Energiewende und Hausbau

Der 26. Juli 2022 ist ein Datum, das einen Wendepunkt darstellen wird. An diesem Tag beschloss die Bundesregierung, von der Bevölkerung so gut wie unbeachtet, weitreichende Einschränkungen der Förderung von klimaschonenden Heizungsanlagen.

Am 27. Juli bekam ich auf Arbeit plötzlich jeden Menge Info-Mails von Firmen die Heizungsanlagen bauen. In den Schreiben wird auf die kurzfristige Änderung bei den Förderungen hingewiesen, die am Tag zuvor von der Bundesregierung beschlossen wurde. Nachdem im Januar schon die Förderung moderner Heizungsanlagen im Neubau quasi komplett eingestellt wurde, folgte nun ein weiterer Schritt. So werden Pelletsheizungen nur noch zu 10 Prozent statt bisher 35 Prozent gefördert. Auch wer seine bestehende Heizung auf eine Wärmepumpe umrüsten lassen möchte, bekommt nun weniger Fördergelder.

Dabei gab es ohnehin nur noch eine Förderung, wenn die Gas- oder Öl-Heizung mindesten zwanzig Jahre alt ist und die Anlage noch funktioniert, sprich kein Defekt vorliegt. Das heißt, wessen Heizung kaputt ging und umgerüstet werden musste, bekam nichts. Zudem muss ein Teil der neuen Heizunganlage mit erneuerbaren Energien gekoppelt werden, sprich ohne Solar oder Photovoltaik auf dem Dach gibt es auch nichts.

Nun sind Wärmepumpen keine schlechte Sache. Wir verbauen seit Jahren bei zirka 80 Prozent unserer Kunden Wärmepumpen. Die werden aber fast nur in Neubauten eingebaut, weil Altbauten kaum die technischen Voraussetzungen haben, damit die Wärmepumpen optimal funktionieren, sprich ausreichende Dämmung und Fußbodenheizung. Eine Wärmepumpe in Bestandsgebäuden ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Das Haus darf nicht älter als vierzig Jahre sein, gut gedämmt und mit speziellen Heizkörpern versehen, falls keine Fußbodenheizung da ist. Doch die Förderung der Dämmung und neuer Fenster wurde ebenfalls gestrichen bzw. ist an hohe Auflagen gekoppelt, so dass es sich nicht lohnt. Bisher wurden auch Hybridlösungen wie Wärmepumpe mit unterstützender Gastherme gefördert. Auch das ist seit dem 26. Juli nicht mehr förderfähig.

Perfide fand ich an der ganzen Sache die Fristen. Manches galt schon ab 27. Juli, anderes erst für Anträge ab 15. August. Wer noch seine Pelletsheizung zu 35 Prozent gefördert haben wollte, musste den Antrag bis zum 15. August eingereicht haben. Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage: So schnell kriegt man nicht mal ein Angebot von einem Heizungsmonteur, geschweige denn alle Antragsformulare ausgefüllt.

Letztes Jahr hat die neue Bundesregierung noch getönt, dass bis zu 500 000 Wärmepumpen im Jahr in Deutschland eingebaut werden sollen. Eine utopische Zahl über die selbst die Hersteller die Köpfe schütteln. Jetzt auf einmal mitten in der Energiekrise wird den Wechselwilligen die Unterstützung verweigert. Eine neue Heizung ist teuer. Ab 2025 sollen keine Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Jeder Cent, den ein Hausbesitzer zusätzlich bekommt, hilft mit, die Energiewende voranzutreiben. Wenn das aber plötzlich alles gestrichen oder erschwert wird, können sich das nur noch wenige Leute leisten und die Energiewende verzögert sich.

Und noch was anderes. Ich habe das Gefühl, dass die Ampelkoalition jetzt auch noch die letzte Branche kaputtmachen möchte, bei der es noch boomt. Das Handwerk. Wenn die Zinsen weiter steigen, wird ohnehin weniger gebaut werden. Bei dem herrschenden Preissteigerungen durch einen Mangel an Rohstoffen und Fachkräften werden die nächsten Monate und Jahre eher schwierig. Wenn jetzt noch die staatliche Förderung eingestellt wird, kann es sich kaum noch jemand leisten, seine Heizung umzubauen, was sich letztendlich im Handwerk durch weniger Aufträge bemerkbar machen wird. Hier wird eine ohnehin schon schwierige Situation noch zugespitzt.

Mir ist schon klar, dass dem Bund so langsam das Geld ausgeht. Das hätten ihnen aber schon klar sein müssen, als sie es für anlasslose Coronatests, Impfstoffe sowie Test- und Impfzentren zum Fenster rausgeworfen haben. Vielleicht sollten sie es über eine Übergewinnsteuer von den Mineralölkonzernen wieder reinholen und es tatsächlich dort einsetzen, wo es hilft, Klimaziele zu erreichen und die kleinen Leute entlastet.

Aber was weiß ich schon. Wir haben doch die klügsten Köpfe von Grünen, SPD und FDP in Berlin sitzen, die wissen das bestimmt viel besser. Sind ja alles Studierte.