Eines, das die Wut der Immunen entzürnen wird und zu einem Bürgerkrieg führen könnte. Denn unterhalb der Positronikstation sind die Gehirne ehemaliger Widerständler zur gesonderten Verwendung aufbewahrt. Auf dem Rückweg zur Erde werden Perry Rhodan und Roi Danton jedoch geschnappt und verhaftet.
Es passiert viel in diesem Roman und dennoch habe ich fast zehn Tage gebraucht, bis ich ihn durchlesen hatte. Ich kämpfte mich von Kapitel zu Kapitel und wenn ich ihn nicht hätte rezensieren müssen, hätte ich wahrscheinlich aufgegeben. Die Geschichte macht ihrem Namen alle Ehre und frisst einem die Zeit. So hart muss ich das hier sagen. Ich habe lange überlegt, woran es liegt, denn die beiden Autoren haben mich doch sonst meist überzeugen können. Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass die Geschichte im Grunde mehr eine Handlungszusammenfassung ist als ein Roman. Die Charaktere haben mich zu keiner Zeit wirklich überzeugen können. Der einzige mit dem ich mitgelitten habe, war Reginald Bull. Alle anderen scheinen austauschbar. Dazu ist der Plot nicht immer glücklich ausgearbeitet. Einerseits gibt es bei dem Handlungsteil um Reginald Bull zu wenig Hindernisse und andererseits scheint es bei Perry Rhodan genau umgekehrt zu sein.
Geschadet hat wahrscheinlich auch, dass das Timing der beiden Handlungsstränge weit auseinander klaffte. Obwohl sich die Kapitel abwechseln, vergeht bei Reginald Bull die Zeit viel schneller (da liegen mitunter Wochen zwischen den einzelnen Aktionen) als bei Perry Rhodan. Sein Datenklau aus der Positronikstation auf dem Mars passiert innerhalb von Stunden und die Flucht davor zog sich sicher auch nicht über Wochen hin. Das kann man dramaturgisch so machen, auf mich wirkt es aber irritierend. Besonders schlimm fand ich aber, dass der Geschichte am Ende offensichtlich der Platz ausgegangen ist, denn die letzten vier Seiten waren eine Zusammenfassung von Ereignissen, die ich gern miterlebt hätte. Sie wurden mir aber lieblos im Rückblick präsentiert und klangen wie der Inhalt eines frühen Silberbandes.
Allein durch die Fülle an Handlung wäre es in diesem Fall notwenig gewesen die Handlung auf mindestens zwei Romane aufzuteilen. Dann hätte jeder der Autoren auch Zeit gehabt, sich um die Charakterisierung der Figuren zu kümmern, die hier gänzlich vernachlässigt wurde. Und man hätte die Chance bekommen, Rhodans Rückkehr und seine Verhaftung zu zeigen und nicht nur darüber zu reden.
Was die Fehlentscheidungen angeht, die die Charaktere teils unüberlegt treffen, nehme ich nur mal ein Beispiel heraus. Als Monade das Aphilikerschiff HADRIAN infiltriert, um Daten über die Zeiteffekte des Schirms aus deren Datenbanken zu ziehen, warum hat sie dann nicht gleichzeitig dafür gesorgt, die Kommunikationskanäle der HADRIAN zu blockieren? Damit hätte das Schiff nicht so schnell um Hilfe rufen können und die Enttarnung der OGN-Flotte wäre vermieden worden. Wobei ich mir ohnehin nicht vorstellen kann, wie die OGN es geschafft hat, ganze Raumschiffe inklusive der Besatzung vor den Aphilikern zu verbergen.
Die Nummer dreizehn hat den beiden Autoren kein Glück gebracht. »Zeitfraß« ist wahrlich ein zeitverzehrender Roman, bei dem es kaum etwas gibt, was mich begeistert hat. Nicht mal die Rückkehr Roi Dantons löste bei mir so etwas wie Freude am Lesen aus. Ich bin mir sicher, hätte man beide Handlungsstränge in getrennten Romanen veröffentlicht und den Autoren mehr Platz eingeräumt, wären zwei solide NEOs dabei herausgekommen. So vermute ich mal, dass hier das Exposé kurz vor knapp eintraf und den Autoren gar nichts anderes übrig blieb. Schade für die Autoren und die Leser, die damit einen echten Tiefschlag in dieser Staffel hinnehmen müssen.
Zum Titelbild: Warum sind da eigentlich Sterne zu sehen? Ich denke durch den Sperrschirm sieht man keinen Sternenhimmel mehr?