In jeder Star Trek-Serie habe ich meine Lieblingscharaktere. Bei Classic ist es Spock, bei TNG Wesley Crusher und Data, und bei DS9 ist es eindeutig Dr. Julian Bashir. Ja, ich weiß, dass viele Fans von dem Charakter anfangs total genervt waren, aber ich fand ihn stark. Noch interessanter wurde die Figur, als seine Herkunft bzw. seine genetische Aufwertung bekannt wurde. Das hat dem Charakter enorme Tiefe verliehen. Die Figur entwickelt sich vom nervigen Jungspund, der total von sich überzeugt ist, zum charakterstarken Menschen, der mit dem Geheimdienst Sektion 31 kooperieren muss. Julian Bashir war der Protagonist einiger wirklich cooler DS9-Episoden. Ich erinnere mich an die Bond-Episode »Our Man Bashir«, wo er als James Bond-Verschnitt (J.B. = Julian Bashir) auf dem Holodeck die Welt retten muss, in dem er sie zerstört. Großartig!
Auch die Männerfreundschaft zwischen Bashir und Miles O’Brien gefiel mir, einfach weil sie so normal war. Man spürte, dass die Leute auf der Raumstation keine Abenteurer waren, die ständig gegen irgendwelche Bedrohungen ankämpften oder kosmische Rätsel lösten. Sondern es waren Menschen, die dort jeden Tag ihrer Arbeit nachgingen. Erwähnenswert ist ebenfalls die Freundschaft Bashirs mit dem cardassianischen Schneider Garak, bei der man immer spürte, dass Garak ein Auge auf den guten Doktor geworfen hatten.
Ich habe mehrere Kurzgeschichten geschrieben, in denen Julian Bashir der Protagonist ist. Außerdem habe ich der Figur einen ganz besonderen Roman gewidmet. Die Bleistiftzeichnung ist eine Illustration aus meinem Buch »Wüstenpfade«. Hier verschlägt es Julian Bashir durch den Drehkörper der Zeit ins Jahr 1994. Die Geschichte spielt im Sudan nachdem Ministerpräsident Sadiq al-Mahdi durch einen Putsch von Omar Hassan Ahmad Al Bashir abgesetzt wurde. Sadiq al-Mahdi war der Onkel des Bashir-Darstellers Siddig el Fadil (Alexander Siddig). Diese Verbindung in der Kombination mit dem Namen Bashir, konnte ich nicht ungenutzt lassen.
Noch eine traurige Notiz: Sadiq al-Mahdi verstarb am 26. November 2020 vierundachtzigjährig an COVID-19.