PERRY RHODAN NEO Band 297 – »Die Stunde des Protektors« von Lucy Guth
Protektor Reginald Bull ist ein geschasster Mann. Durch seine Rolle während der Besatzung durch die Gon-Mekara wird er immer wieder von den Marsbewohnern beleidigt und angefeindet. Doch als eine seltsame Krankheit die Bevölkerung befällt, wird alles noch viel schlimmer. Die PAD-Seuche bringt Menschen dazu zwanghaft irgendwelche sinnlosen Dinge zu tun. Schnell bricht Chaos über Bradbury Central und den Rest des Mars’ herein. Als selbst die Regierungsvertreter, allen voran Bulls Gefährtin Stella Michelsen – die Administratorin der TU – erkrankt, sieht er sich mit einer schier ausweglosen Situation konfrontiert.
Hilfe kommt von den Altmarsianern in Person von Amber Hainu. Sie konnte den Akonen Harkon von Bass-Teth mit Hilfe einer Sandrose von den Amöbophagenresten befreien, die die PAD-Seuche auslösen. Die Sandrosen benötigen dazu aber eine spezielle Lebensenergie, die nur Reginald Bull durch seine Unsterblichkeit liefern kann. Ein Einsatz der ihn aber das Leben kosten könnte.
Um alle Infizierten in der Lokalen Blase zu heilen, reisen Bull, Bass-Teth und Hainu in die Wüste zu einem unterirdischen Rosengarten. Hier soll Bull die Sandrosen aufladen, damit sie die heilende Hyperstrahlung aussenden können. Das wäre einfach, wenn ihnen nicht eine rachsüchtige Ihin da Achran auf den Fersen wäre, die die Heilung verhindern und Bull sterben sehen möchte.
Der Angriff der alten Arkonidin in einem ferngesteuerten Exoskelett misslingt, die Sandrosen-Strahlung lässt alle Amöbophagen innerhalb der Terranischen Union absterben. Amber Hainu findet den Tod, indem sie Reginald Bull rettet. Harkon von Bass-Teth wird schwer verletzt. Seine Kleinpositronik mit wertvollen Codes fällt da Achran in die Hände, die sie sicher gegen die Menschen einzusetzen weiß.
Wer sich die Zusammenfassung durchliest, wird sich fragen, wo hier die Science Fiction ist. In der Tat wirkt der Roman stellenweise eher märchenhaft. Die Magie der Altmarsianer bleibt nebulös und Bulls Vision, wie die Welle der Hyperstrahlung über die Kolonien hinwegfegt, ist schon sehr phantastisch. So etwas ähnliches gab es schon mal mit Ernst Ellert, wobei es bei ihm durch seine spezielle Mutantenfähigkeit glaubwürdiger klang.
Mir gefiel schon in Lucy Guths NEO 277 »Die schlafende Göttin« die Irrfahrt durch die marsianische Wüste und deren Höhlensysteme nicht sonderlich. Hier zog sich die Expedition zum Glück nicht ganz so lang hin. Ich bin aber nach wie vor irritiert darüber, woher all die Flora und Fauna auf dem Mars kommt, der ja bisher nur zu einem kleinen Teil terraformt wurde.
Die Lösung des Amöbophagen-Problems ist wie gesagt recht phantastisch. Da hätte ich mir eine bodenständigere Erklärung gewünscht. Auch nicht richtig beschrieben wurde, wieso sich die Amöbophagen plötzlich auf allen Kolonien ausbreiten konnten. Und warum die PAD-Seuche manche früher und manche später ereilt, wenn doch die Strahlung der Pestblase von Rumal dafür verantwortlich ist. Diese traf den Planeten auch in einer Welle. Das alles hätte genauer erklärt werden müssen. Und überhaupt: Warum hat Bull eigentlich keinen Zellaktivator mehr und seit wann ist der weg? Das war mir nicht mehr in Erinnerung.
So richtig verstehe ich nicht, was Ihin da Achran antreibt. Sie gibt Perry Rhodan die Schuld, dass Arkon jetzt eine Republik ist und will sich an ihm rächen, indem sie seinen besten Freund tötet. Hm! Ein etwas vages Motiv.
Apropos Perry Rhodan, der schaut mit der SOL zwar kurz vorbei, aber überlässt das durch die PAD-Seuche ausgelöste Chaos seinem Freund Reg Bull. Zwar bleiben Sud und Gucky auf dem Mars zurück und letzterer rettet Bull und Bass-Teth am Ende vor dem sicheren Tod, aber für viele Marsianer werden die Auswirkungen der Seuche, das Ende bedeutet haben. Es stellt sich die Frage: was für die Besatzung der SOL wichtiger gewesen sein könnte, als die Katastrophe auf dem Mars. Und ist es sinnvoll die Erde zu einem Zeitpunkt ins Solsystem zurückzubringen, in dem eine Seuche ausgebrochen ist? Fragen, die in den nächsten Romanen hoffentlich beantwortet werden.
Nach all der Kritik möchte ich eine Lanze für die Autorin brechen. Ohne deren lebhafte und gefühlvolle Charakterisierung von Reginald Bull und die witzigen kleinen Einschübe, hätte ich mich mit dem Roman sehr viel schwerer getan. Mit ihrem Erzählstil gelingt es ihr eine ziemlich weit hergeholte Geschichte mit Leben zu füllen und befriedigend an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen.
»Die Stunde des Protektors« ist nichts für Fans von Hard-SF, beendet aber das Amöbophagen-Problem und liefert eine sehr glaubhafte Charakterisierung von Reginald Bull.
Noch ein Gedanke zum Titelbild: Geht es nur mir so, oder sieht auf dem Titelbild noch jemand Ed Mercer von der Orville liegen?