PERRY RHODAN NEO Band 243 – »Drei Tropfen Unendlichkeit« von Rainer Schorm
Der Arkonide Sofgart ist auf der Suche. Nach was, weiß er selbst nicht. Er lässt sich von seinem Unterbewusstsein treiben, dass ihn in die Lokale Blase der Milchstraße zieht. Zuerst besucht er die untergegangene Kolonie des chinesischen Blocks im Deneb-System. Dort findet er in einem verschütteten Zeitbrunnen ein tränenförmiges Artefakt, das dem gleicht, was er vor vielen Jahren in einem uralten Archiv auf Arkon bekommen hat. Auf seiner abenteuerlichen Weiterreise strandet er in der Atmosphäre eines Gasriesen im Algol-System. Dort wird er von terranischen Kolonisten gerettet und nach Rumal gebracht.
NATHAN hat seine Interpreterinnen, Sophie und Laura Bull-Legacy geschickt, um Sofgart zu helfen und auch die Rhodansöhne rücken mit Omar Hawk und seinem Okrill an. Auf Rumal finden sie mit dem Arkoniden einen weiteren Zeitbrunnen, in den diesmal Hawk steigen muss, um auf einem weit entfernten Planeten eine weitere Träne zu bergen. Dort begegnet er einem Wesen, das sich Tiamat nennt, und das ihm aufträgt den Flakon für die Tropfen zu finden. Zusammen mit den Artfakten reisen die Menschen und der Arkonide ins Sol-System. In Bolivien stöbern Hawk und Sofgart den irdischen Zeitbrunnen auf. Dieses Mal ist es der Okrill, der hineinspringt und ihnen den Flakon bringt.
Nathan hat sich derweil abgeschottet und alles Personal vom Mond evakuieren lassen. Er befürchtet einen Angriff von Iratio Hondro.
Ich bin zwiegespalten. Einerseits hat mir der Roman gut gefallen. Rainer Schorm lässt seinem Protagonisten einige spannende Situationen erleben und überleben. Andererseits scheint die Geschichte überhaupt nicht mit den Vorgängerromanen zusammenzupassen. Das soll keine Kritik sein, aber für mich fühlte sich der Roman seltsam losgelöst von der Staffelhandlung an. Es erscheint so, als wolle der Autor sich lieber mit etwas anderem beschäftigen, als der Jagd nach Iratio Hondro. Möglicherweise sind die Exposéautoren inzwischen ihres Antagonisten gleichsam überdrüssig wie die meisten Fans.
Dem Charakter Sofgart hat der Autor sehr viel Tiefe verliehen. Ich musste zunächst überlegen, woher ich ihn kenne. Er spielt im ersten NEO-Roman von Ben Calvin Hary eine Rolle. Gleichsam spannend fand ich Sofgarts Vergangenheit, die Erinnerung an den Besuch des arkonidischen Archivs. Man spürt, das hier eine viel größere Geschichte dahintersteckt und möchte natürlich wissen, was es mit den drei Tropfen und dem Wesen Tiamat auf sich hat. Doch das wurde mir verwehrt, da das Ende sehr plötzlich kommt, und ich nicht weiß, wann die Geschichte fortgesetzt werden wird. Ich empfand das etwas unbefriedigend.
Was mir noch auffiel: Einerseits erklärt Rainer Schorm sehr genau physikalische Phänomene wie die Atmosphäre des Eisplaneten oder den Aufbau der Sternensysteme. Auf der anderen Seite jedoch wirkt alles, was mit den seltsamen Tropfen zusammenhängt wie Magie. Das liest sich eher wie ein Fantasy- als ein SF-Roman. Ich habe nichts gegen phantastische Begebenheiten, die Wundern gleichen. Aber für mich passen die präzise geschilderte Physik und die Wunder, bei denen jegliche Erklärung fehlt, irgendwie nicht zusammen. Es gibt nicht einmal den Versuch einer Erklärung.
Sehr gut gefallen mir die Szenen mit Reginald Bull auf dem Mond und seiner Auseinandersetzung mit NATHAN. Da bin ich schon gespannt, wie das fortgesetzt wird.
Warum der Roman allerdings »Drei Tropfen Unendlichkeit« heißt, weiß ich nicht. Es ist nie die Rede davon, dass die Tropfen unendlich sind. Ansonsten ist es ein sehr schöner, spannender NEO, und eine Wohltat für alle, die von der Jagd nach Iratio Hondro gelangweilt sind.
Wen erinnert das Titelbild noch an die Sonde aus Star Trek IV?