Kein Idyll durch Klimawandel

Wer nicht an den Klimawandel glaubt, den lade ich gern mal in meine Thüringer Heimat ein. Dann darf er sich die kahlen Hänge und braunen Wälder mal ansehen. Seit Wochen hat es schon wieder nicht geregnet. Und leider ist es nicht nur in diesem Jahr so trocken, sondern schon die letzten fünf bis zehn Jahre. Früher hat es häufig geregnet, die Wälder waren feucht. Im Sommer suchte ich Pilze und spielte in den Bächen. Im Winter lag massenhaft Schnee und ich bin Ski- und Schlitten gefahren. Heute ist Schnee fast ein Fremdwort und die Bäche sind so gut wie ausgetrocknet. Der Waldboden bis in achtzig Zentimeter Tiefe völlig trocken. Wenn man durch den Wald geht, knirscht und knackt es unten den Füßen. Unter dem Laub ist der Boden aufgerissen, wie in der Wüste.

Nein, das ist nicht normal. Der Energiehunger der Welt fliegt uns gerade um die Ohren. Und jeder der meint, so ein Windrad verschandelt die Umwelt oder so ein paar Solarzellen am Balkon sehen doch hässlich aus, dem sage ich: Schau die verdorrten Wälder in Thüringen an, so wie sie werden mal alle Wälder aussehen. Verschandelt das nicht die Umwelt? Ist das dann ansehnlicher? Entweder wir lassen es so wie es ist und pulvern, auf Teufel komm raus, weiter fossile Brennstoffe in die Luft oder wir springen über unseren Schatten und investieren in Wasser, Wind und Solar.

Leider haben das die Politiker in den Regierungen in den vergangenen zwanzig Jahren allen voran die CDU nicht kapiert. Im Gegenteil, erst hat man die Solarbranche inklusive 80.000 Arbeitsplätzen kaputt gemacht. Dafür hat man ein paar Kohlekumpels gerettet. Mit der Windenergie hat man es in den vergangenen Jahren genauso gemacht. Jetzt hat das letzte Werk, in dem Rotorblätter für Windkraftanlagen in Deutschland gebaut werden, zugemacht. Der Grund: die Einführung der CO2-Steuer. Damit sei Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig. Außerdem hat die Bayrische Staatsregierung mit der Einführung der 10H-Abstandsregel (zehn mal die Höhe muss der Mindestabstand zum nächsten Wohngebäude sein) ganze Arbeit geleistet. In einer zersiedelten Region wie Oberbayern, wo alle Kilometer mal ein Bauernhof liegt, ist es damit so gut wie unmöglich eine Windkraftanlage zu errichten.

Wasserkraft hat es in den vergangenen Jahren auch schwer. Die Pumpspeicherkraftwerke (PSW) im Landkreis-Saalfeld-Rudolstadt tun sich schwer, den erzeugten Strom gewinnbringend zu verkaufen, weil sie Netzendgelte an die Bundesnetzagentur zahlen müssen. Obwohl andere Stromspeicher von den Netztentgelten befreit sind. Aber so ein PSW ist eben auch ein Stromspeicher, warum gilt das für diese Form der Kraftwerke nicht? Das Ende vom Lied ist, die PSW stehen still und werden nicht mehr als Spitzenlastkraftwerk genutzt. Dafür verstromt man lieber Gas, weil man den Strom dann viel teuerer verkaufen kann und insgesamt mehr an Strom verdient. Deshalb hat Deutschland mit die höchsten Energiepreise. Im Gegenzug hat es aber auch die schlechtesten Netze, weil das Geld das RWE, E. ON, Vattenfall und EnBW verdienen, meist ins Ausland abwandert. Vattenfall, dem der gesamte ostdeutsche Markt gehört, ist ein schwedisches Energieunternehmen. Ihm gehören auch die Stauseen an der Saale.

Wenn man nicht zu genau hinsieht kommt hier tatsächlich noch ein wenig Idylle auf. Man darf sich fragen wie lange noch.

 

3 thoughts on “Kein Idyll durch Klimawandel

  1. Liebe Christina, du sprichst mir aus der Seele. Ich frage mich auch andauernd, wann endlich mal wirklich Entscheidungen hinsichtlich des Klimawandels gefällt werden. All die Wahlversprechen sind doch nichts als heiße Luft!
    Meine Kinder sind quasi ohne Schnee im Raum Stuttgart aufgewachsen, weil es hier seit bald 20 Jahren kaum noch angemessene Schneemengen im Winter gibt. Und ich erinnere mich auch noch an die vielen Regentage, die ich mit meinen Eltern im Gartenhaus ausgesessen habe. Da haben 2 handelsübliche Fässer mit Regenwasser und ein bisschen Grundwasser im Brunnen den ganzen Sommer lang gereicht, um Blumen und Gemüse am Leben zu halten. Mir stirbt heute meine Wiese im Kleingarten, wenn ich sie nicht spätestens alle 2 Tage wässere.

    Ich habe neulich erst mit meinem Mann über das Thema Solaranlagen auf unseren Dächern gesprochen (sind Flachdächer, minimal begrünt). Da ließen sich wunderbar Panele drauf anbringen, die man nur aus der Luft sehen würde. Und das könnte man auf zig Dächern in nahezu allen Wohngebieten machen. Aber das müssten die Eigentümer dann halt auch wollen. Ich würde liebend gern den Strom aus eigenen Solaranlagen bei uns auf dem Dach beziehen. Leider wohnen wir hier nur zur Miete, da haben wir kein Mitspracherecht.

    Eines Tages schauen nachfolgende Generationen zurück und fragen sich, warum zur Hölle niemand etwas unternommen hat, um unsere Welt zu retten …

  2. Kommentar zu Nadias Klagen:
    Wer unbedingt den Besitz oder eine Beteiligung an PV-Anlagen anstrebt, kann sich an eine Energiegenossenschaft wenden (aber bitte nachfragen, ob die auch PV im Bestand haben ) und Mitglied werden oder selber eine gründen. Und auch als Mieter kann man schon vieles erreichen, z. B. mit den sog. `Balkonmodulen´ oder Module für die Wand. Bis 600 Watt sollte eine Bekanntmachung im sog. Marktstammdatenregister genügen (auch hier: Dem Vermieter Bescheid geben): https://www.marktstammdatenregister.de/MaStR . Aber auch hier gilt: Vorher informieren, vor Installation am Besten mit einem Solarteur oder zumindest Elektriker darüber sprechen.

    1. Das mit den Balkonkraftwerken ist nicht so einfach. Erstmal gibt es momentan keine mehr und wenn ja, dann nur zu überirdischen Preisen. Zweitens, bei Mehrfamilienhäusern bestimmt die Eigentümerversammlung darüber, ob man so etwas anbringen darf oder nicht. Selbst wenn der Eigentümer es seinen Mietern erlauben würde, wenn die Eigentümerversammlung etwas dagegen hat, darf es nicht angebracht werden. Wir hatten bei der letzten Versammlung den Wunsch geäußert zwei Solarpanele an unsere Balkonbrüstung zu schrauben. Das wurde abgelehnt, weil das nicht schön aussehen würde. Wir dürfen ja nicht mal Wäsche höher als Brüstungshöhe auf den Balkon hängen. Man will schließlich keine »italienischen Verhältnisse.«
      In dem Fall ist der Gesetzgeber gefordert. War bei unserer Wallbox auch so. Erst die Gesetzesänderung auf Anrecht auf eine Wallbox hat es uns ermöglicht eine Wallbox an unseren Tiefgaragenstellplatz installieren zu lassen.
      Das solche Sachen von einem Fachmann installiert werden müssen, versteht sich übrigens von selbst. Da ich aber in einem Elektro- und Haustechnik Betrieb arbeite, ist das bei uns kein Problem.

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