Jugendstil, Perry und eine Bahnschranke

NEO auf dem BuCon

Das Wochenende verbrachte ich in Frankfurt. Am Samstag fand dort parallel zur Buchmesse der BuchmesseConvent statt. Es war bereits mein dritter BuCon. Inzwischen kenne ich sowohl das Prozedere und auch einige der Leute, die sich dort jährlich treffen. Wobei ich jedes Mal neue Autoren und Fans kennenlerne. In diesem Jahr hatte ich sogar eine Übernachtungsmöglichkeit in Frankfurt, so dass ich nicht völlig gestresst und umweltschädigend mit dem Flieger an- und abreisen musste.

Ich fuhr entspannt mit der Bahn am Freitagmittag nach Frankfurt, stieg dort instinktiv, ohne den Fahrplan näher zu inspizieren in die nächste S-Bahn und an der Hauptwache in die nächste U-Bahn und kam tatsächlich dort an, wo ich hin wollte. Es macht sich bezahlt, wenn man mal in Großstädten gelebt hat. Der städtische Nahverkehr scheint einem ins Blut überzugehen, oder er funktioniert halt überall ähnlich. Außerdem lag mein Ziel ziemlich zentral.

Von meiner Gastgeberin Esther Schmidt wurde ich sehr herzlich empfangen. Wir kennen uns von den Seminaren in Wolfenbüttel, bei denen sie fast schon zum Inventar gehört und gern ihr Wissen übers Schreiben an andere weitergibt. Sie wohnt in einem hundertjährigen Stadthaus im klassischen Jugendstil, mit hohen Räumen, Stuckdecken und passend eingerichtet mit edlen Tapeten und Antiquitäten. (Ich habe das ganze Wochenende nachgerechnet, wie viel es kosten würde, so ein Haus energetisch zu sanieren. Das ist zur Berufskrankheit von mir geworden.) Zwischen all den antiquarischen Schätzen entdeckte ich immer wieder nerdige Dinge, die scheinbar nicht dahin gehören, z. B. eine Tartis oder Star Trek-Postkarten. Wenn man die Bewohnerin kennt, passte dann doch alles sehr schön zusammen. Ich durfte in der Bibliothek übernachten, einem Eckzimmer mit gut gefüllten Bücherschränken bis unter die Decke und einem beeindruckenden Blick auf die Straßenkreuzung vorm Haus.

Am Freitagabend saßen wir bei thailändischen Essen noch lange zusammen und wälzten Autorenprobleme. Nach Mitternacht kam dann auch der zweite Übernachtungsgast (die Autorin Ann-Kathrin Karschnik) vom Galaktischen Forum nach Hause, so dass wir in dieser Nacht und am Morgen als kleine Autorinnen-WG verbrachten und auch gemeinsam zum BuCon fuhren, inklusive eines Zwischenstopps an der Tankstelle, weil Esthers Auto wegen der ungewohnten Beladung – drei Leute plus Gepäck – zu wenig Reifendruck meldete.

Vor dem Bürgerhaus in Dreieich war schon einiges los. Ich verbrachte ein paar Minuten in der Schlange am Einlass, bis ich meinen Eintritt zahlen konnte und meine Contüte entgegennehmen durfte. Danach ging es auch schon in die »heiligen« Hallen. Entweder waren es mehr Stände als in den vergangenen Jahren, oder sie lagen weiter auseinander, jedenfalls kam es mir voller vor, als beim letzten Mal. Allein den Lärmpegel empfand ich wegen meiner Kopfschmerzen zunächst als unangenehm. Spätestens nach dem ersten Bekannten, der mir in die Arme lief und dem ersten Gespräch waren die jedoch vergessen.

Ich führte viele Gespräche an diesem Tag, hörte mir sogar zwei Lesungen an. In einer erzählte Robert Corvus über seine Erlebnisse in Darjeeling. Ich verquatschte mich aber auch und verpasste leider die Lesung von Oliver Plaschka, die ich eigentlich hören wollte. Nahm aber am PERRY RHODAN NEO Programmpunkt teil, bei dem neben den beiden Exposé-Autoren Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm auch Oliver Plaschka, Michelle Stern und NEO-Neuzugang Lucy Guth angekündigt waren. PR-Chefredakteur Klaus N. Frick war ebenfalls gekommen, ihm versagte aber im entscheidenen Moment die Stimme, so dass Rüdiger gut vorbereitet und souverän durch die Stunde führte.

Nachdem meine Mitfahrgelegenheit schon früher hatte gehen müssen, suchte ich für die Rückfahrt nach Frankfurt eine Alternative. Rüdiger Schäfer war mein Retter, der brachte Rainer Schorm zum Frankfurter Hauptbahnhof und nahm mich kurzerhand mit. Wir warteten in Buchschlag zwar eine gefühlte Ewigkeit an einer Bahnschranke, kamen aber pünktlich an, so dass Rainer seinen Zug noch bekam. Ich fuhr voller Euphorie vom Hbf weiter und als ich aus der U-Bahn ausstieg und am Fahrkartenautomaten vorbeikam, stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich mir gar keine Fahrkarte gekauft hatte. Unfassbar, jetzt war ich auch noch zum Schwarzfahrer geworden. 

Nach einer kurzen erholsamen Nacht, trotz des Verkehrslärms – ich bin das echt nicht mehr gewohnt, seit ich nicht mehr in München wohne  – und einem guten Frühstück fuhr ich am Sonntagmorgen wieder nach Hause. Diesmal nahm ich bis zum Bahnhof den Bus, um noch ein bisschen von der Stadt zu sehen. Der fuhr tatsächlich zwischen den Wolkenkratzern hindurch, was mich ein bisschen an meine Zeit in New York City erinnerte. So ging ein schönes und ereignisreiches Wochenende mit einem Blick auf die Frankfurter Skyline zu Ende.

2 thoughts on “Jugendstil, Perry und eine Bahnschranke

  1. Die Bahnschranke kenne ich auch; an der stand ich dieses Jahr mal wieder. Dabei weiß ich, dass es sie gibt und dass man sie besser meidet.

    (Man muss von Dreieich direkt nach Norden fahren, dann kommt man auch nach Frankfurt rein … zwinker. Und für Süddeutsche gilt: nicht direkt zur Autobahn, sondern Richtung Süden – das hat beim Rausfahren diesmal auch geklappt. Aber an dieser Bemerkung siehst Du: Es nutzt nichts, wenn man es, wie ich, seit Jahren weiß; man muss sich auch daran halten …)

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