Cocooning 2.0

Zum Begriff: »Cocooning« hat nichts mit dem SF-Film »Cocoon« aus den Achtzigern zu tun, in dem ein paar Rentner durch außerirdische Kokons in einem Swimmingpool verjüngt werden. Der Film zählt immer noch zu meinen Lieblings-SF-Klassikern, weil die Aliens den Menschen freundlich gesinnt sind.

Der Begriff »Cocooning« stammt ebenfalls aus den Achtzigern und beschreibt einen Trend zum Rückzug in die eigenen vier Wände. Das Phänomen trat meist nach großen Krisen auf. Zum Beispiel nach den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 oder der Wirtschaftskrise 2008. Die Menschen besannen sich auf ihr Zuhause und richteten sich dort gemütlich ein. Sie gaben ihr Geld nicht für Reisen in ferne Länder aus, sondern kauften Möbel, Heimtextilien und Haushaltsgeräte. Das machte sich bei den Herstellern sowie den Möbel- und Küchenhäusern überproportional bemerkbar.

In den nächsten Monaten erwarte ich eine ebensolche Welle. Mehr als bei den vergangen Ereignissen haben sich die Menschen während der Corona-Krise daheim eingeigelt. Es wurde verstärkt selbst gekocht und das Home-Cinema genutzt. Der Home-Office-Boom führte bereits dazu, dass bei den Computerherstellern die Laptops knapp wurden. Der Trend wird sich fortsetzen, zumindest so lange wie die Leute noch Geld haben.

Dass auch mehr selbst gehandwerkelt wird, merkten vor allem die Baumärkte. Zumindest in den Bundesländern, in denen sie im März und April öffnen durften, wie beispielsweise in Baden Württemberg. Der Neffe meines Mannes berichtete, dass der Baumarkt in dem er arbeitet in den paar Wochen mehr Umsatz gemacht hat, als im ganzen Jahr 2019.

Wir haben uns dem Trend angeschlossen und über Ostern unser WC neu gefliest. Eigentlich wollten wir das erst jetzt im Mai machen, aber da mein Mann ohnehin zu Hause bleiben musste, zogen wir es vor. Zum Glück hatten wir Fliesen und Kleber schon im Januar gekauft. Das Fugenweiß kaufte ich dann mit Hilfe meines Chefs beim hiesigen Baumarkt. (Dort durften in den vergangenen Wochen nur Handwerker einkaufen.)

Komplett neu gefliest haben wir nicht. Die Vorbesitzer hatten nur halbhoch fliesen lassen, was uns a nicht gefiel und b Mehrarbeit durch Streichen bedeutete. Außerdem wollte ich schon immer eine Mosaikbordüre haben. Also kauften wir Mosaik und passende Fliesen. Was gar nicht so einfach war, weil es die Größe kaum noch gibt. Wir hatten Glück und ergatterten die letzten fünf Kartons, die bis auf eine Fliese aufgegangen sind.

Nachdem wir schon nach dem Einzug in der Küche drei Fliesen selbst gesetzt hatten, trauten wir es uns zu das selbst zu machen. Mein Vater ist Fliesenleger. Ich war oft genug mit ihm auf der Baustelle und weiß ungefähr auf was es ankommt. Und wir hatten tatkräftige Unterstützung durch meinen Schwager, der eigentlich Heilpraktiker ist, aber viel Erfahrung als Hobbyhandwerker hat.

Es ist echt schön geworden und vor allem das Mosaik aus Mamor mit bunten Glassteinchen macht richtig was her.