Wer den Ilt killt 2

Quelle: Perrypedia

Das Echo der Fans hallt durchs Netz und es ist lauter und aufgeregter, als das viele gedacht haben. Angesichts der Aufregung habe ich mir den PR 3072 heute mal genauer angesehen. Ja, das liest sich schon ziemlich glaubhaft und endgültig. Aber … was ist bei PERRY RHODAN schon endgültig. Wie oft sind Personen dort schon gestorben und später wieder auferstanden. Das beste Beispiel ist doch Roi Danton. Der Sohn von Perry Rhodan wurde schon mehrfach »totgeschrieben« und ist immer noch quicklebendig. Derzeit ist er eine der Hauptfiguren in der Miniserie »Mission SOL II«, über die ich hier länger nicht gebloggt habe, weil mir einfach die Zeit fehlt, sie zu lesen.

Zurück zu Gucky. Manche Reaktionen von Altfans finde ich schon ziemlich extrem. Kündigung des Abos, Ausstieg aus der Serie, wahrscheinlich sind schon die ersten Morddrohungen an den Autor und die Exposéautoren rausgegangen. (Ich hoffe nicht.) Wobei ich den Frust der Leser durchaus nachvollziehen kann. In der NEO-Staffel »Die Meister der Sonne« war ich wegen der Sitarakh-Invasion ebenfalls kurz davor, mit dem Lesen aufzuhören. So viel Gewalt und negative Energie wollte ich nicht mehr lesen. Die Exposéautoren haben sich aber eines Besseren besonnen und die Handlung wieder positiver gestaltet. Etwas ähnliches passiert jetzt in der Erstauflage. Gewalt, Tod, Trauer und Katastrophen scheinen der Grundtenor des Zyklus‘ zu sein. Inwieweit dies sein muss, um spannenden Geschichte zu erzählen … nun darüber lässt sich bekanntlich streiten. Ich sage, dass es auch ohne Mord und Totschlag geht. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass wir momentan in unserer Realität eine genauso düstere Grundstimmung erleben. Wenn uns dann die Fluchtliteratur auch noch deprimiert, dann reicht ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Genau das ist jetzt durch den Tod Guckys in der Serie geschehen.

Exposéautor Wim Vandemaan hat im Forum bereits eingestanden zwei Fehler gemacht zu haben. Zum einen habe er im Vorgängerroman nicht darauf geachtet, dass Informationen, die für die Handlung in PR 3072 essentiell sind, enthalten waren. Und zum Zweiten habe er Leo Lukas gebeten, den Tod des Mausbibers möglichst realistisch und glaubhaft zu schildern. Ich gehe noch weiter und sage, die Exposéautoren haben noch einen dritten und vielleicht den fatalsten Fehler begangen. Sie haben den falschen Zeitpunkt gewählt.

Der 100. Geburtstag von Gucky-Erfinder Walter Ernsting liegt noch nicht lange zurück, viele Fans werten den Tod Guckys als eine direkte Missachtung des Lebenswerkes des Autors. Diesen Fakt hätte man schon im Voraus berücksichtigen können. Warum man das nicht getan hat? … Ich weiß es nicht, aber ich vermute, weder die Exposéautoren noch die Redaktion hatten das bei der Planung des Zyklus‘ auf dem Schirm. Und dann ist da noch die Corona-Pandemie mit all ihren schlimmen Auswirkungen. Das konnte natürlich niemand vorhersehen, aber es spielt meiner Meinung nach die entscheidende Rolle. Die letzten Monaten haben die Menschen dünnhäutig gemacht, viele sorgen sich um ihre Gesundheit und die Zukunft. Der Altersdurchschnitt der Leserschaft ist hoch und gerade diese wünscht sich einen Sonnenstrahl, an dem sie sich festhalten können. Stattdessen wird die Lieblingsfigur von vielen Lesern auf bestialische Weise zerstückelt und gemeuchelt. Das trifft die Menschen tief ins Herz, tiefer noch als zu jedem anderen Zeitpunkt.

Dabei besteht Hoffnung. Offensichtlich liegt die Antwort in PR 3067. Irgendwo versteckt zwischen den Zeilen finden sich Hinweise, auf das was passiert sein könnte, denn zwischen den Ereignissen aus PR 3071 und 3072 sind sieben Tage vergangen. Nehmen wir mal an, dass der sterbende Gucky nur ein Klon gewesen ist und oder dass der Mausbiber seinen Körper verlassen und zu etwas Nichtstofflichen transformiert ist. Selbst diese Lösung wäre gelinde gesagt nicht wirklich originell. Wenn das alles nur ein Täuschungsmanöver ist, um die Cairaner oder wen auch immer an der Nase herumzuführen (die Leser eingeschlossen), hätte man das weniger glaubhaft schreiben müssen. Vielleicht wäre es sogar notwendig gewesen, die Leser in den Plan einzuweihen. Es gibt genug fesselnde Geschichten, bei denen der Leser einen Wissensvorteil gegenüber den Protagonisten hat. Ich persönlich empfinde solche Romane als genauso spannend, vielleicht sogar noch spannender.

Nun, die nächsten Romane werden Aufschluss geben. Es ist nur schade, dass man mit einer solchen Aktion viele Leser verprellt hat, die die Auferstehung Guckys wahrscheinlich nicht mehr erleben werden, weil sie nicht wieder zurückkommen. Ausgerechnet jetzt, wo durch die Umstrukturierungen bei Bauer, die Existenz von PERRY RHODAN ohnehin bedroht ist, also auch die Zukunft von NEO. Da hängen einen Menge Menschen daran, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Da ist so eine Geschichte fast schon als fahrlässig zu bezeichnen.

Wie gesagt, es ist mieses Timing in mehrfacher Hinsicht. Da hat meines Erachtens bei den Verantwortlichen der Blick aus der Sicht des Lesers gefehlt. Wenn es schlimm kommt, kann es den Anfang vom Ende der Serie bedeuten. Guckys Tod als Sargnagel für die PERRY RHODAN-Serie, das wäre der Supergau, den sicher keiner der Beteiligten gewollt hat. Hoffen wir, dass es nicht so kommt.