Als ich zwei Tage vor Weihnachten morgens die Tageszeitung aus dem Briefkasten meiner Eltern fischte, wunderte ich mich. Die Zeitung war ausgesprochen dünn, die Bildqualität mies und überall verliefen kleine graue Linien über Texte und Bilder.
»Die Zeitung wird auch immer dünner«, sagte ich, als ich sie meinem Vater hinlegte. »Die sind wohl schon im Weihnachtsurlaub oder in Quarantäne.«
Tatsächlich hatte die Zeitung nur acht Seiten und war eine Notausgabe, wie ich später erfahren sollte. Was war passiert?
Die OTZ gehört zur Funke-Mediengruppe und die wurde vor Weihnachten Opfer eines Hackerangriffs. Was genau passiert ist, weiß ich nicht, aber es hat bis heute Auswirkungen auf die Publikationen. Nach wie vor erscheint die Zeitung nur als Notausgabe ohne ausführlichen Lokalteil. (Dafür ist das E-Paper auf der Internetseite zur Zeit kostenlos.) Offensichtlich wurden die Datenleitungen und die Plattenbelichter für die Druckmaschinen in Mitleidenschaft gezogen. Es ist schon erschreckend, welchen Schaden so ein Angriff anrichten kann und wie viele, vor allem Behörden, die Gefahren immer noch unterschätzen.
Denn ein weiterer Hackerangriff traf am 30. Dezember das Impfportal zur Corona-Impfung in Thüringen. Da brachen am ersten Tag durch eine gezielte Attacke die Server zusammen und die Leute, die sich angemeldet haben, bekamen keine Bestätigungen für ihre Termine. Da frage ich mich doch: warum schützt man solche sensiblen Seiten nicht besser? Bei den ganzen Impfgegnern da draußen muss doch klar sein, dass die gerade solche Seiten attackieren. Genau diese Impfgegner sind wahrscheinlich auch Schuld daran, dass in Thüringen die Standorte der Impfzentren geheim gehalten werden. Sofern überhaupt schon welche existieren. Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt gibt es noch keines. Das habe ich festgestellt, als ich meine Eltern am Freitag zum Impfen anmelden wollte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.