Zwischen Friedensbewegung und Punk

Das Bild ist zwar von 1994, aber 1989 sah ich auch schon so ähnlich aus.

Eine Dokumentation über die Jugend der Generation X.

Seit ein paar Jahren bringen die öffentlich-rechtlichen Sender Dokumentationen über die 70er, 80er und 90er Jahre. Dabei ist gerade um die 80er ist ein regelrechter Hype ausgebrochen. Auf Bayern 1 laufen den ganzen Tag über Songs aus den 80ern. In der vergangenen Woche gab es auf dem WDR eine neue Sendung. Unter dem Titel »Jung in den 80ern« kommen Prominente und Zeitzeugen aus dem Ruhrpott zu Wort. Es wird reflektiert über die Jugend, über Mode, Frisuren, Musik und was die Menschen damals bewegte. Vieles davon habe ich selbst erlebt, auch wenn ich auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs aufgewachsen bin. Dennoch, wir haben die gleiche Musik gehört, die gleichen Bands angeschmachtet und ähnliche Klamotten getragen. Vieles war bei uns selbstgeschneidert, aber mindestens genauso verrückt. Ich gestehe, auch ich hatte damals eine Dauerwelle.

Ich finde so ein bisschen Nostalgie schön. Sehe aber die Zeit inzwischen mit anderen Augen. Denn damals war politisch nicht alles so friedlich wie viele Deutsche es in Erinnerung haben. RAF, Atomdemonstrationen und Friedensbewegung dazu AIDS, saurer Regen und Waldsterben. Daran erkennt man, wie sehr sich die Zeiten geändert haben, oder auch nicht. Auch heute gehen wieder junge Menschen auf die Straße, wenn auch aus anderem Anlass. Mit einem Unterschied. Die Jugend von damals war irgendwie mutiger und erwachsener, freiheitsliebender und rebellischer. Damals zog man mit 18 daheim aus, um möglichst schnell auf eigenen Beinen zu stehen. Heute bleiben die Tweens so lange wie möglich daheim wohnen. (Gut, man muss es sich heute auch erstmal leisten können.) Damals wurde man von den Klassenkameraden und Freunden schief angesehen, wenn man weiter bei Mama und Papa wohnte.

Die 80ern waren die Geburtsstunde der Subkulturen. Popper, Punks, Skins, Gruftis – es gab einen bunten Strauß solcher Gruppierungen auf den Straßen und Plätzen. Heute sind sie nicht mehr so auffällig. Was die Punks angeht, gibt es in der Reportage ein besonderen Auftritt. Dort ist nämlich Karl Nagel zu sehen. Der ehemalige Kanzlerkandidat der APPD, Verleger, Buchautor und Perry-Fan kehrt zurück in seine Heimatstadt Wuppertal und erinnert sich, wie und warum er zum Punk wurde und wie er diese Lebenseinstellung bis heute lebt.

Zu Wort kommt auch der ehemalige Chefredakteur der Bravo, der von seinen Begegnungen mit den Stars und Sternchen der 80er erzählt. Angefangen von Michael Jackson bis zu Madonna, von NENA bis zu Modern Talking. Wenn ich an die BRAVO denke, kommen Erinnerungen hoch, da muss ich glatt mal einen eigenen Beitrag darüber schreiben.

Wer nochmal in die damalige Zeit eintauchen möchte: bis Mittwoch ist der Clip »Jung in den 80ern« in der WDR-Mediathek zu sehen.