Zu mir sagte mal ein Autor: »Wie kann man nur zu einer Fernsehserie Fan-Fiction schreiben?« Zu einem Buch fände er das okay, aber zu einer Fernsehserie …
Ich kenne viele professionelle Autoren, die mit Fan-Fiction angefangen haben. Andreas Eschbach zum Beispiel hat als Jugendlicher eine PERRY RHODAN-Geschichte geschrieben. Aber … Halt. Das ist eine literarische Vorlage, da darf man das … zu Star Trek nicht, weil das eine Fernsehserie ist!
Ich gebe zu, dass ich mich über die Worte damals sehr geärgert habe, aber ich habe nichts erwidert. In den letzten Jahren wurde von allen Seiten der Eindruck an mich herangetragen, Fan-Fiction im Allgemeinen sei etwas Böses. In den Neunzigern und Zweitausendern hat das niemanden gestört, zumindest nicht in meiner Hobbyautorenblase. Ich habe damals wie viele andere Fans, Fan-Fiction zu Star Trek zelebriert. Wenn mir nicht gefallen hat, wie sich die Figur in der Serie entwickelte, oder wenn ich nicht die Stories zu sehen bekommen habe, die ich gerne hätte sehen wollen, dann schrieb ich sie kurzerhand selbst. Das hat sich im Laufe der Jahre verselbstständigt.
So entstand mein eigenes kleines Epos. Ich erschuf einen Charakter und begleitete diesen durch die Jahrzehnte, so wie er mich gleichermaßen begleitete. Ich hatte immer Spaß dabei und machte mir nie Gedanken darüber, dass die Geschichte minderwertig sein könnte, weil sie Fan-Fiction zu Star Trek war.
Einerseits ist Fan-Fiction einfacher zu schreiben. Das Setting ist vorgegeben, der Weltenbau wurde von anderen erledigt, selbst die Figuren sind schon angelegt. Andererseits war immer mein Anspruch, dass meine Geschichten in den Kanon passten. Die Herausforderung hieß also, die Lücken im Weltenbau und in den Figurenhintergründen so zu nutzen, dass sich die Handlung in den bestehenden Serien-Kanon nahtlos einordnete. Außerdem durften sich die handelnden Figuren nicht »Out of Character« verhalten. Da hieß es, gut beobachten. Das wiederum schränkt die Möglichkeiten der Fan-Geschichten ein, wenn man es richtig machen will. Was ich damit sagen möchte, ist, dass Fan-Fiction ihre Daseinsberechtigung hat. Es macht unter Umständen mehr Arbeit, als sich eigene Geschichten auszudenken, weil man viele Vorgaben erfüllen muss.
Was nun der Unterschied zwischen einer literarischen Vorlage und einer Fernsehserie sein soll, habe ich bis heute nicht herausgefunden. Warum soll das eine okay sein und das andere nicht? Ich stehe nach wie vor dazu, Fan-Fiction zu Star Trek geschrieben zu haben. Und ich würde es niemandem vorwerfen oder ausreden, der es immer noch tut. Fan-Fiction ist eine großartige Erweiterung eines bestehenden Kosmos, die gleichermaßen gewürdigt werden sollte. Denn manchmal bringt Fan-Fiction sogar Bestseller hervor. So war »Fifty Shades of Grey« ursprünglich mal Fan-Fiction zur »Twilight«-Saga von Stephanie Meyers, die übrigens Fan-Fiction jeder Art zu ihren Büchern und den Filmen untersagt.
Die Bleistiftzeichnungen sind Illustrationen zum dritten Teil meiner T’Cai-Reihe.