Bei den Oldies

Sylvana Freyberg und ich beim OldieCon 2021

Die Geschichte des OldieCon ist lang. Früher fand er an wechselnden Orten in Deutschland statt. In den letzten Jahren trafen sich die SF-Fans alle zwei Jahre in Unterwössen. Dort fanden schon in den Sechzigern Treffen Science Fiction begeisterter Leser statt. Der Zahnarzt Franz Ettl aus Unterwössen organisierte damals die Treffen und war auch der Erfinder des Vurguzz, dem legendären Schnaps der PERRY RHODAN-Fans.

Ursprünglich war die Teilnahme am OldieCon auf Leute beschränkt, die vor 1950 geboren sind. Inzwischen ist dort jeder willkommen, der sich für literarische SF interessiert. Organisator Gustav Gaisbauer kenne ich durch sein »Fantasia«-Fanzine und durch die vielen E-Mail-Kontakte für die SOL-Ausgabe zu Walter Ernsting, der übrigens auch mal beim OldieCon teilgenommen hat.

Als wir am Samstagnachmittag in Unterwössen eintrafen, leicht verspätet durch eine unerwartete Umleitung, trafen wir zunächst auf Thomas Recktenwald dem Vorsitzenden des Science Fiction Club Deutschland (SFCD). Die anderen Teilnehmer waren noch auf einem Spaziergang unterwegs, trudelten aber nach und nach ein. Die meisten Anwesenden waren SFCD-Mitglieder und nicht ganz so alt wie man angesichts des Namens erwarten würde. Der jüngste war immerhin 44.

Zuerst wurde das obligatorische Foto gemacht. Leider nicht an der Stelle, an der sonst fotografiert wurde, weil ein Auto im Weg stand. Danach ging’s ins Innere des Hotel-Restaurants »Gabriele«, in dem wir einen großen Nebenraum für uns hatten. Es galten die 3G-Regeln und auf dem Weg zur Toilette war Maskenpflicht. Gustav Gaisbauer eröffnete die Veranstaltung und verteilte handgeschriebene Namensschilder. Was ich sehr sympathisch fand, denn wo gibt es das heute noch auf einem Con.

Den ersten Programmpunkt absolvierte Thomas Recktenwald mit einem Vortrag über die drei »UTOPIA«-Großbände vom Moewig-Verlag, die in den Sechzigern kurzzeitig auf dem Index des Jugendschutzes gelandet sind. Die damalige Begründung klingt heute fast schon lächerlich, angesichts dessen, was Jugendliche heute so konsumieren. Da müsste jeder Actionfilm im Kino auf dem Index landen. Ich fand den Vortrag sehr interessant und mit einer schönen Präsentation unterstützt.

In der Pause trank ich einen Cappuccino und aß ein leckeres Stück Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne. Danach berichtete Jörg Ritter über eine Veranstaltung in der Phantastisch Bibliothek Wetzlar, die vor kurzem stattgefunden hatte. Weil es mir in dem Raum (ich saß in einer Ecke) zu warm und stickig wurde, bekam ich nur den ersten Teil des Vortrages mit, denn ich flüchtete in der kurzen Pause erstmal ins Freie. Dort unterhielt ich mich mit Fandom-Urgestein Birgit Fischer, von der ich schon viel gehört, die ich aber noch nie getroffen hatte. Später erzählte ich noch mit Christian Hoffmann. Er und Udo Klotz geben die »!Time Machine« heraus. Ein regelmäßig erscheinendes SF-Magazin, das ich gern lese.

Anschließend ging es zum Abendessen wieder nach drinnen. Meine Tischnachbarin war an diesem Tag Sylvana Freyberg. Sie ist die neue Chefredakteurin der »Andromeda Nachrichten«, dem Magazin des SFCD. Wir stellten fest, dass wir viel gemein haben. Wir sind etwa gleich alt, stammen beide aus dem Osten und sind Redakteurinnen eines Clubmagazins. Ich finde die Parallelen spannend: Die Mitgliederzeitschriften der beiden größten SF-Vereine in Deutschland werden von Frauen gemacht. Da soll nochmal einer sagen, es gäbe keine Diversität in der Szene. Zumindest hatten wir genug Gesprächsthemen rund um die Science-Fiction-Fanszene. Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt und tauschen uns regelmäßig über unsere Sorgen und Nöte beim Zusammenstellen der AN oder der SOL aus.

Gegen 21 Uhr machten mein Mann und ich uns schließlich auf den Nachhauseweg. Wir waren die mit der kürzesten Anreise. Die meisten Teilnehmer waren schon Tage vorher angereist und hatten Urlaub gemacht. Leider waren einige der angekündigten Gäste nicht gekommen. Ich hatte mich beispielsweise darauf gefreut Wolf von Witting kennenzulernen. Der Schwede, der in Italien lebt und ein Fanzine auf englisch herausgibt, hatte aber leider keine Mitfahrgelegenheit gefunden. Dafür traf ich jemanden, den ich vor dreißig Jahren beim Trekdinner Bayreuth kennengelernt hatte. Andere Teilnehmer waren wegen Corona nicht gekommen, weil Traunstein momentan eine so hohe Inzidenz hat. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich hätte es schade gefunden, wenn man die Veranstaltung deswegen abgesagt hätte, denn die Hygieneregeln des Hotels waren sehr gut. Und das Essen erst … ich glaube, da müssen wir demnächst nochmal hin.

Mein Dank gilt Gustav Gaisbauer für die Organisation und dafür, dass ich mit meinem Mann teilnehmen durfte. In zwei Jahren möchte ich wieder mit dabei sein. Fotos gibts nur eins von mir und Sylvana Freyberg, ich hatte meine Kamera vergessen.