Wir haben uns am Wochenende den aktuellen Bondfilm angesehen. Ich hatte im Vorfeld zwar schon so einige Stimmen darüber vernommen, habe mich aber nicht Spoilern lassen. Meine Meinung: Sagen wir mal so, man kann ihn sich anschauen. Logik darf man aber nicht erwarten. Gut, aber das konnte man eigentlich noch nie bei einem Bondfilm und ich erwarte das auch gar nicht.
Die Geschichte von »Keine Zeit zu sterben« ist erstaunlich komplex und bleibt bis zum Ende undurchsichtig. Das ist ein echter Pluspunkt. Nichts mag ich weniger, als wenn ich nach zehn Minuten schon weiß, wo sie Reise hingeht. Allerdings habe ich den Vorgängerfilm noch nicht gesehen, daher fehlte mir ein bisschen der Zusammenhang. Auch das ist ein Novum. Zwei Bondfilme, die aufeinander aufbauen. Gab es das eigentlich schon mal?
Dann ist da die Brutalität, die früher, finde ich, irgendwie nicht so offensichtlich war. Ich meine, da sind auch immer Leute gestorben, aber ich finde, dass das in den letzten Filmen regelrecht zelebriert wurde. Insofern mochte ich diese Szenen nicht so wirklich. Schön sind dagegen die Landschaftsaufnahmen, die Stadt in Apulien oder die Brücke in Norwegen.
Gestört hat mich die aufgesetzte Diversität. Entschuldigung, nichts gegen Gleichberechtigung von Hautfarbe und Geschlecht – das ist wichtig und richtig – aber in jedem aktuellen Kinofilm müssen Helden jetzt möglichst eine dunkle Hautfarbe haben und/oder eine Frau sein. Das wirkt auf mich so erzwungen, dass man als »alte« weiße Frau schon fast schon Minderwertigkeitskomplexe bekommt. Andererseits, frage ich mich, hilft es den von Rassismus und Ungerechtigkeit betroffenen Menschen tatsächlich weiter? Die werden doch dadurch im realen Leben nicht sichtbarer. Eher im Gegenteil, die Zuschauer reagieren genervt und glauben, dass die nur deshalb eine Rolle spielen, weil sie anders sind. Nun gut, das ist nun mal dem Zeitgeist geschuldet. Dann haben wir jetzt eben eine dunkelhäutige Frau als 007. Ist mal was Neues. Dafür stirbt James Bond. (Daniel Graig wollte nicht mehr weitermachen. Er wirkt im Film schon ziemlich alt.)
Die Frage, die ich mir nach dem überraschenden Ende aber stelle: Ein 007-Film ohne James Bond? Echt jetzt? Vielleicht wechselt 007 im nächsten Film das Geschlecht und nennt sich dann wieder James Bond? Quasi als nächste Stufe der Diversität. Wir werden es erleben. Die Filmindustrie lebt ja von Reboots, denen wird schon etwas einfallen.
Bond-Filme mochte ich schon als Kind. Wenn die Samstags im Westfernsehen liefen, durfte ich immer aufbleiben. Mein erster Bond, den ich auf diese Weise gesehen habe, war »James Bond – 007 jagt Dr. No«. Solche Fernsehabende waren immer echt etwas Besonderes. Mein Lieblingsbonddarsteller ist nach wie vor Pierce Brosnan. Ihm nahm man den Gentleman ab und er hatte Humor. Das fehlte mir bei den letzten Filmen der Reihe. Die Bondfilme mit Daniel Graig sind mir zu ernst.
Dafür habe ich inzwischen die Bond-Comics für mich entdeckt. Besonders gut gefällt mir die Reihe »James Bond Origin«, die sich mit der Jugend von Bond auseinandersetzt. Davon erschienen bisher zwei Teile im Splitter-Verlag.
Was den Rassismus angeht. Irgendwo muss man ja mal anfangen. Am Anfang wundert man sich, aber irgendwann wird es Alltag und das muss das Ziel sein. Natürlich wirkt das zuerst wie aufgezwungene Quotenregelung.
War ja auch bei M so, M eine Frau? Ist das besser? Nee, natürlich nicht, es ist nur anders normal. Heute fragt danach keiner mehr. Wobei, lebt M überhaupt noch? Ich habe schon eine Weile keine neuen Binds mehr gesehen. Einfach aus den Gründen die du auch nennst. Es wird immer rauer, es wird immer „spektakulärer“ aber es ist einfach nicht mehr so spannend, wie ich finde. Und vor allem, wenn es dann auch keine abgeschlossenen Geschichten sind, dann ist es nervig.
Ein Bondfilm hat in trauter Zweisamkeit in irgendeinem Bett zu enden und der Schurke muss tot sein.
Wobei ich die andere Agentin, mit der er auf Kuba war, tausendmal besser fand. Die könnte ich mir tatsächlich als Bond-Nachfolgerin vorstellen. Die hatte die richtige Mischung aus Charme, Witz und Fähigkeiten.
M ist eine austauschbare Figur ohne Namen, da ist das leichter. Ein James Bond sollte für mich schon ein Mann sein. Außer man macht es wie bei Discovery und gibt einer Frau einen Männernamen. Ansonsten sollte man lieber komplett eine neue Reihe starten mit einer weiblichen Agentin. Ich fände ja 006 passt ganz gut. Zwinker!