Orakeln über die SOL

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN-Mission SOL 6 – »Das Orakel von Takess« von Hermann Ritter

Stilistisch hat mir der Roman von Hermann Ritter außerordentlich gut gefallen, viel besser als die beiden Vorgängerromane. Der Autor schreibt in einem angenehmen Sprachduktus. Ich hätte mir hin und wieder weniger genaue Beschreibungen der Szenerie gewünscht, weil mir das mehr Spielraum für die eigene Phantasie lässt und für das Voranschreiten der Handlung förderlicher ist. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich würde mich freuen in Zukunft mehr vom ehemaligen Autor der Clubnachrichten zu lesen.

Was den Inhalt des Romans angeht, bin ich nicht ganz so euphorisch. Dabei hat mich weniger das Wallfahrten von Perry und Co gestört, als das unsägliche Verhalten von Mahlia Meyun. Ganz ehrlich, ich hatte mich echt gefreut, als Kai Hirdt im ersten Band diesen Charakter eingeführt hatte. Endlich eine taffe Frau, die auch mal Gefühle zeigt und dennoch ihren Weg geht. Eine Frau die intelligent ist, über Autorität verfügt und schwierige Entscheidung zu treffen weiß.

Leider ist nach Band 6 der Miniserie nicht mehr viel von dieser Frau übrig. Mahlia gebärdet sich zunehmend trotzig, weinerlich und scheint auch nicht mehr rational denken zu können. Klar hat sie einiges mitmachen müssen, aber sie verzagt und gibt anderen die Schuld, statt sich zusammenzureißen und vorwärts zu blicken. Das Exposé hat der Figur ihren Schimmer genommen, sie von der Protagonistin zur Antagonistin gemacht. Am liebsten würde ich ihr und dem Exposéautor dafür in den Hintern treten.

Vielleicht war der Charakter von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ist es glaubwürdig, dass eine Mutter ihre beiden Kinder zurücklässt, um einem Fremden auf eine ungewisse Mission zu folgen, die ihr persönlich nichts bringt? Hätte es nicht näher gelegen, dass sie sich für die Talbewohner einsetzt, um ihnen und ihrer Familie da rauszuhelfen? Was glaubt sie, wie die Talbewohner sie empfangen, jetzt, Wochen später? Sie haben sie doch schon beim letzten Mal zum Teufel gejagt.

Die Herausforderung bei der Figur der Mahlia liegt darin, dass sie Mann und Kinder hat. Da bleiben nur wenige Optionen. Fühlt sie sich der Familie verbunden, wäre sie nicht weggegangen. Fühlt sie sich der Gemeinschaft der Talbewohner verbunden, hätte sie sich bei Rhodan für deren Schicksal eingesetzt. Fühlt sie sich aber Perry Rhodan verbunden – und so sah es zunächst aus – dann sollte sie ihre Entscheidung nicht ständig hinterfragen. Sie hatte die Wahl. Sie traf die Entscheidung mit ihm zu gehen, dann muss sie das jetzt auch durchstehen.

Ich finde gerade das macht doch eine starke Persönlichkeit aus: jemand der sich von Schicksalsschlägen nicht gleich aus der Bahn werfen lässt. Jemand der einmal getroffene Entscheidungen, seien es auch Fehlentscheidungen, akzeptiert und das beste draus macht. Jemand, der an der Verzweiflung wächst. Natürlich darf die Figur bedauern, aber letztendlich muss sie vorwärts blicken.

Ich gehe mal von mir aus. Ich habe schon viele Entscheidungen im Leben getroffen, einige waren nicht so clever, wie gedacht. Aber ich habe mich immer zusammengerissen und nie die Schuld für meine Lage bei anderen gesucht. Ich habe weitergemacht und auf Chancen gewartet. Ich habe mich von Rückschlägen nicht umwerfen lassen, dass sollte übrigens niemand. Aufgeben war für mich nie eine Option. Aufgeben und sich einigeln ist leicht, sich durchzubeißen schwieriger aber lohnenswerter, auch wenn man das in dem Moment vielleicht nicht so sieht. Wenn Kai Hirdt Mahlia so darstellen wollte, dann kommt das leider überhaupt nicht rüber.

Mahlia muss klar sein, dass eine Rückkehr in ihr gewohntes Leben nicht möglich ist, weil sich auch das Leben im Dorf geändert hat. Soviel Intelligenz traue ich ihr zu, dass sie das begreift. Leider ist alles was ich bei der Figur noch spüre, Verbitterung. Damit hat sie sich bei mir als Leserin, und ich meine das vom Standpunkt als Frau, disqualifiziert. Den Charakter so zu verweichlichen, war in meinen Augen kein guter Schachzug und macht sie keineswegs so glaubwürdig, wie vom Exposéautor erhofft. Schade!

Unschlagbar clever

Quelle: Carlsen Comics

Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich mir die beiden Comic-Bände von »Unschlagbar« zulegen würde. Nachdem ich sie jetzt bereits mehrfach gelesen habe, bereue ich den Kauf überhaupt nicht. Diese ungewöhnlichen Comics sind einfach grandios. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.

Ein stinknormaler Superheld aus einem Comic, kann fliegen, ist besonders stark oder ultraschnell, vielleicht kann er sich auch unsichtbar machen oder hat den Röntgenblick. Doch all diese Fähigkeiten verblassen gegenüber dem, was Unschlagbar kann. Er sieht vielleicht nicht aus wie ein Superheld, ist eher klein und dicklich, aber er überwindet die Dimensionen und trägt ein Cape. Er behält den Überblick über den Comicstrip, kann zwischen Bildern und Zeilen wechseln oder mit Dingen werfen, die erst ein paar Strips später ihr Ziel erreichen. Er agiert quasi in einer anderen Dimension. Damit ist er seinen Feinden mehr als nur überlegen.

Pascal Jousselins Superheld bekommt es in den beiden Comic-Bänden mit allerlei merkwürdigen Personen zu tun, die ebenfalls ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen und die immer mit Comics zu tun haben. Da wäre sein Praktikant TUDI-Boy, dessen Fähigkeiten 2D-Zeichnungen zu manipulieren oftmals ganz hilfreich sein können, oder Opa Schweinchen, der die Macht der Worte besitzt und sich ebenfalls in den Dienst von Unschlagbar stellt. Ihre Gegner sind der verrückte Professor, dessen hinterhältige Pläne regelmäßig an Unschlagbars Fähigkeiten scheitern, genauso wie die des Bösen Scherzkeks, der durch Seiten gehen kann.

Quelle: Carlsen Comic

Pascal Jousselin spielt mit dem Medium Comic, wie auf einem Instrument. Er reizt den Leser zum Grübeln. Ich habe ein paar mal echt lange überlegen müssen, wie er das jetzt gemacht hat. Außerdem gibt es in jedem Band Gimmicks (eine fehlende Ecke oder eine zusätzliche Seite zum Aufklappen) die sich aus der Comic-Handlung ergeben und ohne die die Handlung nicht funktionieren würde. Man kann das schwer beschreiben, man muss es selbst erleben.

Mich hat jedenfalls noch nie ein Comic gleichzeitig so gefordert und begeistert wie die beiden Comic-Bände über den Superhelden Unschlagbar. Science-Fiction-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, obwohl die Handlung in der Gegenwart Frankreichs spielt. Aber allein die phantastischen Geschichten, die Jousselin erzählt, lassen das Herz eines Nerds höher schlagen.

Der Comic ist für Kinder gedacht, macht aber Erwachsenen sicher noch viel mehr Spaß, wenn sie zu ergründen versuchen, wie Unschlagbar seine Feinde zur Strecke bringt. Kinder lernen hierbei, um die Ecke zu denken und dass es im Comic-Universum auch drei Dimensionen geben kann.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich auf der Seite von Carlsen Comics die Leseproben ansehen.

Neues von David Rott

Quelle: ZDF

Es ist faszinierend, kaum läuft ein Film mit David Rott und schon gehen die Besucherzahlen meines Blogs durch die Decke. Dabei wurde gestern Abend im NDR nur ein Interview mit dem Schauspieler gesendet. Der hatte auf dem »Roten Sofa« im TV-Magazin »DAS!« Platz genommen und erzählte einiges darüber, was ihm gerade am Herzen liegt. Unter anderem, dass er angefangen hat, Marathon zu laufen und dass er mit dem Rauchen aufgehört hat. Wie immer kam er dabei sehr sympathisch und bodenständig rüber. Nur der Schnauzbart passt irgendwie nicht so richtig zu ihm. Aber das ist wohl Geschmacksache.

Hauptgrund seines Besuchs waren die beiden Produktionen, in denen David Rott demnächst im TV zu sehen sein wird. So wird heute Abend im ZDF der Film »Balanceakt« ausgestrahlt, den ich übrigens sehr empfehlen kann. Ich hatte ihn schon diesen Sommer im ORF gesehen. Es geht darin um eine Architektin, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere mit der Diagnose – Multiple Sklerose – konfrontiert wird. Wie sie damit umgeht und wie ihre Umwelt darauf reagiert, fand ich sehr eindrucksvoll geschildert. Trotz des schweren Themas behält der Film seine Leichtigkeit und seinen Witz. Die Darsteller allen voran Julia Koschitz spielen sehr überzeugend. David Rott verkörpert den Ehemann, der auf seine Musiker-Karriere verzichtet, um für seine Frau und das gemeinsame Kind da zu sein. Sehr bewegend, sehr emotional, aber niemals kitschig.

Im September ist David Rott dann in einer vierteiligen TV-Produktion zu sehen. In »Vater allein zu Haus« wird in jeder Folge ein Vater gezeigt, der sich um die Erziehung der Kinder kümmert, während die Mutter einem Job nachgeht. Das »Mann« dabei auf die gleichen Vorurteile und Probleme stößt, mit denen sich Mütter in der Bundesrepublik schon seit Jahrzehnten herumschlagen müssen, ist klar. Das im TV zu zeigen, war fast schon überfällig. Denn die Realität sieht inzwischen öfter so aus, dass die Frau arbeitet und der Mann daheimbleibt. Insofern hat sich endlich mal jemand getraut, dies zu verfilmen. David Rott kann in die Rolle eigene Erfahrungen einbringen. Als Vater von fünf Kindern, von denen er drei zu Hause betreut, während seine Frau als Ärztin im Krankenhaus arbeitet, gibt es da bestimmt Berührungspunkte.

Ich bin gespannt, wie es umgesetzt wird. Ob es eine seichte Komödie bleibt, oder ob da tatsächlich ernsthaft Stellung bezogen wird. Spätestens am 13. und am 20. September werden wir es in der ARD erleben.

Entstörter Barcode

Entstört!

Es gibt Sachen, die glaubt man erst, wenn man sie sieht. Da kam mir unlängst ein Artikel unter die Augen. Ich las, war verblüfft und sah sofort aufs Datum, an dem der Beitrag erschienen war. Nein, es war nicht der 1. April, der Verfasser wollte mich anscheinend nicht veralbern. Sicherheitshalber prüfte ich seine Angaben beim nächsten Besuch im Bioladen nach und tatsächlich …

Doch beginnen wir von vorn. Der Strichcode oder auch Barcode genannt ist eine Erfindungen aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts und wurde in den 1970er Jahren großflächig im Handel eingeführt, auf Druck der großen Supermarkt-Ketten in den USA. Die NASA entwickelte für das Space-Shuttle-Programm einen ähnlichen Code für die Inventarisierung der vielen Bauteile der Shuttles. Ein Barcode ist eine durch Striche kodierte Nummer, die einem bestimmten Produkt zugeordnet ist.

In meiner Lehrzeit hatten wir eine Software die Barcodes generierte. Man musste nur die Nummer eingeben und die Software gab ein Grafik-Datei mit dem Strichcode aus, die man dann auf Film belichten oder am Computer in ein Layout einsetzen konnte.

Kommen wir wieder zurück zum Bioladen. Bei vielen gesundheitsbewussten Menschen spielt Wasser eine besondere Rolle. Manche legen Edelsteine in eine Karaffe, um das Wasser zu vitalisieren, andere lassen es vom Wasserhahn versprudeln und andere wiederum bauen sich Enthärtungs- oder Filteranlagen in die Trinkwasserversorgung im Haus ein. Ich will mich hier nicht darüber auslassen, was davon sinnvoll ist und was nicht, das soll jeder für sich selbst entscheiden.

Entstört!

Was ich ein wenig absurd finde, dass es anscheinend Menschen gibt, die glauben, ein Barcode würde das Produkt, auf dem er aufgedruckt ist, negativ beeinflussen. Sie glauben zum Beispiel, dass von dem Barcode negative Energien auf das Wasser in der Flasche übergeht. Deshalb müssten diese Strichcodes entstört werden, in dem man sie beispielsweise durchstreicht, oder mit einem Zeichen überdruckt. Zur Erinnerung: wir reden hier von einem Stück bedruckten Papier, in dem ist keine Metallfolie hinterlegt, und es kommt auch keine »verstrahlte« Farbe zum Einsatz. Was bitte soll da negativ strahlen? Egal!

Das allein wäre für mich kein Aufreger. Doch, dass Firmen diesen Irrglauben nutzen, um damit Geschäfte zu machen, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten, finde ich nicht in Ordnung. So gibt es einige Hersteller von Bio-Wassern und Säften, die ihre Strichcodes tatsächlich entstören. Ich sage jetzt keine Namen, das kann jeder im Bioladen selbst überprüfen. Aber ich habe ein paar Bilder gemacht, weil ich es hier unbedingt zeigen wollte.

Wer den interessanten Artikel bei Bento nachlesen möchte, dem empfehle ich dem Link zu folgen.

Sonniges Plätzchen

Wo sitzen Katzen am liebsten? Klar doch! Auf der Fensterbank. Nicht nur das man von dort aus einen besonders guten Ausblick hat, meist ist es da auch schön warm, ob jetzt von der Sonne oder im Winter von der Heizung. Schlecht ist dagegen, wenn ein Störenfried einem von dort vertreiben will. Doch Simons Cat wäre nicht Simons Cat, wenn sie keine Idee hätte, wie man den frechen Eindringlich vertreiben kann. Seht selbst!

(Ich finde es in Ordnung, dass die Videos jetzt gesponsert werden, von irgendwas wollen die Zeichner der Serie ja leben. Zumindest sind es meist sinnvolle Sponsoren.)

Blauer Sonntag

Blick aus dem Hotelfenster zum »Affenberg«

Im Gegensatz zum tristen Samstag überraschte uns der Sonntag mit strahlend blauem Himmel. Ich machte gleich ein paar Fotos aus dem Hotelzimmer.

Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Rückweg. Schnell waren wir aus Karlsruhe heraus und auf der A8. Die war schon recht bevölkert. Zwar kamen wir bis Stuttgart gut durch, standen aber anschließend mehrere Kilometer im Stau.

Weil wir noch Zeit hatten, schlug ich vor, von der Autobahn abzufahren und in Blaubeuren Mittagessen zu gehen. Die Parkplatzsuche gestaltete sich schwierig, wir fanden erst einen am Ortsausgang. Dafür war in der Stadt trotz schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen erstaunlich wenig bis gar nichts los. Fast alle Restaurants oder Gaststätten hatten entweder Urlaub oder waren geschlossen. Die Touristen und Ausflügler irrten durch die Straßen. Das einzig offene Lokal, was wir fanden, war ein Italiener der mit kreativer Küche warb. Hier ergatterten wir die letzten freien Plätze. Die vegetarische Pasta war schmackhaft und auch die Preise waren moderat, man kann das Lokal also weiterempfehlen. Warum die anderen Gaststätten an einem Sonntagmittag im Hochsommer nicht offen hatten, wissen wohl nur sie selbst. Denn der Andrang an Gästen bei dem Italiener war so groß, das viele weggeschickt werde mussten. Denen blieben nur die Imbissbuden rund um den Blautopf.

Nach dem Essen bewunderten wir das türkisfarbene Wasser des Blautopfs. Die Quelle des Flüsschens Blau sollte man einmal mal besucht haben. Wenn möglich bei Sonnenschein, damit die Farben richtig zur Geltung kommen. Ich machte eine Menge Fotos, weil ich mich nicht sattsehen konnte. Von dort spazierten wir zurück zum Auto und fuhren ins wenige Kilometer entfernte Ulm, die Verwandtschaft besuchen.

Die Heimfahrt über die Autobahn und die baustellengeplagte B304 zog sich am Abend scheinbar ewig hin. Bei Wasserburg stauten sich die Autos sogar auf der Gegenspur über mehrere Kilometer. Das hatte ich auch noch nicht erlebt. Aber wir kamen heil daheim an und das ist das Wichtigste.

hier noch ein paar Eindrücke vom Blautopf:

Blautopf
Orgie in blau und Grün

Feucht und flauschig

Brücken-Restaurants gibt es nicht nur an der Autobahn

Der Samstag begann trist, außerdem hatten wir verschlafen. Wir gingen – für unsere Verhältnisse ziemlich spät – erst nach neun Uhr frühstücken. Wie immer war das Frühstück im Hotel reichhaltig und schmackhaft. Dieses Mal schmeckte auch der Kaffee. Da hat sich die Investition in eine neue Kaffeemaschine gelohnt.

Ich fühlte mich, analog zum tristen Wetter draußen, ein wenig deprimiert. Da hilft meist ein ausgedehnter Spaziergang. Mein Mann wollte sich den Campus des KITs (Karlsruher Institut für Technologie) ansehen und so schlenderten wir quer durch die Südstadt nach Norden. Trotzdessen es immer wieder leicht nieselte, war es ziemlich warm. Ich hatte die Regenjacke übergezogen und schwitzte die ganze Zeit.

Es gibt eine Menge sehr schöner Ecken in Karlsruhe, Parkanlagen zwischen den Häuserfronten, durch die schmale Wege führten. Viele alte Bäume und auch sonst viel Grün. Dann wieder weite Anlagen mit großen modernen Betonbauten, Springbrunnen und glänzenden Fassaden, ein Brücken-Restaurant und Gassen wie in einer Kleinstadt. Wir ließen uns durch die Stadt treiben.

Ich marschierte wie immer zielstrebig voran und stieß dabei unbeabsichtigt auf die Rotlichtmeile der Stadt. Ehrlich, ich war völlig verblüfft, als wir plötzlich in die Brunnenstraße abbogen und mitten zwischen Laufhäusern und Erotic-Bars standen. Es war Samstagvormittag und das einzige, was sich in der Straße bewegte, waren die Lieferwagen. Dennoch saßen ein paar Damen in den Schaufenstern der Etablissements und warteten auf Kundschaft. Wir stiefelten hindurch, als wäre es nur eine von vielen Straßen. Auf der Kreuzung dahinter waren schon die ersten Gebäude des KITs zu sehen, doch in dem Moment hattet mein Mann nur Augen für … nein, nicht das was jetzt manchen denken … das Autohaus auf der anderen Straßenseite. Dort standen ein paar Old- und Youngtimer im Schaufenster, die mussten genauer betrachtet werden. Die freizügigen Damen in der Brunnenstrasse, waren für ihn hingegen nicht so interessant gewesen. Sehr brav!

Vom KIT-Campus steuerten wir das Schloss an. Die Fassade ist auch tagsüber beeindruckend, nicht nur wenn die Projektoren auf sie gerichtet sind. Das Gelände rund ums Schloss war nur mäßig besucht, einige wenige Touristen drängten ins Museum für Kulturgeschichte. Wir saßen ein Weile davor und bewunderten die Anlagen. Als es anfing stärker zu regnen, gingen wir weiter.

Wir wollten etwas nachholen, was wir beim letzten Mal nicht geschafft hatten – einen Besuch im »Cats Café« in der Kaiserpassage. Das Münchner Katzen-Café haben wir bereits zweimal besucht und wollten uns nun das Katzen-Café mit den meisten Katzen in Deutschland ansehen. Es ist überraschend groß, es gibt 13 Katzen und außer lecker aussehendem Kuchen auch veganes und vegetarisches Essen. Kurz nach zwölf war es schon ziemlich voll, die meisten Tische waren reserviert. Da wir nicht vor hatten, allzu lange zu bleiben, setzten wir uns an einen Tisch, der ab 13 Uhr reserviert war. Die Einrichtung des Cafés ist recht originell und man sieht, dass dabei viel von Hand selbst gestaltet wurde. Überall gibt es Schlafplätze für Katzen und sogar eine kleine Terrasse, wo Gäste essen und die Vierbeiner frische Luft schnappen können. Das Desinfizieren der Hände vor dem Eintreten ist Pflicht und ein Regelwerk auf jedem Tisch klärt die Besucher über das richtige Verhalten auf. Die Bedienung war ausgesprochen freundlich. Wir bestellten eine Flasche Wasser und »Schwäbische Lasagne«. Das einzige, was mich störte, war die Wärme. Ich schwitzte und fühlte mich wie in den Tropen. Den Katzen schien es nicht zu warm zu sein, sie spazierten unter den Tischen hindurch und ließen sich von den Besuchern streicheln. Manch ein Gast spielten mit ihnen, andere machten Fotos oder filmten. Es waren vor allem sehr viele junge Leute da. Ich glaube, wir fielen wegen unseres Alters schon auf.

Kurz vor ein Uhr gingen wir wieder. Draußen waren die Temperaturen angenehmer und es hatte auch aufgehört zu regnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im »Füllhorn«, einem riesigen Bioladen, spazierten wir zum Hotel zurück. Ich duschte ausgedehnt und am späten Nachmittag genehmigten wir uns noch einen Kaffee im »Tante Emma«. Anschließend organisierten wir uns im Hauptbahnhof noch eine Kleinigkeit zum Abendessen.

Der Abend zeigte sich verregnet, so dass wir nicht, wie geplant, nochmal zu den Schlosslichtspielen gingen.

Lauschige Parks …
… Pflaster-Kunst …
… und kuschelige Miezen

Von der Schlossruine zu den Schlosslichtspielen

Den sonnigen Vormittag nutzen wir in Heidelberg zu einem Spaziergang durch den Schlossgarten. Der Schlossberg ist zwar steil, aber so kurz, dass wir binnen fünf Minuten oben waren. Die ausgedehnte Parkanlage ist kostenlos, wohingegen man für den Besuch des Schlosses und des Schlosshofs Eintritt zahlen muss. Wir verschoben das auf einen späteren Zeitpunkt und bummelten lieber durch den in Terrassen angelegten Schlossgarten, der eine unglaubliche Aussicht auf Heidelberg bietet. Man versteht, warum die Stadt bei Touristen so beliebt ist. Es ist die Lage im engen Flusstal, das sich zu einer weiten Ebene öffnet, die bemerkenswert anmutet.

Für den Abstieg vom Berg nutzen wir einen verschlungenen Waldweg und standen alsbald in der historischen Altstadt. Hier jedoch dominierten wie scheinbar überall in Deutschland Baustellen das Bild. Am Neckar entlang bummelten wir zurück zum Bismarckplatz, von wo uns die Straßenbahn bis zum Hotel zurückbrachte.

Punkt 12 Uhr Mittags starteten wir zur nächsten Etappe unseres Kurzurlaubs. Es ging nach Karlsruhe. Wie immer um diese Jahreszeit. Die Schlosslichtspiele lockten und auch das Treffen mit dem Autor des Totengräber-Tagebuchs.

Überrascht davon, dass die beiden Städte so nahe beieinander liegen, kamen wir schon 40 Minuten später am Hotel AVISA an. Drehten hier aber drei Ehrenrunden, bis wir einen Parkplatz gefunden hatten. Nett, das uns die Dame an der Rezeption anbot, ihr Fahrzeug umzuparken, damit wir einen Stellplatz bekommen. Zum Glück fuhr aber gerade jemand weg. So nah am Bahnhof ist es nicht leicht einen Parkplatz fürs Auto zu bekommen. Ehrlich gesagt, war dies eine meiner größten Sorgen vor der Reise gewesen. Normalerweise reisen wir immer mit dem Zug an.

Nach einer Stärkung in unserem Lieblingscafé »Tante Emma« und einer längeren Ruhepause war es auch schon soweit, in Richtung Marktplatz aufzubrechen. Dort hatten wir uns u.a. mit Volker Langenbein verabredet, dessen »Totengräbers Tagebuch« ich unlängst hier rezensiert habe. Organisiert hat das Treffen Lektor und Mitautor Klaus N. Frick, der ebenfalls vor Ort war.

Es wurde ein lustiger Abend, mit leckerem Essen und spannenden Geschichten. Volker beantwortete mir noch die eine oder anderer Frage, die nach der Lektüre seines Buchs noch übrig geblieben war. Es blieb Zeit für ein Foto und die Signatur des Romans. Volker hatte sich extra auf einem Zettel notiert, was er mir ins Buch schreiben wollte. Das fand ich sehr nett und ich bedanke mich an dieser Stelle nochmal für seine lieben Worte.

Die Vorführung hatte längst begonnen, als wir zum Karlsruher Schloss aufbrachen. Wie immer saßen und standen viele Leute auf dem Platz vor dem Schloss. Leider war es schon so dunkel, dass man es nicht genau schätzen konnte, wie viele es wirklich waren. Mir kam es jedoch so vor, als wären es mehr gewesen, als in den Jahren zuvor.

Die ersten drei Präsentationen hatten wir verpasst, gerade aber begann »300 Fragments« von Maxin10sity, das für die ersten Schlosslichtspiele 2015 entworfen wurde. Es ist immer wieder ein Erlebnis die Show live auf der Fassade des Schlosses zu sehen und nicht nur als Clip bei YouTube. Dieses Mal standen wir ziemlich weit vorn im Schlosshof, also ganz nah dran. Die darauffolgende Präsentation »Noise3« hatten wir in den vergangenen Jahren auch schon gesehen, aber das anschließende »Our only blue One« von Maxin10sity war neu. Es ging um nichts Geringeres als die Geschichte des Universums vom Urknall bis heute, mit einem Ausblick auf die Zukunft. Eigentlich zwei Ausblicken: einem der eine vermüllte Erde zeigt und einem, in dem die Menschen in Harmonie mit der Natur leben, ohne das sie auf Wohlstand und Technik verzichten. Die Show entstand in Zusammenarbeit mit dem KIT (Karlsruher Institut für Technologie) und enthält eindrucksvolle Bilder aus unserem Kosmos.

Kurz bevor wir gingen, projizierte man noch eine Aufnahme von Alexander Gerst auf die Schlossfassade. Bei seiner Rede vom November 2018 von der Internationalen Raumstation an die zukünftigen Generationen – bei denen er sich entschuldigt, dass seine Generation, also wir, die Erde in keinem guten Zustand hinterlassen – bekam ich wiederholt Gänsehaut. Den Astro- oder besser Kosmonauten so überlebensgroß zu sehen, war echt beeindruckend und ein würdevoller Abschluss eines wirklich gelungenen Tages. Danke an alle indirekt Beteiligten!

Das Heidelberger Schloss
Hübsche Häuser neben der Baustelle
Am Neckarufer
Mit Volker Langenbein
Eindrucksvolle Show auf der Schlossfassade

Stadt am Neckar

Heidelberg von oben

Ich gestehe, wenn mich vor einer Woche jemand gefragt hätte, an welchem Fluss Heidelberg liegt, hätte ich erst überlegen müssen. Gestern Nachmittag und heute Vormittag habe ich es mit eigenen Augen nachprüfen dürfen.

Eigentlich wollten wir auf die schwäbische Alb zum Verwandtenbesuch, doch der musste krankheitsbedingt ausfallen. Wir entschlossen uns zu einer spontanen Planänderung. Da weder mein Mann noch ich je in Heidelberg gewesen sind, buchten wir kurzerhand ein Hotelzimmer und fuhren zum Feiertag (in Bayern zumindest) in die Stadt am Neckar.

Es regnete unterwegs und die A8 war ab Ulm ziemlich bevölkert, also fuhren wir über die Bundesstraße nach Ludwigsburg und anschließend über die A81 und die A6 nach Heidelberg. Wir hatten es nicht eilig und sahen so etwas vom schwäbischen Hinterland. Das kann übrigens idyllisch aussehen oder ziemlich industriell, je nachdem wo man entlangfährt. Blühende Landschaften gibt es dort auch nicht überall, wie man vielleicht glaubt. Manch kleiner Ort sah schon etwas heruntergekommen aus. Das erzähle ich hier nur, weil es im allgemeinen heißt, dass Schwabenländle wäre so reich.

In Heidelberg bezogen wir unser Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs, mit Gleisblick, aber einer unschlagbaren Verkehrsanbindung und Hoteleigenen Parkplätzen. Anschließend fuhren wir mit der Straßenbahn in die Altstadt und bummelten die Hauptstraße entlang. Die ähnelt der Kaufinger Straße in München, die gleichen Geschäfte und genauso viele Touristen. Sie ist nur schmäler und die Häuser älter.

Am Kornmarkt tranken wir einen Kaffee und beobachteten wie sich langsam aber bedrohlich der Himmel zuzog. Wir entdeckten die Bergbahn zum Schloß und beschlossen am nächsten Morgen dort hoch zu laufen, oder zu fahren. Dann fuhren wir mit dem Bus zum S-Bahnhof in der Altstadt, weil die Wolken immer mehr und immer dunkler wurden.

Am S-Bahnhof goss es in Strömen, doch als die S-Bahn kam und wir in der Weststadt ausstiegen, schien schon wieder die Sonne. Wir spazierten durch die ruhige Weststadt, entdeckten einen Fußweg, der auf einer ehemaligen Bahnstrecke angelegt worden war und aßen eine Kleinigkeit, bevor wir wieder ins Hotel gingen. Wieder zogen dichte Wolken auf, aus denen vereinzelt Regen fiel. So musste das Abendprogramm ausfallen.

Die Eichhörnchen von Manhattan

Hörnchen in NYC

Wer an Manhattan denkt, hat meist Hochhäuser und Straßen mit gelben Taxis im Kopf. Das es auf der Insel im Herzen New York Citys auch eine quicklebendige Tierwelt gibt, wissen nur diejenigen, die es erlebt haben. Und dabei rede ich nicht von den Mäusen und Ratten, die sich in den U-Bahnschächten tummeln und sich von der Bahnsteigkante gut beobachten lassen. (Das kann man übrigen auch in der Münchner U-Bahn.) Ich meine auch nicht die vielen Seevögel, die die Stadt und die Hafenanlagen bevölkern. Ich meine die Tierwelt in den Parks, dem großen Central Park, sowie den vielen kleineren Grünflächen, die es in der Stadt gibt.

Ich habe dort Waschbären gesehen und natürlich jede Menge Eichhörnchen. Genauer gesagt, das Amerikanische Grauhörnchen. Die sind etwas größer, als die bei uns heimischen Hörnchen und in den USA fast schon sowas wie eine Plage. Zugegeben, eine ziemlich niedliche Plage, wenn sie in den Ästen der Bäume umherspringen, oder auf den Wegen sitzen und die Passanten anbetteln. Die Eichhörnchen Manhattans sind an Menschen gewöhnt und können mitunter ziemlich dreist werden. Die Frechsten unter ihnen klettern einem schon mal die Hosenbeine hoch, wenn sie merken, das man etwas Fressbares in der Hand hält. Nur außerhalb der Innenstadt, beispielsweise in Flushing Meadow, verhalten sie sich noch wie scheue Wildtiere.

Ich war im Winter in NYC und da schlafen die Tiere eigentlich. Da sie jedoch auf Grund der begrenzten Fläche nicht genügend Wintervorräte anlegen können, sind sie in ihren Wachphasen oft am Betteln. Tierschützer haben damals aufgefordert, die Tiere mit Nahrung zu unterstützen. Deshalb hatte ich meist, wenn ich spazieren ging, eine Handvoll Erdnüsse in der Tasche, ungesalzen mit Schale, versteht sich. Das nebenstehende Foto zeigt mich und meine Mutter, wie wir im Januar 1999 im Washington Square Park ein Grauhörnchen füttern.

Das Amerikanische Grauhörnchen wurde übrigens nach England und Italien eingeschleppt und droht inzwischen das Eurasische Eichhörnchen zu verdrängen. Weshalb es in Großbritannien bereits zum Abschuss freigegeben wurde. Da die Tiere robuster sind, mehr Junge bekommen und eine Krankheit übertragen, gegen die das Eurasische Eichhörnchen nicht immun ist, wird es wohl nicht lange dauern, bis es auch bei uns heimisch ist.