Am letzten Wochenende war ich mal wieder mit der Deutschen Bahn unterwegs. Der Spruch »Genießen Sie ihre Fahrt in vollen Zügen« traf seit langem mal wieder zu. Es war, als würde es Corona nicht geben. Die Züge waren bis auf den letzten Platz besetzt.
Freitag früh hatte der EC mal wieder Verspätung wegen eines vorausfahrenden Güterzugs, der Minutenlang das Gleis am Bahnsteig belegte. Der ICE von München wurde durch einen anderen Zug ersetzt, bei dem – logischerweise – die Anzeige der Reservierungen nicht funktionierte. Es herrschte ein Drunter und Drüber bei der Sitzplatzsuche. Wenigstens war er halbwegs pünktlich.
Dafür hatte ich dann fast eine Stunde Aufenthalt in Bamberg. Im Sommer geht das ja, aber bei niedrigen Temperaturen und Regen ist das kein Spaß. Der McDonalds war gesperrt, es gab nur Straßenverkauf. Der Aufenthalt in der Bahnhofshalle war ebenfalls nicht gestattet. Dort hatten nur der Blumenladen und der Fahrkartenschalter geöffnet. Die Bäckerei und der Yorma waren geschlossen. Aus lauter Verzweiflung stöberte ich in der sehr gut ausgestatteten Bahnhofsbuchhandlung und kaufte zwei Comichefte. Die Verkäuferin beschwerte sich schon, dass im Laden so viel los sei. Tja, kein Wunder bei dem Wetter.
Dann wartete ich am Bahnsteig. Ein Zug nach Würzburg sollte an meinem Gleis fahren, anschließend der nach Leipzig. So wurde es mehrfach angesagt. Fünfzehn Minuten vor der Abfahrt, ich hatte mich in den Comic vertieft, fuhr ein Zug ein. Das wird der nach Würzburg sein, dachte ich und blickte zunächst nicht auf. Irgendwann sah ich doch hoch und traute meinen Augen nicht. Da stand Leipzig dran. Ich fragte den Zugführer, ob das jetzt der Zug nach Leipzig sei und bekam die blöde Antwort, dass es doch dranstehen würde. Ich setzte mich also rein, kontrollierte auf meinem Ticket die Zugnummer und war dennoch unsicher, ob ich im richtigen Zug sitze. Vor allem weil der Zug dann auch noch zehn Minuten vor der planmäßigen Abfahrt losfuhr. Selbst meine App konnte mir da nicht helfen. Später fragte ich die Zugbegleiterin, warum der Zug außerplanmäßig früher losgefahren sei. Sie meinte, das läge an der Baustelle. Ich konterte, dass das aber weder angezeigt, noch durchgesagt worden war und jetzt bestimmt Leute in Bamberg vergeblich auf den Zug warten. Ihr Kommentar: ja da gebe es wohl ein paar Kommunikationsprobleme. Oha!
Montag früh stieg ich schon mit einem schlechten Gefühl aus dem Bett. Ich hatte am Abend vergeblich versucht eine Platzkarte für den ICE von Erfurt nach München zu bekommen. Die App sagte, der Zug sei komplett ausgebucht, alles war rot und durchgestrichen. Das konnte ja heiter werden. Da ich am Bahnhof in Saalfeld noch Zeit hatte, ging ich zum Schalter und fragte die freundliche Dame dort, ob ich bei ihr noch eine Sitzplatzreservierung buchen könne. Hoffnung hatte ich keine, aber einen Versuch war es wert. Sie schaute nach, meinte das der Zug als ausgebucht angezeigt wurde, versuchte es aber trotzdem und es funktionierte. Sie bekam einen freien Platz angezeigt und druckte mir die Reservierung aus. Erklären konnte sie sich das selbst nicht. Als ich meinen Geldbeutel rausholte, um zu bezahlen, sagte sie: »Lassen Sie ihr Geld stecken.« und reichte mir die Karte. Da war ich baff. So viel Freundlichkeit ist man von der Deutschen Bahn nicht gewohnt.
Am Gleis traf ich dann einen Bekannten, der mit mir zusammen nach Erfurt fuhr. Es wurde eine kurzweilige Fahrt. In Erfurt hatte ich einen längeren Aufenthalt. Ich musste also nicht so hetzen beim Umsteigen. Dann kam der ICE auch noch zu spät und in der falschen Reihenfolge, was zu tumultartigen Szenen am Bahnsteig und später im Zug führte. Außerdem fehlte der Wagen 24. Nun wusste ich auch, warum es keine Reservierungen mehr gab und der Zug so voll war. Ich hatte mich günstig platziert und fand gleich den reservierten Sitzplatz. Dort durfte ich dann bis München sitzen, während viele andere in den Gängen saßen oder standen.
Hatte ich da schon ein beklemmendes Gefühl, ob der Enge, sollte sich das im anschließenden EC von München noch steigern. Der war alt, miefig und proppenvoll. Vor allem mit Gepäck. Ich frage mich immer, warum die Leute so viel Zeug mitschleppen. Viele haben riesige Koffer, die sie alleine nicht aus oder in den Zug heben können, dazu noch Beutel, Taschen und Rucksäcke. Es war kaum ein Durchkommen. Ich hatte zum Glück noch einen freien Platz erwischt, wusste später aber auch warum, der freigeblieben war. Daneben saß eine Familie mit zwei kleinen Jungs, die die ganze Zeit über das Großraumabteil beschallten. Immer wenn draußen irgendwelche Tiere zu sehen waren, brüllten sie das lautstark und lang in die Welt hinaus. »Küüüühhheee!« Die Eltern taten mir echt leid. Die Mutter sah schon fix und fertig aus und die wollten von Salzburg aus noch weiter. Meinen Glückwunsch.
An diesem Tag machte ich drei Kreuze, als ich endlich aussteigen durfte. So viele Leute ist man einfach nicht mehr gewohnt, auch wenn sie alle ordentlich Masken getragen hatten.
Immerhin schrieb ich trotzdem ein ganzes Kapitel für meinen Roman.