PERRY RHODAN NEO Band 290 – »Der Versuchsplanet« von Marlene von Hagen
Nachdem eine Gruppe Mehandor auf Rumal mit Schaltmeisterin Tholia Rabkob mehrere Anlagen zur Wasserversorgung besichtigt haben, kommt es zu seltsamen Krankheitsfällen unter der Bevölkerung. Nach und nach wird klar, dass sich Amöbophagen in den Gehirnen der Bewohner niedergelassen haben und sie erst in den Wahnsinn und später ins Koma fallen lassen.
Die Schaltmeisterin und ihr Wassermeister versuchen der immer chaotisch werdenden Lage Herr zu werden. Als auch noch ein seltsames Gebilde in der Wüste Rumals wächst und die einheimischen Eisenwurzeln zum Angriff übergehen, verkompliziert sich die Lage.
Die SOL fängt den Hilferuf der Schaltmeisterin auf und eilt herbei. Perry Rhodan, Thora, Gucky und Sud stehen den Bewohnern der Kolonie bei. Während Thora mit einer Heerschar an Kampfrobotern versucht die Sicherheit der Bevölkerung wiederherzustellen, entdecken Rhodan, Gucky und Sud, dass Leticron hinter der Infektion mit den Amöbophagen steckt.
Ausgerechnet die Anomalie in der Wüste in Form einer bernsteinfarbenen Blase ist die Lösung des Amöbophagen-Problems. Doch da sind noch die Mehandor und eine Fremde in einem Schaltschiff, die es beide aus unterschiedlichen Gründen auf diese Blase abgesehen haben.
Im Akonsystem bereitet derweil NATHAN die Rückkehr der Erde und des Mondes ins Solsystem vor, was weder den Terranern noch den Akonen so richtig schmecken will. Man ernennt eine Erste Terranerin, die die Wünsche der Menschen gegen NATHAN durchsetzen soll.
Man kann der Autorin nicht nachsagen, sie hätte nicht recherchiert. Was da an Informationen über Rumal aus den NEO-Bänden von Rainer Schorm in der Geschichte verarbeitet wurde, war mir längst nicht mehr alles präsent. Einerseits finde ich es schön, wenn liegengebliebene Handlungsstränge fortgesetzt werden, andererseits war es mir in diesem Fall ein bisschen zu viel. Das triggerte nämlich ständig meinen Redakteurssinn und brachte mich in Versuchung, statt weiterzulesen, lieber in den alten Romanen nachzuschauen, wie das denn damals gewesen ist.
Das ich es letztendlich doch nicht getan habe, lag vor allem am spannenden Aufbau der Handlung. Die ist in viele kurze Kapitel gegliedert und zeigt die Sicht auf die Katastrophe aus verschiedenen Perspektiven. Marlene von Hagen gibt sich unglaublich Mühe möglichst viel in die Handlung hineinzupacken, was bei den zwischenmenschlichen Beziehungen mitunter etwas Überhand nimmt, ohne das die Autorin wirklich Konflikte bearbeitet.
Die Geschichte ist im Großen und Ganzen sehr einfach gestrickt und man weiß als Leser sofort, dass die Mehandor darin verstrickt sind. Die Schaltmeisterin ist bisweilen ein bisschen naiv oder gutgläubig, so dass sie die Gefahr oftmals nicht voraussieht. Was mich ein bisschen gestört hat, war, das die meisten Personen auf Rumal ihren Eltern oder Verwandten in den Job zu folgen scheinen. Das wirkt auf mich so, als würden diese Titel wie Wassermeister oder Schaltmeister vererbt und nicht durch das notwendige Können errungen. Vielleicht agiert Tholia Rabkob deshalb mitunter etwas kopflos.
Viel spannender fand ich das Geschehen im Akonsystem, weil hier ein echter Konflikt tobt. Leider bekommen wir nur ein paar Bruchstücke davon mit. Ich warte schon sehr lange darauf, dass die Situation zwischen den Akonen und den Terranern intensiver beleuchtet wird und fände es extrem schade, wenn die Erde jetzt schon wieder zurückkehren sollte. Meiner Meinung nach, hätte es dem Roman gutgetan, wenn man das Geschehen hinter dem blauen Schirm herausgenommen und ihm einen kompletten Roman gegönnt hätte.
Noch ein paar Worte zu der Fremden aus dem Schaltschiff, die offensichtlich, den planetenweiten Laborversuch von Leticron überwachen sollte. Ihin da Achran ist eine Figur aus jenem Teil von NEO, den ich noch nicht gelesen habe, weshalb mir der Name zwar etwas sagte, ich aber zunächst nichts mit ihr anzufangen wusste. Die Frage ist, wie sie an ein Schaltschiff und einen Dublikator kam. Das wirkt für mich ein wenig aus der Luft gegriffen. Da lasse ich mich aber gern mit weiterführenden Erklärungen überraschen.
Der Staffeleinstieg soll Neuensteiger und NEO-Kenner gleichermaßen begeistern. In Ansätzen gelingt das der Autorin auch, wobei die Lektüre dann doch einiges an Vorwissen voraussetzt. Der gemächliche Beginn hat mich weniger gestört, als die etwas mit Hintergrundinfos überfrachteten Kapitel auf Rumal. Recht emotionslos wird dann auch noch der Tod eines langjährigen Nebencharakters angekündigt, dass hätte man sich in dieser Form sparen und einfach zu gegebenen Zeitpunkt passieren lassen können.
»Der Versuchsplanet« ist spannend und routiniert geschrieben, aber längst nicht so mitreißend wie der von Lucy Guth aus der letzten Staffel. Dafür enthält er einfach zu viele Zufälle.