Weil ich nicht als Rabentochter gelten möchte, die sich nicht um ihre Eltern kümmert, und ich ein echtes Problem damit habe, weil ich sie seit Weihnachten nicht besucht habe, entschlossen wir uns spontan an diesem Wochenende nach Saalfeld zu fahren. Selbstverständlich mit unserem neuen E-Auto.
Ein echter Praxistest sollte es werden. Sind wir genauso schnell unterwegs wie mit dem Diesel-Corsa und vor allem, ist die Reise genauso unbeschwert?
Die Antwort ist eindeutig, JA!
Normalerweise brauchen wir für die Strecke von 450 Kilometern etwa fünfeinhalb bis sechs Stunden. Wir machten bisher immer eine zehnminütige Tankpause in Forsting oder Ebersberg und eine halbe Stunde Pause in Plech. Auf der Rückfahrt halten wir normalerweise in Greding für einen Kaffee im McCafe. Seit einem Jahr ist das etwas anders, da die McDonald-Restaurants an der Autobahn wie die meisten Raststätten geschlossen sind. Weil wir nicht mit dem Auto durch den McDrive fahren wollen, gehen wir zum KFC, da kann man zu Fuß an den Counter oder ins Restaurant zum abholen. Die Toiletten darf man da meist auch benutzen, was bei McDonalds gar nicht mehr geht. Außerdem schmeckt das Hühnerfleisch einfach besser.
Mein Mann lud am Donnerstagabend unser Auto an der Ladesäule im Ort kostenlos auf 97 Prozent und wir kamen am Freitagmorgen locker bis Plech, wir hätten sogar noch 120 Kilometer weiterfahren können, laut Ladestandsanzeiger. In Plech steht neben dem McDonalds eine Fastnet-Ladestation mit vier Ladesäulen, eine hat sogar 350 kW. Da unser Auto aber höchstens mit 125 kW laden kann, benutzten wir die 175 kW-Säule. Es herrschte gähnende Leere an der Ladestation. Wir waren die einzigen. Wir aßen etwas und gingen dann noch in den dortigen Aldi, weil ich meinen Eltern noch etwas mitbringen wollte. Wir hätten uns auch beim McDonalds oder im REWE Essen oder einen Kaffee holen können. Nach gut einer halben Stunde war der Akku wieder zu 80 Prozent voll. Kostenpunkt 20 Euro mit der Ladekarte vom ADAC.
Damit kamen wir locker bis Saalfeld (eigentlich wären noch 240 km drin gewesen) und konnten am Samstag das Auto an der Ladestation der Saalfelder Stadtwerke wieder auf 90 Prozent aufladen. Das heißt, bei wärmeren Temperaturen wären wir sogar ohne zu Laden bis ins Ziel gekommen. Das wollten wir aber bei dem kalten Wetter nicht riskieren und eine Pause machen wir ja ohnehin immer.
Rückwärts ging’s genauso gut. Trotz Schneefall und zwei Grad plus wären wir mit der Akkuladung auch weiter, als bis Greding gekommen. Aber so hielten wir dort, holten uns beim KFC etwas zum Mittag, bewegten uns ein bisschen, weil der KFC außerhalb der Raststätte am Berg liegt. Machten gemütlich im Auto Mittag und fuhren nach etwa vierzig Minuten mit 90 Prozent Ladekapazität bis nach Waging.
Die Bedienung der Ladesäulen ist denkbar einfach. Stecker reinstecken, Karte dranhalten, warten bis geladen, fertig. Abgezogen wird der Betrag von der Kreditkarte. Die ADAC-Ladekarte wird meist überall akzeptiert (EnBW), mitunter zahlt man damit sogar weniger und wenn es doch mal nicht geht, haben wir noch die Karte von VW und die App von BOSCH. Bei EnBW lädt man sogar mit Ökostrom. Was will man mehr.
Rein technisch machte es für uns keinen Unterschied, ob wir mit unserem Corsa oder jetzt mit dem ID3 unterwegs waren, aber beim Komfort merkt man den Klassenunterschied deutlich. Es war viel ruhiger, man saß entspannter und wir waren lange nicht so müde nach der Fahrt. Außerdem waren wir nicht mehr Freiwild für die SUVs, die normalerweise mit Kleinwagen kurzen Prozess machen. Egal wie schnell man fährt, man wird angehupt, geschnitten, an den unmöglichsten Stellen überholt und abgedrängt. Ich hätte es nie geglaubt, aber man fühlt sich in einem Mittelklassewagen tatsächlich sicherer.